Tierquälerei für Seide: Raupen im Kokon lebendig gekocht

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Wussten Sie, dass für Seide Raupen getötet werden, indem sie lebendig in kochendem Wasser verbrüht werden? Um den feinen Stoff herzustellen, werden die noch verpuppten Seidenraupen gekocht. So werden jedes Jahr 1,6 Billionen Seidenspinner in der Bekleidungsindustrie getötet.

Erfahren Sie alles über die grausame Herstellung von Seide und welche tierfreundlichen Alternativen es gibt!

Inhaltsverzeichnis

Wie wird Seide hergestellt?

Seide ist eine tierische Faser, die vor allem aus Proteinen besteht. Das Material wird in kleinen Drüsen im Mund des Seidenspinners hergestellt. Die Raupe wickelt sich darin ein und bildet einen schützenden Kokon um ihren Körper. Anschließend verpuppt sie sich und verwandelt sich in einen Schmetterling.

Damit die Seide wirtschaftlich genutzt werden kann, wurde die Seidenraupe vor über 5.000 Jahren in China domestiziert. [1] Daraus entstand der Maulbeerspinner mit dem Namen Bombyx mori. Er wurde auf Hochleistung gezüchtet, ernährt sich hauptsächlich von Maulbeerblättern und ist in der Natur nicht überlebensfähig, da er auf Veränderungen in seiner Umwelt wie Temperaturschwankungen äußerst empfindlich reagiert. [2] Um die Tiere besser kontrollieren zu können, wurde ihnen zudem die Flugfähigkeit weggezüchtet. [3]

Neben dem Maulbeerspinner kommen noch andere Schmetterlingsarten wie der japanische Eichenseidenspinner zum Einsatz, deren Kokons jedoch nur einen kleinen Teil der weltweit gehandelten Seide ausmachen. 

Seidenraupe
Seide ist ein tierischer Faserstoff. Sie wird aus den Kokons der Seidenraupe gewonnen.

Werden Seidenraupen getötet?

Wie alle Schmetterlinge würde der Seidenspinner in Freiheit eine Verwandlung vom Ei über die Raupe zur Puppe und schließlich zum geschlüpften Nachtfalter durchlaufen. Doch um die Kokons unbeschädigt „ernten“ zu können, wird der Seidenspinner noch in der Puppenphase getötet. Beim Schlüpfen würde er den endlosen Seidenfaden durchbeißen und somit den Handelswert der Seide reduzieren und nach Ansicht der Industrie die Qualität der Seide verschlechtern. Um das zu verhindern, werden die Kokons mitsamt den lebenden Puppen in kochendes Wasser geworfen oder heißem Wasserdampf ausgesetzt, bis sie sterben. Dabei kann man beobachten, wie die Tiere in ihren Kokons wild umherkriechen und versuchen, dem Tod zu entkommen.

Einige wenige Tiere dürfen aus ihren Kokons schlüpfen, um sich zu paaren und neue Eier zu legen, die für die Nachzucht benötigt werden. Überflüssige Eier werden zerstört oder eingefroren. Männliche Tiere werden oftmals in Kühltruhen aufbewahrt und nur zur Befruchtung hervorgeholt. Wenn sie nicht mehr leistungsfähig sind, werden sie nach der Paarung wie Müll entsorgt. [4] Die im Wasserbad getöteten Puppen werden ebenfalls entsorgt und in einigen Ländern wie Korea auch gegessen.

Da für ein Gramm Seide etwa 15 Tiere getötet werden, bedeutet dies bei einer weltweiten Produktion von 109.111 Tonnen Seide (Stand 2019) den Tod von jährlich mehr als 1,6 Billionen Raupen. [5, 6] Je nach Produktionsland sterben 10 bis 47 Prozent der Raupen aufgrund von Krankheiten, was zu weiteren Millionen von toten Lebewesen führt. [7]

raupen in heissem wasser
Die Kokons werden mitsamt den lebenden Puppen in kochendes Wasser geworfen.

Woher stammt die Seide?

Ein Großteil der Seidenraupen wird in China, Indien und Usbekistan gezüchtet. [5] Nachdem die Seidenspinner getötet wurden, werden die Seidenfäden maschinell oder von Hand zu einem Garn aufgerollt, aufwendig gereinigt und von den natürlichen Kleberesten der Seidenspinner befreit. Danach wird die Seide gefärbt, bearbeitet und als Bekleidung, Accessoires oder Teppiche in Geschäften auf der ganzen Welt verkauft. Obwohl die Herstellung von Seide über 1,6 Billionen Raupen das Leben kostet, macht sie nur 0,2 Prozent aller Textilfasern aus. [5]

Ist Seide Tierquälerei?

Bislang ist die Leidensfähigkeit von wirbellosen Tieren noch schlecht erforscht – die vereinfachte Antwort lautet daher: Wir wissen noch nicht genau, ob und wie Raupen und Schmetterlinge Schmerz empfinden. Es ist jedoch bekannt, dass einige Insekten schmerzvermeidendes Verhalten zeigen und negativen Reizen ausweichen. [8, 9] Auch Hummern wurde lange Zeit das Schmerzempfinden abgesprochen. Heute wissen wir, dass Hummer es sehr wohl spüren, wenn sie in kochendes Wasser geworfen werden.

Aufgrund des steigenden Wissens um das Schmerzempfinden von wirbellosen Tieren wie Insekten ist es unsere Verantwortung, auch den Seidenspinner vor Leid, Schmerz und Tod zu schützen.

seidenraupen
Hinter dem glänzenden Stoff Seide vermuten die wenigsten Tierquälerei.

Seide ist nicht nur Tierquälerei, sondern auch speziesistisch. Die Tiere werden vom Menschen zum „Nutztier“ degradiert und ausgebeutet, obwohl wir keine Seide für unsere Kleidung brauchen. Würde eine Katze lebendig gekocht werden, würden die meisten Menschen Mitleid empfinden, während sie dasselbe Szenario mit einer Raupe kalt lässt, da sie nicht schreien kann und wir bisher wenig über ihre Gefühlswelt wissen.

Um das Leid aller Tiere zu beenden, muss der Speziesismus aus unseren Köpfen für immer verschwinden.

Ahimsa-Seide, Peace Silk oder Wildseide: Seide ist niemals tierfreundlich

Immer mehr Unternehmen vermarkten Seide als sogenannte Ahimsa-Seide oder Peace Silk, um das Gewissen von Konsument:innen zu beruhigen. So versprechen Hersteller:innen, dass bei der Produktion von Ahimsa-Seide keine Tiere getötet werden (der Begriff „Ahimsa“ stammt aus dem Sanskrit und bedeutet „Gewaltlosigkeit“). Doch auch diese Seide verursacht enormes Tierleid, denn sie stammt überwiegend von der Qualzucht Bombyx Mori, die nicht überlebensfähig ist. Aufgrund von Überzüchtung können die geschlüpften Seidenspinner nicht fliegen und sterben daher bald nach dem Schlupf.

Wie in der Seidenindustrie üblich, werden auch zur Produktion von Ahimsa-Seide zahlreiche Muttertiere getötet und auf Krankheiten untersucht. Ist eines dieser Tiere von einer Krankheit befallen, werden auch alle ihre Eier getötet und entsorgt. [10] Bei der Produktion von Peace Silk sterben viele Tiere bereits vor der Tötung im Kokon an zuchtbedingten Krankheiten.

Seidenraupen
Auch für Ahimsa-Seide werden Tiere ausgebeutet. Tierleidfrei ist diese Art der Seidenproduktion nicht.

Was ist Wildseide?

Auch Wildseide ist keine tierfreundliche Seidenalternative. Der einzige Unterschied zur konventionellen Seidenproduktion besteht darin, dass keine domestizierten Tiere ausgebeutet und getötet werden, sondern wilde Seidenspinner. [11] Meistens handelt es sich auch hierbei um eine Form der „Massentierhaltung“, nur dass diese lediglich im Freiland stattfindet.

Der Begriff Wildseide ist nicht geschützt und wird daher häufig missbraucht. So wird Wildseide unter anderem teilweise mit Ahimsa-Seide gleichgesetzt, obwohl Wildseide lediglich Ahimsa sein kann. Bei der Produktion von Wildseide werden die Raupen jedoch in der Regel in ihrem Kokon getötet oder von Menschen gegessen.

Umweltverschmutzung durch die Seidenproduktion

Der Seidenspinner ernährt sich vorwiegend von Maulbeerblättern, weswegen diese Bäume in großen Mengen angepflanzt werden und riesige Mengen Wasser benötigen. Zudem schaden die dabei oftmals eingesetzten giftigen Pestizide den Böden, dem Grundwasser sowie den Insekten. [12, 13] Auch die Seidenspinner selbst können durch den Verzehr der Maulbeerblätter sterben, wenn diese stark mit Umweltgiften belastet sind. [14]

Um dem hohen Krankheitsdruck in der Massenhaltung der Raupen entgegenzuwirken, werden oftmals große Mengen an Desinfektionsmitteln und Antibiotika eingesetzt. Dies fördert wiederum die Entwicklung antibiotikaresistenter Keime in der Human- und Tiermedizin. [15, 16] Auch bei der Reinigung und Verarbeitung der Seide werden große Wassermengen verbraucht, ca. 100 Liter für 1 Kilo Seide. [17]

Person haelt Seidenkokons in den Fingern
Die Seidenindustrie verschwendet Ressourcen und hat negative Einflüsse auf das Ökosystem.

Tierfreundliche Alternativen zu Seide

Wer die Optik von Seide liebt, aber niemanden lebendig verbrühen möchte, kann auf eine Reihe pflanzlicher und synthetischer Stoffe zurückgreifen. Fast alle Textil- und Modehersteller bieten Mikrofasern wie Nylon oder Polyester an, die den Glanz von Seide perfekt imitieren. Auch die Pflanzenwelt hat einiges zu bieten. Pima-Baumwolle ist besonders fein und überzeugt durch ihre schimmernde Oberfläche. Auch Kapok, Agavenfasern und Sojaseide lassen sich zu zarten Stoffen verarbeiten. Im Trend liegen zudem umweltschonende Lyocellfasern wie Tencel oder Modal, die sich auf der Haut leicht und weich anfühlen. Im Gegensatz zu tierischen Fasern locken diese Materialien auch keine Kleidermotten und Teppichkäfer an, die sich von den Eiweißfasern der Seide ernähren und die Textilien durchlöchern.

Biotechnologische Verfahren ermöglichen sogar die Imitation des Seidenproteins. Unternehmen wie Spiber [18], Amsilk [19] oder Bolt Threads [20] lassen das Seidenprotein von Hefezellen oder Bakterien herstellen und kopieren damit die Eigenschaften tierischer Seide. Am Ende entsteht daraus ein Seidengarn, der nicht nur für Kleidung, sondern auch für medizinische Zwecke und viele andere Bereiche eingesetzt werden kann. [21] Die Verfahren sind komplett tierfrei und könnten in naher Zukunft vielen Billiarden Seidenspinnern das Leben retten.