Qualzucht in der Geflügelindustrie: Profit ist alles, was zählt

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Allein in deutschen Schlachthöfen werden jedes Jahr über 700 Millionen Hühner, Puten, Enten und Gänse getötet [1]. Diese unvorstellbar hohe Zahl steht für Millionen von Individuen, die vor ihrem gewaltsamen Tod ein entbehrungsreiches Leben erleiden mussten.

Die wahre Zahl der Opfer ist jedoch noch deutlich höher, denn viele Tiere sterben bereits auf Elterntierfarmen, in Brütereien, in den Produktionshallen der Fleisch- und Eierindustrie sowie auf teilweise langen und qualvollen Tiertransporten. Ein Grund für die hohe Sterblichkeitsrate ist die Qualzucht der Tiere, die nahezu in der kompletten Geflügelindustrie zu finden ist.

Inhaltsverzeichnis

Massenhaftes Sterben in Produktionshallen wegen Zucht und Haltung

Die sogenannten Verlustraten werden von den Betrieben in der Geflügelindustrie von Anfang an eingeplant und beruhen auf vielfältigen Gründen. Zum einen sind es die artwidrigen, aber dennoch legalen Haltungsbedingungen: Die meisten Tiere müssen zusammen mit Tausenden Leidensgenossen in großen, kargen Produktionshallen inmitten ihrer eigenen Exkrementen leben, wo sie keinerlei arttypisches Verhalten ausleben können und unter dauerhaftem Stress stehen.

Ein weiterer wichtiger Grund ist die Zucht. In den letzten Jahrzehnten hat der Mensch Hühner, Puten, Enten und Gänse züchterisch so einschneidend verändert, dass die Tiere immer mehr Fleisch ansetzen und immer mehr Eier legen. Damit leiden sie vom ersten bis zum letzten Tag ihres meist kurzen Lebens.

Huehnermastfarm
Die meisten Tiere werden auf engstem Raum und in reizarmer Umgebung gehalten.

Qualzucht in der Mast

Hühner, Puten, Enten und Gänse sollen in der Mast in kürzester Zeit möglichst viel Fleisch ansetzen – vor allem im Brust- und Beinbereich. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wurden und werden die empfindlichen und schlauen Tiere züchterisch teils so verändert, dass sie dauerhaft hungrig sind. Energiereiche Nahrung und Medikamente wie Antibiotika, sollen dafür sorgen, dass die Tiere die verheerenden Zustände in der Mast überhaupt überleben.

Hühner leben in der Mast im Schnitt weniger als 40 Tage. In dieser Zeit nehmen sie jeden Tag etwa 60 Gramm zu, bis sie am Ende der Mast rund zwei Kilo wiegen. Bei einem Menschen entspräche das je nach Ausgangsgewicht einer Zunahme von circa vier bis fünf Kilo am Tag und wäre so, als müsste das Skelett eines Kindes das Gewicht eines Erwachsenen tragen.

Doch nicht alle Tiere, die die Mast überleben, sind nach ihrer qualvollen Tötung im Schlachthof zum menschlichen Verzehr geeignet: In der Hühnerfleischindustrie wurden 2021 etwa 634,4 Millionen Tiere in deutschen Schlachtbetrieben getötet; ein Anteil von 2,1 Prozent und damit 13,5 Millionen Hühner waren aufgrund von Erkrankungen nicht für den menschlichen Verzehr geeignet: Der Hauptgrund (in 29,4 Prozent der Fälle) war eine Dermatitis – eine schmerzhafte Hautentzündung im Bereich des Unterbauches und des Darmausgangs der Tiere – sowie die sogenannte Bauchwassersucht in 16,3 Prozent der Fälle. [3]

Huhn aus der Mast mit Verletzungen
Qualzucht führt oft zu verformten Skeletten, einem anfälligen Herz-Kreislauf-System und dauerhaften Schmerzen.

Die Folgen dieser Qualzucht sind schmerzhafte Knochendeformierungen an Beinen und Brust bis hin zur Bewegungsunfähigkeit, infolge derer die Tiere verdursten können. Hinzu kommen Herz-Kreislauf-Probleme und Organversagen, die zum plötzlichen Tod vieler Tiere führen. Manche fallen aufgrund von Koordinations- und Gleichgewichtsproblemen auf den Rücken und können sich aus eigener Kraft nicht mehr aufrichten. Sie sterben langsam und qualvoll an Durst oder Erschöpfung.

Puten wurden zuchtbedingt so stark verändert, dass sie sich aufgrund des großen Geschlechtsdimorphismus (Unterschiede der weiblichen und männlichen Individuen einer Art) nicht mehr selbstständig fortpflanzen können. Die künstliche Besamung übernimmt nun der Mensch in Form einer grausamen und meist schmerzhaften Prozedur.

Alle züchterisch manipulierten „Hybridrassen“ in der Geflügelindustrie werden nahezu ausnahmslos in der Mast eingesetzt – auch in Biobetrieben.

Ente liegt auf dreckigem Stallboden
Diese Ente kann sich nicht aus eigener Kraft aufrichten und wird vermutlich langsam an Erschöpfung sterben.

Qualzucht in der Eierindustrie

Hühner in der Eierindustrie legen heute über 300 Eier im Jahr, was unter anderem auf die spezielle Zucht zurückzuführen ist. Viele Menschen vergessen, dass diese hohe Zahl keineswegs natürlich ist, denn ursprüngliche Rassen legen, wie jeder andere Vogel auch, nur wenige Eier im Jahr – und das, um sich fortzupflanzen. Abgesehen von der Tatsache, dass Hennen in der Eierindustrie ihre Eier nicht ausbrüten und Mütter für ihre Küken sein dürfen, führt diese unnatürlich hohe Eianzahl schon nach kurzer Zeit zu erheblichen körperlichen Problemen. Beispielsweise wird das für die Bildung der Eierschale benötige Kalzium aus den Knochen der Tiere gelöst, was dazu führt, dass nahezu alle Hühner in der Eierindustrie an Mehrfachbrüchen des Brustbeins leiden, die nicht versorgt werden. Auch der frühe Beginn des Eierlegens und die zuchtbedingte Größe der Eier spielen bei den Knochenbrüchen eine Rolle.

Oftmals erkranken die Tiere außerdem an entzündeten Legeorganen, da ihre kleinen Körper der zuchtbedingten Hochleistung nicht standhalten können. Die Folge sind unter anderem pulsierende, entzündliche Kloaken, die mit hoher Wahrscheinlichkeit dauerhaft Schmerzen verursachen. Leider können die Hennen aufgrund der züchterisch manipulierten Genetik das Eierlegen nicht selbst beeinflussen, was dazu führt, dass sie nach etwa 1,5 Jahren meist in einem katastrophalen körperlichen Zustand sind. Sobald ihre „Legeleistung“ nachlässt, werden sie im Schlachthof getötet.

Huhn mit entzuendeter Kloake
Wegen der Qualzucht auf immer mehr Eier sind entzündete Kloaken bei Hennen keine Seltenheit.

Nur die Leistung – und nicht das Lebewesen – zählt

Laut § 11b des Tierschutzgesetzes sind Qualzuchten verboten [1]. Die gängigen Praktiken in der Tierindustrie zeigen jedoch deutlich, dass selbst minimale gesetzliche Regelungen oft nicht eingehalten werden. Denn die konsequente Umsetzung des Qualzuchtparagraphen würde ein Ende der sogenannten „Nutztierhaltung“ bedeuten. Wirtschaftlichkeit nimmt in der Tierwirtschaft zweifelsfrei Vorrang vor dem Schutz der Tiere ein.

Hühner und alle anderen (befiederten) Tiere in der Fleisch- und Eierindustrie sind intelligente Lebewesen mit eigenen Ansprüchen und dem Recht auf ein unversehrtes Leben. Wir Menschen haben kein Recht, sie züchterisch zu verändern, damit sie noch profitabler für uns werden. Dennoch toleriert und fördert die Politik diese krank machende Zucht seit Jahrzehnten. Damit muss endlich Schluss sein – und Sie haben es in der Hand!

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