Paviane sind intelligente Affen, die vor allem in verschiedenen Teilen Afrikas beheimatet sind. Sie faszinieren mit ihrem Aussehen und ihrer Lebensweise: Sie leben in komplexen Gruppen von 10 bis 200 Tieren, sie pflegen Beziehungen, kümmern sich umeinander und sichern gemeinsam ihr Überleben. Doch durch Wilderei, die Zerstörung ihres Lebensraums, Zoohaltungen und Tierversuche leiden diese neugierigen und sozialen Tiere.
1. Es gibt sechs verschiedene Pavianarten
Paviane sind Affen, die zur Familie der Meerkatzenverwandten gehören. Insgesamt gibt es sechs Pavianarten:
- Die am weitesten verbreitete Art ist der Anubispavian, der wegen seines grünlichen Fells auch Grüner Pavian genannt wird.
- Der Steppenpavian wird auch als Babuin oder wegen seines gelben Fells als Gelber Pavian bezeichnet.
- Der Mantelpavian hat ein längeres, buschiges Fell – daher stammt auch sein Name. Weibliche Tiere haben ein bräunliches Fell, männliche ein silberweißes.
- Die kleinste Pavianart ist der Kindapavian.
- Der Guinea-Pavian gehört zu den kleineren Pavianarten. Sein Fell ist rötlich-braun, das Gesicht haarlos und dunkelviolett oder schwarz.
- Der Bärenpavian, auch Tschakma genannt, ist die größte Pavianart. Er hat ein grau-braunes Fell.
Diese sechs Pavianarten unterscheiden sich in ihrem Aussehen und ihrer Lebensweise sowie in ihrer Entstehungsgeschichte: [1]
- Aus einer südlichen Linie gingen die Bärenpaviane, Gelbe Paviane und Kindapaviane hervor.
- Von einer nördlichen Linie stammen Mantelpaviane, Anubispaviane und Guinea-Paviane ab.
2. Paviane haben ein unverwechselbares Aussehen
Für Paviane ist der markante, unbehaarte, nach vorne gerichtete Nasen- und Mundbereich mit den imposanten Eckzähnen typisch. Diese helfen den omnivor lebenden Tieren, harte Nahrung zu zerkleinern. Männliche Paviane zeichnen sich durch besonders kräftige Eckzähne aus. Je nach Art haben die männlichen Tiere eine Mähne um den Nacken und die Schultern, zudem sind sie meist größer und schwerer als weibliche Paviane.
Der Schwanz der Primaten ist etwas kürzer als der Körper und bei den größten Individuen kann er bis zu 80 Zentimeter lang sein. Die Affen halten ihren Schwanz entweder „geknickt“, also so, dass er erst nach oben steht und der hintere Teil nach unten hängt – oder er ist leicht gebogen.
Genau wie das Gesicht ist auch der Hinterleib unbehaart und oft auffällig gefärbt – je nach Art ist diese Eigenschaft stärker ausgeprägt. Während der Fortpflanzungszeit schwillt er bei den Weibchen an und seine Farbe wird noch leuchtender. [2]
3. Paviane sind gesellige Tiere und haben klar geregelte Sozialstrukturen
Paviane schließen sich zu großen Gruppen zusammen, damit sich feindlich gesinnte Tiere seltener herantrauen und sie diese in Zusammenarbeit besser vertreiben können. Doch das Zusammenleben auf kleinem Raum ist mit Herausforderungen verbunden, die klare Regeln für das soziale Miteinander erfordern. Bei Mantelpavianen gibt es daher beispielsweise komplexe Sozialgruppen, die auf mehreren Ebenen organisiert sind:
- Haremsgruppen: Ein ausgewachsenes Männchen leitet als Haremsführer eine Gruppe von mehreren weiblichen und jungen Tieren. Teilweise bleiben die männlichen Vorgänger des Haremsführers Teil der Kleingruppe. [3] Tagsüber sind Mantelpaviane in diesen Kleingruppen von bis zu 15 Tieren unterwegs.
- Manchmal bilden miteinander verwandte Harems auch einen Clan, in dem es einen besonders engen Zusammenhalt unter den Tieren gibt.
- Mehrere Clans wiederum formen sogenannte Banden, die bis zu 100 Individuen umfassen und sich in Streifgebieten von 10 bis 20 Quadratkilometern oft gemeinsam bewegen.
- Abends finden sich dann Hunderte Mantelpaviane zum Schlafen an einem großen Felsen zusammen – was als Horde bezeichnet wird.
- Werden eine Horde und ihr Territorium von fremden Pavianhorden oder Feinden angegriffen, sind interne Streitigkeiten vergessen und sie verteidigen sich gemeinsam. [3]
Die Affen haben feste tägliche Rituale – dazu gehört auch das gegenseitige Lausen. Dabei folgen sie strikten Regeln: Gelaust wird zunächst innerhalb eines Harems. Der Haremsführer lässt sich nur von einem weiblichen Tier lausen, was oft zu Eifersucht unter den weiblichen Tieren führt – der Haremsführer schlichtet diese Konflikte.
Auch zwischen verschiedenen Haremsführern gibt es täglich Streitigkeiten um die soziale Rangordnung. Meist bleibt es jedoch bei Drohgebärden, Geschrei und Zähnefletschen. [3] Streitende Haremsführer einer Bande vermeiden es, sich gegenseitig anzuschauen, denn das gilt als größtmögliche Provokation: Kommt es zu einem Blickkontakt, folgen in der Regel körperliche Auseinandersetzungen – diese enden meist sehr schnell und ohne Verletzungen.
Mit zunehmendem Alter werden die Paviane zu aktiven Mitgliedern des Familienverbandes und legen täglich ca. 6 bis 16 Kilometer zurück, um nach Nahrung zu suchen.
4. Paviane sind verspielt, temperamentvoll und laut
Wo eine Paviangruppe lebt, herrscht meist eine lautstarke Geräuschkulisse, scheinbar chaotisch und grundlos – doch dieser Eindruck täuscht:
- Die Paviane verteidigen und markieren ihr Territorium gegenüber Eindringlingen, dabei werden sie laut. [3]
- Die Jungtiere sind die körperliche Nähe zu ihrer Mutter so sehr gewöhnt, dass sie teilweise Wutanfälle bekommen, wenn die Mütter versuchen, sie abzustillen.
- Junge Paviane spielen gerne und legen eine große Lebensfreude an den Tag. Sie schaukeln an Ästen, jagen sich gegenseitig, tragen spielerische Kämpfe aus und balgen mit ihren Freunden. Jungtiere ärgern sich gegenseitig, indem sie sich so lange am Schwanz ziehen und miteinander rangeln, bis eines laut protestierend bei einem älteren Tier Schutz sucht. [3]
- Primatolog:innen konnten bei Pavianen über 30 verschiedene Kommunikationslaute feststellen – von Grunzen bis hin zu Bellen oder lautem Schreien.
5. Paviane sind intelligent und anpassungsfähig
Paviane haben sehr breit gefächerte Nahrungsvorlieben und konnten sich daher an viele verschiedene Lebensräume anpassen, unter anderem an Savannen, Regenwälder, Wüsten, Berge und Küstenregionen. In jedem dieser Lebensräume schützen sich die Paviane vor Angreifern, indem sie auf hohe Bäume oder steile Klippen klettern. Ein weiteres Zeichen für ihre Anpassungsfähigkeit: In freier Wildbahn halten sich Paviane vermehrt ohne Scheu in der Nähe von menschlichen Siedlungen auf, wo sie nach Nahrung suchen.
6. Die meisten Pavianarten sind nicht bedroht
Die verschiedenen Pavianarten leben vor allem in verschiedenen Teilen Afrikas – von Wüsten über Savannen bis hin zu Regenwäldern – und Mantelpaviane auch auf der arabischen Halbinsel. Aufgrund ihres großen Verbreitungsgebietes und ihrer Anpassungsfähigkeit gehören sie im Vergleich zu den weniger gefährdeten Primaten.
Nur eine der sechs Pavianarten ist laut der Roten Liste gefährdeter Arten aktuell als „potentiell gefährdet“ eingestuft (Stand 2023): der Guinea-Pavian. [4] Als Gründe gelten vor allem Lebensraumverlust und Wilderei. Früher wurden zudem zahlreiche Guinea-Paviane für den Missbrauch in Tierversuchslaboren exportiert, vor allem aus dem Senegal. Um die Population zu erhalten, sind nachhaltige Schutzmaßnahmen erforderlich.
7. Massenhafter Missbrauch in Zoos und Tierversuchslaboren
Heute sind Paviane oft in Zoos und Tierparks zu sehen – doch die Gefangenschaft in kleinen, kargen Gehegen wird den Bedürfnissen der intelligenten Tiere nicht gerecht. Auf sogenannten „Pavianfelsen“ wie im Neunkircher Zoo werden die Tiere auf engstem Raum ohne ausreichende Rückzugsmöglichkeiten zusammengepfercht, was zu sozialen Spannungen, Bisswunden und Stress führt. Tiere sind nicht dazu da, uns in Zoos und ähnlichen Einrichtungen zu unterhalten. Das dauerhafte Einsperren von Tieren hat nichts mit Artenschutz zu tun, denn die ohnehin nicht bedrohten Tierarten werden in Gefangenschaft nur gezüchtet, um sie dem zahlenden Zoopublikum zu präsentieren; Auswilderungen dieser Tiere sind nicht vorgesehen. Wenn Arten nachhaltig geschützt werden sollen, müssen ihre natürlichen Lebensräume bewahrt werden und der Artenschutz dort stattfinden.
Weltweit werden bis heute jedoch auch zahllose Paviane in grausamen Tierversuchen missbraucht:
- An der Columbia Universität in New York wurden von 2001 bis 2011verschiedene grausame Versuche an Primaten durchgeführt – bevorzugt Pavianen. So wurden schwangere Pavian-Damen mit Nikotin vollgepumpt, um Fehlbildungen der Föten auszulösen, künstliche Schlaganfälle wurden induziert, indem man ein Auge entfernte und dahinter liegende Blutgefäße abklemmte. Diese und ähnliche Tierversuche wurden allesamt ohne oder mit völlig unzureichender Schmerzmittelgabe durchgeführt. [5, 6]
Auch in Deutschland werden an Pavianen immer wieder vollkommen überflüssige Experimente durchgeführt:
- An der Ludwig-Maximilians-Universität München werden seit einigen Jahren Pavianen immer wieder Schweineherzen eingesetzt. Einige Tiere starben bereits innerhalb weniger Tage [7] oder mussten wegen Herz-Kreislauf- oder Multiorganversagen getötet werden. [8]
Andere wurden getötet, nachdem sie absichtlich virusinfizierte Herzen transplantiert bekamen und unter Selbstverstümmelung, Verweigerung der Nahrungsaufnahme, Erbrechen, Durchfall, schlechter Wundheilung, Blutungen oder Flüssigkeitsansammlung im Brustkorb litten. [9] Tiere, die den Versuchszeitraum überleben, werden üblicherweise dennoch eingeschläfert. Ähnliche Experimente werden an der University of Alabama at Birmingham durchgeführt.
- In einer vom Bundesgesundheitsministerium geförderten Studie wurden 2009 Affen – unter anderem auch Paviane – mit einem Virus infiziert. Zuvor wurde ihr Immunsystem mit Substanzen geschädigt. Das Virus wurde ihnen in die Brust- und Beinmuskulatur sowie Bauchhöhle injiziert, was bei einem Tier bösartige Tumore in diesen Bereichen auslöste. Ein anderes Tier starb an einer Blutvergiftung, die übrigen wurden nach einigen Monaten getötet. [10]
- 2008 wurden an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz bei mehreren Pavianen Löcher durch den Schädelknochen und einen Teil der Hirnhaut gebohrt, die danach mit Silikonpfropfen verschlossen wurden. Die Wundheilung wurde über acht Wochen beobachtet, bevor die Tiere getötet wurden. [11]
Tierversuche sind nicht zuverlässig auf den Menschen übertragbar
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Quellen
[1] Deutsches Primatenzentrum (2019): Paviane als Modell für die menschliche Evolution, https://www.dpz.eu/de/startseite/einzelansicht/news/paviane-als-modell-fuer-die-menschliche-evolution-1.html (eingesehen am 09.11.2023)
[2] SWR KINDERNETZ (2020): Pavian, https://www.kindernetz.de/wissen/tierlexikon/steckbrief-pavian-100.html (eingesehen am 09.11.2023)
[3] planet wissen (2019): Konflikte bei Affen, https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/kommunikation/konflikte/pwiestreitaufdemaffenfelsen100.html (eingesehen am 09.11.2023)
[4] Wallis, J., Alonso, C., Barlow, C., Brito, J., Ferreira da Silva, M.J., Hernansaiz, A., Kopp, G.H., Vale, C. & Zinner, D. 2021. Papio papio (amended version of 2020 assessment). The IUCN Red List of Threatened Species 2021: e.T16018A190269269. https://dx.doi.org/10.2305/IUCN.UK.2021-1.RLTS.T16018A190269269.en. (eingesehen am 15. November 2023)
[5] PETA USA: A Century of Suffering: 10 Gruesome Experiments on Animals From the Last 100 Years, https://www.peta.org/features/history-of-animal-testing-10-shocking-experiments-last-100-years/ (eingesehen am 10.11.2023)
[6] Columbia University Cruelty, https://www.peta.org/features/columbia-university-cruelty-deadly-animal-experimentation/ (eingesehen am 28.11.2023)]
[7] Fischer L. Paviane überleben mit Schweineherzen. Spektrum. 06.12.2018, https://www.spektrum.de/news/paviane-ueberleben-mit-schweineherzen/1612400 (eingesehen am 10.11.2023)
[8] Längin M, Reichart B, Steen S et al. Cold non-ischemic heart preservation with continuous perfusion prevents early graft failure in orthotopic pig-tobaboon xenotransplantation. Xenotransplantation. 2021;28:e12636. doi:10.1111/xen.12636
[9] Fiebig U, Abicht JM, Mayr T et al. Distribution of porcine cytomegalovirus in infected donor pigs and in baboon recipients of pig heart transplantation. Viruses.2018;10(2),66.)
[10] Specke V, Plesker R, Wood J et al. No in vivo infection of triple immunosuppressed non‐human primates after inoculation with high titers of porcine endogenous retroviruses. Xenotransplantation. 2009;16(1):34-44, https://edoc.rki.de/bitstream/handle/176904/658/29EHzryK83PYs.pdf?sequence=1&isAllowed=y (eingesehen am 28.11.2023)
[11] Charalampaki P, Heimann A, Kockro RA et al. A new model of skull base reconstruction following expanded endonasal or transoral approaches–long-term results in primates. Eur Surg Res. 2008;41(2):208–213. doi:10.1159/000134920