Nützliche Idioten? Eine Antwort auf Michael Miersch

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Nützliche Idioten?

Eine Antwort auf einen Kommentar von Michael Miersch, erschienen in der Welt vom 07.07.01

Von Ingrid Newkirk

Das glühende Eisen brannte sich in das weiche Fleisch im Gesicht der Kuh. Der Gestank von versengter Haut erfüllte die Luft, als das völlig verängstigte Tier – seinen Kopf im Schraubstock – in Todesangst aufschrie. Nur wenige hatten bislang vom Gesichtsbrandmarken gehört, bis People for the Ethical Treatment of Animals diese Praktik aufdeckte. Aber sie wurde schon jahrelang zur Kennzeichnung von Rindern eingesetzt, die aus Mexiko in die USA eingeführt werden.

Genau wie dieses Brandmarken geschieht das meiste, was Tieren angetan wird, im Verborgenen. Die Mehrzahl der Menschen erfährt niemals davon – bis jemand plaudert, oft in Zusammenhang mit einem Anruf bei PETA. Sobald wir davon Kenntnis bekommen, dass Tiere leiden, tun wir, was immer erforderlich ist, friedlich und legal, um die Aufmerksamkeit auf diesen Missbrauch zu richten, und helfen den Menschen dabei, ihre Lebensweise zu ändern, damit Tiere verschont bleiben. Hier einige Beispiele: Auf einer Schweinezuchtfarm schlugen und traten Arbeiter gnadenlos auf die Schweine ein und schlachteten sie sogar bei lebendigem Leibe; bei General Motors wurden Schweine fest arretiert, und eine kraftvolle Hydraulikvorrichtung schlug auf ihre Köpfe ein; in einem Forschungslabor schlug ein „Techniker“ Kaninchen mit den eigenen Fäusten tot; in einem anderen schnitten Experimentatoren Meerschweinchen Zehen ab als grausame Methode der Kennzeichnung; an einer Uni überließ man Hunde, die über und über von schmerzhaften Wunden bedeckt waren, unbehandelt in ihren Käfigen dem Tod; und auf einer Pelztierfarm wurden Nerze durch Injektionen mit Unkrautvernichtungsmittel getötet.

All diese Grausamkeiten und noch viele weitere gehören jetzt der Vergangenheit an. Sie wurden beendet – und die Leben der Tiere gerettet – weil PETA den Machenschaften gemeinsam mit Regierungsbehörden und der örtlichen Polizei ein Ende setzte. Doch bei seinem Auftritt in „Menschen bei Maischberger“ bezeichnet Michael Miersch PETA als „extremistische“ Organisation. Die Frage ist nur, wer ist hier extremistisch? Die Frau, die weiterhin Kosmetika kauft, die an Tieren getestet wurde, oder die Leute, die sich dafür einsetzen, dass grausige Tests, bei denen man Tiere vergiftet, abgeschafft werden? Der Mann, der seinen Braten isst, oder die Leute, die die gnadenlosen Bedingungen in der Massentierhaltung aufdecken Die Leute, die sich in Lederjacken wärmen, obwohl es längst bessere synthetische Materialien gibt, oder die Leute, die gegen das Prügeln und Aushungern und die Todesmärsche der Kühe protestieren, die für den illegalen indischen Lederhandel sterben müssen? Die Familien, die dafür bezahlen, Tiere anzuschauen, die man in Zirkussen in Käfige pfercht und zu Darbietungen zwingt, oder die Leute, die die Beweise für ihre Misshandlung zu Gericht tragen?

Herr Miersch zog es vor, die Zuschauer zu alarmieren, indem er PETA als „extremistisch“ bezeichnet, und Prominente zu verhöhnen, die unsere Sache unterstützen, denn es gelingt ihm nicht, allen Ernstes die Grausamkeiten zu rechtfertigen, die gegen Tiere in Labors, in der Massentierhaltung, in Schlachthäusern, auf Pelztierfarmen und in Wanderzirkussen begangen werden. Millionen von Menschen sind mit PETA einer Meinung, dass es roh und grausam ist, Tiere mit unseren Medikamenten vollzustopfen, ihnen Abflussreiniger in die Augen zu schütten, sie zum Inhalieren von Zigarettenrauch zu zwingen und sie mit unseren Krankheiten zu infizieren, und so menschliche Patienten am Ende zu Leidtragenden zu machen. Millionen verzichten jetzt auf Pelz und Leder, weil sie der Ansicht sind, dass es falsch ist, Tiere für Mode einzusperren und zu töten. Und nach PETAs Kampagne haben sogar die Fast Food-Giganten McDonalds und Burger King eingeräumt, Legehennen mehr Raum zur Verfügung zu stellen, ihren Schlachthäuser unangemeldet Kontrollbesuche abzustatten und Sauen mehr Platz zu gewähren, damit sie sich bewegen und ablegen können anstatt in winzigen Ställen eingepfercht ihr Dasein zu fristen.

Es gibt zu jeder Grausamkeit eine positive Alternative. PETA versteht ihre Aufgabe darin, dem Konsumenten diese aufzuzeigen. Grausamkeiten aufzudecken und aufzuzeigen, wie jeder einzelne von uns es vermeiden kann, an ihnen teilzuhaben, genau das ist PETA’s Ziel. Und das muss nun wirklich keinem Angst machen.


Ingrid Newkirk ist die Vorsitzende von People for the Ethical Treatment of Animals (PETA)