Puten in der Mast: Warum Sie Puten nicht essen sollten

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Puten sind intelligente und neugierige Vögel. In der Natur leben sie an Waldrändern und in lichten Wäldern, wo sie sich verstecken können und ihre bevorzugte Nahrung finden. Ihre Nester bauen sie auf dem Boden, und auf Bäumen schlafen sie. Puten leben in komplexen Sozialverbänden, wobei sich Putendamen in der Brutzeit zum Nisten in kleinen Gruppen absondern.

In der Putenmast werden ihnen all diese Bedürfnisse und Verhaltensweisen verwehrt. In Deutschland werden jährlich über 33 Millionen Puten in der Fleischindustrie getötet, [1] die bis zu ihrem qualvollen Tod im Schlachthof ein Leben voller Leid und Entbehrungen hatten. Erfahren Sie hier, warum Sie kein Putenfleisch essen sollten.

Inhaltsverzeichnis

Qualzuchten, Krankheiten und miserable Zustände: Unsägliches Leid in der Putenmast

In Deutschland wird ein Großteil der Puten in konventionellen Betrieben mit mehr als 10.000 Tieren ohne Auslauf gemästet. Die artwidrigen Haltungsbedingungen verwehren den Vögeln jegliche natürliches Verhalten: Die Puten können keine kleinen Gruppen bilden und dürfen ihre Kinder nicht aufziehen. Selbst ihren Grundbedürfnissen können sie aufgrund der Haltung und Qualzucht nicht nachgehen – dazu gehören die Körperpflege, das Ruheverhalten sowie verschiedene Bewegungsarten wie Flattern, Laufen und Rennen.

Wie werden Puten gehalten?

In der Mast werden Puten nach Geschlechtern getrennt und auf engstem Raum in karger Umgebung gehalten – ohne Beschäftigungsmöglichkeiten und Ruheplätze. In der Putenmast geht es darum, möglichst schnell möglichst viel Fleisch zu produzieren.

Dicht an dicht eingepfercht, teils in stickigen, abgeschotteten Anlagen vegetieren die Tiere wochenlang auf ihrem eigenen Kot vor sich hin. Es kommt zu Brustblasen und zahlreichen anderen Krankheiten wie Knochendeformierungen. Ein großer Teil der Puten in der Mast weist schon nach kurzer Zeit Fußballenschäden auf, da die Tiere ständig auf Einstreu stehen müssen, die durch ihre Exkremente feucht wird. Viele Puten überleben die katastrophale Haltung in den Produktionshallen nur aufgrund hoher Medikamentengaben, wie beispielsweise Antibiotika.

Am Tag der Ausstallung werden die Puten gewaltsam zusammengetrieben, oft getreten, herumgeschleudert, gequetscht, in engen Transportkisten auf LKW gestapelt und zum Schlachthof transportiert.

Wie werden Puten getötet?

Rund 33 Millionen Puten werden jährlich in deutschen Schlachthöfen getötet. [1] Hierzu werden sie im Akkord an ihren schmerzenden und teilweise gebrochenen Beinen an ein Fließband mit speziellen Haltevorrichtungen gehängt und zur Betäubung mit dem Kopf durch ein Strombad gezogen. Alternativ werden die Tiere mit CO2-Gas betäubt.

Immer wieder kommt es zu Fehlbetäubungen, sodass rund 8 Prozent der Puten die Tötung per Halsschnitt bewusst miterleben. [2]

Wie lange werden Puten gemästet?

Nach der Lieferung von der Brüterei zum Mastbetrieb werden neue Küken durchschnittlich 21 Wochen bei Hähnen und 16 Wochen bei Hennen gemästet und anschließend zum Schlachthof transportiert, wo sie qualvoll getötet werden.

Die natürliche Lebenserwartung von Puten kann bis zu 15 Jahre betragen.

Grafik Lebenserwartung von Puten

Puten sind Qualzuchten: Gesundheitliche Probleme und Risiken für den Menschen

Puten in der Fleischindustrie sind Hochleistungshybride, die auf immer mehr Gewicht und rasantes Wachstum gezüchtet wurden. Muskeln und Skelett kommen mit dem schnellen Wachstum nicht mit. Die Folgen dieser schnellwüchsigen Qualzuchten sind

  • Beinschwächen
  • Verformungen am Skelett
  • Herz-Kreislauf-Probleme.

Zum Ende der Mastperiode sind je nach Geschlecht etwa fünf weibliche oder drei männliche Tiere pro Quadratmeter erlaubt. Aufgrund der zusammengepferchten Haltung und dem allgemein schlechtem Immunsystem der Tiere verbreiten sich Krankheitserreger leicht. Die Tiere werden daher meist routinemäßig mit Antibiotika behandelt, was jedoch auch für den Menschen gefährlich ist, da sich Resistenzen bilden können. Die unnatürliche Enge führt zu Auseinandersetzungen zwischen den Vögeln. Um Verletzungen zu verhindern, werden ihnen die empfindlichen Schnabelspitzen ohne Betäubung gekürzt.

Aufgrund der extremen Überzüchtung nimmt ein Putenküken innerhalb von 19 Wochen etwa das 300-fache an Gewicht zu – bei einem männlichen Tier bedeutet das von 60 g auf über 19 kg. Daher können sich die Puten am Ende der Mast kaum noch fortbewegen. Viele sterben einen langsamen und qualvollen Tod, weil ihre Organe und ihr Skelett dem Wachstum nicht standhalten können. In Kombination mit mangelhaften Haltungsbedingungen führt diese Überzüchtung regelmäßig zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Verformungen am Skelett und zu Atemwegserkrankungen. Viele Tiere sterben, bevor sie zum Schlachthof transportiert werden.

Diese Zuchtmerkmale werden von den Elterntieren vererbt, und so ist das Leiden ihrer Nachkommen bereits vorprogrammiert. Bei Puten handelt es sich um eine Qualzucht, die den Grundsätzen des Tierschutzgesetzes widerspricht.

Woher kommen die neuen Puten für die Mast?

Der „Nachschub“ an Puten für die Mast stammt von sogenannten Elterntierfarmen, denn die heute eingesetzten Hochleistungshybride sind so überzüchtet, dass sie sich nicht mehr selbstständig fortpflanzen können.

  • Ein Großteil der Puten hat Verformungen am Skelett, kann kaum oder gar nicht mehr laufen.
  • Die Hähne können die Hennen durch den ausgeprägten und zuchtbedingten Geschlechtsdimorphismus nicht mehr selbstständig befruchten.
  • Daher findet ihre Befruchtung auf künstlichem Wege und unter großem Leiden statt.

In Elterntierfarmen leiden die Puten unter Krankheiten. Viele Tiere sterben qualvoll, noch bevor sie zum Schlachthaus abtransportiert werden.

Hähnen wird regelmäßig Samen abgezapft, der anschließend verdünnt und den Hennen manuell in die Kloake injiziert wird. Der in der „Züchtungskunde“ [3] empfohlene Besamungsvorgang gleicht einer grausamen Anleitung für eine Vergewaltigung: Die Hennen werden etwa einmal pro Woche zusammengetrieben und festgehalten. Dann wird eine an einen Druckschlauch angeschlossene Inseminationspaillette in ihre Kloake eingeführt, der Samen wird herausgedrückt, und die Puten werden zurück in den Stall getrieben.

Nach den konstanten künstlichen Besamungen legen die Hennen ihre Eier in solche „Nester“, aus denen diese gleich wieder entnommen und zu Brütereien gebracht werden. Immer wieder wiederholt sich dieser Vorgang, während die Elterntiere in dunklen, stickigen Produktionsfarmen vor sich hinvegetieren.

Damit die Puten möglichst früh geschlechtsreif werden, wird ihre Entwicklung durch ein spezielles Lichtprogramm beeinflusst. Die befruchteten Eier werden später aus den Nestern genommen und zu Brütereien gebracht, wo sie in Brutkästen ohne Mütter schlüpfen und nach Geschlecht sortiert werden. Danach erfolgt der Transport in die Mastbetriebe und der Tod im Schlachthaus.

Auch die Elterntiere werden, sobald sie nicht mehr wirtschaftlich sind, im Schlachthof getötet und durch jüngere Tiere ersetzt.

puten im schlachthof
Jede Pute landet am Ende im Schlachthof, wenn sie aufgrund der Umstände nicht vorher schon stirbt.

Vererbtes Leiden – verwerfliche Qualzucht

Wie in den Mastbetrieben grassieren auch in den abgeschotteten Puten-Elterntierfarmen Krankheiten. Viele Tiere halten dem Krankheitsdruck trotz massiver Medikamentengabe nicht stand und sterben verfrüht. Hinzu kommt, dass die Nahrung der Tiere kontrolliert wird, damit sie nicht so stark zunehmen wie ihre Kinder in der Mast. Das würde sich negativ auf ihre Fruchtbarkeit auswirken. Denn das natürliche Sättigungsgefühl im Gehirn der Tiere wurde manipuliert, damit die Puten in der Mast überdurchschnittlich viel essen und zunehmen. Insbesondere Hähne leiden in Elterntierfarmen sehr unter diesem rationierten Nahrungsangebot unter dauerndem Hunger.

Diese Zuchtmerkmale, unter denen die Tiere ihr Leben lang leiden, werden von den Elterntieren vererbt – somit sind auch ihre Kinder von denselben Problemen betroffen. Solche Qualzuchten in der Tierwirtschaft sind keine Seltenheit, obwohl sie nicht mit dem Tierschutzgesetz vereinbar sind und auch in der Landwirtschaft ohne Ausnahmen verboten werden müssten.

Die männlichen Puten leiden unter der Enge, ihren überzüchteten Körpern, der rationierten Nahrung und der regelmäßigen Samenentnahme.

  • Europas größter Putenzüchter musste nach PETA-Anzeige Bußgeld zahlen

    Moorgut Kartzfehn, der größte europäische Putenzüchter, musste wegen Ordnungswidrigkeiten in der Tierhaltung 1.000 Euro Bußgeld zahlen. Wir von PETA Deutschland hatten im Juli 2014 bei der Staatsanwaltschaft Neuruppin Strafanzeige gegen eine der Puten-Elterntierfarmen des Unternehmens wegen tierschutzwidriger Vorgänge, etwa beim künstlichen Besamen, erstattet. Die Staatsanwaltschaft gab ein Offizialgutachten beim ehemaligen Amtsleiter des Veterinäramtes Ostprignitz-Ruppin in Auftrag, der einen Teil der Vorwürfe in seinem 36-seitigen Gutachten bestätigte.

    Zwar wurde das Strafverfahren im September 2016 eingestellt, dem Veterinäramt Ostprignitz-Ruppin oblag es jedoch, die Vorgänge als Ordnungswidrigkeiten zu verfolgen. Im Dezember erlegte es dem Konzern schließlich ein Bußgeld auf (Az.: 334 Js 24647/14 StA Neuruppin – T16-0001.36.30 Landkreis Ostprignitz-Ruppin).

    Bild aus Puten-Elterntierfarm

In dunklen, stickigen Anlagen vegetieren die zusammengepferchten Puten-Eltern vor sich hin. Den Hennen wird jede Woche aufs Neue Sperma injiziert.

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