Maulwürfe leben unterirdisch – meist ihr Leben lang verborgen vor menschlichen Blicken. In ihrem Lebensraum unter der Erde erschaffen sie nahezu unermüdlich ausgeklügelte Tunnelsysteme. Dabei bewohnen sie oft unsere Gärten und Wiesen – viele Menschen sehen sie als unliebsame Gäste, denn sie unterstellen den kleinen Tieren, Landschaften zu zerstören.
Hier erfahren Sie, welche Rolle die kleinen Säugetiere für gut funktionierende Ökosysteme spielen und welche faszinierenden Eigenschaften sie darüber hinaus haben.
1. Maulwürfe sind Säugetiere mit einem außergewöhnlichen Aussehen
Maulwürfe werden bis zu zehn Zentimeter groß und gehören damit zu den kleineren Säugetieren. Da sie unter der Erde leben, bekommen die wenigsten Menschen sie zu sehen – doch beim Anblick eines Maulwurfs fallen seine rüsselförmige Nase und seine großen Schaufelhände auf.
- Zum Graben benutzt der Maulwurf nicht seinen Mund, sondern seine großen schaufelartigen, nach außen gerichteten Hände. In einer Minute kann er beim Graben etwa 30 Zentimeter zurücklegen.
- Beim Graben werden Mund und Nase zum Schutz vor Erde und Sand mit Hautfalten verschlossen, auch die Gehörgänge sind durch Hautlappen verdeckt und dadurch geschützt vor Erde. [1] Maulwürfe können zudem sehr gut hören und mögen keinen Lärm.
- Mit seinen Tasthaaren im Gesicht und am Schwänzchen spürt er Bewegungen, was ihm bei der Suche nach Nahrung und der Orientierung hilft.
- Auf Nahrungssuche verlässt sich ein Maulwurf hauptsächlich auf seinen kleinen Rüssel und seinen ausgeprägten Geruchssinn. Denn mit seinen winzigen Augen, die im Fell verborgen liegen, kann er nicht gut sehen, sondern nur Hell und Dunkel unterscheiden.
2. Maulwürfe bauen bis zu Tausende Quadratmeter große Tunnelsysteme
Der Maulwurf lebt in Graslandschaften, wo er im lockeren Erdreich mühelos graben und Nahrung finden kann. Unter der Erde legt er mit seinen Händen ausgeklügelte Gangsysteme an:
- Die weit verzweigten Röhren können sich über mehrere Tausend Quadratmeter erstrecken und liegen bis zu einem Meter tief unter der Erde. Einzelne Gänge sind bis zu 200 Meter lang und verbinden verschiedene Kammern miteinander.
- Hauptsächlich dienen die Gänge des Maulwurfs als Jagdwege, auf denen er nach Nahrung sucht. Zusätzlich legt er ausgepolsterte Schlafkammern, „Kinderzimmer“ und Vorratskammern für die kalten Monate an.
- Alle fünf bis sieben Meter legt der Maulwurf Lüftungsschächte an, damit er unter der Erde Luft bekommt.
- Mit seinen Analdrüsen setzt er Duftmarken, mit denen er sein Revier markiert. Die Reviere verschiedener Tiere können sich in den Randgebieten überschneiden, doch die Tiere jagen zu unterschiedlichen Zeiten, um Konfrontationen zu vermeiden.
Wann kommt der Maulwurf an die Oberfläche?
Ein Maulwurf kommt nur sehr selten an die Oberfläche – seine Maulwurfshaufen sind hingegen auf vielen Wiesen und Feldern zu sehen.
- Beim Graben seiner Tunnel schiebt ein Maulwurf die Erde an die Oberfläche, weil dafür unterirdisch kein Platz ist.
- Außerdem kommen Maulwürfe vermehrt geschwächt an die Oberfläche, weil sie aufgrund immer wärmerer und trockenerer Sommer nicht mehr ausreichend Nahrung in der Erde finden. Die Tiere verhungern dann immer wieder qualvoll. [2]
3. Maulwürfe sind gute Schwimmer
Maulwürfe können gut schwimmen: Obwohl sie hauptsächlich im Erdreich leben, können Maulwürfe kurze Strecken durch Wasser schwimmen, wenn es notwendig ist – ansonsten meiden sie den Kontakt zu Wasser. Diese Fähigkeit hilft ihnen, in verschiedenen Umgebungen zu überleben, insbesondere in Gebieten mit saisonalen Überschwemmungen oder feuchten Böden. [3]
4. Maulwürfe sind rund zwei Drittel ihrer Lebenszeit aktiv
Maulwürfe sind sehr aktiv: Sie graben täglich drei bis vier Stunden ihre unterirdischen Gänge, bevor sie sich für etwa vier weitere Stunden auf die Suche nach Nahrung machen. Erst danach legen sie sich für rund vier Stunden zum Schlafen. [4]
5. Maulwürfe brauchen viel Energie
Maulwürfe haben einen schnellen Stoffwechsel, sie haben unter den Säugetieren einen der aktivsten, [5] weshalb sie ständig Hunger haben. Ohne Nahrung verhungern sie nach nur 10 bis 24 Stunden.
Um ihren hohen Energieverbrauch decken zu können, benötigen Maulwürfe durchschnittlich 85 Prozent ihres Körpergewichts täglich an Nahrung. Daher wandern sie spätestens alle vier Stunden durch ihre quer angelegten Gänge.
6. Maulwürfe schrumpfen ihr Gehirn, um Energie zu sparen
In den Wintermonaten finden Maulwürfe wie viele andere Wildtiere weniger Nahrung. In ihren Vorratskammern horten sie dann Essen.
Doch um die Chance auf ihr Überleben in den entbehrungsreichen Monaten weiter zu erhöhen, schrumpfen sie im Winter ihr Gehirn und ihren Schädel, um Energie zu sparen: So sind die Köpfe von Maulwürfen in der kalten Jahreszeit elf Prozent kleiner als im Sommer. Mit dem reversiblen Verkleinern ihres Gehirns, Schädels und weiterer Organe können Maulwürfe wie einige Spitzmäuse, Hermelin und Wiesel ihren Energiebedarf senken.
Im Frühjahr erreichen die geschrumpften Körperteile dann wieder annähernd ihre reguläre Größe. [5]
7. Maulwürfe essen keine Pflanzen
Entgegen der weit verbreiten Annahme ernähren sich Maulwürfe nicht von Pflanzen, sondern von wirbellosen Bodentieren – darunter Raupen, Larven von verschiedenen Käfern wie dem Maikäfer. Regenwürmer und Schnecken stehen ebenfalls auf ihrem Speiseplan.
Damit gehören Maulwürfe zu den wenigen Säugetieren, die sich größtenteils von Insekten ernähren. Wie Igel und Spitzmäuse sind sie sogenannte „Insektenfresser“.
8. Maulwürfe sind Einzelgänger
Maulwürfe dulden außerhalb der Paarungszeit keine mögliche Konkurrenz – nicht einmal Artgenossen – und selbst während der Paarungszeit kann es zu Konfrontationen kommen. Kreuzen sich zwei Gänge und Maulwürfe treffen aufeinander, kämpfen sie teils unerbittlich miteinander.
Die Einzelgänger vertreiben daher beispielsweise auch Wühlmäuse, die ihre Tunnelsysteme nutzen, aus ihrem Revier und damit aus den Gärten von Menschen. [6, 7]
9. Maulwürfe helfen im Garten: Ist ein Maulwurf nützlich?
- Wenn Maulwürfe Gänge im Boden graben, tragen diese zur Belüftung und Drainage bei. Denn die effiziente Grabtechnik der Maulwürfe hilft, den Boden zu lockern und erleichtert somit das Eindringen von Wasser und Nährstoffen. Die Gänge ermöglichen auch eine natürliche Belüftung des Bodens, was positiv für das ökologische Gleichgewicht ist.
- Maulwürfe ernähren sich hauptsächlich von Insekten, Engerlingen und Larven, die sich wiederum von Pflanzen und Wurzeln ernähren. Damit tragen Maulwürfe zu einer effektiven Insektenkontrolle bei und unterstützen die Flora in ihrem Revier.
Maulwürfe passen ihre Populationen an die Verfügbarkeit von Nahrung und Platz an – sie regulieren sich also selbst. Es ist nicht nur unnötig und unmoralisch, Maulwürfe zu jagen, sondern auch verboten.
10. Der Maulwurf steht unter Schutz: Sein größter Feind ist der Mensch
Unter der Erde haben Maulwürfe eigentlich keine Feinde. Doch an der Erdoberfläche sieht das ganz anders aus: Dort stellen ihnen neben Füchsen, Dachsen, Mardern und Greifvögeln auch oft Menschen nach, die sich an ihren Hügeln stören.
Der Mensch stellt häufig eine Gefahr für den Maulwurf dar, obwohl er geschützt ist. Das heißt: Wer den Tieren etwas antut, muss mit Strafen rechnen. Der Maulwurf steht unter Schutz gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz und darf nicht getötet werden. [8] Selbst Lebendfallen sind aus Tierschutzgründen untersagt, da Maulwürfe diese oft nicht überleben.
Wer einen Maulwurf im Garten hat, sollte sich über seine Anwesenheit freuen, da er auf einen guten und gesunden Boden hinweist.
Was tun, wenn man einen Maulwurf im Garten hat?
Oftmals wird der Maulwurf fälschlicherweise als „Schädling“ betrachtet und Menschen versuchen, ihn aus dem Garten zu vertreiben oder sogar zu töten. Die Anwesenheit von Maulwürfen, die beim Graben Hügel hinterlassen, wird häufig als störend empfunden. Tatsächlich sind Maulwürfe jedoch nützliche Tiere und bereichern einen gesunden, tierfreundlichen Garten. Erfahren Sie hier, wie Sie mit einem Maulwurf in Ihrem Garten umgehen und weitere Informationen zum Thema:
-
Quellen
[1] Frankfurter Rundschau (2020): Er will doch nur graben, https://www.fr.de/panorama/maulwurf-hobbygaertner-aergern-sich-ueber-maulwurfshuegel-unrecht-13599431.html (eingesehen am 13.03.2024)
[2] SWR AKTUELL (03.09.2022): NABU: Maulwürfe leiden unter Hitze und Trockenheit, https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/maulwuerfen-macht-hitze-zu-schaffen-100.html (eingesehen am 13.03.2024)
[3] GEO (04.01.2024): Wie Maulwurf, Hase und Regenwurm im Hochwasser überleben, https://www.geo.de/natur/tierwelt/hochwasser–wie-maulwurf–hase–regenwurm-und-co–ueberleben-34336420.html (eingesehen am 13.03.2024)
[4] tierchenwelt.de: Maulwurf, https://www.tierchenwelt.de/insektenfresser/722-maulwurf.html (eingesehen am 14.11.2023)
[5] scinexx.de (21.09.2022): Maulwürfe schrumpfen im Winter ihr Gehirn, https://www.scinexx.de/news/biowissen/maulwuerfe-schrumpfen-im-winter-ihr-gehirn/ (eingesehen am 13.03.2024)
[6] BR24 (01.03.2022): Eigenwilliger Einzelgänger: Alles Wissenswerte über Maulwürfe, https://www.br.de/nachrichten/wissen/eigenwillige-einzelgaenger-alles-wissenswerte-ueber-maulwuerfe,RgwNSRS (eingesehen am 13.03.2024)
[7] RND (21.11.2019): Feind als Freund: Maulwürfe halten Wühlmäuse aus dem Garten fern, https://www.rnd.de/bauen-und-wohnen/feind-als-freund-maulwurfe-halten-wuhlmause-aus-dem-garten-fern-GQ6RFGPNH5PC3LYSUQLDPNTCI4.html (eingesehen am 13.03.2024)
[8] Bußgeldkatalog 2024: Steht der Maulwurf unter Naturschutz?, https://www.bussgeldkatalog.org/tierschutz-maulwurf/ (eingesehen am 13.03.2024)