Qualzucht bei Hunden: Alle Infos zu „Rassen“ & Merkmalen

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Qualzucht bei Hunden ist zwar gesetzlich verboten, aber trotzdem noch weit verbreitet. Hunden werden heutzutage gezielt Merkmale angezüchtet, um ihr Aussehen zu verändern. Dadurch entstehen aber auch gesundheitliche Beeinträchtigungen, unter denen die Hunde ein Leben lang leiden.

Erfahren Sie hier, wie Sie Qualzuchten erkennen, wie Qualzuchten entstehen und warum Sie niemals einen Hund aus einer Zucht kaufen sollten.

Inhalte im Überblick

Was versteht man unter Qualzucht bei Hunden?

Unter Qualzucht bei Hunden versteht man „Hunderassen“, denen äußerliche Merkmale vom Menschen angezüchtet wurden, die den Hunden Schmerzen bereiten, das Leben erschweren und teilweise zu ernsthaften Krankheiten und einem frühen Tod führen. Dazu gehören zum Beispiel verkürzte Nasen, bestimmte Fellfärbungen oder Haarlosigkeit.

Hunde mit solchen Merkmalen leiden oft ihr Leben lang – trotzdem werden immer noch viele Tiere gezüchtet, die extra bestimmte Merkmale aufweisen. Den Züchter:innen geht es um Profit, nicht um das Wohl der Tiere.

Wie erkenne ich eine Qualzucht?

Zeichen für eine Qualzucht bei Hunden sind körperliche Merkmale, beispielsweise:

  • Brachyzephalie: Brachyzephalie nennt man auch Kurzköpfigkeit. Hunde mit diesem Qualzuchtmerkmal haben unter anderem eine verkürzte Mundpartie, verengte Nasenlöcher, eine Verengung des Rachens und eine verengte Luftröhre. Deshalb leiden sie immer an Atembeschwerden. Sie können nicht richtig spielen, rennen und ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben. Oftmals benötigen diese Hunde eine Operation, um überhaupt zu überleben.
  • Faltige Haut: Einigen „Hunderassen“, beispielsweise Shar-Peis, wurden extreme Hautfalten angezüchtet. Diese Falten verursachen Hautprobleme, Entzündungen und Infektionen, da sich Bakterien oftmals in den Falten ansammeln.
  • Lange Rücken: Zu lange Rücken bei Hunden können zu Rückenschmerzen, Bandscheibenvorfällen und Beeinträchtigungen in der Bewegung führen.
  • Haarlosigkeit: Hunde, die wenig bis gar kein Fell haben, sind weniger geschützt vor äußeren Einflüssen wie Hitze, Kälte, Regen und Sonne. Einige Hunde haben Hautprobleme, sind anfälliger für Verletzungen und Hautkrebs. Mit dieser Anomalie können zudem Zahnprobleme einhergehen. [1]
  • Blue Dog Syndrom: Hunden mit dem sogenannten Blue Dog Syndrom wurde blauschwarzes oder grau-silbriges Fell angezüchtet. Eine bekannte „Hunderasse“ mit diesem Merkmal ist beispielsweise der sogenannte Silver Lab. Die besondere Fellfarbe mag vielleicht für Menschen schön aussehen, führt bei den Hunden aber zu massiven Problemen. Durch fehlende Pigmente leiden solche Hunde oft an Hautproblemen, Blindheit, Taubheit, einem schwachen Immunsystem sowie Leber-, Magen- und Nieren-Problemen. [2]
  • Merle-Faktor: Der Merle-Faktor ist eine Genmutation, die eine Fellfärbung mit grauen, weißen und braunen Flecken hervorruft. Die Mutation beeinflusst allerdings auch andere Bereiche des Tieres und kann zu Taubheit oder Blindheit führen. [3]

Welche „Hunderassen“ gelten als Qualzucht?

Hier sind einige Beispiele für „Hunderassen“, die als Qualzucht zählen:

  • Mops, Französische Bulldogge und Englische Bulldogge: Diese drei „Rassen“ gehören zu den bekanntesten Qualzuchten. Sie leiden unter Brachyzephalie, das bedeutet Kurzköpfigkeit. Zuchtbedingt haben die Hunde unter anderem massive Atemprobleme und können nicht wie andere Hunde ein Leben ohne Leid führen.
  • Cavalier King Charles Spaniel: Auch diese „Rasse“ leidet unter Kurz- und Rundköpfigkeit. Die Schädel der Hunde sind häufig zu klein für ihr Gehirn, wodurch das Hirnwasser nicht richtig ablaufen kann. Das Hirnwasser staut sich und führt zu starken Schmerzen und Ausfallerscheinungen. [4]
  • Chihuahua: Chihuahuas haben häufig eine offene Schädeldecke, wodurch ihr Gehirn nicht richtig geschützt ist und leicht verletzt werden kann. Häufig leiden sie unter Knieproblemen, Gaumenspalten, Zahnproblemen, Augenkrankheiten und Herzklappenfehlern. Sie gehören zu den „Rassen“, die am meisten unter ihrer Qualzucht leiden.
  • Dackel: Dackel leiden unter Zwergwuchs. Sie haben eine Störung der Knorpel- und Knochenbildung und ihre Röhrenknochen sind verkürzt. Dadurch kommt es zu einem frühzeitigen Wachstumsstillstand. Ihr typischer langer Rücken sowie ihre kurzen Beine führen häufig zu Bandscheibenvorfällen, X-Beinen, Rheuma und Problemen beim Laufen.
  • Deutscher Schäferhund: Dem Schäferhund wurde ein nach hinten abfallender Rücken angezüchtet. Dies beeinträchtigt seine Fähigkeit zu laufen und führt bei sehr vielen Tieren zu Hüftdysplasie und Arthrose.

Wie entstehen Qualzuchten?

Qualzuchten entstehen durch gezielte Zuchtpraktiken, bei denen keine Rücksicht auf die Tiere genommen wird. Früher wurden Hunde aufgrund ihrer Fähigkeiten für den menschlichen Nutzen gezüchtet. Heutzutage liegt der Fokus immer mehr auf ihrem Aussehen und den menschlichen Idealvorstellungen. Häufig werden Hunde und andere Tiere nach dem sogenannten Kindchenschema gezüchtet, also so, dass sie besonders „süß“ und „kindlich“ aussehen. Ein Hund, der von vielen Menschen als süß empfunden wird, verkauft sich schließlich besser und bringt den Züchter:innen mehr Profit.

Laut § 11b des deutschen Tierschutzgesetzes ist es verboten, Hunden und anderen Tieren Merkmale anzuzüchten, die den Tieren schaden können. Die Durchsetzung dieses Gesetzes schlägt aber immer wieder fehl – es werden trotz des Verbots Qualzuchten weiter gezüchtet und verkauft. Die Leidtragenden sind die Hunde, die ihr Leben lang Beeinträchtigungen und gesundheitliche Probleme ertragen müssen, die in manchen Fällen sogar zum Tod führen.

Warum Sie keinen Hund aus einer Zucht kaufen sollten

Jeder Kauf eines Tieres aus einer Zucht oder von Händler:innen unterstützt, dass Tiere weiterhin unnötig gezüchtet und für Profit missbraucht werden. Züchter:innen betrachten Tiere häufig als Ware, denn für sie steht der Profit im Vordergrund. Der Handel mit Welpen und anderen Tieren ist inzwischen zu einem Milliardenbusiness geworden. Häufig werden Welpen viel zu früh von ihrer Mutter getrennt und auf Internetplattformen mit süßen Bildern verkauft. Diese Tiere stammen meist aus Produktionsstätten in anderen EU-Ländern und werden dann Tausende Kilometer transportiert, um illegal nach Deutschland gebracht zu werden. Einige Tiere überleben den Transport nicht.

In manchen Fällen kommt es bei der Zucht, vor allem bei sogenannten Rassehunden, zu Inzucht und extrem kleinen Genpools, wodurch die Tiere gesundheitliche Probleme bekommen. Züchter:innen achten häufig nicht darauf, an wen sie die Tiere verkaufen. Dadurch kommen Tiere zu Halter:innen, die nicht ausreichend informiert und mit der Verantwortung überfordert sind. So landen viele Hunde letztendlich im Tierheim oder werden im schlimmsten Fall einfach ausgesetzt.

Adopt, don´t shop!

Kaufen Sie niemals Tiere aus der Zucht oder dem Handel – egal, ob es sich dabei um eine Qualzucht handelt oder nicht. Deutsche Tierheime sind überfüllt mit Tieren, die auf ein Zuhause warten.

Wenn Sie einen tierischen Mitbewohner bei sich aufnehmen möchten, informieren Sie sich ausreichend, überlegen Sie sich, ob Sie genügend Zeit, Platz und Ressourcen haben und adoptieren Sie dann Tiere aus dem Tierschutz.

Tiere sind keine Ware Motiv Hund

Jetzt aktiv werden und Tieren helfen!

Tierische Mitbewohner sind in Deutschland kaum gesetzlich geschützt. Deshalb fordern wir von PETA Deutschland die Einführung eines Heimtierschutzgesetzes. Ein solches Gesetz würde unter anderem die Zucht von „Heimtieren“ eindämmen, Qualzuchten verbieten und Tieren rechtlichen Schutz gewähren.

Unterstützen Sie jetzt unsere Forderung an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, indem Sie unsere Petition unterschreiben.