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Obwohl Pferdefleisch in Deutschland von vielen Menschen aus ethischen Gründen abgelehnt wird, werden jährlich mehrere tausend Tiere im Schlachthaus getötet und zu Wurst oder Tiernahrung verarbeitet. So wurden 2020 über 4.000 Pferde in deutschen Schlachthöfen getötet. [1] Wir von PETA Deutschland klären auf, woher die Pferde stammen und ob Pferdefleisch unethischer ist als Rind- oder Schweinefleisch.
Werden Pferde für Fleisch gezüchtet?
In Deutschland gibt es ca. 100 Pferde-Metzgereien, die Pferde schlachten und ihr Fleisch verkaufen. [2] Die Pferde stammen in der Regel aus Privathaltung oder Reitschulen. [3] Oftmals sind Haltern die Kosten für die Haltung eines pensionierten Pferdes zu hoch. Auch Fohlen werden im Schlachthaus getötet und zu Wurst und anderen Fleischprodukten verarbeitet, etwa wenn sie sich nicht wie vom Halter erwartet entwickeln oder von der Herde abgesondert wurden. [3] Auch Tiere, die im Pferdesport die vom Halter gewünschte Leistung nicht mehr bringen können oder sich verletzt haben, werden oft im Schlachthaus getötet.
Es ist ein langsamer und qualvoller Tod, den die Pferde im Schlachthaus erleiden. Nicht selten führen achtlose Arbeiter mehrere schlecht gezielte Bolzenschüsse durch, bis das Pferd schließlich stirbt. Anschließend bluten die Tiere aus und werden gehäutet – oftmals vor den Augen anderer verängstigter Pferde.
Jeder Pferdehalter in Deutschland kann sein Tier zur „Schlachtung“ freigeben. Im sogenannten Equidenpass oder Pferdepass wird vermerkt, ob ein Pferd im Schlachthaus getötet oder eingeschläfert werden soll. [4] Voraussetzungen für die „Schlachtung“ ist, dass die Tiere bestimmte Medikamente nicht erhalten haben wie beispielsweise Anabolika oder solche, die länger als zwei Wochen im Körper wirken. [3, 5]
Profit durch Tierleid: Wieviel kostet Pferdefleisch?
Pferdefleisch kostet pro Kilogramm im Einkauf zwischen 0,50 € und 0,99 €. Für den Konsumenten liegen die Preise dann pro Kilogramm bei ca. 6,00 € – bei Pferdewurst sogar bei bis zu 35,00 €/kg. Diese Gewinnspanne und der daraus resultierende Profit machen Pferdefleisch für Fleischhändler so interessant. Zudem wird Pferdefleisch besonders häufig in Tiernahrung für Hunde verarbeitet und beim sogenannten Barfen eingesetzt. Dass Menschen für ihre tierischen Mitbewohner auch gerne mehr Geld ausgeben, spielt vielen Pferdemetzgern in die Karten.
Qualvolle Tiertransporte ins Ausland
Eine große Anzahl der deutschen Pferde wird in Tiertransporten ins europäische Ausland exportiert und dort getötet. Zumeist geschieht dies in Italien, hauptsächlich in der Region Puglia in Süditalien. Dort gilt Pferdefleisch ebenso wie in Frankreich, Belgien, Spanien und der Schweiz noch immer als Delikatesse und verschafft damit der Fleischindustrie einen großen Absatzmarkt. [4] Da das im Land produzierte Pferdefleisch höhere Preise erzielt als EU-Importe, werden jährlich zehntausende Pferde nach Italien transportiert.
Für die Tiere sind die Transporte eine große Strapaze: extreme Enge, Hitze oder Kälte in Verbindung mit zu wenig Trinkwasser und fehlenden Pausen. So werden sie tausende von Kilometern transportiert.
Was für ein schrecklicher Tod die Pferde nach dem Export erwartet, ist nicht immer klar. So wurde in Schlachthöfe in Japan und Südkorea dokumentiert, wie Arbeiter die teils auch importierten Pferde mit Stöcken schlugen oder die dort eingesperrten Tiere völlig verwahrlost und teils krank waren.
Gesundheitsrisiken durch Falschdeklarationen
Pferdefleisch birgt einige gesundheitliche Risiken, besonders, wenn es wie beim Lasagne-Skandal 2013 falsch deklariert wird und dadurch Fleischkontrollen nicht nachvollziehbar sind. [7] So ist in solchen Fällen unklar, ob das Fleisch nach der Schlachtung auf Medikamentenrückstände oder Krankheiten untersucht wurde. [4] So sind Pferde beispielsweise ebenso wie Schweine anfällig für Trichinellose, also Muskelwürmer im Fleisch, die durch den Verzehr auf den Menschen übertragen werden können. Dies ist besonders in Ländern, in denen Pferdefleisch roh oder nur leicht erhitzt gegessen wird, der Fall. [4]
Zudem werden Pferde im Rennsport häufig mit Medikamenten wie dem Schmerzmittel Phenylbutazon behandelt und gedopt. Steht ein solches Medikament im Pferdepass, darf dieses Tier eigentlich nicht zu Fleisch verarbeitet werden, da es bei Menschen zu Magenentzündungen und -blutungen führen kann. [4] Da jedoch jährlich tausende Tonnen Pferdefleisch aus dem Ausland in die EU importiert werden, kann nicht jedes Kilo Fleisch auf Medikamente untersucht werden. [6] Im Falle einer Falschdeklaration wird das belastete und gesundheitsgefährdende Fleisch einfach übersehen.
Pferde sind Familienmitglieder, Kühe sind Lebensmittel?
Gerade der Skandal um die falsch deklarierte Lasagne hat gezeigt, wie viele Menschen in Deutschland den Verzehr von Pferdefleisch ablehnen. Viele Verbraucher waren entsetzt und empört. Und so sollte es auch sein, denn schließlich sind Pferde kluge, empfindsame Tiere, die ein friedliches Leben verdienen und nicht den Bolzenschuss im Schlachthaus. Doch auch die Kühe, die gezüchtet und getötet werden, sind kluge und empfindsame Tiere. Auch sie dürfen nicht skrupellos ausgebeutet und auf grausame Weise getötet werden.
Viele Menschen sind offenbar Pferden, Hunden oder Katzen emotional näher als Kühen, Schweinen oder Hühnern. Sie teilen Tiere ohne Grund in bestimmte Kategorien ein und behandeln sie dadurch unterschiedlich. Diese Art der Diskriminierung nennt sich Speziesismus und basiert auf keiner logischen Grundlage. So würden einige Menschen zwar aus ethischen Gründen niemals Pferde essen, ernähren ihre tierischen Mitbewohner jedoch bereitwillig mit Pferdefleisch. Andere lehnen Pferdefleisch zwar ab, missbrauchen die Tiere aber als Sportgeräte im Reitsport.
Jedes Jahr werden allein in Deutschland etwa 58 Millionen Schweine, 630 Millionen Hühner und weit über 3 Millionen Rinder getötet, obwohl sie ebenso ein Leben in Frieden verdient haben wie Pferde. [7] Kühe, Schweine, Hühner und Pferde fühlen die gleichen Schmerzen. Wer kein Pferdefleisch essen würde, sollte deshalb alle tierischen Produkte von seinem Speiseplan streichen.
So können Sie Pferden helfen
Das Angebot bestimmt die Nachfrage – essen Sie daher bitte kein Fleisch von Pferden und anderen Tieren. Unterschreiben Sie außerdem unsere Petition gegen den Transport von Pferden in japanische Schlachthöfe und appellieren Sie damit an Atlas Air, diese Tierquälerei zu beenden!
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Quellen
[1] Statista (05.02.2021): Anzahl der Pferdeschlachtungen in Deutschland in den Jahren 1993 bis 2020, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/459175/umfrage/pferdeschlachtungen-in-deutschland/, (eingesehen am 12.04.2021)
[2] Fleisch und Wurst vom Pferd von Jan Schwanke (2013): Wo gibt es Pferdefleisch und Pferdewurst, http://www.pferd-und-fleisch.de/pferdeflsh/laden1.htm, (eingesehen am 12.04.2021)
[3] Saarbrücker Zeitung (01.09.2014): Metzger räumt mit Gerüchten auf, https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/saarbruecken/voelklingen/metzger-raeumt-mit-geruechten-auf_aid-1305994, (eingesehen am 12.04.2021)
[4] Frankfurter Allgemeine (13.02.2013): Pferdefleisch, ein Risikolebensmittel: die Hintergründe der Empörung, https://blogs.faz.net/tierleben/2013/02/13/pferdefleisch-woher-die-grosse-empoerung-kommt-135/, (eingesehen am 12.04.2021)
[5] Edeka: Geschmack, Aussehen, Konsistenz: Was macht Pferdefleisch aus?, https://www.edeka.de/ernaehrung/expertenwissen/1000-fragen-1000-antworten/geschmack-aussehen-konsistenz-was-macht-pferdefleisch-aus.jsp, (eingesehen am 12.04.2021)
[6] Welt (11.02.2013): Warum Pferdefleisch gefährlich sein kann, https://www.welt.de/gesundheit/article113535044/Warum-Pferdefleisch-gefaehrlich-sein-kann.html, (eingesehen am 12.04.2021)
[7] Fleischatlas: Daten und Fakten über Tieren als Nahrungsmittel (neue Themen). Kooperationsprojekt von Heinrich-Böll-Stiftung, Bund für Umwelt- und Naturschutz und Le Monde diplomatique, 2014