Schnabelkürzen für Eier: Picken sich die Hühner gegenseitig tot?

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Gemeinsam mit dem Lebensmittelhandel und mehreren Bundesländern beschloss der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V. (KAT) Anfang 2017, dass die Schnäbel von Hennen in der Eierindustrie nicht mehr gekürzt werden dürfen. [1] Dies kam einem Verbot gleich, weshalb das Kupieren der Schnabelspitzen in deutschen Betrieben heute nicht mehr praktiziert wird.

Beim sogenannten Schnabelkürzen wurde der vordere Teil des empfindsamen Schnabels von Hennen „vorbeugend“ abgetrennt, um kannibalistisches Verhalten wie gegenseitiges Totpicken zu vermeiden. Die Strategie der Tierindustrie bestand also darin, Tierquälerei mit noch mehr Tierquälerei zu bekämpfen.

Doch war diese Entscheidung von 2017 richtig? Oder leiden die Vögel in der Eierindustrie nun unter der Abschaffung der kupierten Schnäbel?

Inhaltsverzeichnis

Warum wird der Schnabel von Hühnern gekürzt?

Das Kupieren der Schnäbel hat einen traurigen Hintergrund, denn aufgrund verschiedener Faktoren können sich Hennen mit intaktem Schnabel gegenseitig schwerer verletzen als mit kupierten Schnäbeln. Diese Faktoren sind beispielsweise:

  • Stress durch viel zu große Tiergruppen,
  • Platzmangel, um ranghöheren Tieren aus dem Weg zu gehen,
  • und die karge Lebensumgebung, in der die sensiblen Hühner kaum eine ihrer arttypischen Verhaltensweisen ausleben können. Dies führt zu starken Verhaltensstörungen, wie etwa das Umlenken des ausgeprägten Picktriebes auf Artgenossen.

Ganz gleich, ob Hühner in ausgestalteten Käfigen, in Freiland– oder Biohaltung gehalten werden: Keines dieser Tiere kann in kleinen Tiergruppen und einem dschungelähnlichen Habitat leben, wie es ursprüngliche Hühner tun. Zudem können sie ihren ausgeprägten Picktrieb meist nicht einmal ansatzweise ausleben.

Verletzte Hühner einer Biofarm
Aufgrund des hohen chronischen Stresslevels picken die Hennen einander und reißen sich gegenseitig die Federn aus.

Auch wenn das Kupieren der sensiblen Schnabelspitzen absolute Tierquälerei ist, bedeuten in der industriellen Tierhaltung auch ungekürzte Schnäbel immens hohes – und völlig legales – Tierleid. Denn die schmerzhaften Verletzungen der Tiere durch das sogenannte Federpicken können bis hin zum Kannibalismus führen und die Todeszahlen in den Betrieben massiv erhöhen.

Nicht artgerechte Haltungsbedingungen führen zu Federpicken

Hühner sind intelligente und faszinierende Lebewesen, deren Urform noch heute in den asiatischen Waldrandgebieten lebt. Sie stammen also ursprünglich aus dem Dschungel, wo sie in kleinen Tiergruppen in einem festen Verband und einer strengen Hackordnung leben. Tagsüber suchen Hühner nach Insekten, Samen, Gräsern, Beeren und allem, was der Waldboden noch an Essbarem hergibt. Mit bis zu 15.000 Pickschlägen täglich erkunden sie ihre Umgebung intensiv.

Durch Qualzucht auf eine immens hohe Legeleistung legen Hühner in der Eierindustrie bis zu 300 Eier im Jahr – und damit ein Vielfaches der 20 Eier, die das sogenannte Urhuhn zur Fortpflanzung legt. Um diese hohe Eizahl zu fördern, erhalten Hühner jeden Tag energiereiche Nahrung. Dadurch können sie ihr ausgeprägtes Bedürfnis nach Nahrungssuche und Picken jedoch nicht ausleben, was zu einer Umleitung der fehlenden Pickschläge auf Artgenossen führen kann.

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Wie funktioniert das Schnabelkürzen bei Legehennen?

Bis 2017 wurden die Schnäbel nahezu aller Küken amputiert, die als sogenannte Legehennen in der Eierindustrie vorgesehen waren – sowohl in Boden- als auch Freilandhaltung. Bei dem Eingriff wird die Schnabelspitze mit einem Laser oder 800 °C heißen Messer abgeschnitten, was den Küken sehr wahrscheinlich unvorstellbare Qualen zufügt. Die Amputation in der Geflügelindustrie ist nur eine Form der zahlreichen schmerzhaften Verstümmelungen innerhalb der gesamten Tierwirtschaft.

Seit 2017 unterstützt unter anderem der Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen e.V. (KAT), der als europaweite Zertifizierungsstelle dient und für den Kennzeichnungsstempel auf Eiern verantwortlich ist, die Abschaffung des Schnabelkürzens. [1] Gleichzeitig verkaufen die großen Lebensmittelkonzerne nun hauptsächlich Eier, die mit dem KAT-Siegel zertifiziert sind. Den Kennzeichnungsstempel erhalten wiederum nur Eier, die nach den KAT-Standards „produziert“ werden, d. h. die Eier müssen von Hühnern stammen, deren Schnäbel nicht gekürzt wurden.

Kueken wird der Schnabel gekuerzt
Das Kupieren der sensiblen Schnabelspitzen ist absolute Tierquälerei.

Welche tierfreundlichen Lösungen gibt es?

Es kann nicht sein, dass Tiere durch Amputationen an die Haltungsbedingungen der Eierindustrie angepasst werden. Deshalb ist die Auflage des KAT-Zertifikats für Eier von Hühnern ohne Schnabelkürzung definitiv ein Schritt in die richtige Richtung. Das ändert jedoch nichts an den weiterhin mangelhaften Haltungsbedingungen der Tiere in der Eierindustrie. Sie werden als Ergebnis eines speziesistischen Denkmusters nach wie vor für den menschlichen Nutzen ausgebeutet, was zu massivem Tierleid führt – das sich ganz einfach vermeiden lässt.

Hühner sind Vögel und legen Eier, um sich fortzupflanzen. Wir Menschen dagegen brauchen für eine gesunde und ausgewogene Ernährung keine Eier – die unabhängig von der Haltungsform immer mit Tierquälerei verbunden sind.

Machen Sie sich eifrei!

Hühner sind liebenswerte Lebewesen und sollten nicht zu eierlegenden Maschinen degradiert werden. Mit unserer Kampagne Mach dich eifrei! zeigen wir eine Vielzahl von Alternativen zu Eiern auf, unter anderem in verarbeiteten Lebensmitteln wie Nudeln, Gebäck oder Keksen.

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