Um Milch ranken sich viele Mythen: Beispielsweise soll sie gut für die Zähne und wichtig für starke Knochen sein. Doch Kuhmilch und Co. sind nicht für den menschlichen Verzehr gedacht, sondern für Tierkinder. Während Kälber, Lämmer und Fohlen für eine optimale Entwicklung auf Milch angewiesen sind, kann tierische Milch der menschlichen Gesundheit sogar schaden.
6 Gründe, warum Milch nicht gesund ist
Wie alle anderen Säugetiere nehmen auch wir Menschen als erste Nahrung Milch zu uns. Muttermilch ist nährstoffreich und perfekt auf die Bedürfnisse des Neugeborenen abgestimmt. Tierische Milchprodukte sind jedoch keine Lebensmittel für Menschen, und tierische Milch ist kein Erfrischungsgetränk für Erwachsene. Wir sind in keiner Lebensphase auf die Milch einer anderen Spezies angewiesen – im Gegenteil: Der Konsum tierischer Milch birgt gesundheitliche Risiken.
1. Muttermilch ist nicht für Erwachsene geeignet – Laktoseintoleranz
In Deutschland sind etwa 15 Prozent der Bevölkerung von Laktoseintoleranz betroffen [1] – weltweit sind es sogar rund 75 Prozent. Bei laktoseintoleranten Menschen führt der Verzehr von Milch oder milchhaltigen Produkten zu Symptomen wie Blähungen, Übelkeit, Krämpfen, Völlegefühl und Durchfall.
Neugeborene können Laktose normalerweise ohne Probleme verstoffwechseln, denn auch menschliche Muttermilch enthält von Natur aus den Milchzucker Laktose. Im Darm von Babys wird das Enzym Laktase produziert, das für die Verdauung von Laktose notwendig ist. Sobald das Baby von der Milch entwöhnt wird, geht die Laktase-Produktion natürlicherweise zurück, und so nimmt die Verträglichkeit für Milchzucker ab. Manche Menschen haben im Erwachsenenalter noch mehr Laktase im Darm als andere. Menschen mit Laktoseintoleranz haben so wenig Laktase, dass ihr Körper mit unangenehmen Symptomen reagiert, wenn sie Milch und Milchprodukte zu sich nehmen.
Laktoseintoleranz im Erwachsenenalter ist also völlig natürlich, denn Muttermilch ist für Babys: Menschliche Muttermilch für Menschenbabys und Muttermilch von Tieren wie Kühen für ihre Tierkinder. Zum Glück gibt es viele verschiedene gesunde pflanzliche Milchalternativen wie Soja-, Reis- oder Haferdrinks.
2. Muttermilch einer anderen Spezies ist nicht für den Menschen geeignet
Kuhmilch ist Muttermilch für Kälber und daher an die Ernährungsbedürfnisse von Kälbern angepasst – nicht an die von Menschen. Kälber verdoppeln ihr Körpergewicht in den ersten zwei Lebensmonaten, beim Menschen dauert das ein halbes Jahr.
Nach zwei Jahren wiegen Kälber bereits zwischen 500 und 550 Kilogramm. Das liegt unter anderem daran, dass Kuhmilch rund dreimal so viel Eiweiß wie menschliche Muttermilch und fast 50 Prozent mehr Fett enthält. Die Zusammensetzung von Kuhmilch kann bei regelmäßigem Verzehr beim Menschen daher zu gesundheitlichen Problemen führen.
3. Kuhmilch begünstigt Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Jedes Jahr sterben in Deutschland über 300.000 Menschen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. [2] In Europa sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit fast 50 Prozent die häufigste Ursache für einen vorzeitigen Tod. [3]
Der wichtigste Risikofaktor für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung wie etwa Herzinfarkt ist ein erhöhter Cholesterinspiegel. [4] Die Ernährungsweise eines Menschen hat großen Einfluss auf die Cholesterinkonzentration im Blut. Kuhmilch hat einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die die Blutfettwerte und damit das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Eine Studie mit über 100.000 Teilnehmer:innen konnte zeigen, dass ein hoher Konsum von tierischen Proteinen mit einer erhöhten Sterblichkeit an kardiovaskulären Erkrankungen in Verbindung steht. Dagegen war ein hoher Anteil an pflanzlichen Proteinen in der Ernährung mit einem niedrigeren Risiko für Herzerkrankungen und einer geringeren Sterblichkeit verbunden. [5] Der Austausch von Milchfett durch pflanzliche, mehrfach ungesättigte Fettsäuren in der Ernährung kann das Herzerkrankungsrisiko wiederum deutlich vermindern. [6]
Eine vegane Ernährung enthält keine tierischen Fette – und damit weniger gesättigte Fettsäuren. Außerdem enthalten pflanzliche Lebensmittel kein Cholesterin, denn das kommt nur in tierischen Produkten vor. Veganer:innen nehmen stattdessen mehr ungesättigte Fettsäuren und Ballaststoffe zu sich. Letztere sind nur in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Dies wirkt sich positiv auf die Blutfettwerte aus. [4]
4. Milchkonsum erhöht das Akne-Risiko
Der Zusammenhang zwischen Milchkonsum und Akne wird schon seit vielen Jahren wissenschaftlich untersucht. Eine Meta-Analyse mit Daten von knapp 72.000 Proband:innen bestätigte 2018 erneut, dass Milch Akne fördert. [7] Menschen, die regelmäßig Kuhmilch trinken, haben ein höheres Risiko, Akne zu entwickeln, als Menschen, die keine tierische Milch konsumieren. Auch im Jugendalter begünstigt der Konsum von Milch und Milchprodukten wie Quark und Frischkäse das Auftreten von schwerer Teenager-Akne. [8, 9]
5. Milchkonsum steht im Zusammenhang mit erhöhtem Krebsrisiko
Der Zusammenhang zwischen Milchkonsum und der Entstehung von Krebs wird seit einigen Jahren untersucht. Studien zeigen, dass Kuhmilch das Risiko für Brustkrebs erhöht. Dabei steigt das Risiko mit der verzehrten Menge Kuhmilch am Tag und kann für Milchtrinkerinnen bis zu 80 Prozent erhöht sein. [10] Frauen hingegen, die Sojamilch statt Kuhmilch konsumieren, haben kein erhöhtes Risiko. [10] Im Gegenteil: Sojamilch und andere Sojaprodukte wie Tofu oder Tempeh können das Risiko für Brustkrebs sogar reduzieren. [11]
Daneben wird Milchkonsum auch mit einem stark erhöhten Prostatakrebs-Risiko in Verbindung gebracht. So zeigte eine Studie von 2019, dass ein hoher Verzehr von Milchprodukten wie Milch, Butter, Joghurt und Käse das Risiko für Prostatakrebs um bis zu 76 Prozent steigert. Eine pflanzliche Ernährung hingegen senkt den Wissenschaftlern zufolge das Risiko sogar. [12]
Auch bei weiteren Krebserkrankungen wie Eierstockkrebs [13] oder Lungenkrebs [14] konnte bereits ein Zusammenhang zum Milchkonsum aufgezeigt werden.
6. Milch enthält potenziell gesundheitsschädliche Stoffe
Neben den naturgegebenen gesundheitsschädlichen Stoffen wie gesättigten Fettsäuren enthält Kuhmilch auch verschiedene Substanzen, die in unserer Nahrung nichts zu suchen haben, da sie unserer Gesundheit schaden können:
- Eiter: Aufgrund der grausamen Bedingungen in der Milchindustrie leiden viele Kühe an chronischen Euterentzündungen. Das ist nicht nur sehr schmerzhaft, sondern entlässt auch Eiterzellen in die Milch. Gesetzlich ist das bis zu einer Höchstgrenze von 400.000 sogenannten somatischen Zellen in einem Milliliter Milch erlaubt.
- Antibiotika und andere Chemikalien: In der industriellen Tierhaltung kommen massenhaft Medikamente zum Einsatz, damit die Tiere unter den grausamen Bedingungen überleben, bis sie im Schlachthaus getötet werden. Die folgenden pharmakologisch aktiven Substanzen sind auch in der Milch der Tiere enthalten: Antibiotika, Schmerzmittel, Betablocker, synthetische Geschlechtshormone usw. [15]
- Krebserregende Umweltgifte: Wie andere tierische Produkte enthält auch Milch kanzerogene Umweltgifte wie Dioxin und PCB. Die Dioxin- und PCB-Aufnahme durch den Menschen erfolgt zu über 90 Prozent mit der Nahrung und hierbei über fetthaltige tierische Lebensmittel wie Milch. [16]
- Bakterien: Vor allem in Rohmilch und Rohmilchkäse sind teilweise viele verschiedene Mikroorganismen enthalten, die unserer Gesundheit schaden können, darunter Salmonellen, Listerien, Clostridium, Campylobacter und viele weitere. [17]
Darum brauchen wir keine tierische Milch für gesunde Knochen
Die Hauptsäulen der Knochengesundheit sind eine gute Kalzium- und Vitamin-D-Versorgung sowie regelmäßige Bewegung. Viele weitere Nährstoffe haben ebenfalls einen positiven Einfluss auf unsere Knochen, dazu gehören beispielsweise Vitamin K, Magnesium, Carotinoide, Vitamin C und Ballaststoffe. Kalzium ist also keinesfalls der einzige Faktor, der für gesunde Knochen wichtig ist.
Darüber hinaus ist für unsere Kalziumversorgung keinesfalls Kuhmilch nötig, denn viele pflanzliche Lebensmittel enthalten jede Menge Kalzium. Dazu gehören etwa Sesam, Mandeln, Haselnüsse, Grünkohl, Spinat, Soja, Brokkoli, kalziumreiches Mineralwasser und angereicherte Pflanzendrinks. Außerdem enthält Milch keinerlei Ballaststoffe oder Vitamin C, die wiederum ebenfalls gesunde Knochen fördern. [18]
Für eine gesunde Ernährung brauchen wir keine Milch
Der Mensch braucht keine Milch oder Milchprodukte – weder gesundheitlich noch geschmacklich sind wir auf tierische Milch angewiesen. Eine ausgewogene vegane Ernährung ist für alle Phasen des Lebens geeignet, deckt den Bedarf an allen Nährstoffen, ist gesund und kann sogar das Risiko für chronische Erkrankungen senken. [19]
Was Sie tun können
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Quellen
[1] Bundeszentrum für Ernährung (2020): Laktoseintoleranz, https://www.bzfe.de/ernaehrung/ernaehrungswissen/gesundheit/unvertraeglichkeiten-frei-von-im-trend/laktoseintoleranz/, (eingesehen am 11.08.2021)
[2] Statistisches Bundesamt (DESTATIS): Todesursachen, https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesellschaftStaat/Gesundheit/Todesursachen/Todesursachen.html, (eingesehen am 11.08.2021)
[3] Weltgesundheitsorganisation, Regionalbüro für Europa (2012): Häufigste Todesursachen in Europa: Faktenblatt, http://www.euro.who.int/de/data-and-evidence/european-health-report/european-health-report-2012/fact-sheets/fact-sheet-leading-causes-of-death-in-europe, (eingesehen am 11.08.2021)
[4] Leitzmann, Claus/Keller, Markus (2013): Vegetarische Ernährung, 3. aktualisierte Auflage, Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer
[5] Song et al. (2019): Association of Animal and Plant Protein Intake With All-Cause and Cause-Specific Mortality. JAMA Internal Medicine, https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2540540, (eingesehen am 11.08.2021)
[6] Chen et al. (2016): Dairy fat and risk of cardiovascular disease in 3 cohorts of US adults. The American Journal of Clinical Nutrition, https://academic.oup.com/ajcn/article/104/5/1209/4564387, (eingesehen am 11.08.2021)
[7] Dai , Hua, Chen, Xiong, Li (2018): The effect of milk consumption on acne: a meta‐analysis of observational studies. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, https://www.clinicalnutritionjournal.com/article/S0261-5614(18)30166-3/fulltext, (eingesehen am 11.08.2021)
[8] Adebamowo et al. (2005): High school dietary dairy intake and teenage acne. Journal of the American Academy of Dermatology, https://www.jaad.org/article/S0190-9622(04)02158-9/fulltext, (eingesehen am 11.08.2021)
[9] Adebamowo et al. (2008): Milk consumption and acne in teenaged boys. Journal of the American Academy of Dermatology, https://www.jaad.org/article/S0190-9622(07)02402-4/fulltext, (eingesehen am 11.08.2021)
[10] Fraser, Gary E. et al. (2020): Dairy, soy, and risk of breast cancer: those confounded milks. International Journal of Epidemiology, https://academic.oup.com/ije/advance-article-abstract/doi/10.1093/ije/dyaa007/5743492?redirectedFrom=fulltext, (eingesehen am 11.08.2021)
[11] American Cancer Society: Soy and Cancer Risk, https://www.cancer.org/latest-news/soy-and-cancer-risk-our-experts-advice.html, (eingesehen am 11.08.2021)
[12] Shin, John et al. (2019): Effect of Plant- and Animal-Based Foods on Prostate Cancer Risk. The Journal of the American Osteopathic Association, https://www.degruyter.com/document/doi/10.7556/jaoa.2019.123/html, (eingesehen am 11.08.2021)
[13] Cramer et al. (1989): Galactose consumption and metabolism in relation to the risk of ovarian cancer. The Lancet, https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(89)90313-9/fulltext, (eingesehen am 11.08.2021)
[14] Sundquist & Sundquist (2015): Lactose intolerance and risk of lung, breast and ovarian cancers: aetiological clues from a population-based study in Sweden. British Journal of Cancer, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4453601/, (eingesehen am 11.08.2021)
[15] Azzouz et al. (2011): Simultaneous Determination of 20 Pharmacologically Active Substances in Cow’s Milk, Goat’s Milk, and Human Breast Milk by Gas Chromatography–Mass Spectrometry. Journal of Agricultural and Food Chemistry, https://pubs.acs.org/doi/10.1021/jf200364w, (eingesehen am 11.08.2021)
[16] Behnke, Anja et al. (2018): Dioxine und dioxinähnliche PCB in Umwelt und Nahrungsketten. Umweltbundesamt, Seite 31, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2018_10_uba_hg_dioxine_bf_neu.pdf, (eingesehen am 11.08.2021)
[17] Lebensmittel- & Futtermittel Analytik (2017): Mikroorganismen in Milch: Die 7 größten Bedrohungen bei der Produktion. R-Biopharm AG, https://food.r-biopharm.com/de/news/mikroorganismen-in-milch-die-7-groessten-bedrohungen-bei-der-produktion/, (eingesehen am 11.08.2021)
[18] Rittenau, Niko (2019): Vegan-Klischee ade! Wissenschaftliche Antworten auf kritische Fragen zu veganer Ernährung, 5. Auflage. Ventil Verlag UG & Co. KG, Mainz
[19] Melina, Craig & Levin (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, https://jandonline.org/article/S2212-2672(16)31192-3/fulltext, (eingesehen am 11.08.2021)