Orcas, auch Schwertwale genannt, sind sogenannte Zahnwale. Die intelligenten, anpassungsfähigen und kommunikativen Meeressäuger gelten als größte Tiere innerhalb der Familie der Delfine und leben in komplexen Sozial- und Familienverbänden.
1. Unverwechselbares Aussehen
Mit ihren großen, schwarzen Körpern, ihrem weißen Bauch und den weißen Flecken über den Augen heben Orcas sich optisch von anderen Walen ab. Hinter ihrer Rückenflosse, der Finne, haben Orcas eine graue Stelle, die als Sattelfleck bezeichnet wird. Obwohl alle Schwertwale diese optischen Merkmale aufweisen, unterscheiden sie sich bei jedem Tier in ihrer Ausprägung. Männliche Schwertwale können bis zu zehn Tonnen schwer und rund zehn Meter lang werden. [1]
Die Tiere verdanken ihren Namen der schwertförmigen Rückenflosse, die bis zu 1,80 Meter lang werden kann. Weibliche Orcas erreichen maximal eine Länge von acht Metern, ihre Rückenflosse wird nicht annähernd so groß wie die der männlichen Tiere. [2, 3] Die Brustflossen des Schwertwals sind oval und sehen aus wie kleine Paddel. [4]
2. Leben in Familiengruppen
Bis zu 50 Schwertwale leben in einer Familiengruppe, auch Schule oder Pod genannt, die bis zu vier Generationen umfassen kann. Angeführt wird die Gruppe von dem ältesten weiblichen Wal, der sogenannten Walkuh. Sie verfügt über die größte Erfahrung und zeigt der Familie, wo man Nahrung findet und wie man sich in verschiedenen Situationen verhält. Das Wissen über Jagdtechniken, soziale Interaktion, Nahrungs- und Paarungsgebiete oder Wanderrouten wird von erwachsenen Tieren über Generationen an junge Wale weitergegeben. [3]
Orcas sind sehr soziale Tiere und nehmen sogar neue Mitglieder in ihren Pod auf. So wurden 2019 zwei aus der Gefangenschaft freigelassene Schwertwale in einer wild lebenden Orca-Gruppe gesichtet. [4, 5]
3. Komplexes Sozialverhalten und vielschichtige Sozialstrukturen
Männliche Schwertwale verlassen ihre Pods häufig, um bei der Paarung den Genpool auszuweiten. Aber auch weibliche Orcas wenden sich gelegentlich von ihren Müttern ab, um eine eigene Gruppe zu aufzubauen. Die Gründung einer neuen Gruppe dauert jedoch sehr lange, und die Wale entfernen sich dabei nicht weit von ihrem ursprünglichen Pod.
Wenn sich größere Gruppen zusammenschließen, handelt es sich normalerweise um verwandte Mutterlinien. Diese sogenannten Klans trennen sich nach einer Weile wieder, die ursprünglichen Familiengruppen bleiben jedoch ein Leben lang zusammen. [4]
Die Schwangerschaft einer Schwertwalkuh dauert 15 Monate. Sie bekommt alle paar Jahre immer nur ein Baby. [2]
4. Orcas können miteinander sprechen
Jede einzelne Orca-Gruppe kommuniziert in ihrem eigenen Dialekt; vor allem bei der Jagd scheinen sich die Wale untereinander abzusprechen. [2] Die Schwertwal-Sprache erfolgt über unterschiedlichste Laute, die von Pfeiftönen über bestimmte Rufe bis hin zu Klicklauten oder Klatschgeräuschen reichen. Mit ihrem Blasloch können Orcas ebenfalls Töne erzeugen. Jede Familiengruppe hat somit ihre eigene Sprache mit eigenen Dialekten, sodass sich nur Mitglieder eines Pods untereinander verstehen. [4]
5. Große Gefühle und großes Gehirn
Unter allen Tieren haben Orcas das zweitgrößte Gehirn. Es kann bis zu sieben Kilogramm wiegen und ist damit viermal größer als das menschliche Gehirn. Schwertwale können sich selbst im Spiegel erkennen und sind zu einer breiten Palette an Emotionen fähig: Frustration, Angst, Freude, Liebe und Wut sind nur eine kleine Auswahl an Gefühlen, die Schwertwale empfinden können. [4]
6. Schwertwale sind in allen Weltmeeren zuhause
Orcas fühlen sich sowohl in den Tropen als auch in der Antarktis wohl; sie streifen durch flache Küstengewässer und durch die Tiefen der Ozeane. [3] Schwertwale werden nach ihrem Lebensraum in verschiedene Ökotypen gegliedert: Es gibt vier Antarktische Formen (Typ A, B, C und D) und drei Nordost-Pazifik-Formen (Resident, Transient und Offshore). Diese Typen unterscheiden sich im Hinblick auf ihr Äußeres und ihr Verhalten. [4]
Die heute bekannten „Ökotypen“ haben sich in den vergangenen 250.000 Jahren aus einem gemeinsamen Vorfahren entwickelt, indem sie sich an ihre jeweiligen Lebensbedingungen angepasst haben. [4]
7. Schwertwale sind reisefreudig
Während Orcas normalerweise etwa 15 km/h zurücklegen, beschleunigen sie in bestimmten Situationen auf bis zu 45 km/h. [6] Biologen haben beobachtet, dass Orcas, die in der Antarktis jagen, manchmal Tausende Kilometer weit in subtropische Gewässer schwimmen. Die Forscher haben zwölf Tiere mit Sendern markiert und konnten so verfolgen, dass einer der Schwertwale in 42 Tagen 9.400 Kilometer zurücklegte, das entspricht fast 224 Kilometern am Tag. [7]
Orcas können bis zu 1.000 Meter tief und 15 Minuten lang tauchen, bis sie zum Luftholen auftauchen müssen. [8, 9]
8. Schwertwale jagen ihre Nahrung
Die Nahrung von Schwertwalen ist vielfältig: Einige Orcas ernähren sich ausschließlich von Fischen, während andere Arten Säugetiere wie Robben, Pinguine und andere Wale bevorzugen. [2]
Auf welche Nahrung Orcas spezialisiert sind, hängt von ihrem bevorzugten Lebensraum ab: Die Wale passen sich den Regionen an und bilden entsprechende Verhaltensmuster. Vor den Küsten Norwegens fangen Schwertwale hauptsächlich Hering, in der Straße von Gibraltar ernähren sie sich viel von Blauflossen-Thunfisch, vor Neuseeland jagen sie Rochen und vor Westaustralien Buckelwalbabys oder Schnabelwale. [4]
9. Orcas können ein hohes Alter erreichen
Viele Schwertwale werden in freier Natur etwa 50 Jahre alt. [2] Bei wild lebenden weiblichen Orcas liegt die durchschnittliche Lebenserwartung zwischen 50 und 80 Jahren, männliche Tiere werden im Durchschnitt nur circa 30 Jahre alt. In Einzelfällen erreichen Schwertwale auch ein Alter von über 100 Jahren. [6]
10. Feinde und das traurige Leben in Gefangenschaft
In Gefangenschaft sterben Orcas meist deutlich früher als in Freiheit. Das durchschnittliche Lebensalter von Orcas, die in SeaWorld-Meeresparks gestorben sind, liegt derzeit bei 14 Jahren. [10] In den vergangenen Jahrzehnten wurden zahlreiche wild lebende Orcas ihrer Heimat und ihren Familienverbänden entrissen und in Delfinarien eingesperrt. Die Gefangenschaft in den engen, trostlosen Becken ist für die Tiere eine tägliche Qual: Monotonie und Frustration führen zu Aggressivität und Angriffen auf Menschen und Artgenossen: [2] Schwertwal Tilikum beispielsweise, der im US-Meerespark SeaWorld Orlando in Gefangenschaft gehalten wurde, war am Tod von drei Menschen beteiligt.
Wenn Mensch und Schwertwal im Ozean aufeinander treffen, kann es vereinzelt zu Unfällen mit Verletzungen kommen, Todesfälle wurden jedoch nie dokumentiert. Vielmehr haben sich Orcas bei Begegnungen mit Menschen neugierig und spielfreudig gezeigt. Oftmals machen sie sich einen Spaß daraus, Fischern ihre Beute aus Netzen zu stehlen und auf andere unbekümmerte Weise mit Menschen zu agieren. [6]
Wie viele Orcas gibt es weltweit?
Schätzungen zufolge gibt es in den Weltmeeren mindestens 50.000 Schwertwale: 25.000 von ihnen sollen in der Antarktis leben, 8.500 im tropischen Pazifik, 2.000-2.700 im Nordostpazifik und 500-1.500 in den Meeren vor Norwegen und Grönland. [6]
Orcas und andere Delfine gehören in die Freiheit
In Delfinarien und Meeresparks werden Orcas zusammen mit Artgenossen ohne Rücksicht auf ihre Herkunft und ihr spezifisches Verhalten in viel zu kleinen Becken gehalten. Im Meerespark SeaWorld in Orlando leben beispielsweise zwei Wildfänge: Einer stammt aus Pender Harbour in Kanada, der andere aus Island. In solchen Einrichtungen wird das natürliche Verhalten der intelligenten Wale unterdrückt, ihre Bedürfnisse werden ignoriert. Als Folge davon leiden die Tiere physisch und psychisch; ihr Schmerz kann sich in aggressivem Verhalten gegenüber Menschen äußern, aber sich auch an Artgenossen richten, mit denen sie sich ein Becken teilen müssen.
Delfinarien können den intelligenten, sozialen Schwertwalen niemals ein artgerechtes Zuhause bieten. Orcas gehören in die Freiheit – nur dort können sie ihrem natürlichen Verhalten in Familienverbänden nachgehen und ein glückliches Leben führen. [4]
Helfen Sie den Orcas
- Bitte besuchen Sie keine Delfinarien und Meereszoos – für die Tiere bedeutet die Gefangenschaft ein Leben voller Leid und Entbehrung.
- Informieren Sie sich darüber, warum empfindsame Lebewesen nicht zu Unterhaltungszwecken in Gefangenschaft gehören.
- Bitten Sie TUI, keine SeaWorld-Tickets zu verkaufen, indem Sie unsere Petition unterschreiben.
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Quellen
[1] Guinness World Records (2019): The animal from which great whites flee: 5 killer records held by orcas, https://www.guinnessworldrecords.com/news/2019/6/the-animal-from-which-great-whites-flee-five-killer-records-held-by-orcas-576308, (eingesehen am 08.03.2021)
[2] Hillmann, Annika: Schwertwal, https://www.geo.de/geolino/tierlexikon/1735-rtkl-tierlexikon-schwertwal, (eingesehen am 19.02.2021)
[3] WDC: Orca (Schwertwal), https://de.whales.org/wale-delfine/artenfuehrer/orca-schwertwal/, (eingesehen am 19.02.2021)
[4] Pro Wildlife (2020): Das Sozialverhalten von Orcas, https://www.prowildlife.de/blog/das-sozialverhalten-von-orcas/, (eingesehen am 19.02.2021)
[5] https://freerussianwhales.org/en/first-shots-orca-released-from-whale-jail-joined-wild-pod/
[6] OCEANWIDE EXPEDITONS: Schwertwal, https://oceanwide-expeditions.com/de/aktivitaten/tierwelt/schwertwal, (eingesehen am 19.02.2021)
[7] SPIEGEL (2011): Orcas reisen zur Hautpflege in warme Gewässer, https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/weite-wanderungen-orcas-reisen-zur-hautpflege-in-warme-gewaesser-a-793969.html, (eingesehen am 19.02.2021)
[8] Leister, Annika (2016): Orcas: Könige der Meere, https://www.duda.news/wissen/orcas-schwertwale-koenige-der-meere/, (eingesehen am 22.02.2021)
[9] Yupp : „Jared R Towers, Paul Tixier, Katherine A Ross, John Bennett, John P Y Arnould, Robert L Pitman, John W Durban, Movements and dive behaviour of a toothfish-depredating killer and sperm whale, ICES Journal of Marine Science, Volume 76, Issue 1, January-February 2019, Pages 298–311, https://doi.org/10.1093/icesjms/fsy118, eingesehen am 1. Juli 2021)
[10] SeaWorld of Hurt: Lives Stolen by SeaWorld, https://www.seaworldofhurt.com/features/lives-stolen-seaworld/, (eingesehen am 08.03.2021)