Qualzucht: Was zählt als Qualzucht? Alle Infos im Überblick

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Qualzuchten sind ein schwerwiegendes Tierschutzproblem: Denn Tiere werden auch heute noch gezielt so gezüchtet, dass sie bestimmte, meist äußerliche Merkmale aufweisen, die jedoch oft mit erheblichen gesundheitlichen Problemen verbunden sind.

Diese Praktiken betreffen viele sogenannte Haustiere und führen zu verschiedenen Leiden wie Atembeschwerden, Gelenkproblemen und chronischen Schmerzen. Wer einen tierischen Mitbewohner von Züchter:innen aufnehmen möchte oder Produkte wie Fleisch, Milch und Eier konsumiert, trägt zu dem durch Qualzuchten verursachten Leid der Tiere bei.

Erfahren Sie hier, wie Sie gegen skrupellose Zuchtpraktiken aktiv werden können.

Inhalte im Überblick

Was versteht man unter Qualzucht?

Qualzucht bezeichnet die Praxis, Tiere gezielt so zu züchten, dass sie bestimmte Merkmale aufweisen, die mit erheblichen gesundheitlichen Problemen verbunden sind. Bekannte Beispiele sind Hunde wie

  • Möpse, die unter anderem aufgrund ihrer Gesichtsform immer unter Atembeschwerden leiden,
  • und Dackel, die unter anderem durch ihre kurzen Beine anfällig für Gelenkprobleme sind.

Diese Tiere röcheln, ihre Augen tränen und ihre Gelenke sind lebenslang geschädigt. Viele Tierhalter:innen denken sich nichts dabei, wenn der Mops „so niedlich schnarcht“ oder der Dackel „lustig“ wackelt, doch die Beschwerden der Tiere sind keineswegs harmlos.

Auch in der landwirtschaftlichen Tierhaltung gibt es Qualzuchten: Hier werden Tiere so gezüchtet, dass sie beispielsweise schneller wachsen oder mehr Fleisch ansetzen, was oft zu gesundheitlichen Problemen und einem verkürzten Leben führt.

Irrationalen Zuchtziele und die Vorgaben bei Wettbewerben haben bei vielen Tieren zu deformierten Körpern geführt, unter denen sie ihr Leben lang leiden.

Bei welchen Tieren gibt es Qualzuchten?

Qualzuchten gibt es bei vielen Tieren – beispielsweise bei Hunden, Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Tauben, sogenannten Nutztieren, Fischen und Vögeln.

Qualzuchten bei Tieren

Sind „Nutztiere“ Qualzuchten?

Viele „Nutztiere“ gehören zu den Qualzuchten: Sie werden gezielt so gezüchtet, dass sie bestimmte wirtschaftlich vorteilhafte Merkmale aufweisen, wie

  • schnelles Wachstum,
  • hohe Milchproduktion,
  • eine hohe Eierproduktion.

Diese Zuchtziele führen oft zu erheblichen gesundheitlichen Problemen und Leiden bei den Tieren:

  • Hühner und andere befiederte Tiere, die für eine hohe Fleischproduktion gezüchtet werden, leiden oft unter Gelenkproblemen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
  • Kühe in der Milchindustrie sind durch übermäßige Milchproduktion anfällig für Euterentzündungen und andere gesundheitliche Probleme.
  • Hühner in der Eierindustrie leiden durch eine unnatürlich hohe Eierproduktion vermehrt an Entzündungen und Knochenbrüchen

Diese Praktiken sind unmoralisch und speziesistisch, da sie das Wohl der Tiere hinter menschlichen Interessen zurückstellen. Zudem werden zuchtbedingte Krankheiten in den seltensten Fällen medizinisch behandelt, da dies nicht wirtschaftlich wäre.

Kuehe stehen in einem Stall auf verdrecktem Steinboden
Mehr Fleisch, Milch und Eier: In der industriellen Tierhaltung werden die Tiere zu Höchstleistungen gezüchtet.

Welche „Rassen“ sind Qualzuchten?

Zu den Qualzuchten bei Hunden gehören unter anderem:

Bei Katzen gehören zum Beispiel folgende zu den Qualzuchten:

  • Sphinx/Nacktkatzen
  • Schottische Faltohrkatze / Scottish Fold
  • Perserkatze
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Qualzuchten bei Hunden und Katzen
Ein schwarz-weiss gescheckter Pomsky liegt auf einem weissen Bettlaken.

Warum Sie keinen Pomsky kaufen sollten

Eine graue Scottish Fold Faltohrkatze sitzt vor weissen Schraenken.

Warum Sie keine Scottish Fold kaufen sollten

Ein brauner Shar-Pei-Hund schaut mit dem Kopf nach oben.

Warum Sie keinen Shar-Pei kaufen sollten

Ein braun-weiss gefleckter Chihuahua.

Warum Sie keinen Chihuahua kaufen sollten

Dackel

Warum Sie keinen Dackel kaufen sollten

Zwergspitz Pomeranian

Warum Sie keinen Zwergspitz kaufen sollten

Corgi Hund

Warum Sie keinen Corgi kaufen sollten

Teacup Hund liegt auf dem Bett

Warum Sie keinen Teacup Hund kaufen sollten

silber labrador

Warum Sie keinen „Silver Labs“ kaufen sollten

Ein heller Mops mit schwarzen Fellflecken im Gesicht steht auf einer gruenen Wiese und schaut in die Kamera.

Warum Sie keinen Mops kaufen sollten

Australian Shepherd

Warum Sie keinen „Aussie“ kaufen sollten

Franzsoesische Bulldogge

Warum Sie keinen „Frenchie“ kaufen sollten

Unter den Kleintieren gehören beispielsweise bei Kaninchen und Meerschweinchen

  • Widderkaninchen und Angorakaninchen sowie
  • Nacktmeerschweinchen und Satin-Meerschweinchen zu den Qualzuchten.

Bei Reptilien sind „Morphenzuchten“ mit einer veränderten Färbung, Zeichnung, Größe und Beschuppung Qualzuchten. Darunter fallen etwa die im Folgenden genannten Tiere.

  • Der Leopardgecko, die Königspython und die Kornnatter haben beispielsweise eine angezüchtete Farbveränderung.
  • Eine veränderte Zeichnung hat beispielsweise die Königspython in der Zeichenvariante „Bumblebee“.
  • Die Silkback-Bartagame und die Scaleless-Kornnatter haben eine angezüchtete Schuppenlosigkeit.

Warum sind Qualzuchten so beliebt?

Als tierische Mitbewohner sind Qualzuchten wie Scottish Fold-Katzen, Möpse oder Französische Bulldoggen trotz ihrer gesundheitlichen Probleme bei vielen Menschen sehr beliebt.

  • Ein Hauptgrund ist das „Kindchenschema“. Tiere mit großen Augen, runden Köpfen und kurzen Nasen wirken besonders niedlich und ansprechend auf viele Menschen.
  • Ein weiterer Faktor ist die Darstellung in den Medien. Prominente und Influencer:innen zeigen oft solche Tiere, was ihre Popularität weiter steigert.
Ein Chihuahua-Welpe liegt auf einer karierten Decke
Die Zucht zielt häufig auf äußerliche Merkmale ab, die einem bestimmten Schönheitsideal entsprechen.

Leider führt diese Beliebtheit dazu, dass die gesundheitlichen Probleme der Tiere vielfach übersehen oder unterschätzt werden, sodass viele dieser Tiere unter Atemproblemen, Hauterkrankungen und anderen gesundheitlichen Einschränkungen leiden, die durch die gezielte Zucht auf bestimmte äußerliche Merkmale verursacht werden.

Bei sogenannten Nutztieren sind Qualzuchten ebenfalls weit verbreitet, hauptsächlich aus wirtschaftlichen Gründen:

  • Wirtschaftlichkeit: Die Zucht zielt darauf ab, die Produktivität zu maximieren, sei es durch höhere „Milchleistung“ bei Kühen, schnelleres Wachstum bei „Masthühnern“ und Schweinen oder höhere „Legeleistung“ bei Hühnern. Diese einseitige Zucht führt häufig zu gesundheitlichen Problemen wie Euterentzündungen bei Kühen oder Knochenproblemen bei „Masthühnern“.
  • Anpassung an Haltungsbedingungen: „Nutztiere“ werden oft so gezüchtet, dass sie besser an die intensiven Haltungsbedingungen angepasst sind. Dies kann jedoch zu Leiden und Schmerzen führen, da die Tiere unter den extremen Bedingungen nicht artgerecht leben können.
  • Nachfrage der Konsument:innen: Der Markt verlangt nach bestimmten Produkten wie magerem Fleisch oder großen Eiern, was die Zucht auf spezifische Merkmale weiter antreibt.

All diese Faktoren führen zu einer skrupellosen, auf maximale Profite ausgelegten Zucht, in deren Folge die Tiere unter erheblichen gesundheitlichen Problemen leiden – in vielen Fällen ihr ganzes Leben.

Eine Schar Huehner
In der industriellen Tierhaltung soll die Zucht Wirtschaftlichkeit und Ertrag steigern – leider auf Kosten der Tiere.

Was sind Qualzuchtmerkmale?

Viele der gezüchteten „Rassen“ haben mit schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Die sogenannten Rassestandards, nach deren Maßgabe die Elterntiere bei der Zucht ausgewählt und bewertet werden, sind hierbei hochproblematisch.

Bei Wettbewerben werden häufig nicht die gesunden Tiere prämiert, sondern jene, die den oftmals völlig irrationalen, meist optischen Zuchtzielen am ehesten entsprechen.

Dabei entstehen häufig nicht nur deformierte Körper und daraus resultierende gesundheitliche Probleme, sondern auch Kommunikationsschwierigkeiten innerhalb einer Tierart. Diese können beispielsweise durch das stark veränderte Aussehen nicht mehr erkennen, ob ihr Gegenüber freundlich oder feindselig ist. Ebenso sind Verhaltensauffälligkeiten der Tiere keine Seltenheit, was dazu führt, dass Artgenossen und ihre menschlichen Begleiter:innen schnell mit ihnen überfordert sind.

Dass bei der Zucht von Tieren Krankheiten in Kauf genommen werden, ist aus Tierschutzgründen und aus tiermedizinischer Sicht unverantwortlich und bedeutet für die Vierbeiner in den allermeisten Fällen lebenslanges Leiden.

Ist Qualzucht strafbar?

Der § 11b des deutschen Tierschutzgesetzes [1] verbietet es zwar, Tieren Merkmale anzuzüchten, unter denen sie leiden – doch bisher gibt es keine Richtlinien dazu, wie diese zu definieren sind. Aus diesem Grund sind Qualzuchten auch noch immer weit verbreitet. Die Tiere werden wie Ware produziert und über Internetportale, auf Tiermärkten oder vom „Züchter des Vertrauens“ gewinnbringend verkauft.

Welche Qualzuchten sind in Deutschland verboten?

In Deutschland sind Qualzuchten nach § 11b des Tierschutzgesetzes verboten. Dies betrifft Tiere, bei denen bestimmte Merkmale zu Schmerzen, Leiden oder Schäden führen. Allerdings sind nicht alle spezifischen „Rassen“ komplett verboten, sondern es gibt Einschränkungen und Auflagen für die Zucht und Haltung.

Obwohl das Gesetz die Zucht eigentlich verbietet, werden Tiere, die immer unter Qualzuchtmerkmalen leiden – wie der Mops, die Französische Bulldogge und viele mehr – weiterhin gezüchtet.

Tieren helfen und Qualzuchten verbieten: Fordern Sie ein Heimtierschutzgesetz!

Wir von PETA Deutschland fordern ein verbindliches Heimtierschutzgesetz, das die Zucht von Tieren verbieten soll, die zu den Qualzuchten gehören.

Bitte unterschreiben Sie unsere Petition an das zuständige Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft – und helfen Sie, das Leid von betroffenen Hunden, Katzen, Kleintieren, Reptilien, Vögeln und anderen Tieren zu beenden.