Mehrere hunderttausend Wildtiere – darunter Rehkitze, junge Feldhasen, Kleinsäuger wie Mäuse oder Feldhamster, Vögel und deren Gelege sowie Reptilien und Insekten – fallen jedes Jahr den Mähmaschinen der Landwirtschaft zum Opfer. [1, 2] Tiere, die nicht schnell genug vor den scharfen Messern der Maschinen fliehen, werden aufgeschlitzt, verstümmelt oder regelrecht zerhackt. Oftmals dauert es Stunden, bis die verletzten Tiere ihren schweren Verletzungen erliegen.
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Warum liegen Rehkitze in der Wiese?
Um ihr Überleben zu sichern, verlassen sich Wildtiere auf ihre angeborenen Instinkte. So bringen Rehe und Feldhasen ihre Jungen in ein sicheres Versteck inmitten der hoch gewachsenen Wiesen, zu dem sie in regelmäßigen Abständen zurückkehren, um sie zu säugen. Auf diese Weise schützen sie ihre Jungen vor Fressfeinden, die durch die Anwesenheit der Alttiere angelockt werden könnten.
Warum fliehen Rehkitze nicht?
Nähert sich Gefahr, reagieren die Tierkinder – anders als ihre ausgewachsenen Artgenossen – mit dem sogenannten Drückinstinkt. Statt zu flüchten, verharren die Jungtiere regungslos in ihrem Versteck am Boden. [3, 4]
Gegenüber Fressfeinden hat sich diese Methode bewährt; in der heutigen intensiven Landwirtschaft jedoch wird die vermeintlich sichere Kinderstube für die jungen Tiere zur tödlichen Falle.
Wie rettet man ein Rehkitz?
- Zeitpunkt der Ernte: Um Tiere in der Brut- und Aufzuchtphase vor Verletzungen oder dem Tod zu bewahren, ist generell ein später Termin für das Mähen – ab Mitte Juli – anzustreben.
- Vergrämungsmethoden: Flatternde Bänder, Duftzäune oder akustische Signale (Knallapparate, Radios etc.) schrecken die Wildtiere auf und führen dazu, dass sie für sich und ihren Nachwuchs ein neues Versteck suchen.
- Hunde und Wildretter: Durch den Einsatz von darauf spezialisierten Hunden und sogenannten Wildrettern wie moderne Infrarotkameras und Drohnen lassen sich Rehkitze, Junghasen und Vogelbruten lokalisieren.
- Mähtechnik: Das Mähen von innen nach außen bietet den Wildtieren bessere Fluchtmöglichkeiten als andere Vorgehensweisen. Je später im Jahr gemäht wird, desto besser sind die Überlebenschancen für die Jungtiere. Auch die Schnitthöhe kann Leben retten: Je höher der Schnitt, desto geringer sind die Verluste von Bodenbrütern und nicht fliehenden Tierkindern.
- Schutzblenden: Als Schutzvorrichtung können Blenden rund um das Mähwerk angebracht werden, die vor den scharfen Klingen am Boden entlangschleifen; Wildtiere werden dadurch aufgescheucht und können nach Möglichkeit rechtzeitig fliehen.
- Randstreifen: Flächen, die nicht gemäht werden, bieten den Wildtieren Zuflucht und Lebensraum. [1, 5]
In der Vergangenheit haben wir von PETA Deutschland bereits mehrfach Strafanzeigen gegen Landwirt:innen erstattet, die keine entsprechenden Schutzmaßnahmen getroffen und damit den grausamen Tod von Wildtieren billigend in Kauf genommen haben. Nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes ist es strafbar, Wirbeltieren grundlos Schmerzen zuzufügen oder sie zu töten – Verstöße werden mit Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren geahndet. [6]
Wer ist für die Kitzrettung verantwortlich?
Landwirt:innen wird dringend empfohlen, die zuständige jagdausübungsberechtigte Person über den Zeitpunkt des Mähens, der sogenannten Mahd, zu informieren und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, um den Tod der Tiere zu verhindern. Das Töten von Tieren, also auch von Wildtieren, ohne vernünftigen Grund verstößt gegen das Tierschutzgesetz. [6]
Was Sie tun können
- Weisen Sie Landwirt:innen in Ihrer Umgebung höflich auf ihre entsprechenden Pflichten hin.
- Wenden Sie sich bei Missständen umgehend an die zuständige Jagdbehörde Ihres Landkreises.
- Achten Sie auch in Ihrem eigenen Garten darauf, dass kleinere Wildtiere nicht von Mährobotern und Motorsensen verletzt oder getötet werden.
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Quellen
[1] Deutsche Wildtier Stiftung: Stoppt den Mähtod, https://www.deutschewildtierstiftung.de/naturschutz/reh-stoppt-den-maehtod (eingesehen am 26.08.2022)
[2] Wild & Hund (2005): Wenn die Kitze kommen: Suchen, Retten, Markieren, Ausgabe 9/2005, S. 28-33
[3] Grzimek, B. (1993): Reh / In menschlicher Obhut, in: Grzimeks Tierleben Säugetiere, S. 207
[4] Gehle, T. (2002): Zur Biologie und Ökologie des Feldhasen, Erstellung einer Literaturübersicht über die Biologie und Ökologie des Feldhasen (Lepus europaeus). Deutsche Wildtierstiftung
[5] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (2012): Wildrettung bei Bewirtschaftung Landwirtschaftlicher Nutzflächen. Merkblatt Nr. 137 [6] Tierschutzgesetz, § 17, https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/BJNR012770972.html (eingesehen am 26.08.2022)