Sie möchten Ratten kaufen und die sozialen Nagetiere als sogenannte Haustiere in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus halten? Bevor Sie Ratten bei sich aufnehmen, gibt es einiges zu ihrer artgerechten Haltung zu beachten.
Zu allererst: Tierheime vermitteln regelmäßig abgegebene Farbratten, die eine zweite Chance im Leben verdienen – bitte entscheiden Sie sich den Tieren zuliebe immer für eine Adoption, statt die Tiere bei Züchter:innen, im Internet oder in Zoohandlungen zu kaufen und Tierleid weiter zu befeuern.
In diesem Beitrag finden Sie alle nützlichen Informationen zur art- und bedürfnisgerechten Haltung von Ratten.
Sind Ratten als Haustiere einfach zu halten?
Viele Menschen denken, Ratten wären einfach zu halten und für „Anfänger:innen“ geeignet. Während Ratten deutlich kleiner als beispielsweise Hunde, Katzen oder Kaninchen sind, haben jedoch auch die kleinen Säugetiere komplexe Bedürfnisse. Vor allem Farbratten (domestizierte Unterart der Wanderratte) werden gerne als sogenannte Haustiere gehalten.
Ratten haben komplexe Bedürfnisse
Wer Ratten adoptieren und halten möchte, sollte sich im Vorfeld der Verantwortung bewusst sein, den Ansprüchen der fühlenden Lebewesen in jeder Situation gerecht zu werden – dazu gehört auch, sich vor und während der Haltung gründlich zur artgerechten Haltung und über die Bedürfnisse der Tiere zu informieren. Grundsätzlich sollten Sie Ratten niemals kaufen, sondern immer aus dem Tierschutz adoptieren. Lesen Sie dazu die besondere Geschichte der Farbratte Kiwi.
Farbratten sind äußerst soziale Tiere, die gegenseitigen Körperkontakt brauchen, um sich wohlzufühlen. Wie alle anderen Tiere sind auch Ratten sensible Individuen mit einem eigenen Charakter. Sie sind weder Spielzeuge noch Kuschelware oder gar Geschenke und benötigen Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Manche Tiere bleiben ihr Leben lang Menschen gegenüber scheu und bevorzugen die Nähe ihrer Artgenossen. Das sollten Halter:innen unbedingt respektieren.
Wie lange schlafen Ratten?
Ratten schlafen rund zwölf Stunden am Tag, vor allem tagsüber. Sie werden zu Beginn der Dämmerung aktiv und bleiben gerne bis in die Morgenstunden wach. Regelmäßige Auslaufzeiten sollten also vor allem am Abend eingeplant werden. Ratten kann man hervorragend mit verschiedenen Spielideen und Hindernisparcours beschäftigen, die Sie auch mit wenig Aufwand selbst basteln können.
Wie groß sollte ein Rattenrudel sein?
Ratten sind ausgesprochen soziale Tiere, die ausschließlich zusammen mit Artgenossen glücklich sein können. Einzelhaltung der liebesbedürftigen Nager, die gerne ausgiebig miteinander kuscheln, ist Tierquälerei. Ein Mensch kann den Kontakt zu anderen Artgenossen niemals ersetzen. Farbratten sollten als „Haustiere“ also mindestens in Gruppen von drei Tieren gehalten werden. Tiere im gleichen oder ähnlichen Alter haben zudem meistens einen ähnlich ausgeprägten Spieltrieb, wodurch sich mögliche Stressfaktoren wie Streit wegen unterschiedlicher Ruhebedürfnisse vermeiden lassen. Auch Ratten desselben Geschlechts verstehen sich oft untereinander.
Ratten kastrieren oder nicht?
In gemischten Rudeln sollten männliche Ratten unbedingt frühestens ab der 12. Woche bis zum sechsten Monat nach der Geburt kastriert werden. Zu frühe Kastration kann zu Verhaltensstörungen und Gewichtsproblemen führen, da der Hormonhaushalt zu einem noch nicht geeigneten Zeitpunkt gestört wird. Bei der Kastration werden im Vergleich zur Sterilisation die Hoden bzw. Eierstöcke vollständig entfernt. Dadurch lässt das geschlechtsspezifische Verhalten nach, wodurch sich beispielsweise aggressives Revierverhalten innerhalb der Rattengruppe verbessern kann.
Wie sollte der Rattenkäfig aussehen?
Eine ebenfalls häufig gestellte Frage zur Haltung von Ratten als sogenannte Haustiere ist, wie viel Platz eine Ratte – oder genauer gesagt ein Rattenrudel – braucht. Wie groß muss ein Käfig für mindestens drei Ratten sein? Anders als Kaninchen sollten Ratten außerdem nicht draußen gehalten werden, denn sie reagieren empfindlich auf die schwankenden Witterungsverhältnisse. Platzieren Sie den Käfig am besten an einem ruhigen, geschützten Ort ohne Zugluft.
Laut dem Schweizer Tierschutz sollte ein Rattenkäfig mindestens eine Grundfläche von einem Quadratmeter haben – aufgeteilt auf mehrere Stockwerke in die Höhe. [1] Damit sich die Tiere nicht verletzen können, ist ein Gitterabstand bis maximal 1,2 Zentimeter ideal. Außerdem sollten zahlreiche Versteck- und Klettermöglichkeiten für viel Abwechslung vorhanden sein. Staubfreie Einstreu wie Hanfstreu schont zudem die Atemwege. [1]
Die richtige Ernährung: Welche Nahrung brauchen Ratten?
Ratten sind Allesesser, wobei ihre Hauptnahrungsquelle aus Körnern bzw. einem ausgewogenen Trockenfutter auf Getreidebasis besteht. Vermeiden Sie sogenanntes Pressfutter (Pellets) sowie Nahrung mit Farbstoffen und Zuckerzusatz bei der Ernährung von Farbratten. [2]
Die Tiere sollten die Nahrung genauso wie eine Trinkmöglichkeit mit frischem Wasser jederzeit gut erreichen können. Auch tägliche Frischnahrung ist wichtig für eine ausgewogene Nährstoffversorgung. Dafür können Sie den Nagetieren gewaschene und geschälte Früchte und Gemüse oder Kräuter wie Basilikum, Petersilie und Salbei anbieten.
Verträgliche Gemüse- und Obstsorten für Ratten:
- Salat
- Tomaten
- Gurken
- Karotten
- Kiwis
- Bananen
- Melonen
- Äpfel
- Birnen
Umgekehrt gibt es einige Lebensmittel, die Sie Ratten niemals zu essen geben sollten, da diese giftig oder beispielsweise durch Blähstoffe anderweitig gefährlich sein können.
Achtung, diese Lebensmittel sind giftig für Ratten:
- Bärlauch
- Zwiebeln
- Knoblauch
- Avocado (beliebt, enthält aber zu viel Fett)
- Erdnussbutter
- Getränke mit Kohlensäure (Ratten können nicht rülpsen)
- Alte Nahrung
- Roher Kohl
- Rohe Kartoffeln und rohe Bohnen
Da Ratten laktoseintolerant sind, sollten sie grundsätzlich keine Milchprodukte erhalten. [1]
Wie lange leben Ratten als sogenannte Haustiere?
Wer sich dazu entscheidet, Ratten als sogenannte Haustiere bei sich aufzunehmen, kann mit einer Lebenserwartung von zwei bis drei Jahren rechnen. Wie bei Hunden, Katzen und uns Menschen steigen mit dem Lebensalter auch die Gebrechlichkeit und die Anfälligkeit für Krankheiten.
Wie merke ich, ob meine Ratte krank ist?
Erhalten Ratten zu wenig Auslauf, kann sie die Unterforderung dauerhaft krank machen und sowohl zu körperlichen als auch zu seelischen Störungen wie häufigem Beißen führen. Besonders Farbratten sind darüber hinaus anfällig für eine Reihe von Krankheiten.
- Zahnprobleme: Im Alter und durch die teils massiven Züchtungen kann es zu Zahnfehlstellungen und Entzündungen im Mund kommen. Nagemöglichkeiten wie Hölzer und Wurzeln können zur natürlichen Zahnreinigung bei Ratten beitragen.
- Haut- und Fellprobleme: Kahle Stellen, Schuppen oder offene Wunden können durch Milben und Flöhe entstehen. Pilze können neben Haut- auch zu Augenproblemen führen und Ratten unbehandelt sogar blind werden lassen.
- Tumore und Abszesse: Vor allem Rangkämpfe können zu mit Eiter gefüllten Abszessen führen – an den Füßen nennen sich diese häufig auftretenden Schwellungen auch „Bumble Foots“. [2] Auch Tumore (fühlbare Beulen unter der Haut) treten häufig bei älteren Ratten auf.
- Mykoplasmose: Hochansteckender Atemwegsinfekt, der oft ab dem 2. Lebensjahr auftritt und sich in Form von Atemnot, Niesen und Nasenausfluss zeigen kann.
Weitere Krankheiten können Magen-Darm-Erkrankungen, Herzprobleme, Diabetes und Schlaganfälle sein. Farbratten sind aufgrund der oft verantwortungslosen „Heimtierzuchten“ und Schäden durch Inzucht besonders anfällig.
Tipps zum richtigen Umgang mit Ratten
Es gibt bestimmte Verhaltensweisen, die Ihnen beim tierfreundlichen Umgang mit Ratten helfen. Das sind die Wichtigsten:
- Lassen Sie die Tiere in deren Tempo auf Sie zukommen, erzwingen Sie niemals den Kontakt.
- Niemals Ratten am Schwanz packen und sie daran hochziehen! Der Schwanz könnte brechen oder abreißen.
- Steht ein Besuch beim Tierarzt bzw. der Tierärztin an, heben Sie Ratten am sichersten hoch, indem Sie vorsichtig eine Hand unter deren Bauch führen und mit der anderen den Rücken stützen.
- Ratten niemals in Einzelhaltung halten (min. drei Tiere).
- Männliche Ratten unbedingt kastrieren lassen. Das beugt Urinmarkierungen vor und verhindert unkontrollierte Vermehrung sowie blutige Rangkämpfe.
- Ratten sind dämmerungs- und nachtaktiv, bieten Sie ihnen möglichst abends Beschäftigungen und Auslaufmöglichkeiten mit Tunneln etc.
- Achtung vor Giftpflanzen.
- Kabel möglichst verstecken, um Anknabbern zu vermeiden.
Weitere Ernährungstipps für Ratten
Sie wollen mehr über eine artgerechte Ernährung von Ratten erfahren? Alle Informationen, Vorteile und Wissenswertes über eine ausgewogene vegane Ernährung von Ratten gibt es hier.
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Quellen
[1] Schweizer Tierschutz STS (): STS Merkblatt Ratten, http://www.tierschutz.com/publikationen/heimtiere/infothek/kleintiere/ratten.pdf (eingesehen am 03.08.2022)
[2] Tierarztpraxis Dr. Sommer: Was hält eine Ratte gesund?, https://www.tierarzt-sommer.de/nager/#krankheiten-von-ratten (eingesehen am 03.08.2022)
[3] T-Online (16.06.2014): Haustierpflege: Rattenkrankheiten erkennen, https://www.t-online.de/leben/familie/id_69837632/haustierpflege-ratten-krankheiten-erkennen.html (eingesehen am 03.08.2022)