Jedes Jahr finden zahllose sogenannte Katzen- und Hundeausstellungen in ganz Deutschland statt. Bei diesen Veranstaltungen buhlen Züchter:innen und Tierhalter:innen in Wettbewerben um den Preis für die „schönste“ Katze und den „schönsten“ Hund – zum Leidwesen der Tiere. Qualzuchten, anstrengende Transporte und großer Stress sind nur einige der Gründe, weshalb Katzen- und Hundeausstellungen Tierquälerei sind und dringend verboten werden müssen.
„Rassetiere“ leiden extrem unter der Zucht
Auf den Tierausstellungen werden Hunde und Katzen bestimmter „Rassen“ vorgestellt. Diese Tiere werden auf spezifische Merkmale hin gezüchtet, nur um gewisse – meist optische – „Rassestandards“ zu erfüllen. Doch viele dieser Merkmale bedeuten für die Tiere gesundheitliche Probleme und daher große Qualen.
Bekannte „Haustier“-Qualzuchten sind beispielsweise:
- Sphinx-Katzen
- Perser-Katzen
- Möpse
- Australian Shepherds
- Schottische Faltohrkatzen
- Französische Bulldoggen und viele mehr.
Katzen- und Hundeausstellungen bedeuten großen Stress für die Tiere
Tierausstellungen sind immer mit immensem Stress für die Vierbeiner verbunden. Ausgestellt in kleinen Gitterkäfigen, inmitten einer riesigen Halle, von Tausenden Menschen und anderen Tieren umringt und von zahllosen Augenpaaren begutachtet – und das meist über mehrere Tage hinweg. Diesen Stress möchte sich niemand freiwillig antun. Warum ihn dann tierischen Mitbewohnern zufügen? Hunde und Katzen sind äußerst lautstärkeempfindlich und haben einen hohen Bewegungsdrang, den sie in der Transportbox oder auf dem Ausstellungstisch nicht ausleben können. Die Tiere reagieren nicht selten verängstigt oder sogar aggressiv in einer Umgebung mit derart hohen Stressfaktoren. Anzeichen dafür können Hecheln, Zittern und apathisches Verhalten sein.
Tiere leiden unter langen und anstrengenden Transportwegen
Die meisten Katzen suchen das Weite, wenn sie eine Transportbox sehen – und das nicht ohne Grund. Wer möchte schon stundenlang in einer kleinen Plastikkiste ausharren, im eigenen Urin und Kot? Nur wenige Katzen haben kein Problem mit dem Autofahren und bleiben ruhig.
Züchter:innen und Halter:innen aus ganz Deutschland und dem Ausland reisen zu „Rassetier-Ausstellungen“ an und nehmen mit teils mehreren Hundert Kilometern Hin- und Rückreise enormen Stress für die Tiere in Kauf. Häufig dürfen die Vierbeiner in dieser Zeit weder für eine Pause heraus aus den engen Boxen noch haben sie die Möglichkeit, ihren arteigenen Bedürfnissen selbstbestimmt nachzugehen.
Lebewesen werden nach ihrem Äußeren bewertet
Tiere nach ihrer Optik zu beurteilen, ist grundsätzlich falsch. Genau darum geht es jedoch bei sogenannten Katzen- und Hunderasseausstellungen. Dabei soll der „Zuchterfolg“ bewertet werden. Aber: Jedes Lebewesen ist wertvoll, egal, wie die Form seiner Ohren, die Fellzeichnung oder eine andere Ausprägung ausfällt. Tiere genau darauf zu züchten, um ein falsches Ästhetikempfinden von uns Menschen zu befriedigen, kann niemals ethisch vertretbar sein – besonders da dadurch oftmals wissentlich genetische Krankheiten und Leid für die Tiere von den Züchter:innen in Kauf genommen werden.
Es geht für sie nicht um das Wohl und die Gesundheit der Tiere, sondern um gewonnene Preise und Anerkennung für ein Aussehen, das den Tieren ein Leben lang Leid zufügen kann und nicht selten zum frühen Tod führt. Durch immer weiterreichende „Zuchtziele“ wird dieses Leid, wie beispielsweise die lebenslange Atemnot einer Französischen Bulldogge, von Generationen zu Generation weitergegeben und sogar verstärkt.
Was ist ein Rassestandard und warum werden Tiere danach beurteilt?
Der sogenannte Rasse- oder auch Zuchtstandard bezeichnet bestimmte festgeschriebene Merkmale für eine Rasse. Diese gelten als Zuchtstandard und sind somit „erstrebenswert“. Rassestandards gibt es vor allem für domestizierte Tierarten wie Pferde, Katzen, Hunde, Vögel, Fische und Kaninchen. Im Rassestandard stehen absurde „Richtlinien“ wie beispielsweise bei einem Chihuahua: „Es wird ein fast quadratischer Körper gewünscht“. Definiert wird jeder Teil des Tieres, von der Schulterform bis hin zum Ellenbogen. Abweichungen von dieser „Norm“ gelten als „fehlerhaft“ und führen zu Punktabzügen. [1] Ängstliche Tiere werden direkt disqualifiziert und verlieren so an Wert für die Züchter:innen.
Laut Tierschutzgesetz sind Qualzuchten zwar verboten, die Definition ist jedoch so schwammig, dass Züchter:innen auf Basis des Rassestandards weiter Tiere überzüchten, ohne auf deren Gesundheit Rücksicht zu nehmen. Da meist nur wenige Tiere diesen bizarren „Idealen“ entsprechen, findet häufig Inzucht statt, um die gewünschten Merkmale weiter voranzubringen. Die Folgen sind lebenslange gesundheitliche Probleme, die weitervererbt werden und deutliche Schwierigkeiten im Sozialverhalten der Tiere.
Profit steht vor Tierwohl
Tierhalter:innen nehmen an Hunde- und Katzenausstellungen nicht nur teil, um anderen Teilnehmer:innen und Besucher:innen den tierischen Mitbewohner zu zeigen. Ziel ist es oft, möglichst viele Auszeichnungen zu gewinnen, um über die vermeintlich „perfekte“ Optik der Katzen und Hunde möglichst viele Käufer:innen anzusprechen. Bei zweifelhaften Wettbewerben auf Katzen- und Hundeausstellungen soll in verschiedenen Kategorien die „schönste“ Katze und der „schönste“ Hund gekürt werden – natürlich nach menschengemachten Richtlinien.
Dabei bestimmt eine Jury das „Gewinnertier“, welches potentielle Käufer:innen anlockt. Jeder Gewinn bedeutet Aufmerksamkeit für die Züchter:innen und damit Geld durch den Verkauf der Tiere – auf Kosten ihrer Bedürfnisse und Gesundheit. Je mehr Preise ein Tier gewinnt, desto mehr Geld können die verantwortungslosen Züchter:innen häufig mit seinen Nachkommen verdienen. Wenn es um die Zucht von Tieren geht und immer damit verbunden um den Profit, dann gibt es für das Wohl der Tiere keinen Platz mehr.
Keine Chance für die Tiere im Tierheim
Der Rassenwahn führt dazu, dass Hunde und Katzen nur wegen ihres Aussehens oder einem anderen spezifischen Merkmal gezüchtet und gekauft werden – während Tausende Tiere in Tierheimen auf ein neues Zuhause hoffen. Insgesamt warten jedes Jahr 350.000 Tiere allein in deutschen Tierheimen. Viele von ihnen wurden zuvor einfach ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben. Mit jedem bei Züchter:innen gekauften Tier schwindet für ein heimatloses Tier die Chance auf ein liebevolles Zuhause.
Was Sie gegen das Tierleid unternehmen können
- Wenn Ihnen der liebenswerte Charakter eines Tieres wichtig ist und Sie als mitfühlender Mensch das enorme Tierleid auf Rassetierausstellungen und im Tierhandel nicht unterstützen wollen, dann adoptieren Sie Ihren neuen tierischen Mitbewohner immer aus dem Tierheim. Dort warten Tausende Tiere sehnsüchtig auf ein liebevolles Zuhause.
- Besuchen Sie keine Rassetierausstellungen und informieren Sie die Menschen in Ihrem Umkreis, die sich ein Tier bei Züchter:innen kaufen möchten, über das Leid, das durch die Zucht von Tieren entsteht.
- Sie können gegen das enorme Leid der Tiere bei Katzen- und Hundeausstellungen aktiv werden: Unterzeichnen Sie jetzt kostenlos und mit wenigen Sekunden Aufwand unsere Petition an die Bundesregierung und fordern Sie gemeinsam mit uns ein Heimtierschutzgesetz.
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Quellen
[1] Federation Cynologique Internationale (AISBL) (04.10.2019): FCI Standard Nr. 218 Chihuahueno, http://www.fci.be/nomenclature/Standards/218g09-de.pdf, (eingesehen am 08.12.2021)