Nutria essen: Warum die Jagd auf die Tiere und der Verzehr ihres Fleischs Tierleid bedeuten

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Seit einigen Jahren sind Nutrias in Wassernähe in einigen Regionen Deutschlands anzutreffen. Als sogenannte „invasive Art“ machen Jäger:innen und die Politik ein Problem aus den Tieren und eröffnen vielerorts die verstärkte Bejagung der Tiere. Vermehrt wird in den Medien auch thematisiert, dass angeblich die Nachfrage nach dem Fleisch der Tiere steigen würde. [1]

Erfahren Sie hier, warum eine vermehrte Jagd auf die Nagetiere sowie der Konsum von Nutriafleisch keine Lösung für das vermeintliche Problem bei der Ansiedlung von Nutrias ist.

Inhalte im Überblick

Warum die Jagd auf Nutrias und der Konsum ihres Fleischs falsch ist

Nutrias gehören als „Neozoen“ zu den Tierarten, die der Mensch oft aus anderen Regionen für einen bestimmten Zweck nach Deutschland gebracht hat, meist um sie als sogenannte Haus- oder Nutztiere zu halten, und die sich dann aus verschiedenen Gründen angesiedelt haben.

  • Ursprünglich stammen Nutrias aus den gemäßigten Klimazonen Südamerikas. Dort sind die Populationen in vielen Regionen jedoch stark zurückgegangen, da die Tiere wegen ihres Fleischs gejagt wurden. Zum Ende des 19. Jahrhunderts waren Nutrias in Südamerika fast ausgerottet und die Tiere daher ab 1920 unter Schutz gestellt, indem ein Jagdverbot erlassen wurde. [2]
  • In Deutschland wurden Nutrias ab 1926 wegen ihres Fells, aber auch wie in ihrer Heimat wegen ihres Fleisches gezüchtet. [2, 3] Als die Nachfrage nach ihrem Pelz und Fleisch sank, wurden die Tiere in Deutschland teilweise geplant von Züchter:innen ausgesetzt, sodass sie sich bis heute immer weiter ausbreiten konnten.

Heute sind betroffene Staaten dazu verpflichtet, die Population zu „managen“ und zu überwachen. Vom 1. April 2020 bis zum 31. März 2021 wurden allein in Deutschland rund 100.000 Nutrias getötet. [4]

Nahaufnahme eines Nutrias der im Wasser sitzt.
Nutrias gelten als „invasive Art“, die einst für ihr Fleisch und Fell in Deutschland gezüchtet wurden.

Der Verzehr von Nutriafleisch als vermeintliche Lösung für ein menschengemachtes Problem

Laut Politik, Medien und Jäger:innen wird die Ausbreitung von Nutrias in Deutschland zunehmend zu einem Problem. Somit ist auch die verstärkte Jagd auf die Biberratten längst eröffnet, Kochkurse werden angeboten und entsprechende Angebote mit Interesse angenommen. [1]

Bei der Auseinandersetzung mit dem Thema bleiben wichtige Aspekte jedoch meist unberücksichtigt bzw. Ursache und Wirkung werden oftmals verdreht

Kann man ein Nutria essen?

Ursprünglich wurden Nutrias hauptsächliches wegen ihres Pelzes mit dichter und äußerst feiner Unterwolle gehalten und gezüchtet, doch Nutriafleisch galt schon früher als „Delikatesse“ – und heute steigt die Nachfrage nach dem Tierqualprodukt angeblich erneut – zumindest laut Medienberichten.

Nur weil es möglich und legal ist, heißt es jedoch nicht, dass es moralisch in Ordnung ist, andere fühlende Lebewesen zu essen. Jedes Tier wünscht sich ein unversehrtes und möglichst selbstbestimmtes Leben ohne Leid, ohne Schmerz und ohne vorzeitigen, qualvollen Tod. Das gilt für Tiere in konventioneller und Biohaltung, aber auch für Wildtiere, die von Jäger:innen getötet werden.

Ein nasses Nutria sitzt auf einem Felsvorsprung.
Nutriafleisch gilt als „Delikatesse“, entsprechende Angebote gibt es auch in Deutschland.

Werden Nutrias gegessen?

In Südamerika wird das Fleisch von Nutrias schon seit Jahrhunderten konsumiert. In Deutschland kam Nutriafleisch etwa ab 1950 als exotisches Wildfleisch auf die Teller. Heute möchten viele Konsument:innen „was Neues ausprobieren“ – ähnlich wie bei Straußen– und Pferdefleisch.

Dass sich hinter jedem Stück Fleisch das Leid und der Tod eines Tieres verbirgt, verdrängen viele Konsument:innen dabei – egal, ob es sich um Wild-, Bio- oder Fleisch aus konventioneller Haltung handelt. Es ist unmoralisch, fühlende Lebewesen aus egoistischen Gründen qualvoll zu töten und zu essen.

Wer darf Nutrias jagen? Wie werden Nutrias getötet?

Nutrias sind nicht im Bundesjagdgesetz aufgeführt, mit Ausnahmegenehmigungen ist die Jagd auf die Nagetiere jedoch erlaubt. In Ortschaften ist es erlaubt, die Tiere mittels Lebendfallen zu fangen und per Abschuss zu töten. [5]

Meist wird die Jagd auf sogenannte invasive Tierarten wie die Nutrias und Waschbären damit begründet, dass die vom Menschen nach Europa gebrachten Arten die biologische Artenvielfalt zerstören würden. In Europa ist jedoch die intensive Land- und Forstwirtschaft der Hauptgrund für das Aussterben der meisten Tier- und Pflanzenarten. Dadurch dass Nutrias als Neozoen auf die Unionsliste „invasiver“ Arten gesetzt wurden, erwartet sie zu Unrecht eine systematische Verfolgung mit dem Ziel, sie zu töten.

Die Erwähnung der Nutria auf der Unionsliste verleitet viele auf Regionalebene politische Entscheidungstragende, Behördenvertretungen und Medien zu der falschen Annahme, dass die Nennung ein Jagdauftrag sei. So werden in Deutschland jährlich Tausende Nutrias getötet. Doch die Maßnahmen können ausdrücklich auch gewaltfreie Methoden umfassen, beispielsweise Fütterungsverbote oder tierfreundliche Vergrämungen.

Nutrias sollen für menschengemachte Probleme leiden

Wenn es um sogenannte invasive Tierarten geht, werden die Hintergründe oft falsch dargestellt: Ursache und Wirkung werden häufig verdreht; so ist nicht die Nutria der Grund, warum gehandelt werden muss, um mögliche Probleme und Schäden zu verhindern. Vielmehr sind wir Menschen selbst daran schuld, dass sich Tiere hierzulande überhaupt ausbreiten konnten, denn Nutrias wurden aus rein egoistischen Gründen eingeschleppt und konnten sich nur durch Zutun des Menschen ausbreiten:

  • Immer mildere Winter führen dazu, dass sich Nutrias auch in den kälteren Monaten wohl fühlen: Wärmere Winter werden durch die menschengemachte Klimakrise bedingt – unter anderem durch Treibhausgase, die die Erdatmosphäre belasten.
  • Außerdem werden Nutrias an Ufern gefüttert, was ihre Ausbreitung weiter begünstigt.

Statt alle „invasiven Arten“ zu bejagen und zu verspeisen und damit weiterhin nur die Symptome zu bekämpfen, sollten wir das menschliche Handeln und seine Auswirkungen hinterfragen, um zu verhindern, dass ähnliche Probleme in Zukunft entstehen.

Der Verzehr von Fleisch ist moralisch verwerflich – auch von Wildfleisch

Der Konsum von Fleisch ist moralisch immer verwerflich: Der Mensch stellt sich über andere fühlende Lebewesen und kategorisiert nach einem vermeintlichen Nutzen und nimmt für seinen eigenen Vorteil das Leid anderer in Kauf. In der Fleischindustrie leiden zahllose Tiere – darunter Hühner, Puten, Schweine und Rinder.

Auch die Jagd auf Tiere ist aus ethischer Sicht nicht vertretbar und speziesistisch: Aufgrund des problematischen Überlegenheitsgefühls entscheidet der Mensch, welche Tiere gejagt und getötet werden dürfen: Darunter auch „Neozoen“ wie der Waschbär, die Nilgans und Nutrias, die von Teilen der Politik und Wissenschaft als „invasive Arten“ gebrandmarkt werden.

Grafik Collage Hund und Schwein

So können Sie Nutrias und anderen Wildtieren helfen

Wenn Sie Nutrias und andere Wildtiere schützen und vor einem qualvollen und unnötigen Tod bewahren möchten, sollten Sie sich über die Jagd informieren.

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