Palmöl: Was ist Palmfett und wie schädlich ist es für die Umwelt und Gesundheit?

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Palmöl ist wohl einer der am meisten diskutierten pflanzlichen Inhaltsstoffe. Obwohl die Herstellung bekanntermaßen umweltschädliche Auswirkungen hat, ist Palmöl in vielen Produkten enthalten. Doch das gefährdet den Lebensraum zahlreicher Tiere, unter anderem durch die Regenwaldabholzung.

Palmöl ist eine ausgesprochen komplexe Problematik, die sich in wenigen Worten kaum zusammenfassen lässt. Hier finden Sie die wichtigsten Informationen zum Thema Palmöl.

Inhalte im Überblick

Was ist Palmöl und warum ist es so schädlich?

Palmöl, auch als Palmfett bekannt, ist ein pflanzliches Öl, das aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme hergestellt wird. Weltweit macht Palmöl ein Drittel des Gesamtverbrauchs an pflanzlichen Ölen aus, [1] denn es ist günstig und vielseitig einsetzbar.

Doch Palmöl steht in der Kritik, weil für die Produktion tropische Wälder und somit Lebensgrundlagen von Tieren zerstört werden. Zudem birgt der Konsum auch gesundheitliche Risiken für den Menschen.

Die rote Frucht einer Oelpalme, aus der Palmoel gewonnen wird.
Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch und das Palmkernöl aus den Kernen der Ölpalmenfrucht hergestellt.

Warum wird Palmöl für so viele Produkte verwendet?

Palmöl ist billig und der Anbau effizient:

  • Denn die Ölpalme hat einen sehr hohen Ertrag, der beispielsweise deutlich über dem von Kokospalmen liegt.
  • Das aus Fruchtfleisch (Palmöl) und Kernen (Palmkernöl) gewonnene Fett hat zudem einen hohen Schmelzpunkt, ist also bei Zimmertemperatur fest und hitzebeständig.
  • Zudem ist Palmöl geschmacksneutral und durch einen hohen Anteil an Vitamin E und Antioxidantien lange haltbar.
  • Die einzigartige Zusammensetzung des Fettes macht es außerdem möglich, dass auch andere Flüssigöle in eine stabile und cremige Form eingebunden werden.

Woher kommt Palmöl?

Palmöl ist mit einem Marktanteil von 30 Prozent das meist verwendete Pflanzenöl der Welt. Rund 70 Millionen Tonnen wurden 2018 produziert, [1] es stammt

  • hauptsächlich aus Indonesien
  • Malaysia
  • Thailand
  • aber auch aus Kolumbien und Nigeria. [2]

Palmöl wird auf 20 bis 27 Millionen Hektar angepflanzt – einer Fläche, die etwa der Hälfte Deutschlands entspricht. Es wird erwartet, dass bis 2025 allein in Indonesien 17 Millionen Hektar angepflanzt werden. [3]

Ein Bagger steht hinter einem Haufen von Fruechten der Oelpalme.
Die Ölpalme wird heute nahezu in allen Tropenregionen der Erde angepflanzt, da sie dort am besten gedeiht.

Warum ist Palmöl schlecht für die Umwelt? Warum ist Palmöl schlecht für den Regenwald?

Da Palmöl so billig in der Produktion ist, zahlen den wirklichen Preis andere: Nicht die Pflanze an sich ist das Problem, sondern die ungewöhnlich hohe Nachfrage.

  • Regenwälder werden abgeholzt: In Indonesien werden für Palmöl Regenwälder abgeholzt, die für Orang-Utans zu den letzten verbliebenen Lebensräumen zählen. Aber auch in anderen Ländern bieten die Wälder, die für Palmplantagen weichen müssen, Lebensraum für viele einzigartige Tiere.
  • Lebensräume werden zerstört und Tiere getötet: Auf Flächen, für die Konzessionen an Palmölfirmen vergeben wurden, werden jedes Jahr 1.000 bis 5.000 Orang-Utans getötet. [4] Dabei werden Familien auseinandergerissen, viele Orang-Utan-Kinder werden zu Waisen. Ihr Bestand ist seit 1900 um 91 Prozent geschrumpft. [5] Alle Orang-Utan-Arten sind als stark gefährdet eingestuft, der Lebensraumverlust stellt hierbei die größte Bedrohung dar. [6]
  • Illegale Rodungen und Vertreibungen: Nicht immer wird legal gerodet. Vertreibungen und illegale Räumungen sind keine Seltenheit, denn Ölpalmen wachsen in Urwaldgebieten. Hier ist Landbesitz oft gar nicht oder nur ungenau, geschweige denn rechtlich bindend dokumentiert.
  • Konventioneller Palmölanbau zerstört Biodiversität: Nach einigen Jahren des Anbaus von Ölpalmen ermöglichen die sensiblen Torfböden nicht mehr die notwendigen Erträge. So werden neue Flächen erschlossen, die alten jedoch ohne Wiederherstellung von „naturnahen Lebensräumen“ aufgegeben. Der konventionelle Palmölanbau zerstört die Biodiversität, denn er achtet nicht auf den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit. Der Einsatz von Pestiziden (Glyphosat) und Mineraldünger ist an der Tagesordnung.
  • Produktion trägt zur Klimakrise bei: Die Abholzung des Regenwaldes trägt zum Klimawandel bei. Bäume produzieren bekanntermaßen Sauerstoff und speichern Kohlendioxid. Durch die Rodungen wird somit schädliches Gas freigesetzt, und eine lebenswichtige Sauerstoffquelle geht verloren. Zudem werden bei der Umwandlung der Torfböden zu Plantagen enorme Mengen an Klimagasen erzeugt.
  • Schlechter Lohn und Kinderarbeit: Neue Palmölplantagen bringen zudem soziale Probleme mit sich. Nur wenige Menschen finden auf den Plantagen Arbeit, die zudem oft schlecht bezahlt ist. Nicht selten müssen Familienmitglieder helfen – darunter auch Kinder. Viele Menschen arbeiten ohne rechtlichen Schutz, neu gegründeten Dörfern fehlen soziale Strukturen.
Ein Truck faehrt durch eine gruene Plantage mit Oelpalmen.
Der Anbau von Palmöl bringt erhebliche ökologische und soziale Probleme mit sich.

Werden Verbraucher:innen ausreichend informiert?

Laut der europäischen Lebensmittel-Informationsverordnung, [7] die seit Dezember 2014 gilt, ist es nicht ausreichend, auf Lebensmitteln lediglich den Hinweis „pflanzliche Öle oder Fette“ anzugeben. Auch die pflanzliche Herkunft muss genannt werden. Dennoch lassen sich manche Hersteller mit der entsprechenden Umstellung ihrer Verpackungen Zeit.

Palmöl findet sich in Lebensmitteln wie

  • Margarine
  • Nusscremes
  • Keksen,
  • aber auch vielen anderen Produkten des täglichen Lebens, darunter
  • Kosmetika
  • Reinigungsmitteln
  • Kerzen
  • Farben
  • Lacken
  • oder Agrartreibstoffen.

Kann Palmöl fair und ökologisch sein?

Mittlerweile gibt es für Palmöl verschiedene Label. Dennoch ist es für Verbraucher:innen nicht immer klar ersichtlich, welche dieser Siegel tatsächlich etwas aussagen und welche nur das Image von Unternehmen aufpolieren sollen.

Am weitesten verbreitet ist die Palmöl-Zertifizierung „RSPO“. RSPO steht für „Roundtable on Sustainable Palm Oil“ (Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) und wurde 2004 unter anderem vom WWF initiiert. Ziele sind

  • Mindeststandards wie keine Abholzung von Primärwäldern und besonders erhaltenswerten Wäldern
  • Kernarbeitsnormen und eine Bezahlung nach Mindeststandards.

Die Umsetzung ist jedoch nur selbstverpflichtend, und es gibt keine unabhängige Kontrollinstanz. Daher wurde das Label von 250 Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen abgelehnt. [8]

Um die Standards der RSPO zu stärken, wurde die Palm Oil Innovation Group (POIG) wurde gegründet. Die Zertifizierung durch POIG ist stringenter als die RSPO-Standards. Mehrere Unternehmen, die auch vegane Produkte herstellen, haben sich bereit erklärt, mit POIG-verifizierten Zulieferern zusammenzuarbeiten, darunter auch Danone (Alpro). Die Rainforest Alliance hat einen eigenen Zertifizierungsprozess inklusive zugehörigem Label entwickelt.

Es gibt auch Siegel für ökologisch produziertes Palmöl:

  • Der ökologische Landbau setzt beispielsweise auf Dünger mit natürlichen Bestandteilen und auf Mischkulturen.
  • Bisher stammen jedoch nur rund 0,1 Prozent des weltweit erzeugten Palmöls aus biologischem Anbau, [9] und auch Bioproduzenten standen schon in der Kritik, wenn es um faire Bedingungen geht.
Eine Oelpalme mit einem  grossen Haufen roter Fruechte.
Trotz Bestrebungen wird der größte Teil des Palmöls leider noch unter schädlichen Methoden hergestellt.

Sollte Palmöl aus ethischen Gründen boykottiert werden?

Verschiedene Nahrungsmittel, Kosmetika und Haushaltsprodukte enthalten Palmöl – ein Boykottieren von Palmöl ist also nicht leicht, aber natürlich möglich. Auch Expert:innen sind sich unsicher, ob ein Boykott sinnvoll ist.

Einige Organisationen – auch solche, die sich gezielt um den Erhalt von Urwäldern kümmern – sprechen sich gegen einen Boykott von Palmöl aus.

  • Die Sumatran Orangutan Society (SOS) etwa warnt, ein Boykott könne dazu führen, dass die Anbauunternehmen vor Ort auf Pflanzen wie Soja umsteigen, für die, je nach Herkunftsland, noch viel mehr Landflächen als für Palmöl nötig wären.
  • Nach Ansicht der Organisation ist der Palmölanbau ein derart wichtiger Wirtschaftszweig, dass er keinesfalls einfach verschwinden wird. Deshalb müsse der Fokus auf Anbaumethoden gelegt werden, die so wenig Schaden wie möglich anrichten, indem z. B. keine neuen Wälder gerodet werden. [10]
  • Auch Organisationen wie das Rainforest Action Network (RAN) oder Borneo Orangutan Survival (BOS) Australia setzen sich für die Nutzung von nachhaltig produziertem Palmöl ein. Bei einer solchen Produktion wird beispielsweise auf bereits gerodete Landflächen zurückgegriffen, in bessere Erträge investiert und darauf verzichtet, Flächen für neue Plantagen zu roden. [11, 12]

Doch selbstverständlich gibt es auch Gegenstimmen, etwa die Orangutan Foundation International (OFI). Sie vertritt die Meinung, nur ein völliger Boykott von Palmöl könne den Schutz von Wildtieren und ihren Lebensräumen gewährleisten.

  • Nachhaltiges Palmöl gibt es der OFI zufolge nicht – derartige Zertifikate seien lediglich ein Werbemittel zur ethischen Reinwaschung der Industrie, während Abholzung und Lebensraumzerstörung weitergingen.
  • Die OFI bezieht sich auf Forschungsdaten, die zeigen, dass Orang-Utan-Populationen auf zertifizierten und nicht-zertifizierten Plantagen gleichermaßen zurückgehen. [13]
Palmoel-Plantage in der Sonne.
Immer mehr Organisationen fordern nachhaltigere und fairere Bedingungen beim Anbau Palmöl.

Warum ist Palmöl schlecht für die Gesundheit?

Im Gegensatz zu einigen anderen pflanzlichen Ölen trägt Palmöl nicht zu einer gesunden Ernährung bei: Palmfett steht im Verdacht, die Entstehung von Diabetes, Gefäßerkrankungen und Krebs zu begünstigen.

  • Cholesterin, welches im Verdacht steht, das Risiko für Diabetes zu erhöhen.
  • Der Verzehr von zu vielen gesättigten Fettsäuren kann zu einer Gefäßverengung führen, die einen Schlaganfall oder Herzinfarkt auslösen kann. [14]

Palmöl-Alternativen? Welche Optionen gibt es?

Wie immer gilt: Die eigene Herstellung mit Zutaten aus heimischem Anbau ist der beste und umweltfreundlichste Weg. Regional angebaute Öllieferanten und somit Alternativen zu Palmöl können

  • Raps
  • Mais
  • Leinsamen
  • Disteln
  • und Sonnenblumen sein.

Oliven- und Sojaöl stammen aus Südeuropa.

Diese Öle bieten zudem den Vorteil, dass sie reich an ungesättigten Fettsäuren sind. Palmöl hingegen enthält einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren (deshalb ist es fest) und sollte aus gesundheitlichen Gründen nur in geringen Mengen verzehrt werden.

Außerdem lohnt sich die Nachfrage bei Lebensmittelherstellern – manche haben bereits auf alternative Öle umgestellt, andere planen dies. Daneben kann jede:r Einzelne versuchen, den eigenen Verbrauch von Palmöl kritisch zu hinterfragen und den Kauf von palmölhaltigen Lebensmitteln auf ein Minimum zu reduzieren. Unser Einkaufszettel ist unser Stimmzettel.

Eine Person steht am Herd und giesst Oel in eine Pfanne mit Gemuese.
Wer frisch kocht und weniger Fertigprodukte konsumiert, verbraucht schon weniger Palmöl.

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