Stutenmilch wird in verschiedenen Formen verkauft – als Kumys, also fermentierte Stutenmilch, als Kapseln oder Pulver. Zudem wird die Milch in Kosmetikprodukten verarbeitet oder als Säuglingsnahrung für Menschenkinder eingesetzt. Doch brauchen wir Stutenmilch überhaupt und wie wird sie gewonnen? Hier erfahren Sie alles über die Eigenschaften und die Produktion der Pferdemilch.
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Für was ist Stutenmilch gut?
Stutenmilch ist wie jede Muttermilch nur für einen Zweck vorgesehen: die Ernährung eines Fohlens. Doch wie auch in der Kuhmilchindustrie werden in Deutschland viele Pferde in Betrieben gehalten und ausgebeutet, um mit dem Verkauf ihrer Milch Geld zu verdienen. Die Pferdemilch wird gekauft, weil ihr eine heilende Wirkung zugesprochen wird und sie angeblich Haut-, Magen-Darm- und Lungenerkrankungen verbessern soll. [1] Doch Stutenmilch ist kein von der Schulmedizin anerkanntes Mittel. [2] Es gibt keine großen und repräsentativen Studien, die eine heilende Wirkung von Stutenmilch belegen. [1] Wir Menschen brauchen keine Stutenmilch, um gesund zu sein.
Ist Stutenmilch gesund?
Stutenmilch enthält alle wichtigen Nährstoffe, die ein Fohlen für die optimale Entwicklung braucht. Dazu gehören viel Milchzucker bzw. Lactose, ungesättigte Fettsäuren und Eiweiße. [3] Stutenmilch wird als Vitamin-C-Quelle für den Menschen beworben, enthält jedoch mit ca. 15 mg pro 100 ml im Vergleich zu vielen Gemüse- und Obstsorten nur wenig Vitamin C. [4] So enthalten 100 g Erdbeeren oder frischer Spinat über 50 mg Vitamin C. [5, 6] Es ist wesentlich gesünder und einfacher für uns Menschen, Nährstoffe und Vitamine über Pflanzen aufzunehmen als über die Muttermilch einer anderen Spezies.
Warum ist Stutenmilch so teuer?
Da Pferde deutlich weniger Milch produzieren als die zur Hochleistung gezüchteten Kühe und es weniger Stutenmilchbetriebe in Deutschland gibt, ist diese deutlich teurer als Kuhmilch. Pferde besitzen kein Vorrats-Euter, weshalb ihnen drei Mal am Tag zwischen 0,8 und 1,3 Liter gemolken werden. [2] Ein Liter Stutenmilch oder Kumys (fermentierte Stutenmilch) kostet daher zwischen 15 und 25 Euro. Mit dem Kauf von Stutenmilch wird die Ausbeutung von Pferden in Betrieben finanziert, die regelmäßig Fohlen züchten und sie anschließend verkaufen oder töten.
Wie schmeckt Stutenmilch?
Stutenmilch schmeckt wässrig-süß, da sie wenig Fett und viel Zucker enthält, um das Fohlen optimal zu versorgen. Stutenmilch ist jedoch – unabhängig vom Geschmack – nicht zum Verzehr durch Menschen vorgesehen, sondern dient allein der Ernährung eines Fohlens.
Leiden Pferde für Stutenmilch?
Ja, mit der Gewinnung von Stutenmilch gehen viele Tierschutzprobleme einher. So wie wir Menschen produzieren Pferde nur dann Milch, wenn sie ein Baby haben, dass sie ernähren wollen. Daher werden Stuten immer wieder aufs Neue – meist künstlich – geschwängert und zu Gebär- und Milchmaschinen degradiert. Die Fohlen werden bereits frühzeitig mehrere Stunden am Tag von ihren Müttern getrennt, was für die Tiere enormen Stress bedeutet und sie anfällig für Krankheiten macht. [2] Stuten und Fohlen werden die meiste Zeit des Tages in kleinen und nicht artgerechten Boxen gehalten und erst nach dem letzten Melkvorgang am Nachmittag auf die Weide gelassen. [7] In den kalten Herbst- und Wintermonaten werden die Pferde oft dauerhaft im Stall gehalten, was die Gesundheit und Entwicklung der Fohlen einschränkt. [2] Wenn die Milchproduktion nach etwa vier bis sechs Monaten nachlässt, werden die Fohlen von ihren Müttern getrennt und verkauft. [8] Dabei sind Pferde soziale Gruppentiere, die von Natur aus in Familienverbänden zusammenleben wollen.
In der Stutenmilchindustrie werden immer wieder neue Fohlen als „notwendiges Nebenprodukt“ geboren, obwohl bereits Tausende Pferde in Deutschland in schlechter Haltung leiden und die Lebenshöfe geradezu überquellen. Die meisten Höfe benutzen zur Stutenmilchgewinnung Haflinger, da diese Rasse als besonders umgänglich und pflegeleicht gilt. Doch der Verkauf von Haflingerfohlen ist schwierig, da das Angebot an Tieren groß ist und viele Fohlen in Stutenmilchbetrieben nicht an den Umgang mit Menschen gewöhnt werden. [2] Allein in Deutschland werden jedes Jahr 4.000 Pferde in Schlachthöfen getötet und zu Wurst verarbeitet – es ist naheliegend, dass sich darunter auch Fohlen aus der Stutenmilchproduktion befinden. [9] Zudem werden viele Pferde in qualvollen langen Transporten zur Schlachtung nach Italien und Frankreich gebracht. [2]
Wird Stutenmilch aus dem Ausland importiert, ist durch andere Tierschutzvorschriften oft unsicher, wie die Pferde gehalten und behandelt wurden.
Schadet Stutenmilch der Umwelt?
Pferde haben eine besonders schlechte Umweltbilanz. Die Haltung eines Pferdes für ein Jahr entspricht etwa einer Autofahrt über 21.500 Kilometer. Ein Teil der Umweltbelastung entsteht dabei beispielsweise durch den hohen Verbrauch an Stroh. [10] Da für Stutenmilch immer wieder neue Pferde gezüchtet werden, treibt die Milchindustrie die Umweltzerstörung weiter an.
Warum Sie niemals Stutenmilch kaufen sollten
- Menschen sind keine Fohlen und brauchen daher keine Stutenmilch, um gesund zu sein.
- Gesunde Ernährung gelingt am besten mit pflanzlichen Lebensmitteln.
- Stuten werden immer wieder künstlich besamt und von ihren Fohlen getrennt.
- Stuten und Fohlen werden die meisten Zeit in kleinen Boxen gehalten.
- Für Stutenmilch werden Fohlen getötet.
So können Sie Pferden helfen
Kaufen Sie niemals Stutenmilch oder Pferdefleisch. Nur wenn die Nachfrage nach tierischen Produkten gestoppt wird, wird auch das Tierleid aufhören. Sollten Sie ein vernachlässigtes Pferd in Not sehen, handeln Sie! Machen Sie Fotos und melden Sie den Missstand beim zuständigen Veterinäramt, der Polizei oder uns!
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Quellen
[1] Ärzte Zeitung (07.12.2005): Erfolg mit Stutenmilch bei Neurodermitis, https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Erfolg-mit-Stutenmilch-bei-Neurodermitis-378781.html, (eingesehen am 25.06.2021)
[2] Dr. Pollmann, U. (2003): Kenntnisstand zur Gewinnung von Stutenmilch unter Tierschutzgesichtspunkten, veröffentlicht in: TVT-Nachrichten 2/2003, 25-28 und Amtstierärztlicher Dienst, 3/2004, 186-188, https://www.ua-bw.de/uploaddoc/cvuafr/stutenmilchgewinnung.pdf, (eingesehen am 25.06.2021)
[3] RTL (19.03.2021): Wird Stuten- jetzt die neue Hafermilch?, https://www.rtl.de/cms/wird-stutenmilch-jetzt-die-neue-hafermilch-wie-gesund-ist-die-kuhmilch-alternative-4725704.html, (eingesehen am 25.06.2021)
[4] LatEquina: Die genaue Zusammensetzung von Stutenmilch, https://www.latequina.it/de/stutenmilch/zusammensetzung-stutenmilch.html, (eingesehen am 25.06.2021)
[5] Apotheken Umschau (35.04.2014): Erdbeere: Vitamine und Mineralstoffe, https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/ernaehrung/erdbeere-vitamine-und-mineralstoffe-712677.html, (eingesehen am 25.06.2021)
[6] GEO: Spinat: Diese Vitamine stecken drin, https://www.geo.de/wissen/ernaehrung/vitamin-lexikon/20430-rtkl-spinat-diese-vitamine-stecken-drin, (eingesehen am 25.06.2021)
[7] NDR (20.10.2020): Stutenmilch vom Haflingerhof | Die Nordreportage | NDR, https://www.youtube.com/watch?v=o2EeF3-zyYY&t=11s, (eingesehen am 28.06.2021)
[8] Loidl Stutenmilchkosmetik: Die Gewinnung von Stutenmilch, http://www.stutenmilch-loidl.at/firma/gewinnung, (eingesehen am 28.06.2021)
[9] Statista (05.02.2021): Anzahl der Pferdeschlachtungen in Deutschland in den Jahren 1993 bis 2020, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/459175/umfrage/pferdeschlachtungen-in-deutschland/, (eingesehen am 28.06.2021)
[10] Süddeutsche (01.01.2019): Das Pferd als Klimasünder, https://www.sueddeutsche.de/wissen/oekobilanz-haustiere-hunde-katzen-pferde-futter-klimawandel-1.4268790, (eingesehen am 28.06.2021)