Im Frühling genießen viele Pferde nach einem Winter ohne Gras die saftigen Halme auf der Weide. Doch bei der Umstellung auf frische Nahrung und wärmere Temperaturen muss einiges beachtet werden. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihr Pferd im Frühling richtig anweiden und die Gefahr für Koliken und andere Gesundheitsprobleme beim Angrasen minimieren.
Weiden Sie Ihr Pferd nicht zu früh an
Achten Sie darauf, Ihr Pferd nicht zu früh anzuweiden. Auch wenn im Februar bereits die Sonne scheint und die ersten grünen Halme wachsen, ist es noch zu früh für Pferde. Je nach Länge und Härte des Winters sollten Sie erst im April mit dem Angrasen beginnen.
Weiden Sie langsam und schrittweise an
Zu viel frisches Gras kann die Darmflora der Pferde aus dem Gleichgewicht bringen und Koliken verursachen. Als Kolik wird eine Fehlfunktion des Verdauungstraktes in Magen und Darm bezeichnet. Koliken treten meist plötzlich auf und lösen zum Teil starke Schmerzen und Krämpfe bei dem Pferd aus. Futterumstellungen, zu wenig Bewegung oder eben zu frühes Anweiden können zu Koliken führen – die im schlimmsten Fall tödlich enden können.
Da die meisten Pferde über den Winter vor allem Heu, Stroh und Mineralfutter erhalten, ist ihr Magen meist nicht auf das Verdauen von frischem Futter eingestellt und es fehlen noch die nötigen Bakterien. Pferde müssen daher langsam an frisches Futter gewöhnt werden – auch Pferde, die auf einer Winterweide stehen, denn auch für sie ist frisches Gras eine Umstellung für die Verdauung.
Begonnen werden sollte je nach Winterlänge Anfang April mit nur einigen Minuten am Tag auf der Koppel an der Hand. Dann kann die Zeitspanne anhand eines detaillierten Anweideplans nach und nach verlängert werden, sodass Ihr Pferd Ende April maximal eine halbe Stunde am Stück grast. Es kann bis zu sechs Wochen dauern, bis Ihr Pferd vollständig angeweidet ist.
Optimal ist das Anweiden an Regentagen oder in der Nacht, da das gefährliche Fruktan im Gras bei Sonnenschein gebildet wird.
Falsches Anweiden: Gesundheitliche Folgen
Zu schnelles Angrasen kann bei Pferden zu schweren gesundheitlichen Problemen führen. Durchfall und Kotwasser sind ebenso wie Koliken Anzeichen dafür, dass das Pferd die Menge an frischem Gras noch nicht verdauen kann. Auch Stoffwechselerkrankungen wie Rehe können durch das Fruktan im frischen Gras entstehen, da dieses im Übermaß zu Verfettung führen kann. Auch nehmen Pferde mit dem Futter häufig Sand auf, der sich zum Teil im Darm ansammelt. Damit er wieder ausgeschieden wird und um einer Sand-Kolik vorzubeugen, ist eine regelmäßige Flohsamen-Kur empfehlenswert. Menge und Dauer sollten mit dem Tierarzt besprochen werden.
Empfindliche Tiere mit bereits vorhandenen Störungen im Stoffwechsel sollten generell nicht rund um die Uhr auf Gras stehen. Optimal ist eine Kombination aus Weide und großem Paddock mit Heu im Wechsel. Unterstützend können Pferdehalter zum Beispiel über einige Wochen täglich etwas getrocknete Brennnesselblätter mit ins Futter geben.
So bleibt Ihr Pferd auf der Weide gesund
Durch verschiedene Maßnahmen können Sie die Gesundheit Ihres Pferdes auf der Weide verbessern. Beispielsweise helfen eine gute Weidenhygiene und selektive Wurmkuren bei der Vorbeugung von Parasitenbefall. Für den Fall, dass Ihr Pferd an Ekzemen leidet oder für Kriebelmücken anfällig ist, helfen Fliegen- und Ekzemdecken.
Die Weide muss zudem über Unterstellmöglichkeiten und Schattenplätze verfügen. So werden Pferde vor Witterungsbedingungen geschützt und können sich bei Neigung zu Sommerekzemen Linderung verschaffen.
Auch beim Fellwechseln können Sie Ihr Pferd unterstützen, da dieser im Frühjahr und im Herbst für sie sehr anstrengend sein kann. Intensives Bürsten und Striegeln hilft, die abgestorbenen, juckenden Haare zu entfernen und stärkt zudem die Bindung zwischen Mensch und Tier. Auch können Leinöl oder Leinflocken den Stoffwechsel anregen und ein gesundes Haarkleid unterstützen. Ältere und chronisch kranke Tiere haben häufig größere Probleme beim Fellwechsel und verlieren an Gewicht. Das Zufüttern von größeren Nahrungsmengen und Mineralfutter sollte mit dem Tierarzt besprochen werden.
Weitere Tipps zur artgerechten Pferdehaltung
Die Haltungsansprüche von Pferden sind hoch. Die sozialen Fluchttiere möchten beispielsweise mit Artgenossen zusammenleben und brauchen frische Luft und dauerhaften Zugang zu Nahrung und Wasser. Die Haltung in einer Box macht sie dagegen unglücklich und kann zu schweren Verhaltensstörungen führen.
Auch brauchen Pferde artgerechte und kreative Beschäftigungsmöglichkeiten und sollten nicht geritten werden. Bei uns finden Sie Tipps, wie Sie Ihr Pferd verstehen lernen und auf Augenhöhe artgerecht mit ihm umgehen.