Viele Menschen kennen Tauben nur aus Städten, wo die Tiere ein leidvolles Leben voller Hunger führen müssen und oft vertrieben werden. Dabei sind Tauben kluge, soziale und schützenswerte Tiere. Erfahren Sie hier mehr über die faszinierenden Vögel.
1. Die große Familie der Tauben
Bei Tauben denken die meisten Menschen wahrscheinlich an Stadttauben, die oft in urbanen Landschaften anzutreffen sind. Doch in der Vogelwelt bilden die Tauben eine sehr artenreiche Familie. Dazu zählen über 300 verschiedene Arten. Vom kleinen, amerikanischen Zwergtäubchen über die farbenfrohe Unterfamilie der Fruchttauben bis hin zu den Fächertauben, die so groß wie Uhus werden, sind alle erdenklichen Federfarben und Körperformen vertreten. Die Tiere sind auf nahezu jedem Kontinent zu Hause und haben sich überall perfekt an ihre Umwelt angepasst.
In der Vergangenheit wurden allerdings schon 13 Arten und sechs Unterarten der Tauben ausgerottet. [1]
2. Wie kam die Stadttaube in die Stadt?
Die Tauben, die in der Stadt auf Gehwegen oder in Parks herumpicken, stammen nicht direkt von Wildtieren ab. Meist sind es ausgesetzte Haustauben sowie deren Nachfahren. Felsentauben wurden bereits 5000 v. Chr. in Ägypten und Mesopotamien domestiziert – damit zählen sie zu den allerersten durch den Menschen domestizierten Tieren. Die Menschen nutzten den Kot als Düngemittel und aßen das Fleisch und die Eier der Tiere.
So wurden die Haustauben weitergezüchtet und global verbreitet. Die Tauben, die ausgesetzt wurden oder sich bei Wettflügen verirrten und nicht mehr nach Hause fanden, landeten als Stadttauben in unseren Städten. [2] Wie ihre Vorfahren, die Felsentauben, brauchen die Vögel kleine, flache Flächen für den Nestbau. Deshalb halten sie sich in der Stadt auf und nisten oft an Häusern und nicht in Bäumen, wie die heimischen Wildtauben. Außerdem sind sie die Nähe des Menschen gewöhnt und aufgrund ihrer Abstammung und Herkunft auch auf den Schutz und die Fürsorge des Menschen angewiesen.
3. Stadttauben sind KEIN Problem
Leider nehmen viele Menschen Stadttauben als angebliches Problem wahr. Die Sorge, sie könnten Krankheiten übertragen und Gegenstände mit ihrem Kot beschädigen, sorgt dafür, dass den Stadttauben das Leben schwer gemacht wird.
Dabei ist bewiesen: Das Risiko, von einer Taube mit einer Krankheit oder Parasiten infiziert zu werden, ist sehr gering, ähnlich wie bei anderen sogenannten Haustieren. [3] Und auch der Kot von Tauben ist nicht materialschädigend. [2]
4. Wie nisten Tauben?
Die meisten Tauben-Arten bevorzugen kleine, minimalistische Nester, die aus nicht viel Material – meist werden Zweige verwendet – bestehen. Eine weibliche Taube legt ein oder zwei Eier. Das Taubenpaar, das bei den meisten Arten monogam lebt, hat einen festen Zeitplan und wechselt sich mit Brüten sowie der Fütterung der Küken ab. Viele Arten brüten mehrmals im Jahr, vor allem die domestizierten Tauben, denn diesen wurde der Brutzwang über Jahrhunderte hinweg angezüchtet. Die Brutzeit beträgt ca. 17 bis 18 Tage. Nach etwas mehr als einem Monat sind die Taubenküken selbstständig und beginnen, das Nest zu verlassen. [4]
5. Taubenküken bekommen Milch von beiden Eltern
Damit Taubenküken schnell wichtige Nährstoffe bekommen, bekommen sie die sogenannte Kropfmilch, vermischt mit dem Nahrungsbrei ihrer Eltern. Dazu stecken sie den Schnabel in den Kropf ihrer Eltern, die beide die nährstoffreiche Milch produzieren. Die Kropfmilch ist eiweißreicher, fettiger und enthält mehr Mineralien als Kuhmilch. [1]
6. Was essen und wie trinken Tauben?
Größtenteils ernähren sich Tauben von pflanzlicher Nahrung wie Früchten, Blättern, Samen und Körnern, die unzerteilt verschluckt wird. Im Kropf wird nicht nur die Kropfmilch gebildet, sondern auch Nahrung gespeichert. Tauben sollen – ebenso wie Enten – niemals mit Brot oder anderer kohlenhydratreicher und salziger Nahrung gefüttert werden. Diese kann im Magen gären und zu Schmerzen führen. Trockene Nahrung wie zum Bespiel Sonnenblumenkerne, Mais oder bestimmte Hülsenfrüchte eignet sich gut. [6]
Anstatt den Kopf beim Trinken anzuheben – wie viele andere Vogelarten das machen –, können Tauben Wasser direkt ansaugen. [5]
7. Tauben sind Meister der Orientierung
Es wurde noch nicht vollständig herausgefunden, wie Tauben ihren Weg zurück nach Hause finden. Die meisten Arten kommen immer wieder in ihren Schlag oder ihr Brutgebiet zurück. Generell haben alle Vögel einen Magnetkompass. Sie orientieren sich also am Magnetfeld der Erde. Außerdem sind die Sonne, die innere Uhr, Geräusche, Gerüche und Auffälligkeiten – wie Gebäude, Flüsse oder auch Autobahnen – in der Umgebung wichtig für die Orientierung. Es gibt die Vermutung, dass Tauben auch den Nordpol sehen können, als ein Muster am Himmel. Sie haben mehr als doppelt so viele Nervenfasern in jedem Sehnerv wie wir Menschen und eine sehr gute Umsicht, weil ihre Augen seitlich am Kopf sitzen. [1]
Genau diese Eigenschaft wird vom Menschen für Taubenwettflüge ausgenutzt. Die Tiere werden dafür teilweise über Tausend Kilometer weit von ihrem Taubenschlag entfernt freigelassen, sodass sie verzweifelt versuchen, so schnell wie möglich wieder zu ihren Familien, von denen sie getrennt wurden, zurückzufinden.
8. Was bedeutet es, wenn Tauben gurren?
Von Stadttauben bekommen wir oft das typische Gurren zu hören. Dies ist Teil des Balzverhaltens der männlichen Taube. Diese imponiert damit weiblichen Artgenossinnen.
Doch Tauben kommunizieren auch auf andere Art: So können sie unter anderem leise, klackernde Geräusche mit ihrem Kopf und ein Rascheln mit ihren Flügeln erzeugen. Küken machen hohe fiepende Geräusche, wenn sie gefüttert werden. Um sich gegenseitig zu warnen, stoßen Tauben ein kurzes „Hu“ aus.
9. Was ist besonders an Tauben?
Tauben sind nicht nur sehr treu und sozial, sondern auch extrem intelligent: Sie können Menschen wiedererkennen, sich 100 verschiedene Fotos merken und sogar weiblich und männlich gelesene Gesichter unterscheiden. Den Vögeln wurde beigebracht, wie sie Gemälde unterschiedlicher Künstler:innen unterscheiden, Brustkrebs auf Röntgenbildern erkennen und sogar englische Wörter lernen können. [1]
Durch ihr kleines Gehirn, in dem Nervenzellen eng beieinanderliegen, können diese viel schneller miteinander kommunizieren als die Nervenzellen von Säugetieren. Daher sind Tauben auch im Multitasking besser als wir Menschen. [1]
Tauben bestehen sogar den Spiegeltest. Dabei wird das teilnehmende Tier typischerweise mit einem Farbfleck markiert, den es nur in einem Spiegel sehen kann. Wenn das Tier dann versucht, diesen Farbfleck am eigenen Körper zu berühren oder zu entfernen, ist das der Beweis dafür, dass es sich selbst im Spiegel erkennt – also ein Bewusstsein von sich selbst hat. [1]
10. Der Dodo war auch eine Taube
Auch wenn die Dodos mittlerweile ausgerottet wurden, gehörten sie zur Familie der Tauben. Vermutlich entwickelten sich Dodo und Kragentaube vor Millionen vor Jahren aus gemeinsamen Vorfahren. Dodos siedelten sich auf dem heutigen Mauritius an und wurden dort 1598 von Niederländer:innen entdeckt. Da Dodos keine natürlichen Feinde hatten, waren sie sehr zutraulich. Sie lebten ausschließlich am Boden.
Nur 64 Jahre nach ihrer Entdeckung durch den Menschen wurden sie ausgerottet, da eingeschleppte Ratten und sogenannten Haustiere die Eier der bodenbrütenden Vögel aßen. Auch die Menschen sollen massenweise die Eier der Dodos gegessen haben.
11. Was ist der Feind der Taube?
Wie bei so vielen Tieren ist der Mensch der größte Feind für die Tauben. Stadttauben haben es nicht leicht in unseren Städten. Von Spikes bis zu Fütterungsverboten gibt es viele Maßnahmen, die vermeintlich die Population der Tauben in Schach halten sollen, stattdessen aber viel Tierleid erzeugen. Die einzig tierfreundliche Lösung sind betreute Taubenschläge, in denen Stadttauben nisten können und gefüttert werden. Ihre Eier werden dann durch Ei-Attrappen ausgetauscht, damit die Population kleiner gehalten werden kann. [2]
Auch Wildtauben werden vom Menschen gejagt und getötet. Insbesondere Ringeltauben gehören zu den meistgetöteten Tieren in Deutschland. Allein in der Jagdsaison 2021/22 wurden mehr als 300.000 Tauben von Jäger:innen erschossen. [7] Hinter der Taubenjagd steckt oft die Freude der Jäger:innen an ihrem blutigen Hobby.
Helfen Sie Tauben
Durch die schlechten Lebensbedingungen der Tauben in den Städten und die grausamen Wettflüge kann es passieren, dass Sie eine schwache oder verletzte Taube finden. Helfen Sie den Vögeln, indem Sie sie einfangen und in ein Tierheim oder eine tiermedizinische Praxis bringen.
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Quellen
[1] Schneider, Karin: Tauben, Ein Portrait von Karin Schneider., 1. Auflage, Berlin, MSB Matthes & Seitz Berlin Verlagsgesellschaft mbH, 2021
[2] Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz: Stadttauben sind keine Wildvögel, https://www.erna-graff-stiftung.de/tauben/ (eingesehen am 04.09.2023)
[3] Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz: Übertragen Tauben Krankheiten und Parasiten?, https://www.erna-graff-stiftung.de/tauben/krankheiten/ (eingesehen am 04.09.2023)
[4] Gartendialog: Wann und wie lange brüten Tauben? | Infos zur Brutzeit, https://www.gartendialog.de/tauben-brueten-brutzeit/ (eingesehen am 04.09.2023)
[5] Hans-Peter Willig: Tauben, https://www.biologie-seite.de/Biologie/Tauben?utm_content=cmp-true (eingesehen am 04.09.2023)
[6] Erna-Graff-Stiftung für Tierschutz (31.07.2020): Tauben richtig füttern, so geht’s:, https://www.erna-graff-stiftung.de/tauben-richtig-fuettern-so-gehts/ (eingesehen am 04.09.2023)
[7] Deutscher Jagdverband (2023): DJV-Handbuch Jagd
Hinweis: PETA lehnt Tierversuche grundsätzlich ab. Zwar können die oben genannten Ergebnisse dazu beitragen, dass sich der Blick der Menschen auf unsere Mitgeschöpfe ändert und somit langfristig Hoffnung auf eine bessere Zukunft für Tiere besteht. Dennoch ist die Durchführung dieser oder ähnlicher Tierversuche ethisch nicht zu rechtfertigen. Unserer Ansicht nach haben Forschende die ethische Verantwortung, solche Erkenntnisse nicht in Versuchen an Tieren, sondern durch Beobachtungsstudien in der natürlichen Umgebung der Tiere zu erlangen.
Trotz alledem ist den Tieren nun am meisten damit geholfen, die Ergebnisse publik zu machen, denn sie zeigen, wie faszinierend Tiere sind. Und sie verdeutlichen, dass es falsch ist, Tiere in Versuchslaboren einzusperren und in Experimenten zu missbrauchen.