Noch immer werden bei Polizei-Einsätzen wie Demonstrationen, Fußballspielen, Festumzügen und Fahndungen sogenannte Polizeipferde eingesetzt. Die großen und imposanten Tiere sollen eine einschüchternde Wirkung haben und so potenziellen Unruhen vorbeugen. Doch Pferde sind sensible Fluchttiere, die bei der Polizei mit einem harten und brutalen Training dazu gezwungen werden, ihre natürlichen Fluchtinstinkte zu unterdrücken. Erfahren Sie hier, warum die berittene Polizei nicht mit dem Tierschutz vereinbar ist.
Training mit Schlägen und Zwang
Um die Pferde auf Polizeieinsätze vorzubereiten und ihre Ängste und Instinkte zu unterdrücken, werden in „Trainings“ regelmäßig solche Einsätze nachgestellt. Die Pferde werden mit von Polizisten gespielten Fußballfans oder Demonstranten konfrontiert, die brüllen, trommeln und mit Fahnen schwenken – Reize, bei denen Pferde von Natur aus in große Panik ausbrechen und fliehen wollen.
Unter anderem das Training mit Pyrotechnik versetzt die Tiere in extreme Angst, und sie wollen ihrem Fluchtinstinkt folgen. Sobald ein Pferd jedoch zurückweicht, wird es mit Gerten- und Peitschenschlägen zurechtgewiesen – dies gibt beispielsweise die Polizeireiterstaffel Stuttgart sogar offen zu. [1] Dass Tierquälerei bei der Ausbildung von Tieren für Polizeieinsätze keine Seltenheit ist, zeigten bereits in der Vergangenheit verschiedene Aufnahmen und Berichte.
Einsätze: Der blanke Horror für Polizeipferde
Bei Einsätzen werden die Pferde der berittenen Polizei häufig in gefährliche Situationen mit einem hohen Verletzungsrisiko gebracht. Besonders Fußballspiele, fliegende Gegenstände, Böller, Pyrotechnik und laute Musik sind für die Tiere der blanke Horror. Viele Polizisten kehren nach einem Einsatz bei Fußballspielen mit einem Knalltrauma zurück, obwohl sie einen Hörschutz tragen. Für die Pferde ist die Lautstärke noch schlimmer. [1] Die Tiere erhalten zwar einen Sichtschutz für den Augenbereich, ihre Ohren sind jedoch schutzlos dem Lärm ausgesetzt.
Immer wieder Unfälle durch panische Pferde
Bei all diesen Stresssituationen werden die Pferde dazu gezwungen, ihre Flucht- und Verteidigungsinstinkte zu unterdrücken – was nur oberflächlich gelingt. Eine Studie hat gezeigt, dass trainierte Pferde, die nach außen hin nur sehr geringe Angstreaktionen zeigen, dennoch ein hohes Stresslevel und eine hohe Herzschlagfrequenz aufweisen. [2]
Pferde sind wie alle Tiere letztendlich unberechenbar, und es kann immer passieren, dass sie sich doch erschrecken, steigen oder durchgehen. Nur durch ein einziges Ereignis in der Vergangenheit kann die Angstreaktion eines Pferdes geprägt und selbst bei geringer Provokation wieder ausgelöst werden.
So wurde 2015 ein Polizeipferd in Allach von einem Hund erschreckt und rannte in Panik los, sodass die reitende Polizistin stürzte und sich schwer verletzte. [3] Wenn ein Pferd erschreckt und der Reiter nicht in der Lage ist, die Situation zu händeln, steigen Stressfaktor und Angst des Pferdes noch zusätzlich an. [2] Unkontrollierte Angstreaktionen verursachen nicht nur Unfälle, sie können auch zur Untauglichkeit führen, was für die meisten Tiere den Tod im Schlachthof bedeutet.
Pferde sind keine Polizeiausrüstung
Anders als Polizisten können sich Pferde bei der Polizei ihren „Beruf“ nicht aussuchen. Sie möchten nicht als Einsatzgegenstand benutzt werden und mehrmals die Woche in Stresssituationen geraten. Die sozialen Tiere wollen eigentlich gemeinsam mit anderen Pferden ein Leben in Frieden führen und den ganzen Tag laufen, grasen und die Sonne genießen. Pferde haben wie alle anderen Tiere auch ein Recht auf ein unversehrtes Leben. Bei der Polizeireiterstaffel werden ihre Bedürfnisse nicht nur übergangen, sondern mit Gewalt dazu gebracht, sich den Wünschen der Reiter entsprechend zu verhalten.
Eine gut ausgestattete Polizei ist nicht auf Pferde angewiesen, sondern kann dank moderner Einsatzmittel und Ausrüstungen jede gefährliche Situation viel besser ohne den Einsatz von Tieren wie Pferden oder Hunden in den Griff bekommen.
Wir von PETA Deutschland setzen uns dafür ein, dass jedes Pferd ein artgerechtes Leben führen kann und mit Achtsamkeit beschäftigt wird. Wenn Sie selbst ein Pferd halten, erfahren Sie hier, wie dies am besten gelingt:
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Quellen
[1] Stuttgarter Zeitung (26.01.2015): Training der Reiterstaffel in Stuttgart, Böller sind für die Tiere am schlimmsten, https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.training-der-reiterstaffel-in-stuttgart-boeller-sind-fuer-die-tiere-am-schlimmsten.2497f52a-0eac-4955-b740-36f74349d11c.html, (eingesehen am 29.03.2021)
[2] Munsters, C. C.B.M.; van den Broek, J.; van Weeren, R.;van Oldruitenborgh-Oosterbaan, M. M. S. (30.05.2012): The effects of transport, riot control training and night patrols on the workload and stress of mounted police horses, in: Applied Animal Behavior Science 143 (2013) 52-60
[3] München TV (02.11.2015): Verletzte Polizistin: Dobermann attackiert Polizeipferd, https://www.muenchen.tv/verletzte-polizistin-dobermann-attackiert-polizeipferd-135688/#, (eingesehen am 29.03.2021)