Das Medikament Presomen wird jährlich unzähligen Patient:innen als Hormonersatztherapie verschrieben, die unter Wechseljahrsbeschwerden leiden. Vielen ist dabei nicht bewusst, dass Presomen tierische Bestandteile enthält. Auch Prempro, eine Östrogen-Gestagen-Kombination, wird bei solchen Beschwerden verschrieben – beide Medikamente basieren auf dem Leid schwangerer Stuten: Denn ihr Urin ist östrogenreich und wird als Pregnant Mare Urine – kurz PMU bezeichnet.
Schwangere Pferde werden beispielsweise auf kanadischen PMU-Farmen aus reiner Profitgier zusammengepfercht und unter schlimmsten Bedingungen ausgebeutet.
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Was ist Presomen?
Presomen ist ein Präparat, das zur Hormonersatzbehandlung bei Beschwerden in den Wechseljahren eingesetzt wird. Es enthält das weibliche Geschlechtshormon Östrogen, das dem östrogenreichen Urin schwangerer Stuten entstammt. Presomen wird auch als Premarin bezeichnet. [1]
Der Urin wird unter anderem auf kanadischen PMU-Farmen produziert und ist eine lukrative Einnahmequelle, denn die Pharmaindustrie zahlt den Züchter:innen viel Geld für den aufgefangenen Urin.
Presomen gehört zu den am häufigsten verschriebenen Östrogenpräparaten in Deutschland. [2]
Wie wird Presomen auf PMU-Farmen hergestellt?
Allein in Kanada werden etwa 1.300 schwangere Stuten auf 19 Anlagen in abgelegenen Gebieten gehalten. Dort werden die Pferde gezwungen, den Urin für Hormonersatzbehandlungen mit den Medikamenten Presomen und Prempro produzieren. [3, 4]
Für die Herstellung der Medikamente verbringen die beinahe dauerhaft schwangeren Stuten ihr ganzes Leben zusammengepfercht in Intensivtierhaltung:
- Die meiste Zeit ihrer elfmonatigen Schwangerschaft sind die Pferde in Ställen eingesperrt, die so klein sind, dass sie sich nicht umdrehen oder mehr als einen Schritt machen können.
- Die Tiere müssen ständig Urinbeutel aus Gummi tragen, was zu Scheuerstellen und Verletzungen führt.
- Ihr Trinkwasser wird streng rationiert, damit ihr Urin eine höhere Östrogenkonzentration aufweist.
- Sobald die Fohlen geboren und ihren Müttern zeitnah entrissen sind, werden die Stuten erneut geschwängert. Dieser Zyklus wiederholt sich über einen Zeitraum von etwa 12 Jahren oder bis die Stuten nicht mehr schwanger werden. [5]
Ist Presomen gefährlich?
Seit den 1980er-Jahren nahmen Millionen Frauen in und nach den Wechseljahren Östrogen- oder Östrogen-Gestagen-Präparate ein, da die Medikamente angeblich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen sollten. In nachfolgenden Studien wurden jedoch gesundheitliche Risiken des Medikaments festgestellt: [2]
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Mehr Herzinfarkte, tödliche koronare Ereignisse und Venenthrombosen wurden bei einer Studie der Berliner Charité beobachtet. [2]
- Erhöhtes Schlaganfall- und Brustkrebsrisiko: Im Jahr 2002 wurde die Women’s Health Initiative (WHI), eine Studie mit über 16.000 Frauen, die Prempro einnahmen, abrupt gestoppt. Im Rahmen der Studie wurde festgestellt, dass die Hormonersatzbehandlung das Risiko für einen Schlaganfall um 41 Prozent, für einen Herzinfarkt um 29 Prozent und für eine Brustkrebserkrankung um 26 Prozent erhöht. [2, 6]
- Eine Folgestudie an den Frauen ein Jahrzehnt später ergab, dass nicht nur die Brustkrebsrate anstieg, sondern der Krebs auch eher zum Tod führte. [7]
Die WHI-Studie ergab auch, dass Hormonersatzbehandlungen mit Medikamenten auf PMU-Basis keine nennenswerten Auswirkungen auf die körperliche oder emotionale Gesundheit der Frauen, ihr Schmerzniveau, ihr Gedächtnis, ihr Schlafverhalten oder ihr Energieniveau haben.
Das Medikament Prempro sei nur kurzfristig gegen Hitzewallungen wirksam, sonst habe es keine nennenswerten Effekte. Hitzewallungen und andere Wechseljahrsbeschwerden können durch einfache Änderungen des Lebensstils gelindert werden, etwa durch eine fettarme, vegetarische, möglichst vegane Ernährung und regelmäßigen Sport – also mit ganz leichten Änderungen, ohne zum Leid der Tiere beizutragen und dem Körper Hormone zuzuführen. [8]
Fohlen als „Nebenprodukte“: Ausbeutung und der frühe Tod im Schlachthof
Tausenden Fohlen werden jährlich auf PMU-Betrieben geboren; einige weibliche Fohlen werden als Ersatz für ihre „ausgedienten“ Mütter verwendet. Andere werden zur Adoption angeboten, die restlichen Fohlen werden – zusammen mit aussortierten Stuten – auf Auktionen verkauft, wo die meisten von ihnen für Schlachthöfe erworben werden. [5]
Insgesamt werden rund zwei Drittel der Fohlen der PMU-Industrie für den menschlichen Verzehr getötet. Im Alter von 120 Tagen werden die Fohlen von ihren Müttern getrennt – also lange, bevor sie alt genug sind. In dieser Zeit sind sie eigentlich noch auf die Fürsorge ihrer Mutter angewiesen. Die plötzliche Trennung von Kind und Mutter bedeutet eine zusätzliche psychische Belastung für die sozialen Tiere, die normalerweise in Herden leben und den Großteil der Zeit miteinander verbringen, bis das Fohlen zwei oder drei Jahre alt ist.
Massives Tierleid auf PMU-Farmen: Selbst die grundlegendsten Bedürfnisse der Pferde werden ignoriert
Pferde brauchen täglich Bewegung; in der sogenannten Intensivtierhaltung der PMU-Farmen haben die Tiere nicht einmal genug Platz, um sich in den Boxen zu bewegen. Damit soll sichergestellt werden, dass möglichst jeder einzelne Tropfen Urin aufgefangen werden kann. Die Pferde können sich nicht artgerecht ausstrecken, auf die Seite legen oder ihren Kopf auf den Boden legen und ruhen. In diesen engen Boxen werden die Tiere den Großteil ihrer Schwangerschaften unter traurigsten Bedingungen gehalten.
Auf den Farmen herrschen oft triste und unhygienische Bedingungen, viele Tiere leiden unter unzureichender Versorgung und gesundheitlichen Beschwerden, die meist nicht ausreichend medizinisch versorgt werden.
Von den Betreiber:innen der PMU-Farmen wird erwartet, dass sie den „Recommended Code of Practice for the Care and Handling of Horses in PMU Operations“ befolgen, aber die Einhaltung dieser Richtlinien wird kaum durchgesetzt und kontrolliert. [9] Ebenso sind die Formulierungen schwammig und unzureichend, sodass beispielsweise gefordert wird, dass die Pferde Bewegung erhalten müssen, um sich wohl zu fühlen. Folglich gewähren manche Halter:innen den Tieren wöchentlichen Auslauf, während andere Pferde über Monate hinweg nicht raus dürfen.
Die Versorgung mit Trinkwasser ist ein weiteres Problem: Oft ist der Zugang zu Wasser auf PMU-Farmen streng limitiert. Dadurch soll der ausgeschiedene Urin konzentriert werden, damit eine geringere Menge verarbeitet werden muss. Eine begrenzte Wasseraufnahme kann zu Nieren- und Leberproblemen bei den Stuten führen.
Der Praxiskodex gibt den PMU-Betrieben jedoch nur bedeutungslose Anweisungen, indem er besagt, dass „alle Pferde soviel Bewegung erhalten sollen, wie für ihr Wohlbefinden erforderlich ist.“ Einige PMU-Farmer:innen bewegen ihre Stuten wöchentlich, andere versuchen, sie alle drei bis vier Wochen einmal rauszulassen, und wieder andere geben zu, dass sie ihre Stuten während der gesamten sechs Monate nicht aus dem Stall lassen.
Tierische Produkte sind keine Medizin
Es gibt verschiedene tierische Produkte, die als „Medizin“ verschiedene gesundheitliche Beschwerden heilen sollen. Presomen ist eines der Produkte auf dem Markt, das unter grausamsten Bedingungen hergestellt wird. Die ethischen Aspekte, die durch die Ausbeutung der Stuten für die Herstellung eines vom Menschen verwendeten Medikamentes betroffen sind, werden noch durch das verstärkt, was den Fohlen geschieht, die von den auf den PMU-Farmen ausgebeuteten Stuten geboren werden.
Es gibt für fast jeden Bedarf pflanzliche Mittel oder medizinische Produkte, die ohne tierische Inhaltsstoffe auskommen und aus ethischer Sicht vertretbar sind. Die Annahme, Tiere seien dazu da, Menschen einen Nutzen zu bringen, ist moralisch nicht vertretbar und nennt sich Speziesismus.
Jedes Lebewesen verdient Respekt und Mitgefühl, denn genau wie Menschen wünschen sich Tiere ein glückliches, ihren Bedürfnissen entsprechendes, möglichst selbstbestimmtes Leben ohne Leid und Schmerz.
Helfen Sie, das Leid der Stuten zu beenden: Entscheiden Sie sich für tierfreundliche Optionen!
Wenn Ihnen ärztliches Personal eine Hormonersatztherapie verschreibt, besprechen Sie Ihre Optionen und fragen Sie nach einer der vielen humanen Alternativen zu Presomen.
Es gibt reichlich Literatur, die die Sicherheit, Wirksamkeit und das bessere Nebenwirkungsprofil bioidentischer Hormone wie Östradiol, Progesteron und Testosteron im Vergleich zu synthetischen Hormonen wie Presomen und Prempro untermauert. [10] Zahlreiche pflanzliche Mittel sind rezeptfrei erhältlich und greifen nicht übermäßig in den sensiblen Hormonhaushalt des Menschen ein.
Kleine Änderungen der Lebensweise, wozu auch regelmäßige Bewegung und Sport gehören und eine ausgewogene Ernährung, beispielsweise mit Tofu und Soja, die einen natürlich hohen Gehalt an Phytoöstrogen haben, können ebenfalls hilfreich sein.
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Quellen
[1] Tuesdays’s Horse (2021): The checkered histry of Pfizer’s Premarin family of drugs, https://tuesdayshorse.wordpress.com/tag/pmu-farms/ (eingesehen am 15.02.2022)
[2] Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes: Hormontherapie bei (post-)meopausalen Frauen in Deutschland 2007, https://www.gbe-bund.de/pdf/hormontherapie.pdf (eingesehen am 15.02.2022)
[3] Hunter, Brenda (2019): PMU Ranchers Feel Pinch As Cuts Announced, The Western Producer.
[4] North American Equine Ranching Information Council (2019): About The Equine Ranching Industry.
[5] Donaldson James, Susan (2007): Adopt a Horse and Save It From the Slaughterhouse, ABC News.
[6] Laino, Charlene (2002): Due to Risks, Hormone Trial Halted, MSNBC.
[7] LaPook, Jonathan (2010): Hormone Replacement, Breast Cancer Link Grows, CBS Evening News.
[8] CNN.com (2003): More Findings Against Long-Term Hormone Therapy.
[9] Manitoba Agriculture, Food, and Rural Initiatives (2018): Recommended Code of Practice for the Care and Handling of Horses on PMU Operations.
[10] Shilstone, Mackie (2019): Postmenopausal Women Need To Prevent Muscle Loss, NOLA.com.