Qualzucht bei Katzen ist noch immer weit verbreitet. Man erkennt sie an verschiedenen Merkmalen wie eingeknickten Ohren, kurzen Beinen, verkürzten Nasen oder anderen optischen Veränderungen, die der Mensch Katzen angezüchtet hat und sie damit oftmals automatisch krank gemacht hat.
Qualzuchten, egal welcher Tierart, leiden ihr Leben lang sowohl körperlich als auch mental unter ihrer Zucht – wenn Sie eine Katze adoptieren wollen, die unter den folgenden Merkmalen leidet, informieren Sie sich bitte umfassend. Bitte kaufen Sie niemals Tiere bei Züchter:innen.
Welche „Katzenrassen“ in Deutschland offiziell zu den Qualzuchten gehören und weshalb auch andere „Rassen“, die nicht offiziell aufgelistet werden, unter ihren Zuchtmerkmalen leiden, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist Qualzucht bei Katzen?
Qualzucht bei Katzen bezeichnet die Zucht von Tieren, bei der gesundheitliche Probleme und Leiden in Kauf genommen werden, um bestimmte äußerliche Merkmale oder Eigenschaften zu erreichen. Diese Zuchtpraktiken missachten das Wohl der Tiere, was zu schweren physischen und psychischen Problemen und dadurch einem Leben voller Schmerzen und Beschweren führen kann.
Wie erkennt man Qualzucht bei Katzen?
Qualzucht bei Katzen bezieht sich auf Zuchtpraktiken, die gesundheitliche Probleme verursachen. Anzeichen sind körperliche Merkmale wie extrem flache Gesichter (z. B. bei Perserkatzen), kurze Beine (z. B. Munchkin) oder deformierte Ohren (z. B. Scottish Fold), die oft zu Atembeschwerden oder Gelenkproblemen führen.
Darüber hinaus können bestimmte gezüchtete „Katzenrassen“ anfällig für Augen- und Hautprobleme sein. Verhaltensauffälligkeiten wie Schwierigkeiten beim Laufen oder Verhaltensstörungen im Umgang mit Artgenossen oder anderen Tieren können ebenfalls durch die Qualzucht ausgelöst werden, wenn die Tiere beispielsweise nicht über ihre Ohren kommunizieren können oder unter anhaltenden Schmerzen leiden.
Was sind Beispiele für Qualzuchtmerkmale bei Katzen?
Hier sind fünf gesundheitliche oder physische Beispiele für Qualzuchtmerkmale bei Katzen:
- Atemprobleme (z. B. bei Perserkatzen): Die extreme Brachycephalie (Kurzköpfigkeit) führt oft zu Atemwegserkrankungen, Schnarchen und Atemnot.
- Augenkrankheiten: „Rassekatzen“ wie Perser sind anfällig für Augenkrankheiten wie Keratokonjunktivitis und Tränenfluss, was zu ständigen Beschwerden führen kann.
- Gelenkprobleme (z. B. bei Scottish Fold): Die genetische Mutation, die für die gefalteten Ohren verantwortlich ist, kann auch schmerzhafte Gelenkprobleme verursachen, die zu Arthritis führen.
- Hauterkrankungen (z. B. bei Sphynx-Katzen): Haarlose „Rassen“ wie die Sphynx sind anfällig für Hautinfektionen und -entzündungen, da ihre Haut direkter UV-Strahlung ausgesetzt ist.
- Herzkrankheiten (z. B. bei Maine Coon): Diese „Rasse“ hat ein erhöhtes Risiko für hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), eine genetische Erkrankung, die zu einer Verdickung des Herzmuskels führt und das Risiko von Herzversagen erhöht.
Diese gesundheitlichen Probleme sind direkte Folgen von Zuchtpraktiken, die nicht das Wohl der Tiere, sondern nur ästhetische Merkmale im Blick haben, um die Tiere beispielsweise auf Ausstellungen miteinander zu vergleichen oder sie wie Ware zu verkaufen. Tiere sind jedoch Lebewesen und keine empfindungslosen Verkaufsgüter.
Qualzucht-Liste: Welche Katzen sind Qualzuchten?
Es gibt keine gesetzlich festgelegten „Rassen“, deren Verkauf und Zucht in Deutschland verboten sind, aber einige „Rassekatzen“ sind aufgrund von gesundheitlichen Problemen, die durch ihre Zuchtpraktiken verursacht werden, zurecht stark umstritten. Deren Nachzucht muss dringend gesetzlich verboten werden, um betroffenen Tieren ein Leben voller Leid und Schmerzen zu ersparen.
Besonders betroffen sind die folgenden „Katzenrassen“, die aufgrund ihrer zuchtbedingten Fehlbildungen in Deutschland zu den Qualzuchten zählen:
- Perserkatzen: Aufgrund ihrer flachen Gesichter haben sie häufig Atemprobleme, Augenprobleme und Zahnfehlstellungen, die immer auch mit Schmerzen und Leid einhergehen.
- Exotic Shorthairs: Ähnlich wie die Perserkatzen leiden sie unter ähnlichen Gesundheitsproblemen aufgrund ihrer Kurzköpfigkeit.
- Scottish Fold: Diese „Rasse“ hat eine genetische Mutation, die zu den gefalteten Ohren führt. Diese bedingt, dass alle Scottish Folds das sogenannte OCD-Gen in sich haben, durch welches es zu Knorpelschäden sowie Gelenk- und Knochenproblemen im ganzen Körper kommt, die immer mit massiven Schmerzen verbunden sind und oftmals auch zu einem frühen Tod führen.
- Bengalkatzen: Die extreme Zucht von Bengalkatzen auf bestimmte Fellmuster und -farben kann zu gesundheitlichen Problemen wie Herzkrankheiten führen.
- Munchkin-Katzen: Ihre kurze Beinlänge ist das Ergebnis einer genetischen Mutation, die zu Mobilitätsproblemen und anderen gesundheitlichen Komplikationen führen kann.
- Nacktkatzen: Auch bekannt sind die sogenannten Nacktkatzen, denen meist ihre Vibrissen fehlen – also die sogenannten Schnurrhaare. Diese benötigen die Katzen jedoch zur Orientierung im Nahbereich. Das zuchtbedingte Fehlen eines Sinnesorgans bedeutet Leid für das Tier. Obwohl Sphynx-Katzen keine Fellprobleme haben, sind sie aufgrund ihrer Hautempfindlichkeit und anderer gesundheitlicher Risiken anfällig für diverse Krankheiten.
Ist eine Sphynx-Katze eine Qualzucht?
Sphynx-Katzen zählen aufgrund von erheblichen Abweichungen ihres Haarkleides zu den Qualzuchten. Ihnen fehlt das Fell. Daher werden sie auch als „Nacktkatzen“ bezeichnet. Was sich zunächst vielleicht banal anhört, ist hochproblematisch: Aufgrund der Haarlosigkeit fehlt den Tieren der wichtige mechanische Schutz. Zudem müssen „Nacktkatzen“ aufgrund des fehlenden Fells permanent Wärme produzieren. Um den erhöhten Kalorienbedarf zu decken, müssen die Tiere deutlich mehr Nahrung zu sich nehmen.
Im Sommer erleiden nackte Tiere häufiger einen Sonnenbrand, da die Haut der Sonne schutzlos ausgeliefert ist. Da ihnen oftmals auch die Tasthaare fehlen, bereiten ihnen die Kommunikation mit anderen Tieren und die Orientierung im Dunkeln große Schwierigkeiten. Sie finden sich deutlich schlechter in ihrer Umgebung zurecht und können Probleme im Kontakt mit anderen Tieren ausprägen.
Ist die Rexkatze eine Qualzucht?
Rexkatzen sind nicht komplett nackt. Sie sind aber mit ähnlichen Problemen wie die Sphynx-Katzen konfrontiert. Auch sie leiden unter der Veränderung ihres Haarkleides. Bei ihnen sind die Haare des Fells gewellt und brüchig, die Funktion des Fells ist stark eingeschränkt. Vor allem bei der Devon Rex sind die für die Kommunikation und Orientierung wichtigen Tasthaare gekräuselt bzw. fehlen komplett. Die auch als Vibrissen bezeichneten Haare helfen den Tieren beispielsweise beim Untersuchen von Gegenständen und bei der Aufnahme sozialer Kontakte. [1]
Fehlende Tasthaare sind der Meinung von Expert:innen zufolge ein körperlicher Schaden, der die Katze derart in ihrer Fähigkeit, arttypisches Verhalten auszuleben, einschränkt, dass es zu einem andauernden Leiden der Tiere kommt. [1]
Ist die Perserkatze eine Qualzucht?
Perserkatzen leiden ähnlich wie Bulldoggen und Möpse unter ihrer extremen Kurzköpfigkeit (Brachycephales Syndrom). Die Folge sind eine Verkürzung des Oberkiefers sowie eine Verengung der oberen Atemwege und der Tränennasenkanäle. Somit bekommen die Tiere sehr schlecht Luft und leiden häufig an Augeninfektionen. Vielen fällt selbst die Nahrungsaufnahme schwer. Die Zahnfehlstellungen, schwerwiegende Atemprobleme, der permanente Augenausfluss und Bindehautentzündungen müssen oft chirurgisch versorgt werden. [2]
Zudem neigt die Perserkatze zu Schwergeburten und einer gesteigerten Totgeburtenrate. Nicht selten ist ein Kaiserschnitt notwendig. Die Probleme treten insbesondere bei Katzen vom sogenannten Peke-Face-Typ auf – Katzen des fragwürdigen amerikanischen Zuchtzieles. [3] Diese Tiere haben einen stark hochgezogenen Nasenrücken und erinnern an die ebenfalls kurzköpfige „Hunderasse“ Pekinese.
Weiße Perserkatzen haben ein erhöhtes Taubheitsrisiko. [4] Sie sind in ihrer Kommunikation eingeschränkt, können Drohlaute von Artgenossen nicht wahrnehmen und hören nicht das Fiepen und Schnurren ihrer eigenen Babys. Viele Perserkatzen leiden an einer Nierenerkrankung (PKD: Polycystic Kidney Disease), die zu Nierenversagen und einem frühen Tod führen kann. Weltweit sind etwa 38 Prozent der Perserkatzen von der Erkrankung betroffen, die damit als bedeutendste vererbbare Erkrankung bei der Katze angesehen wird. [5]
Problematisch ist auch die Langhaarigkeit der Perserkatzen. Das lange Fell mit der dichten Unterwolle muss regelmäßig und ausgiebig gebürstet werden, da es andernfalls sehr schnell verfilzt. Wird die wichtige Fellpflege durch Halter:innen nicht akzeptiert, kann solchen Tieren nur mittels Komplettschur geholfen werden, die in den meisten Fällen nur unter Vollnarkose durchführbar ist. Dies bedeutet erheblichen Stress für das Tier und setzt die Tiere einem vermeidbaren Risiko aus.
Sind Munchkin-Katzen Qualzuchten?
Munchkin-Katzen gelten als Qualzuchten wegen ihrer genetisch bedingten kurzen Beine, die durch eine dominante Mutation verursacht werden. Diese Merkmale können zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen, darunter Skeletterkrankungen, Wirbelsäulenprobleme und Gelenkfehlbildungen. Die verkürzten Gliedmaßen beeinträchtigen die Mobilität der Tiere und schränken ihre Lebensqualität ein.
„Katzenrassen“, die nicht als Qualzucht gelistet sind, aber Merkmale aufweisen
Neben den genannten „Katzenrassen“ gibt es weitere, die unter ihren zuchtbedingten Merkmalen leiden – auch wenn sie in Deutschland nicht offiziell als Qualzucht gelistet sind.
Ist die Maine-Coon-Katze ein Qualzucht?
Die Maine-Coon-Katze wird offiziell nicht als Qualzucht gelistet, jedoch können bestimmte Zuchtpraktiken gesundheitliche Probleme begünstigen. Diese „Katzenrasse“ ist bekannt für ihre ausgeprägte Größe, das lange, seidige Fell und die charakteristischen Pinselohren. Allerdings sind Maine Coons anfällig für genetische Erkrankungen, wie hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), eine Herzkrankheit, die bei vielen „Rassen“ vorkommen kann, aber bei Maine Coons besonders häufig ist.
Ist eine Britisch-Kurzhaar-Katze eine Qualzucht?
Die Britisch Kurzhaar ist eine beliebte „Katzenrasse“, die in der Regel nicht als Qualzucht gilt, jedoch gesundheitliche Bedenken aufwirft. Einige Zuchtpraktiken können zu Atemproblemen führen, insbesondere aufgrund der runden Kopfform und ausgeprägten Wangen. Zudem sind diese Katzen anfällig für genetische Erkrankungen wie hypertrophe Kardiomyopathie (HCM), eine ernste Herzerkrankung. Auch Gelenkprobleme können bei übermäßig gezüchteten Tieren auftreten.
Im Gegensatz dazu wird die Scottish Fold als Qualzucht eingestuft. Scottish Folds sind eine „Unterart“ der Britisch Kurzhaar und für ihre charakteristischen, gefalteten Ohren bekannt. Die Faltohren sind auf eine genetische Mutation zurückzuführen. Diese Mutation kann jedoch zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen, darunter Knorpel- und Gelenkerkrankungen, die den Tieren erhebliches Leid zufügen. Häufig müssen Scottish Fold-Katzen bereits früh aufgrund ihrer enormen Schmerzen eingeschläfert werden.
Warum ist die Zucht von Katzen insgesamt problematisch?
Die Zucht von Katzen kann aus verschiedenen Gründen problematisch sein:
- Überpopulation: Die Zucht von Katzen trägt zur Überpopulation bei, was bedeutet, dass viele Katzen in Tierheimen und auf der Straße landen. Werden die Katzen nicht kastriert, setzt sich der Leidenskreislauf bis ins Unendliche fort.
- Genetische Krankheiten: Durch Inzucht können genetische Erkrankungen und Defekte gefördert werden. Viele „Rassen“ sind anfällig für spezifische Krankheiten, die durch die Zucht verstärkt werden, wie z. B. hypertrophe Kardiomyopathie (HCM) bei Maine Coons oder Atemprobleme bei Perserkatzen.
- Qualzuchtmerkmale: Züchter:innen überbetonen häufig bestimmte Merkmale (wie kurze Nasen oder gefaltete Ohren), was zu gesundheitlichen Problemen führt. Solche Merkmale können das Wohlbefinden der Tiere beeinträchtigen und zu schmerzhaften oder einschränkenden Zuständen führen.
- Lebensqualität: Viele Zuchtmethoden führen dazu, dass Tiere ihre natürlichen Instinkte und Verhaltensweisen aufgrund ihrer Qualzucht nicht ausleben können. Das schränkt sowohl die psychische als auch physische Gesundheit der Tiere ein und kann zu Verhaltensstörungen und anhaltendem Stress führen.
- Unzureichende Aufklärung: Oftmals sind Züchter:innen nicht ausreichend informiert über die gesundheitlichen Probleme, die mit bestimmten „Rassen“ verbunden sind. Dies kann zu einer verantwortungslosen Zuchtpraxis führen, bei der das Wohl der Tiere nicht im Vordergrund steht.
- Kommerzialisierung: Die Zucht wird häufig als kommerzielles Geschäft betrieben, wobei der Profit über das Wohl der Tiere gestellt wird. Dies kann zu Misshandlungen und einer schlechten Haltung der Tiere führen.
Bitte entscheiden Sie sich zur Adoption, nicht zum Kauf
Jährlich werden Hunderttausende Tiere in deutschen Tierheimen abgegeben, während viele weitere im Ausland auf der Straße oder in Tötungsstationen ein hartes Leben führen. Durch den Kauf bei Züchter:innen oder im Zoohandel verschärft sich diese Situation; und ein Tier aus dem Tierheim verliert die Chance auf ein Zuhause. Ebenso leben etwa zwei Millionen Katzen auf den Straßen in Deutschland, die oftmals nicht oder nicht ausreichend versorgt werden.
Wenn Sie ein neues „Haustier“ suchen, besuchen Sie bitte ein Tierheim oder erkundigen Sie sich bei einem Tierschutzverein. Unzählige Hunde, Katzen, Kleintiere und auch exotische Tiere wie Schildkröten oder Echsen warten dort auf ein liebevolles Heim.
Helfen Sie, Qualzuchten abzuschaffen
Die Haltung sogenannter Haustiere in Deutschland ist kaum gesetzlich reglementiert – entsprechend groß ist das Leid unzähliger Tiere in Privathaushalten.
Helfen Sie uns mit Ihrer Unterschrift und fordern auch Sie ein umfassendes Heimtierschutzgesetz, das auch die Nachzucht und den Handel mit Qualzuchten wie den oben genannten nachhaltig verbietet. Dadurch könnten unzählige Tiere vor einem Leben voller Schmerzen und Qualen allein aufgrund ihrer unverantwortlichen Züchtung gerettet werden. Jetzt Petition unterschreiben!
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Quellen
[1] Genomia: Prüfung von Hunden: Chondrodysplasie, https://www.genomia.cz/de/test/chondrodysplazie/ (eingesehen am 13.11.2024)
[2] Justus-Liebig-Universität Gießen: Brachycephalie bei der Perserkatze, https://www.uni-giessen.de/de/fbz/fb10/institute_klinikum/klinikum/kleintierklinik/Chirurgie/neurologie/Forschung/brachycephalie (eingesehen am 13.11.2024)
[3] Bundestierärztekammer: Gutachten zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzüchtungen), https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Tiere/Tierschutz/Gutachten-Leitlinien/Qualzucht.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (eingesehen am 13.11.2024)
[4] Zeilmann, K. (2015): Wie Haustiere unter der Qualzucht leiden, https://www.welt.de/wissenschaft/article148246616/Wie-Haustiere-unter-der-Qualzucht-leiden.html (eingesehen am 13.11.2024)
[5] Tierklinik Dr. Trillig: PKD (Polycystic Kidney Disease), https://www.tierklinik-trillig.de/service/wissenswertes/pkd-polycystic-kidney-disease/ (eingesehen am 13.11.2024)