Mikroplastik: Wie gefährlich ist Plastik in der Umwelt und in den Meeren für Menschen und Tiere?

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Unmengen an Plastikmüll treiben in unseren Meeren und belasten die Ozeane – darunter zahllose winzige Plastikpartikel, die Mikroplastik genannt werden. Doch wie gelangt dieses Mikroplastik zusammen mit größeren Plastikteilen ins Wasser? Welche Auswirkungen hat diese Verschmutzung auf die Meeresbewohner, die Umwelt und letztlich auch auf uns Menschen?

Inhalte im Überblick

Was ist Mikroplastik? Definition und wichtigste Infos

Der Begriff Mikroplastik bezeichnet winzige Kunststoffpartikel, die kleiner als fünf Millimeter sind. Diese entstehen, wenn sich größere Plastikobjekte mit der Zeit zersetzen. Für Kosmetik- oder Reinigungsprodukte werden sie teilweise extra in dieser Form verarbeitet, zum Beispiel:

  • als Schleifpartikel in Zahnpasta oder Peeling-Produkten,
  • in Cremes und Lippenstiften als Bindemittel für eine verbesserte Konsistenz.

Wie gelangt Mikroplastik in die Umwelt?

Zerfall von größerem Plastikmüll: Jedes Jahr landen etwa 10 Millionen Tonnen Plastik und anderer Müll in den Meeren der Erde. [1] Ein Teil davon sammelt sich zu fünf großen Müllstrudeln, [2] von denen sich einer im Pazifik befindet. Der sogenannte Pacific Garbage Patch erstreckt sich über eine Fläche von 1,6 Millionen Quadratkilometern [3] und besteht aus rund 80.000 Tonnen Plastik – damit ist er dreimal so groß wie Frankreich. [3, 4] Dort sammelt sich immer mehr Müll an – und so wird auch der Strudel immer größer.

Größere Plastikstücke wie Flaschen, Tüten, oder Fischfangnetze zerfallen durch Sonnenlicht, Wind, Wellen und mechanische Reibung in immer kleinere Partikel. Diese Fragmente zersetzen sich mit der Zeit zu Mikroplastik, das sich in der Umwelt ansammelt.

Ein weisser Vogel steht in einem Haufen von Fischfangnetzen am Ufer.
Immer wieder werden Fischfangetze in der Umwelt zurückgelassen, die sich mit der Zeit in Mikroplastik zersetzen.

Mikroplastik aus der Industrie: In vielen Industrieprodukten wird Mikroplastik als Schleifmittel in Reinigungsmitteln oder als Zusatzstoff in Farben und Lacken verwendet. Die Partikel können bei der Produktion, Lagerung und dem Transport in die Umwelt gelangen.

Kosmetik und Reinigungsmittel: Viele Kosmetika, wie Peelings, Zahnpasten und Duschgels, enthalten Mikrokügelchen aus Kunststoff. Beim Waschen gelangen diese Partikel über das Abwasser in Kläranlagen, die sie oft nicht vollständig herausfiltern können. So gelangen sie in Flüsse und schließlich ins Meer.

Durch das Abwassersystem gelangen Schätzungen zufolge rund 1.000 Tonnen Mikroplastik aus Putzmitteln und Kosmetikprodukten in die Gewässer. [5]

Textilien: Beim Waschen von Kleidung aus synthetischen Fasern wie Polyester oder Nylon werden winzige Fasern gelöst und ins Abwasser gespült. Diese Mikrofasern können von Kläranlagen nicht vollständig entfernt werden und gelangen daher in Gewässer.

Verpackungen und Einwegprodukte: Unsachgemäß entsorgte Plastiktüten, Verpackungen und Einwegplastik werden durch Witterungseinflüsse zersetzt und gelangen so als Mikroplastik in die Umwelt.

Meeresschildkroete isst Plastiktuete im Meer
Im Meer zerfallen Verpackungen in immer kleinere Teile. Tiere verwechseln sie oftmals als Nahrung.

Wie gelangt (Mikro-)Plastik ins Meer?

Mikroplastik gelangt auf verschiedenen Wegen in die Umwelt und schließlich ins Meer: über Abwasser, Regen und Wind in Flüsse, Seen und schließlich in die Ozeane.

Es wird weltweit in nahezu allen Gewässern nachgewiesen, einschließlich der Tiefsee und abgelegenen Polarregionen.

  • Wie viel Plastik liegt im Meer?
    • Drei Viertel des Mülls im Meer besteht aus Plastik. [5] Ein Großteil dieses Abfalls entsteht durch die Verschmutzung auf dem Festland, wo Plastiktüten, PET-Flaschen oder Zigarettenstummel achtlos in die Natur geworfen werden. Über den Wind und die Flüsse gelangt der Abfall schließlich in die Meere.
    • Schätzungen zufolge landen jährlich zwischen 4,8 und 12,7 Millionen Tonnen Kunststoff in den Meeren. Mittlerweile treiben auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche 18.000 Plastikteile – doch noch problematischer ist, dass 90 Prozent der Abfälle vor unseren Augen verborgen auf den Meeresboden sinken. [5]
    • Große Mengen von Müll stammen zudem von Fischereischiffen. So landen etwa zwei Prozent der weltweit verwendeten Ausrüstung wie Netze, Leinen, Köderhaken, Reusen und Fangkäfige in den Ozeanen. Allein in einem Jahr gelangen Stellnetze von einer Fläche von knapp 3.000 Quadratkilometern und Ringwadennetze von 75.000 Quadratkilometern ins Meer – und die verlorenen Langleinen könnte man 17 Mal um die Erdkugel wickeln. Auch gehen jährlich 14 Milliarden Köderhaken in den Ozeanen verloren. [6]

Warum ist Mikroplastik schlecht für die Umwelt?

Auf der Suche nach Nahrung nehmen Meereslebewesen Mikroplastik auf, wodurch es in die Nahrungskette gelangt: Tiere, die ihre Nahrung aus dem Wasser filtern, verwechseln die winzigen Plastikteile mit Plankton. So gelangt das Plastik in die Organismen von kleinen Wirbellosen wie zum Beispiel Wasserflöhen, Wattwürmern oder Entenmuscheln. Über die Nahrungskette verbreitet sich das Plastik dann weiter, bis es auf dem Teller der Menschen ankommt.

Die durch das Plastik aufgenommenen Weichmacher und Flammschutzmittel schaden sowohl Tieren als auch Menschen: Bis zu 135.000 Meeressäuger und eine Million Meeresvögel sterben jedes Jahr aufgrund der Vermüllung der Ozeane. [5]

Was macht Plastik im Meer mit den Tieren?

Wenn Muscheln oder Korallen Mikroplastik aufnehmen, ist das für sie tödlich, auch größere Plastikteile werden von Wildtieren oft mit Nahrung verwechselt:

  • Seeotter ersticken an Plastikringen von Dosen-Sixpacks.
  • Meeresschildkröten verwechseln Einkaufstüten mit Quallen.
  • Vögel nehmen den Geruch des Plastikmülls als Nahrungsgeruch wahr und füttern ihre Jungen damit, was dazu führt, dass die Küken mit vollem Bauch verhungern. [7]
PETA Plakat. Zerstoert durch Speziesismus. Millionen von Tiere sterben jedes Jahr durch die Vermüllung der Ozeane. Motiv: Eine Schildkroete schwimmt im Wasser neben Plastikteilen und hat eine Tuete im Schnabel.

Eine Untersuchung zeigte, dass sich bei 93 Prozent der Eissturmvögel Plastikteile im Magen befinden. Immer häufiger werden tote Tiere mit Kunststoffteilen im Magen aufgefunden. [7]

Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass bis 2050 so gut wie jeder Meeresvogel Plastik im Magen haben wird, wenn die Meeresverschmutzung so weitergeht. [5] Auch Meeresschildkröten reagieren auf die Duftstoffe von Plastik, sie nehmen den gleichen Geruch wahr wie bei ihrer Nahrung und werden davon angelockt. [8] Schon wenig Plastik in ihrem Magen kann das Todesurteil für sie bedeuten. [9] 

Wie kommt Mikroplastik in unseren Körper?

Die Schadstoffe aus dem Müll gelangen hauptsächlich über Fische aus den Meeren in den menschlichen Körper. Mikroplastik und umweltschädliche Stoffe werden von Fischen aufgenommen und enden durch den Verzehr dieser Tiere letztlich im menschlichen Körper. [7]

Gesundheitliche Folgen: Warum ist Mikroplastik schädlich?

Auch wenn die gesundheitlichen Folgen noch nicht ausreichend erforscht sind, warnt die WHO bereits vor kleinen Partikeln, die nicht ausgeschieden werden, sondern stattdessen im Körper bleiben und Entzündungen in Organen auslösen können. [10] Neben Weichmachern handelt es sich dabei auch um das als krebserregend geltende PCB und das Insektizid DDT in Mikroplastik-Partikeln, die in den menschlichen Körper gelangen. Diese Schadstoffe stehen mit der Beeinträchtigung des Hormonsystems in Verbindung. [11]

Plastikflaschen und Muell die am Strand liegen.
Mikroplastik ist nicht nur ein Problem für die Umwelt. Es steht auch im Verdacht beim Menschen Gesundheitsschäden zu verursachen.

Helfen Sie, den Plastikmüll aus den Meeren zu entfernen

Schützen Sie die Umwelt und helfen Sie, die Meere vom Plastikmüll zu befreien. Sammeln Sie einfach im nächsten Urlaub am Strand Müll auf oder holen Sie ihn aus dem Wasser – die Tiere und die Umwelt werden es Ihnen danken.

Zusätzlich können Sie dazu beitragen, dass weniger Plastik in die Meere gelangt. Reduzieren Sie Ihren Müll und damit Ihren Ressourcenverbrauch auf ein Minimum. Kaufen Sie Obst und Gemüse ohne Plastikverpackung, gehen Sie in Unverpackt-Läden oder auf den Wochenmarkt, benutzen Sie beim Waschen Ihrer Textilien einen Mikrofaser-Waschbeutel und kaufen Sie Kosmetikprodukte ohne Mikroplastik.