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Pro und Kontra Jagd: Die 10 wichtigsten Argumente

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Wissenschaftlichen Studien und Stellungnahmen renommierter Wildbiolog:innen zufolge ist die Jagd unnötig und sogar kontraproduktiv. Dennoch werden allein in Deutschland jährlich zwischen vier und fünf Millionen Wildtiere getötet – überwiegend von Hobbyjäger:innen. [1]

Wir von PETA Deutschland führen die wichtigsten Pro- und Kontraargumente zum Thema Jagd auf.

Jagd-Behauptungen von Jäger:innen: Pro- und Kontra-Argumente

1. Behauptung: Die Zahl der Wildtiere nehme ohne die Jagd überhand

Wahrheit: Ohne die Jagd gäbe es sogar weniger Wildtiere. Wissenschaftlichen Studien zufolge bedingt eine intensive Bejagung das Anwachsen vieler Tierpopulationen. Die Jagd zerstört Familienverbände und Sozialstrukturen und führt dazu, dass sich die Tiere unkontrolliert und losgelöst von ihrem natürlichen Fortpflanzungsrhythmus vermehren.

Durch die intensive Bejagung sinkt die Lebenserwartung der Wildtiere drastisch. Dies hat eine frühzeitige Geschlechtsreife zur Folge, was die Geburtenrate ansteigen lässt. Weitere Untersuchungen belegen, dass Wildpopulationen nicht durch Beutegreifer (auch Jäger), sondern durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten reguliert werden. [2, 3]

Eine Horde Wildschweine wuehlt im Boden.
Die Jagd zerstört Familienverbände und führt so zu einer unkontrollierten Fortpflanzung der Wildtiere.

2. Behauptung: Die Jagd sei waidgerecht und fair

Wahrheit: Waldtiere werden bei Treib- und Drückjagden in Todesangst versetzt und vor die Gewehre der Schütz:innen getrieben oder von Hochsitzen heimtückisch aus dem Hinterhalt attackiert. Einmal im Visier der Jäger:innen, gibt es für die Wildtiere kein Entkommen vor dem – oftmals qualvollen – Tod.

Hinzu kommen unzählige Fälle von illegalen Grausamkeiten, denn im Wald herrscht aufgrund fehlender Kontrollen oft Rechtlosigkeit. Zudem ist die „Waidgerechtigkeit“ ein rechtlich undefinierter Begriff.

3. Behauptung: Die Jagd sei zur Kontrolle von Krankheiten notwendig

Wahrheit: Die Jagd sorgt vielmehr für eine beschleunigte Ausbreitung von Krankheiten. Nicht umsonst fordert das Friedrich-Löffler-Institut im Falle eines Ausbruchs der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen Treibjagden zu unterlassen. [4] Die Zerstörung stabiler Familienverbände führt nicht nur zu einem Anstieg der Geburtenrate, sondern auch zu vermehrten Wanderungen einzelner Tiere. Auch durch die intensive Jagd hat sich die Tollwut in den 1970er- und 1980er-Jahren ausgebreitet und konnte erst durch den Einsatz von tierfreundlichen Impfködern erfolgreich ausgemerzt werden. [5]

Um den regelrechten Vernichtungsfeldzug gegen Füchse in der heutigen Zeit zu rechtfertigen, verpassen Jäger:innen dieser Tierart jedoch weiterhin das Image eines Krankheitsüberträgers. Dies entbehrt jedoch jeder Grundlage, denn Deutschland gilt seit 2008 offiziell als tollwutfrei und auch der Fuchsbandwurm zählt zu den seltensten Parasitosen Europas. [6, 7]

Ein Rotfuchs steht auf einer Wiese und dreht sich um.
Einigen Tieren wird das Image eines Krankheitsüberträgers verpasst, um deren Tötung zu rechtfertigen.

4. Behauptung: Die Tiere leiden nicht, wenn sie erschossen werden

Wahrheit: Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz e.V. sterben vor allem bei der Drückjagd bis zu 70 Prozent der Wildtiere nicht sofort. [8] Nicht ohne Grund gibt es den Begriff der „Nachsuche“ für verletzte Tiere. Mit zerschossenen Knochen und heraushängenden Innereien flüchten die Tiere, leiden oftmals tagelang unerträgliche Schmerzen und sterben einen qualvollen Tod.

Bei der grausamen Fallenjagd sterben viele Tiere durch schwere Quetschungen und Brüche ebenfalls unter großen Schmerzen. Sogenannte Jagdhunde werden an lebenden, flugunfähig gemachten Enten oder in sogenannten Schliefenanlagen an eingesperrten Füchsen für die Baujagd „trainiert“. Bei der Baujagd spielen sich erbitterte Todeskämpfe zwischen Hund und Wildtier ab.

Nicht nur hunderttausenden Tieren wird jedes Jahr erhebliches Leid durch Fehlschüsse zugefügt, sondern auch mehrere Dutzend Menschen werden jährlich von Jäger:innen verletzt und getötet. Nicht selten sind diese bei der Jagd alkoholisiert oder begehen Gewalttaten vorsätzlich, weil Spaziergänger:innen sie angeblich bei der Ausübung ihres blutigen Hobbys stören.

5. Behauptung: Jäger:innen sind tier- und naturliebende Menschen

Wahrheit: Wer Tiere quält und tötet, kann kaum als Tierfreund:in bezeichnet werden. Bei der Jagd geht es den Hobbyjäger:innen nicht um Arten- oder Tierschutz. Ihre Motivation schöpfen sie vor allem aus der Lust am Töten, dem damit verbundenen Machtgefühl sowie dem Sammeln von Trophäen.

Das zeigt ein Fall aus 2023: Ende des Jahres erschossen niederländische Jagdtourist:innen bei einer Drückjagd in Bausendorf (Rheinland-Pfalz) offenbar sedierte, zahme Damhirsche, die zuvor für jagdliche Zwecke ausgesetzt wurden. Der Landkreis Bernkastel-Wittlich bestätigte den Verdacht, dass es sich um sogenanntes Gatterwild handelte. Untersuchungen ergaben Beruhigungsmittel im Fleisch. Wer Tiere und Natur wirklich liebt, kann sich – wie Millionen andere Menschen auch – ohne Gewalt für den Tier- und Naturschutz engagieren.

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Ein Fuchs wird abgeschossen.

Jäger tötet Fuchs vor Bau in der Schonzeit

6. Behauptung: Die Jagd würde „Wildschäden“ verhindern

Wahrheit: In einem natürlichen Wald entstehen keine nennenswerten „Wildschäden“. Lediglich in landwirtschaftlichen Monokulturen und in auf Profitmaximierung ausgerichteten Forsten haben Grundeigentümer:innen und Landwirt:innen ein wirtschaftliches Interesse daran, die Wildtierpopulationen zu dezimieren.

Der andauernde Jagddruck macht die Tiere scheu und drängt das ursprünglich Graslandschaften bewohnende Rehwild tief in die Wälder, was die „Wildverbisse“ an forstwirtschaftlichen Nutzflächen fördert. [8] Die Treib- und Drückjagden im Herbst und Winter zehren zusätzlich an den Kräften der Tiere, die im Winter normalerweise in einen Ruhemodus übergehen. Wegen der Jagd benötigen sie in dieser Zeit zusätzliche Nahrung.

7. Behauptung: Die Jagd beuge Wildunfällen vor

Wahrheit: Die Jägerschaft ist mitverantwortlich für viele Wildunfälle. Bei der Jagd, besonders bei großen Treibjagden, werden die Tiere aufgescheucht. Dabei flüchten sie und rennen in Todesangst um ihr Leben – dabei auch über Straßen und in Siedlungen. Zudem bedingt die Jagd durch den Abschuss von Leittieren, die in Rotten und Verbänden auf natürlichem Weg einer übermäßigen Vermehrungsrate entgegenwirken, das Anwachsen der Populationen. [3]

Durch regelmäßiges Zufüttern halten Jäger:innen die Wildtierpopulationen vielerorts künstlich hoch, um möglichst viele Abschüsse verbuchen zu können. Dies erhöht wiederum das Unfallrisiko.

8. Behauptung: Der Fuchs sei für den Rückgang von Hase, Rebhuhn und Co. verantwortlich

Wahrheit: Für den Rückgang von sogenanntem Niederwild wie Rebhuhn und Hase sind weitgehend die industrielle Landwirtschaft und die intensive Bejagung verantwortlich. [8] Viele selten gewordene Tierarten wurden früher intensiv bejagt. Beispielsweise wurden in den 1960er-Jahren allein in Baden-Württemberg jedes Jahr über 50.000 Rebhühner von Jäger:innen getötet. [9] Zur Beute der Füchse zählen dagegen vor allem Mäuse sowie alte oder kranke Tiere.

Trotz teils drastischer Populationsrückgänge bei Rebhühnern und Feldhasen wird den immer seltener werden Tierarten vielerorts intensiv durch Jäger:innen nachgestellt.

9. Behauptung: Wildbret sei hochwertiges, regionales „Bio-Fleisch“

Wahrheit: Das sogenannte „Bio-Wildfleisch“ ist eine Verbraucher:innentäuschung. Regelmäßig werden krebserregende und nierenschädigende Bleirückstände gefunden, die in Stichproben teils als gesundheitsschädlich eingestuft wurden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) ruft Risikogruppen wie Frauen im gebärfähigen Alter und Kinder dazu auf, vom Verzehr abzusehen. [10]

Laut der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz stellt mangelhafte Wildbret-Hygiene durch erhöhte Keimbildung ein weiteres Problem dar. [11] Auch das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnte in einem Gutachten mehrfach davor, zu viel Wildbret zu essen, das mit Bleimunition erlegt wurde. [11]

Nur etwa die Hälfte des hierzulande verzehrten Wildfleischs stammt tatsächlich aus der Region. Deutschland gehört zu den weltweit größten Abnehmern neuseeländischer Hirsche und importiert jährlich Tausende Tonnen Fleisch von Tieren, die für die Fleischproduktion in Gattern gehalten werden. [12] Auch aus Sicht des Umwelt- und Klimaschutzes ist dies alles andere als nachhaltig.  

Ein Hirsch und ein Reh stehen im Wald.
Sehen Sie davon ab Wildfleisch zu essen: Die Jagd ist grausam und mit massivem Tierleid verbunden.

10. Behauptung: Hunde und Katzen seien eine Gefahr für die Wildtiere

Wahrheit: Bei der Tötung von schätzungsweise jährlich 200.000 „Haustieren“ geht es den Jäger:innen nicht um Arten- oder Tierschutz, sondern lediglich um Beuteneid. Die Jagdausübenden dulden keine Konkurrenz durch andere jagende Tiere.

Durch die Jagd kann die hohe Anzahl der etwa zwei Millionen heimatlosen Katzen nicht reguliert werden. Das Revier einer getöteten Katze wird schnell durch den Katzennachwuchs neu besetzt. Die einzige nachhaltige Lösung zur Verringerung der Population verwilderter Katzen ist eine bundesweite, flächendeckende Kastrationspflicht für Freigängerkatzen aus Privathaushalten, wie sie PETA schon lange fordert. Zudem müssen private Katzenhilfen finanziell gefördert werden, die heimatlose Katzen einfangen und kastrieren.

Jetzt die Wildtiere schützen & Petition gegen die Hobbyjagd unterschreiben

Die Jagd ist kein „Freizeitvergnügen“, sondern eine Gefahr für alle Lebewesen – neben immensem Tierleid kommt es immer wieder zu tödlichen Jagdunfällen, wobei auch oft unbeteiligte Menschen verletzt und sogar getötet werden.

Werden Sie jetzt für Wildtiere aktiv, indem Sie unsere Petition für ein Verbot der grausamen Hobbyjagd unterzeichnen.

  • Quellen

    [1] Deutscher Jagdverband (2024) Jahresjagdstrecke Bundesrepublik Deutschland. Deutscher Jagdverband Handbuch 2024.

    [2] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. SWR BW.

    [3] Servanty S., Gaillard J., Toigo C., Brandt S.& Baubet E. (2009) Pulsed resources and climate‐induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of animal ecology 78.6 1278-1290.

    [4] Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (2014): Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest in Wildschweinen in Deutschland: Jagdruhe im Ausbruchsfall sinnvoll, tote Wildschweine ab sofort untersuchen. Greifswald-Insel Riems.

    [5] Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (2014): Tollwut in Baden-Württemberg und Deutschland erfolgreich getilgt, www.mlr.baden-wuerttemberg.de (eingesehen am 26.09.2024)

    [6] Brehm K. in Apothekenumschau (2012) Fuchsbandwurm: Keine Angst vor Waldbeeren. Apothekenumschau online (eingesehen am 15.05.2014).

    [7] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (ohne Datum) Tierschutz und Bewegungsjagden.
    Stellungnahme der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT)
    Arbeitskreis Wildtiere und Jagd (AK 6).

    [8] Reichholf, J. H. (2013) Gibt es eine ethische Rechtfertigung der Jagd? TIERethik 5 Jahrgang 2013/2 Heft 7. 33-45.

    [9] Wildtierportal Baden-Württemberg: Rebhuhn, https://www.wildtierportal-bw.de/de/frontend/product/detail?productId=18 (eingesehen am 26.09.2024)

    [10] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (02.12.2021): Blei in Wurstwaren mit Wild, https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/01_lebensmittel/2021/2021_12_02_PM_Blei-Wild.html (eingesehen am 26.09.2024)

    [11] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (1997) Jagd-Tierschutz-Wildbretqualität. Merkblatt Nr. 45.

    [12] Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (24.12.2012): Belastetes Wildfleisch: Blei im Magen, https://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/blei-im-wildfleisch-wie-giftiges-schwermetall-in-den-magen-kommt-a-872791.html (eingesehen am 08.05.2024)