Salmonellen bei Reptilien: Reptilienhaltung begünstigt Zoonosen

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Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie wird der Zusammenhang zwischen Zoonosen und dem Handel mit Wildtieren verstärkt diskutiert – doch immer mehr Menschen halten sich Reptilien als sogenannte Haustiere. Obwohl es sich dabei um Wildtiere handelt, die nicht an ein Leben mit dem Menschen angepasst sind, werden sie zu einem Leben im Glaskasten in Gefangenschaft verdammt. Auch hinter den Kulissen des Reptilienhandels geht es alles andere als tierschutzgerecht zu.

Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass die Haltung der Exoten mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Immer mehr Expert:innen weisen darauf hin, dass die Reptilienhaltung auch für den Menschen zu einer ernsten Gefahr werden kann.

Inhalte im Überblick

Können Reptilien Krankheiten übertragen?

Im Jahr 2022 lebten etwa 1,3 Millionen Reptilien in deutschen Haushalten. [1] Schlangen, Spinnen, Echsen und Bartagamen, aber auch Amphibien wie Frösche gehören zu den beliebtesten Exoten in Deutschland. Eine Vielzahl dieser Tiere wird aus der Natur entrissen und tausende Kilometer transportiert, nur um hierzulande in einem viel zu kleinen Terrarium eingesperrt und als „Haustier“ gehalten zu werden.

Ein Großteil aller neu auftretenden Infektionskrankheiten hat nachweislich einen tierischen Ursprung [2] und 72 Prozent der sogenannten Zoonosen entstehen aus dem Kontakt zu wildlebenden Tierarten. [3] Alle Menschen, die mit Wildfängen in Berührung bzw. näheren Kontakt kommen, setzten sich unwissentlich gesundheitlichen Risiken aus; dazu gehören Menschen aus der Jägerschaft und Wilderei ebenso wie Händler:innen und Transporteur:innen.  

Auch Halter:innen von Reptilien kommen mit Ausscheidungen und Körperflüssigkeiten der Tiere in Kontakt – wenn die Reptilien mit Krankheitserregern infiziert sind, gehen diese sehr wahrscheinlich früher oder später auf die Tierhalter:innen über. Besonders für ältere Menschen, Kinder, Schwangere und immungeschwächte Menschen kann das schnell zu einer bedrohlichen Gefahr werden. Doch um zur Gefahr für den Menschen zu werden, müssen Reptilien noch nicht einmal neuartige, exotische Erreger verbreiten: Studien zufolge übertragen die meisten Reptilien gesundheitsgefährdende Salmonellenarten.

Chameleon auf einer Hand
Reptilien können dem Menschen durch Gift oder Körperkraft gefährlich werden. 

Welche Krankheiten übertragen Reptilien?

Die Gefahr von Infektionen steigt immer mehr durch die sich überschneidenden Lebensräume von Menschen und Tieren und wird auch durch den zunehmenden Handel mit exotischen Tieren und die „Wildtierhaltung“ verschärft. Nicht nur das – Reptilien können eine Vielzahl von Krankheiten auf den Menschen übertragen, z. B.:

  • Salmonellen
  • Chlamydien
  • Campylobacter
  • Kryptosporidien
  • Mykobakterien
  • Q-Fiber (Coxiella burnetii)
  • Zungenwürmer (Pentastomiden)
  • Spulwürmer
  • Schlangenmilben
  • uvm.

In Australien ereignete sich ein Vorfall, bei dem erstmals ein acht Zentimeter langer, lebendiger Wurm im Gehirn einer Frau entdeckt wurde. [4] Der Parasit lebt normalerweise in Pythons und wurde vermutlich beim Wildkräutersammeln über ausgeschiedene Parasiteneier im Kot der Schlange auf die Frau übertragen. Die Frau litt dadurch unter anderem an Gedächtnisverlust, Übelkeit und Depression.

Warum haben Reptilien Salmonellen?

Reptilien wie Bartagamen oder Schildkröten sind häufig Träger exotischer Salmonellen-Arten, die auf den Menschen übertragbar sind und im schlimmsten Fall zu schweren Erkrankungen oder sogar zum Tod führen können. [5] Die Mehrzahl der Reptilien tragen den Krankheitserreger auf der Haut oder in sich, welcher den Exoten im Normalfall nicht schadet – dem Menschen im Übertragungsfall jedoch durchaus. Der Erreger ist Bestandteil der physiologischen Flora der Exoten. [6]

Das Risiko der Ansteckung besteht nicht nur bei der Privathaltung exotischer Tiere, sondern auch beim Besuch von „Reptilienbörsen“ oder Reptilienausstellungen. Dort ist es oft jeder Person gestattet, die zum Verkauf ausgestellten Tiere anzufassen und auf die Hand zu nehmen, was für die Tiere nicht nur großen Stress bedeutet, sondern auch ein erhöhtes Risiko für den Menschen, daran zu erkranken. Vermeintliche „Nachzuchten“ sind oft Wildfänge, die aufgrund illegaler Aktivitäten umdeklariert wurden, um hierzulande in den Verkauf zu kommen. Der skrupellose Handel mit Reptilien ist nicht nur für die Tiere gefährlich, sondern auch für den Menschen.

Welche Reptilien haben Salmonellen?

Bis zu 90 Prozent der in Gefangenschaft gehaltenen Reptilien tragen die Salmonellose-Erreger in sich. In einem epidemiologischen Bulletin (Nr. 35) schreibt das Robert Koch-Institut: „Hinsichtlich der genannten Reptilien fällt der hohe Anteil von Schlangen und Bartagamen auf. Reservoire sind aber auch Schildkröten, Leguane, Chamäleons und Geckos.“ [7]

Schildkröte
Schildkröten sind exotische Wildtiere, die ausschließlich in ihren natürlichen Lebensraum gehören.

Welche Symptome verursachen Salmonellen?

Zu den Hauptsymptomen einer Salmonellose zählen:

  • plötzliche Durchfälle,
  • Kopfschmerzen,
  • Erbrechen,
  • Unwohlsein
  • und Fieber.

Außerdem schreibt Dr. med. habil. Wolfgang Kunze im Magazin des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte (2011): „Eine wirksame Prophylaxe solcher Infektionen kann nur im Vermeiden jeden direkten und indirekten Kontaktes zwischen Reptilien und empfänglichen Personen bestehen. Den Haltern muss bewusst gemacht werden, dass diese Tiere keine ‚Spieltiere‘, sondern permanente Infektionsquellen sind.“ Zu den möglichen Konsequenzen einer solchen Erkrankung sagt Dr. med. Wolfgang Kunze: „Die Salmonellen können über den Darm in den Körper eindringen, es droht eine Gehirnhautentzündung, die bei schwerem Verlauf lebensbedrohlich sein kann.“ [8]  Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung, sollte immer unverzüglich eine ärztliche Praxis aufgesucht werden.

Wie werden die Salmonellen übertragen?

Die Übertragung muss nicht einmal auf den direkten Kontakt mit den Tieren zurückzuführen sein. So können die Erreger beispielsweise über die Hände oder Kleidung der Eltern durch Berührung auf im Haushalt oder außerhalb lebende Kinder übertragen werden – oder auch über einen Teppich, auf dem vorher die Schlange lag und nun das Kind spielt. Besonders gefährdet sind laut Expert:innen Kinder bis zu acht Jahren, Schwangere, alte Menschen und Immunsupprimierte.

Echse auf einer Hand
Die Übertragung von Salmonellen muss nicht durch den direkten Kontakt mit den Tieren stattfinden.

Importverbot für Exoten: Wildtiere wie Reptilien sind keine „Haustiere“

Wildtiere wie Reptilien gehören in die Freiheit, nicht in Terrarien privater Wohnzimmer oder Zoos. Die Gehege und Lebensbedingungen in Gefangenschaft bieten den sensiblen Tieren kein artgerechtes Umfeld und bergen darüber hinaus gesundheitliche Risiken sowohl für den Menschen als auch für das Tier. Wir von PETA Deutschland fordern daher ein Importverbot für exotische Wildtiere.

Wie Sie Reptilien helfen können

  • Bitte klären Sie Ihr Umfeld über die Gefahren auf, die für Menschen durch Reptilien in der Wohnung entstehen.
  • Halten Sie niemals ein Wildtier wie ein Reptil in Gefangenschaft – sollten Sie sehr gute Kenntnisse über die spezifischen Bedürfnisse der Tiere haben und wichtige Vorsichtsmaßnahmen einhalten können, dann besuchen Sie bitte ein Tierheim. Schenken Sie einem Tier ein neues Zuhause, anstatt die Zucht und somit die weitere Verbreitung von Krankheiten und Tierleid zu unterstützen.
  • Besuchen Sie keine Tierbörsen und unterschreiben Sie unsere Petition gegen die größte Reptilienbörse „Terraristika“.