Taubenwettflug in Südafrika – 78 % der Tauben kommen nicht zurück

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PETA USA konnte das Leiden und Sterben tausender Vögel rund um das berüchtigte Taubenwettfliegen „South African Million Dollar Pigeon Race“ (SAMDPR) ans Licht bringen. Tauben, die die vorgeschriebene Quarantäne überleben, müssen in der Hitze Südafrikas an täglichen Trainings- und Wettflügen teilnehmen. Viele Tiere sterben unterwegs und kehren nie zurück zum Taubenschlag. Die Enthüllung zeigt: Die Verlustrate aller Tauben, die beim Finalflug am 1. Februar 2020 oder den zuvor abgehaltenen Trainingsflügen eingesetzt wurden, liegt bei 78 Prozent. Und deutsche Taubenzüchter mischen bei dem Todesrennen kräftig mit. 

Deutsche Züchter groß im Geschäft

Teilnehmer und Startgelder aus Deutschland sind für die Veranstaltung von großer Bedeutung: Rund ein Viertel aller eingesetzten Tauben wurden von deutschen Brieftaubenzüchtern zu den verlustreichen Wettflügen geschickt – mehr als aus jedem anderen Land. Unter den 30 Bestplatzierten des Finalflugs finden sich neun Teilnehmer aus Deutschland, darunter Klaus Stieneker, ein bekannter Taubenzüchter aus Nordrhein-Westfalen. Von seinen 21 anfänglich auf seinen Namen für die Wettflüge gelisteten Tauben erreichten beim Finalflug nur noch 8 Tiere das Ziel [1]. Die hohen Verlustraten sind keine Überraschung für die Züchter, sondern werden knallhart einkalkuliert. Laut PETA vorliegenden Aussagen schätzte ein deutscher Teilnehmer vor dem Finalflug, dass insgesamt weniger als 500 Tauben das Ziel erreichen würden – obwohl 1.548 Tauben in dieses Rennen starteten. Ein anderer deutscher Taubenzüchter, Tim Rutkowski aus Düsseldorf, der bestplatzierte Deutsche, bezeichnet die Veranstaltung als das „härteste Rennen der Welt“ [2]. Für den vierten Platz gewann Rutkowski 75.000 US-Dollar.
 

Tauben von deutschen Züchtern massenhaft in den Tod geschickt

Den Rennstatistiken zufolge gingen von 859 für das Starterfeld gelisteten Tauben aus Deutschland insgesamt 667 Vögel während der Rennen „verloren“. Dies entspricht einer Verlustrate von rund 78 Prozent. Die domestizierten Tiere strandeten in der südafrikanischen Wildnis, starben an Dehydrierung, vor Erschöpfung, fielen Beutegreifern zum Opfer, verletzten sich oder erkrankten. Allein beim 600 Kilometer langen Finalflug erreichten von 403 „deutschen“ Tauben nur 191 Tiere das Ziel. Eine Verlustrate von über 50 Prozent bei einem einzigen Flug!

Aus Deutschland wurden jedoch noch mehr Vögel nach Südafrika geschickt, als die 859 tatsächlichen Teilnehmer der Rennen. In der Quarantäne starben nach Informationen von PETA USA weitere Dutzende Tiere. Ein deutscher Züchter aus NRW, der nicht nur als Teilnehmer vor Ort war, sondern auch hunderte Tauben für andere deutsche Teilnehmer nach Südafrika transportierte, sagte in diesem Zusammenhang (Übersetzung aus dem Englischen):

„Ich mache die Impfungen. Und ich sehe, wenn sie mit den anderen Vögeln zusammen sind und krank sind, dann töte ich sie.“

Die tatsächliche Verlustrate aller aus Deutschland nach Südafrika versandten Tiere liegt daher über 80 Prozent.

Jungvögel (und Krankheitserreger) aus der ganzen Welt

Für die Flugserie 2019/2020 wurden Tauben aus insgesamt 36 Ländern zum Rennen nach Südafrika geschickt. Die große Mehrheit von ihnen stirbt. Vogelbabys, die teils erst 4 Wochen alt sind, werden einen Monat lang in ihrem Herkunftsland in Quarantäne gesteckt, bevor sie in engen Kisten per Luftfracht nach Südafrika gebracht werden. Nach ihrer Ankunft müssen die gestressten Vögel aus der ganzen Welt erneut in Quarantäne. Doch da sie alle zusammen in einem Taubenschlag untergebracht sind, können sich Krankheitserreger leicht unter den Vögeln ausbreiten, aber auch auf wildlebende und gezüchtete Vögel übertragen werden. Teils handelt es sich bei den Erregern um Viren, mit denen sich auch Menschen infizieren können, z. B. die Auslöser der Vogelgrippe und der Newcastle-Krankheit. Das wiederum stellt eine enorme Bedrohung für Vögel in der Fleisch- und Eierindustrie dar.
 

Über 1.000 gemeinsam in Quarantäne untergebrachte Vögel sterben, noch bevor das Training und die Wettflüge überhaupt beginnen.

Eine leitende Organisatorin des SAMDPR gab in Bezug auf das diesjährige Rennen zu:

„Man kann nichts tun. Man geht mit einer Tüte rein, sammelt sie ein und wirft sie in den Müll.“

600 Kilometer Finalflug trotz Bedenken

Fans von Taubenwettflügen haben eine besondere Bezeichnung für diese Art von Veranstaltung: Sie nennen sie „Schlachtrennen“. Dieses Jahr entschieden die Organisatoren in letzter Minute, die finale Rennstrecke am 1. Februar auf knapp 600 km auszuweiten – obwohl einige Teilnehmer angesichts der vorhergesagten extremen Temperaturen sogar Bedenken äußerten.

Serienmörder

Wenn Vögel bei Wettflügen der Taubenindustrie nicht besonders gut abschneiden und auch nicht zur Zucht zu gebrauchen sind, brechen die Züchter ihnen das Genick. Auf diese Weise werden jedes Jahr hunderttausende Vögel, die als „nicht gut genug“ gelten, umgebracht. Ein „Taubenfreund“ sagte dem Ermittler von PETA USA: „Wenn du keine Taube töten kannst, kannst du kein Taubenzüchter sein und wirst nie ein Top-Taubenzüchter sein. Wenn du morgens beim Aufwachen nicht denken kannst ‚Welche Taube töte ich heute?‘, wirst du nie ein Top[-Züchter] sein.“

Auch die „Gewinner“ verlieren

Wenn ein Vogel „gewinnt“ und den Wettflug beendet hat, wird er versteigert. Die Industrie nennt diese Vögel danach „Gefangene“. Man züchtet wieder und wieder mit ihnen – teils sogar mit ihren eigenen Kindern und Geschwistern. Diese Vögel dürfen den Taubenschlag nie verlassen und werden getötet, sobald sie keinen „guten“ Nachwuchs mehr hervorbringen.

Andere schmutzige Geheimnisse

Rund um das SAMDPR wird in großem Umfang – und offensichtlich illegal – auf die Vorrennen und das Hauptrennen spekuliert. Verschiedene Teilnehmer haben bereits zugegeben, sich mutmaßlich der Steuerhinterziehung und Geldwäsche schuldig gemacht und gegen Vorgaben zur Devisenkontrolle verstoßen zu haben. Der Gewinner des Wettflugs im Jahr 2011 sagte, die Taubenindustrie sei „besser als Diamanten“, wenn es darum ginge, Geldbewegungen zwischen verschiedenen Ländern vor den Behörden zu verschleiern.

PETA USA erstattete nun Strafanzeige wegen mutmaßlicher Finanzverbrechen. Frühere Enthüllungen über illegales Glücksspiel bei Taubenwettflügen in den USA und Taiwan hatten zu Strafanträgen gegen 242 Organisatoren und Rennteilnehmer geführt.

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