Kaninchen sind sensible Tiere, die auf Stress sehr empfindlich reagieren können und je nach „Rasse“ für einige Krankheiten besonders anfällig sind. Erfahren Sie hier mehr zu den häufigsten Kaninchenkrankheiten, ihren Symptomen und wie Sie Ihren tierischen Mitbewohner schützen können.
Die 5 häufigsten Krankheiten bei Kaninchen: Tipps zum Erkennen, Vorbeugen und Helfen
Wenn die Hygiene- und Haltungsbedingungen mangelhaft sind, werden Kaninchen leicht von Flöhen, Milben und Fliegenmaden befallen. Beobachten Sie Ihren tierischen Mitbewohner daher genau: Verhaltensänderungen wie vermehrtes und starkes Kratzen können beispielsweise auf Parasiten hinweisen.
Der Kontakt zu Artgenossen und zu Menschen, ungeeignete Nahrung, Stress und viele weitere Faktoren beeinflussen die Gesundheit der sensiblen Tiere. Hier finden Sie Informationen zu den häufigsten Krankheiten von Kaninchen und wie man sie erkennen kann.
1. Zahnprobleme
Kaninchen leiden oft unter Zahnproblemen – der Grund ist, dass ihre Zähne ihr Leben lang wachsen. Normalerweise lassen sie sich durch Nagen und Kauen abschleifen, doch sollte das nicht erfolgen, können folgende Gründe dafür verantwortlich sein:
- Zahnfehlstellungen, die oft nur die Schneidezähne betreffen, können dazu führen, dass die Zähne immer länger werden. Dadurch kann sich das Kaninchen sogar selbst verletzen.
- Nicht artgerechte Nahrung kann dieses Problem verstärken. Mit dem Verzehr artgerechter, rohfaserreicher Nahrung werden die Zähne der Tiere geschliffen, zum Beispiel mit Heu. Frisches und junges Gras hingegen ist eher rohfaserarm und sollte daher nur rationiert angeboten werden.
- Zuchtbedingt wird bei vielen Kaninchenrassen, wie zum Beispiel den Zwergkaninchen, der Kopf immer kleiner – allerdings bei gleicher Anzahl von Zähnen. Bei diesen Tieren handelt es sich um sogenannte Qualzuchten.
Symptome: Das Kaninchen verweigert die Nahrungsaufnahme, obwohl es Interesse am Essen zeigt. Kaninchen mit Zahnproblemen verlieren Gewicht und haben oft starken Speichelfluss. Die verlängerten Zähne können auch sichtbar sein und deutlich aus dem Mund des Kaninchens herausragen.
Therapie: Bei Verdacht auf Zahnprobleme sollten Sie sich Rat bei Tierärzt:innen holen und bei Bedarf die Nahrung umstellen. Tierärzt:innen können die Zähne notfalls unter Narkose kürzen. Bei akuter Nahrungsverweigerung sollte allerdings sofort ein Tierarzt aufgesucht werden, denn diese Symptomatik kann aufgrund des empfindlichen Magen-Darm-Trakts der Tiere schnell lebensbedrohlich werden.
2. Ohrenentzündung
Einige Kaninchen leiden wiederholt unter Ohrenentzündungen – besonders betroffen sind Tiere mit langen Schlappohren wie Widderkaninchen. Die verringerte Luftzufuhr fördert die Entstehung von Bakterien und Pilzen im Innenohr, Mittelohr oder im äußeren Gehörgang. Auch für Parasiten wie beispielsweise Ohrmilben bieten diese Voraussetzungen nahezu perfekte Lebensbedingungen. Eine Ohrenentzündung kann auch als Folge von Kaninchenschnupfen auftreten, denn die Nasen- und Gehörgänge liegen nah beieinander.
Symptome: Wenn ein Kaninchen vermehrt seinen Kopf schüttelt, sich an den Ohren kratzt, den Kopf schief hält, die Augenlider nicht vollständig schließt, verstärkt Sekret absondert oder insgesamt einen unangenehmen Geruch in den Ohren aufweist, können das Anzeichen für eine Ohrenentzündung sein. Zu den typischen Entzündungssymptomen gehören Apathie und Schmerzen. Die Erkrankung selbst ist jedoch oft nicht sichtbar und muss von Tierärzt:innen festgestellt werden.
Therapie: Wenn Sie eine Ohrenentzündung bei Ihrem tierischen Mitbewohner vermuten, sollten Sie umgehend tierärztlichen Rat suchen. Tierärzt:innen können die Ursache des Unwohlseins diagnostizieren und entsprechend behandeln – beispielsweise mit einer Ohrenreinigung, mit Schmerzmitteln oder auch mit Antibiotika und Antiparasitika.
3. „Aufgasen“ bei Nahrungsverweigerung: Trommelsucht
Verweigert Ihr Kaninchen die Nahrungsaufnahme und hat einen aufgeblähten Bauch, sind das Anzeichen für die sogenannte Trommelsucht, die auch als Blähsucht, Aufgasung oder Tympanie bezeichnet wird. Hierbei handelt es sich um eine Kaninchenkrankheit des Magen-Darm-Trakts, die innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen kann. Appetitlosigkeit und Verstopfung sind sehr gefährlich, denn der empfindliche Magen-Darm-Trakt der Tiere ist auf regelmäßige Nahrungszufuhr angewiesen. Da der Darm eines Kaninchens keine Muskulatur hat, wird die Nahrung durch regelmäßige Aufnahme von neuer Nahrung durch den Verdauungstrakt geschoben. Kommt keine neue Nahrung nach, bleibt die alte Nahrung an Ort und Stelle und fängt dort an zu gären, was schließlich zu einer lebensgefährlichen Aufgasung des Kaninchenbauchs führen kann.
Symptome: Leidet Ihr Kaninchen unter Appetitlosigkeit, Verstopfung, einem aufgeblähten Bauch, Teilnahmslosigkeit und Schmerzen, und trommelt es auffällig mit den Pfoten, dann ist das ein Notfall: Handeln Sie sofort und lassen Sie das Tier umgehend von Tierärzt:innen untersuchen und behandeln.
Therapie: Zeigt ein Kaninchen diese Symptome, sollten Sie es sofort in eine Tierarztpraxis bringen. Auslöser können die Gärung von feuchtem „Grünfutter“ oder getreidehaltiger Trockennahrung im Magen sein. Oft wird eine strenge Heu-Wasser-Diät sowie eine akute Therapie gegen die Schmerzen und Blähungen verschrieben.
4. Virusinfektion
Kaninchen sind anfällig für verschiedene Viruserkrankungen, darunter der sogenannte Kaninchenschnupfen und das RHD-Virus, auch als Chinaseuche bezeichnet.
Kaninchenschnupfen
Atemwegserkrankungen wie Schnupfen entstehen bei Kaninchen durch Ansteckung bei Artgenossen. Zugluft, schlechte hygienische Bedingungen und Stress begünstigen solche Infektionen. Häufig ist auch der Tränennasenkanal davon betroffen, was zu entzündeten Augen, aber auch entzündeten Ohren führen kann. Sind Kaninchen besonders anfällig, wie dies bei Qualzuchten aufgrund der veränderten Schädelanatomie oft der Fall ist, kann ein Kaninchenschnupfen auch chronisch werden.
Symptome: Die Tiere niesen vermehrt, dabei ist auch ein Ausfluss aus der Nase zu beobachten. Sie leiden unter Atemnot und Appetitlosigkeit. Ist der Tränennasenkanal betroffen, können auch tränende Augen auftreten.
Therapie: Bei Verdacht auf Kaninchenschnupfen sollten Sie Ihren tierischen Mitbewohner von Tierärzt:innen behandeln lassen. Mit Antibiotika erholen sich die meisten Tiere schnell wieder von dem Infekt. Vor allem bei chronischem Kaninchenschnupfen kann Inhalieren das Wohlbefinden des Kaninchens auf schonende Weise steigern.
RHD-Virus bzw. Chinaseuchet
Eine besonders gefährliche, weit verbreitete Infektionskrankheit bei Kaninchen ist das RHD-Virus. Die meisten erkrankten Tiere sterben ohne regelmäßige Impfung innerhalb weniger Tage.
Symptome: Das RHD-Virus verläuft meist unbemerkt tödlich. Anzeichen, die auf eine Infektion hinweisen, können blutiger Nasenausfluss sowie blutige Ausscheidungen als Folge einer Blutsgerinnungsstörung, Atemnot und Fieber sein. Charakteristisch ist auch das Auftreten von Gelbsucht als Ausdruck einer Leberentzündung, die sich hauptsächlich an weniger behaarten Stellen, den Schleimhäuten und den Augen zeigt.
Therapie: Wird die Erkrankung rechtzeitig erkannt, ist eine intensive Behandlung mit Infusionen notwendig, um das Tier zu stärken und zu stabilisieren. In den meisten Fällen ist das Virus jedoch tödlich. Halter:innen sollten Kaninchen daher vorbeugend mit einer jährlichen Impfung schützen und sich bei ihren Tierärzt:innen entsprechend informieren. Vor allem Kaninchen, die draußen gehalten werden, sind einem besonders hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt.
5. Enzephalitozoonose bzw. „Schiefkopf“
Parasiten können bei Kaninchen wie bei vielen anderen Kleintieren verschiedene Erkrankungen auslösen. Dazu gehört auch Enzephalitozoonose, eine Krankheit, die auch als „Schiefkopf“ bezeichnet und durch Parasiten über Kot und Urin übertragen wird.
Symptome: Bei Gleichgewichtsstörungen, Krämpfen, einer länger anhaltenden Schiefhaltung des Kopfes und Lähmungen ist umgehend eine tierärztliche Untersuchung erforderlich – ohneBehandlung können die Kaninchen an der Krankheit sterben.
Therapie: Die Krankheit ist in der Regel nicht heilbar, doch viele Kaninchen können trotzdem gut mit ihr leben. Treten „Schübe“ auf, bei denen es dem Kaninchen deutlich schlechter geht, können die Symptome durch den Tierarzt behandelt und das Wohlbefinden des Kaninchens wieder gesteigert werden.
Sind Kaninchenkrankheiten auf den Menschen übertragbar?
Bis auf wenige Ausnahmen sind Kaninchenkrankheiten nicht auf Menschen übertragbar. Eine Ausnahme ist etwa die Enzephalitozoonose bzw. die als „Schiefkopf“ bekannte Krankheit. Um Infektionen mit dieser und anderen Krankheiten vorzubeugen, sollten bestimmte Hygieneregeln eingehalten werden – das gilt vor allem dann, wenn Kinder mit den Tieren Kontakt haben:
- Nach dem Körperkontakt mit Kaninchen und der Reinigung des Geheges sollten immer die Hände gewaschen werden.
- Intensiver Kontakt sollte vermieden werden. Kaninchen gehören beispielsweise nicht ins Bett.
- Von einem ausreichenden Impfschutz sowie regelmäßigen Tierarztbesuchen profitieren Kaninchen und Halter:innen.
Glückliche und gesunde Kaninchen halten – die besten Tipps für eine artgerechte Haltung
Gute und artgerechte Lebensbedingungen sind die beste Prävention gegen die meisten Kaninchenkrankheiten. Hier finden Sie alle wichtigen Informationen zur richtigen Kaninchenhaltung.