Schafe halten: So halten Sie Schafe im eigenen Garten

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Wenn Sie einen Garten mit einer großen Gras- und Weidefläche besitzen, haben Sie vielleicht schon einmal darüber nachgedacht, gerettete Schafe zu halten. Aber können auch Anfänger:innen Schafen einfach so zu Hause im eigenen Garten ein tiergerechtes Leben ermöglichen? Und welche Grundlagen müssen dafür geschaffen werden, damit sich die Tiere dauerhaft wohlfühlen?

Wir von PETA Deutschland haben die wichtigsten Infos zur artgerechten Haltung von Schafen für Sie.

Inhaltzsverzeichnis

Kann jede:r Schafe halten?

Grundsätzlicher kann jede Person in Deutschland Schafen ein Zuhause schenken. Das Tierschutzgesetz schreibt dabei nur vor, dass Halter:innen sich das nötige Wissen über eine artgerechte Ernährung, Pflege und die Betreuung der Tiere aneignen müssen. Zusätzlich müssen Schafe dem zuständigen Veterinäramt gemeldet werden – das gilt auch für Privathalter:innen, die den Tieren deren Wolle und Schafsmilch nicht zu gewerblichen Zwecken wegnehmen oder sie für ihr Fleisch töten wollen. Ab einem Jahr müssen Sie Schafe zudem bei der Tierseuchenkasse melden. [1]

Mann mit Schaf hinter einem Zaun
Jede Person darf Schafe halten, doch die Schafhaltung stellt einige Ansprüche.

Wie viele Schafe muss man mindestens halten?

Vor der Adoption von Schafen, beispielsweise aus einem Tierheim oder der Tierrettung, sollten Sie sich bewusst machen, dass Schafe Herdentiere sind und ein ausgeprägtes Sozialverhalten besitzen. In der Regel besteht eine Schafherde aus den Mutterschafen und ihren Lämmern. Daher sollten Schafe niemals allein und mindestens in Gruppen von vier Tieren gehalten werden. Bei zwei Böcken ist grundsätzlich Vorsicht geboten, denn trotz Kastration kann es zu heftigen Revier- und Ressourcenkämpfen kommen.

Wie viel Platz müssen Schafe haben?

Schafe sollten niemals festgebunden werden. Sie brauchen ausreichend Platz und eine Rasenfläche, die weitläufig genug ist, um ausgiebig grasen und sich bewegen zu können. Zwei Schafe benötigen etwa 1000 Quadratmeter Weidefläche, wenn sie sich ausschließlich von Gras ernähren sollen. Besser sind Grünflächen von 2000 bis 3000 Quadratmetern.

Schafe auf einer Weide
Ausreichend große Weiden zur freien Bewegung sind für die Schafhaltung unerlässlich.

Wann müssen Schafe in den Stall?

Grundsätzlich sollte es den Tieren möglich sein, das ganze Jahr über draußen sein zu können, denn auch im Winter sind Schafe gern auf der Weide. Ihr dickes Vlies schützt sie dabei vor Kälte. Schafe sind in der Lage, selbst unter einer dreißig Zentimeter dicken Schneeschicht Nahrung zu finden.

Bei ganzjährigem Weidegang sollte den Tieren aber dennoch unbedingt ein Stall als Rückzugsort und Schutz vor Wettereinflüssen wie Regen und Kälte zur Verfügung stehen. Diesen sollten Sie von drei Seiten winddicht verschließen und zur Wärmedämmung mit genügend Stroh auskleiden.

Übrigens: Schafe lieben es, sich an Baumstämmen zu reiben. Wenn kein rauer Baumstamm vorhanden ist, können Sie die Schafe auch mit einem Besen „abschrubben“ oder ihnen artgerechte „Scheuervorrichtungen“ fest in den Stall integrieren – Wohlfühleffekt garantiert.

Was dürfen Schafe essen und was nicht?

Gras, Heu und Stroh sind als Stoffe mit hohem Rohfaseranteil absolut ausreichend, um Schafe gesund zu ernähren. Die Nahrungsaufnahme sollte den Tieren jederzeit möglich sein, beispielsweise über eine eigene Weide oder bei Schnee im Winter in Form von Heu. Die Heu-Raufe sollte dabei im Stall oder der Hütte trocken aufgestellt und leicht erreichbar sein. Auch eine Tränke mit sauberem Wasser sollte jederzeit bereitstehen. Bei Sommerhitze kann der Wasserbedarf von Schafen auf bis zu 10 bis 18 Liter ansteigen. [2]

Diese Snacks für Zwischendurch eignen sich für Schafe:

  • Gemüseschalen, z.B. von Möhren und Kartoffeln
  • Salate
  • Kohl- und Zuckerrüben
  • Laub und Rinde von Laubhölzern
  • Mineral-Leckstein
  • Apfelstücke

Achtung: Apfelstücke nur ausgewachsenen Schafen anbieten, da bei Lämmern Erstickungsgefahr droht und sie diese ohnehin nicht gut verwerten können.

Schaf frisst Stroh auf einer Wiese
Neben Gras, Heu und Stroh eignet sich verschiedenes Gemüse und Obst als Snack für die Tiere.

Vor allem im Winter oder wenn Sie alte und kranke Tiere mit erhöhtem Energiebedarf halten, können Sie Schafen Zusatzfutter anbieten. Dieses gibt es in kleinen Pellets oder als sogenanntes Schafsmüsli. Brot sollte grundsätzlich nur selten und ausschließlich getrocknet auf dem Speiseplan stehen, da die enthaltenen Kohlenhydrate den Magen durcheinanderbringen und zu einer Übersäuerung des Pansens führen können.

Wie und wann sollten Schafe geschoren werden?

Die meisten in Deutschland lebenden Schafe leiden unter ihrer Qualzucht. Durch diese produzieren sie so viel Wolle, dass sie keinen natürlichen Fellwechsel mehr haben. In der Natur sind diese Tiere oftmals nicht mehr überlebensfähig, weshalb eine weitere Vermehrung durch Zucht auch unbedingt verhindert werden muss. Deshalb sollten Sie grundsätzlich immer Schafe adoptieren und niemals bei Züchter:innen kaufen.

Einmal im Jahr sollten Schafe geschoren werden, um sie zu entlasten und damit sich die Haut unter dem schweren Vlies erholen kann. Eine sanfte, professionell durchgeführte Schur macht es auch Parasiten schwerer, sich im Fell einzunisten. Der beste Zeitpunkt zum Scheren ist entweder Mitte Mai nach den Eisheiligen oder nach der sogenannten Schafskälte, die zwischen dem 4. und 20. Juni zu einem Temperatursturz führt. So oder so sollte immer ein entsprechender Unterschlupf vorhanden sein, in den sich die Tiere bei Kälte zurückziehen und in genügend ausgelegtem Stroh wärmen können.

Schaf im Stall
Schafe müssen nur geschoren werden, weil ihnen eine unnatürlich hohe Wollmenge angezüchtet wurde.

Wichtig: Lassen Sie die Schur nur von professionell erfahrenen und empathischen Menschen durchführen, die sich entsprechend Zeit lassen und den Stress für die Schafe auf ein Minimum reduzieren!

Fußpflege bei Schafen mit Scheren kombinieren

Wildschafe in der freien Natur leben in der Regel nicht wie unsere gefangenen „Hausschafe“ auf weichem Wiesenuntergrund und feuchten Stallböden. Eigentlich brauchen sie neben saftigen Wiesen auch einen steinigen, harten Untergrund, damit ihre Zehenspitzen ausreichend abgenutzt werden. Aus diesem Grund ist die „Klauenpflege“ oftmals unverzichtbar.

Die häufige Haltung auf zu weichen Böden führt schnell zu langen, verwachsenen Klauen, die nicht nur zu Fehlstellungen und Gehbehinderungen führen, sondern auch die Entstehung schmerzhafter Erkrankungen wie Fußfäule begünstigen. Für die „Klauenpflege“ sollte man sich an erfahrene Scherer:innen wenden oder selbst einen entsprechenden Kurs für die nötige Fachkenntnis belegen. Die Fußpflege ist für das Tier häufig mit blutigen, schmerzhaften Verletzungen und Stress durch die Fixierung verbunden. Daher sollte wie bei der Schur viel Zeit und Empathie eingeplant werden. Am besten verbindet man die „Klauenpflege“ direkt mit der Schur, damit die ängstlichen Tiere nur einmal fixiert werden müssen.

Was kann man mit der Wolle anstellen?

Wolle enthält große Mengen an Nährstoffen wie Schwefel, Kalium, Stickstoff und Phosphor. Damit eignet sie sich hervorragend als Pflanzendünger für Ihre Beete. Durch die Struktur der Wolle werden die Nährstoffe langsam an den Boden und die Pflanzen abgegeben. Zudem ist Wolle ein guter Wasserspeicher, da sie ein Vielfaches ihres Eigengewichts aufnehmen kann.

Auch Tierheime und andere gemeinnützige Organisationen freuen sich über Wollspenden. Aus der Schur sollte jedoch niemals ein Geschäft gemacht und Schafe dafür ausgebeutet werden.

Person pflanzt etwas in die Erde
Schafswolle eignet sich beispielsweise zum Düngen und Mulchen im Garten.

Richtige Umzäunung schützt Schafe und Wölfe

Bei der Haltung geretteter Schafe sollte man wissen, dass Schafe in unserem hiesigen Ökosystem eigentlich nicht vorkommen. Wer Schafe adoptieren möchte, sollte die Tiere daher durch die Installation eines Elektrozauns vor dem Wolf und anderen Gefahren wie Hundeattacken schützen. „Haustiere“ wie Schafe machen Untersuchungen zufolge zwar nur 0,75 Prozent des Beutespektrums von Wölfen aus, dennoch sollte den Schafen und dem Schutz der Wölfe zuliebe kein Risiko eingegangen und eine sichere Umzäunung installiert werden. [3]

Fachhändler:innen beraten Sie umfassend, welche Umzäunung effektiv ist. Zudem sollte die Einzäunung regelmäßig geprüft und gewartet werden, da es sonst zu Unfällen mit Wildtieren, aber auch den eingezäunten Schafen kommen kann. Insbesondere in stromlosen Elektrozäunen verfangen sich immer wieder Schafe, Ziegen und Wildtiere wie Rehe, die als Folge langsam und qualvoll sterben.

Warum halten Menschen Schafe?

Es gibt verschiedene Gründe, weshalb Menschen sich dazu entscheiden, Schafe als „Haustiere“ zu halten. Tatsächlich gilt das Schaf als ältestes „Haus- und Nutztier“. Denn oft werden Schafe auch zu Selbstversorgungszwecken für ihr Fleisch, ihre Wolle und ihre Milch gehalten. Das ist jedoch aus ethischer Sicht falsch, denn Tiere sind nicht dazu da, um von uns ausgebeutet zu werden – auch nicht im „kleinen Maßstab“.

Hierbei sollten sich Interessent:innen immer vor Augen führen, dass die Einteilung von fühlenden Lebewesen in „Nutztiere“ und „Haustiere“ speziesistisches Gedankengut ist. Es gibt gute Gründe, weshalb Tiere nicht dazu da sind, dass wir sie für unsere Zwecke „nutzen“. Einer davon ist, dass auch wir Menschen Tiere sind und nicht über anderen Spezies stehen.

Frau streichelt Schaf
Halten Sie Schafe nicht, um sie für Ihre Zwecke zu „nutzen“.

Bei der Haltung von Tieren sollte es in erster Linie immer darum gehen, diesen ein möglichst artgerechtes, natürliches Leben zu bieten. Immer wieder landen beispielsweise aus der Wollindustrie gerettete Schafe in Tierheimen. Diesen schenken Sie mit einer Adoption eine zweite Chance auf ein glücklicheres, selbstbestimmtes Leben.

Jetzt über Leid der Schafe in der Wollindustrie informieren

Sie lieben Schafe und möchten mehr für die sensiblen Tiere tun? Dann informieren Sie sich jetzt über die qualvolle Ausbeutung von Schafen in der Wollindustrie – auch in Deutschland. Erfahren Sie mehr darüber, weshalb Wolle noch immer ein unterschätztes Tierleidprodukt ist und weshalb Sie auf vegane Wollalternativen umsteigen sollten.