Wie so vielen Tieren geht es auch Pferden in unserer Gesellschaft oft nicht besonders gut: Sie werden oftmals in engen, dunklen Boxen isoliert gehalten, ihre Grundbedürfnisse werden nicht erfüllt. Die Bedürfnisse der Tiere werden häufig nicht nur übergangen, sondern Pferde werden mit Druck dazu gebracht, sich entsprechend den Wünschen des Menschen zu verhalten. Im Pferdesport werden sie ausgebeutet und häufig zu Höchstleistungen gezwungen.
Die gute Nachricht: Es geht auch anders
Pferde haben, wie alle anderen Tiere auch, ein Recht auf ein unversehrtes Leben – und es liegt an uns, ihnen das in unserer Obhut zu ermöglichen. Dazu müssen wir als erstes ihre Grundbedürfnisse erfüllen: Sozialkontakt zu Artgenossen, Bewegung an der frischen Luft, dauerhafter Zugang zu Nahrung und Wasser.
Am wichtigsten sind die Haltungsbedingungen: Pferde brauchen soziale Kontakte, sie wollen in einem Herdenverband leben. Um dies zu erfüllen und gleichzeitig genug Bewegung zu ermöglichen, gibt es Laufställe, Offenställe oder sogenannte Aktivställe. Über eine geschickte Platzierung von Futter- und Wasserstellen können Pferde animiert werden, sich entsprechend ihrer Natur zu verhalten: In Freiheit laufen Pferde täglich Dutzende Kilometer und sind bis zu 16 Stunden in Bewegung und mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt! Daran ist auch ihr gesamter Bewegungs- und Verdauungsapparat angepasst. Um keine Schäden davonzutragen, brauchen Pferde selbstverständlich immer Wasser aber auch einen dauerhaften Zugang zu Raufutter wie Heu bzw. zu Gras (Achtung: Pferde müssen langsam an die überwiegende Aufnahme von Gras gewöhnt werden!).
Beschäftigung mit dem Pferd auf Augenhöhe
Um zusätzlich für genügend Bewegung und Beschäftigung zu sorgen, gibt es viele Möglichkeiten: ausgedehnte Spaziergänge oder gemeinsame Übungen am Boden wie Balance- und Körperübungen. Für die Gesundheit eines Pferdes ist es wichtig, dass es ausreichend Muskeln aufbauen kann und dass Bänder, Sehnen und Gelenke nicht übermäßig belastet werden.
Und damit sind wir schon beim nächsten Problem, mit dem man als Tierfreund konfrontiert ist: Im Umgang mit Pferden ist das Training über Druck gang und gäbe. Oft hört man Sätze wie „Setz dich doch mal durch“, „Lass dir das nicht gefallen“ oder „Zeig ihm, wer der Chef ist“.
Glücklicherweise geht es auch anders – und zwar über positive Verstärkung. Was sich im Hundetraining glücklicherweise größtenteils etabliert hat, hat bei Pferden noch Aufholbedarf – obwohl heute wissenschaftlich bewiesen ist, dass Lernen am besten über Belohnung, also positive Verstärkung, funktioniert. Begegnet man Pferden mit Einfühlungsvermögen und Geduld und ermöglicht man ihnen kleinschrittiges Lernen, hat das weitere positive Auswirkungen: Pferde können ihre eigene Persönlichkeit entfalten und zeigen, was wirklich in ihnen steckt – und Pferd und Mensch gehen eine Partnerschaft auf Augenhöhe ein.
Menschen sollten Pferde verstehen lernen
Pferde sollten das Recht haben, ihre Meinung zu äußern. Wenn ein Pferd nicht das tut, was wir gerade wollen, hat das immer einen Grund: Entweder das Pferd versteht uns einfach nicht oder es ist körperlich gar nicht dazu in der Lage, ein gewünschtes Verhalten zu zeigen. Oft spielen auch alte Lernerfahrungen oder Angst eine Rolle. Daher sollte man seine Einstellung und das eigene Verhalten im Umgang mit Tieren, so auch mit Pferden, immer wieder hinterfragen und gegebenenfalls ändern. Geht man auf die Bedürfnisse und Empfindungen von Pferden ein, kann die Beziehung zwischen Mensch und Pferd eine ganz neue Dimension erreichen – es lohnt sich!
Was Sie tun können
Achten Sie auf die Bedürfnisse Ihrer Schützlinge und gehen Sie so mit Ihnen um, dass Sie jederzeit mit einem guten Gefühl die Rollen tauschen würden. Zögern Sie nicht, sich Unterstützung von professionellen Trainern zu holen, die nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und daher mit positiver Verstärkung arbeiten.Bitte informieren Sie sich über die artgerechte Haltung von Pferden und versuchen Sie, Ihren tierischen Freund in eine Herde zu integrieren.