Speziesismus im Artenschutz: Welche Tiere sind schützenswert?

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Speziesismus ist fest in unserer Kultur verankert. Eine speziesistische Denk- und Handlungsweise bewirkt, dass Menschen bestimmte Tierarten diskriminieren und sich diesen deshalb überlegen fühlen. Speziesismus benachteiligt empfindungsfähige Lebewesen auf Basis ihrer Artzugehörigkeit.

Artenschutzmaßnahmen, die im natürlichen Lebensraum der Tiere erfolgen, sind selbstverständlich sehr wichtig. Leider zeigt sich Speziesismus auch in diesem Bereich, denn bestimmte Arten gelten gemeinhin als „wertvoller“ bzw. „schützenswerter“ und erhalten daher mehr Aufmerksamkeit als andere. Aus Tierrechtssicht ist jedoch jedes Tierleben wertvoll, und alle Tierarten sind schützenswert.

Inhaltsverzeichnis

Speziesismus im Artenschutz: Einige Tierarten gelten als „schützenswerter“ und „wertvoller“

Weltweit sind heutzutage 500.000 bis 1 Million Tier- und Pflanzenarten gefährdet. Die Ursachen für dieses Massenaussterben sind weitgehend menschengemacht und umfassen unter anderem die Tierwirtschaft, die Klimakrise, die Abholzung von Wäldern, den Bergbau, den Fischfang und die Jagd.

Vor allem Amphibien gehören zu den bedrohten Arten. [1] Aber auch das Insektensterben ist ein großes Problem, denn in den vergangenen drei Jahrzehnten ist ihre Zahl in Europa um 80 Prozent gesunken. Dennoch haben viele Menschen nur wenig Interesse daran, sich für den Erhalt mancher Tierarten auf die gleiche Weise einzusetzen wie für Säugetiere – unter anderem, weil sie sich mit manchen Tieren weniger gut identifizieren können. [2, 3]

Kaefer auf einem Baumstamm
Einige Menschen mögen Insekten nicht, doch ihr Erhalt ist wichtig für unser Ökosystem.

Hübsche und beliebte Tierarten werden bevorzugt

Menschen sind eher bereit, sich für den Schutz von Tierarten einzusetzen, die sie als ansprechend empfinden. [4] Das Problem: Die meisten der weltweit vom Aussterben bedrohten Arten werden weder als besonders attraktiv noch offensichtlich nützlich wahrgenommen, weshalb ihnen meist die Unterstützung fehlt. Vor allem „hübsche“ und bekannte Säugetiere wie Pandas, Elefanten und Löwen sind oft die Aushängeschilder von Artenschutzprojekten. Im Gegensatz dazu erhalten unbekanntere oder als weniger attraktiv empfundene Tiere wie Würmer, Spinnentiere, Insekten, Reptilien und Amphibien weniger Aufmerksamkeit – auch wenn sie ebenfalls vom Aussterben bedroht sind. [5, 3]

Tendenziell werden Wirbeltiere oft als „wertvoller“ eingestuft und erhalten mehr Aufmerksamkeit als Wirbellose – obwohl auch diese Tiere faszinierend sind. [6, 7] Dieser Fokus auf Wirbeltieren hat dazu geführt, dass gefährdete Wirbellose wie Weichtiere, Insekten und bedrohte Pflanzen- und Pilzarten in den letzten Jahren stark vernachlässigt wurden. [8]

Nacktschnecke
Wirbellose Tiere wie Schnecken sind meist keine beliebten Sympathieträger für Artenschutzkampagnen.

Ästhetik und finanzielles Potenzial gehören zu den ausschlaggebenden Faktoren dafür, welche Arten in der natürlichen Welt als schützenswert gelten. [9] Damit wird die biologische Vielfalt der Welt durch die Erhaltung „attraktiver“ Arten selektiert – unabhängig von der biologischen Bedeutung und dem Nutzen für die Ökosysteme. [9] Diese Bevorzugung bestimmter Tierarten wird als „conservation bias“ bezeichnet und hängt mit speziesistischen Denkmustern zusammen.

Bedrohungslage charismatischer Tierarten wird häufig unterschätzt

Bei vielen Wildtierarten täuscht die unverhältnismäßige Präsenz im alltäglichen Leben darüber hinweg, wie gefährdet die einzelnen Arten teilweise sind. Obwohl besonders beliebte Arten wie Tiger, Löwen, Elefanten, Giraffen, Leoparden, Pandas und Eisbären in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit bekommen, ist ihr Erhalt dadurch nicht gesichert – sie alle gelten weiterhin als gefährdet und teilweise als vom Aussterben bedroht. Aufgrund der Häufigkeit, mit der diese Tiere regelmäßig im Fernsehen, auf Werbeplakaten und in Zoos präsent sind, ist dies vielen Menschen nicht bewusst. [10]

Eisbaer
Das Ausmaß des Aussterbens beliebter Tierarten wird von vielen Menschen noch unterschätzt.

Speziesismus in Zoos: Wie sinnvoll sind Zoos, wenn es um Artenschutz geht?

Zoos vermarkten die Zucht in Gefangenschaft als „Arterhaltung“. Dies gibt der Öffentlichkeit ein falsches Sicherheitsgefühl im Hinblick auf das Überleben einer Art – ein trügerischer Trost, der die Unterstützung für echte Artenschutzbemühungen untergräbt und die Aufmerksamkeit von diesen weglenkt. Wildtiere, die ihr gesamtes Leben in Gefangenschaft verbracht haben, können in den meisten Fällen nicht ausgewildert werden. Im Gegensatz dazu findet effektiver Artenschutz im natürlichen Lebensraum der Tiere statt.

Zoos befeuern das speziesistische Denken. Zum einen vermitteln sie den grundsätzlichen Irrglauben, der Mensch könne beliebig über Tiere verfügen und sie zum eigenen Vergnügen einsperren. Zum anderen werden in zoologischen Einrichtungen überwiegend Tierarten aus vorgeschobenen Artenschutzgründen gehalten, die von der Mehrheit der Menschen als ansprechend und niedlich wahrgenommen werden. Das zeigt, dass es Zoos primär darum geht, mit beliebten Tieren Besucher:innen anzulocken, die möglichst viel Geld in die Kassen spülen.  

Helfen Sie, Speziesismus zu beenden – leben Sie vegan!

Bitte informieren Sie sich über Zoos und ähnliche Einrichtungen, die vorgeben, Artenschutz zu betreiben. Klären Sie auch Ihr Umfeld darüber auf, warum nachhaltiger Artenschutz unabhängig vom Aussehen einer Tierart betrieben werden muss und nur im natürlichen Lebensraum der Tiere möglich ist.

Mit der Entscheidung für eine tierfreundliche vegane Lebensweise tragen Sie dazu bei, die Ausbeutung von Tieren in unterschiedlichen Industrien zu beenden. Wir haben nicht das Recht, uns über andere Lebewesen zu stellen, sie nach ihrem vermeintlichen Nutzen oder Wert willkürlich zu kategorisieren und aus egoistischen Gründen Angst und Leid auszusetzen.