Tierversuche: So werden Mäuse und Ratten missbraucht

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Mäuse und Ratten gehören zu den Tieren, die am häufigsten in Tierversuchen missbraucht werden. Ihr Anteil an den „für wissenschaftliche Zwecke eingesetzten“ Tieren liegt bei etwa 80 Prozent. [1] Erfahren Sie hier, wie die Tiere gequält werden und warum diese Tierversuche nicht nur veraltet, sondern auch kaum auf den Menschen übertragbar sind.

Inhaltsverzeichnis

Mäuse und Ratten sind die häufigsten Opfer von grausamen Tierversuchen

In Deutschland mussten 2022 über 2 Millionen Mäuse und Ratten für wissenschaftliche Zwecke herhalten – damit machen die Nagetiere den größten Teil der missbrauchten Tiere hierzulande, [1] aber auch weltweit aus. Eine genaue Nennung der Zahlen ist nicht möglich, weil die Daten in den verschiedenen Ländern unterschiedlich erhoben werden. [2] Allein in den USA werden jedoch schätzungsweise 100 Millionen Mäuse und Ratten in Versuchslaboren missbraucht. [3]

Gif Wissenschaft statt Tierversuche

Mäuse und Ratten haben als Säugetiere gewisse anatomische, physiologische und genetische Ähnlichkeiten zum Menschen. Daher gehören sie seit langem zu den Arten, die in Tierversuchen eingesetzt, gequält und getötet werden. Gleichwohl lassen sich selbst Ergebnisse aus Versuchen zwischen Mäusen und Ratten nicht übertragen – geschweige denn von Nagetieren auf den Menschen. Doch ihre kleine Körpergröße, ihre vergleichsweise leichte Pflege und ihr kurzer Lebenszyklus machen die Tiere zu millionenfachen Opfern der Forschung. [4]

Wie ein 2018 aufgedeckter Skandal zeigt, begünstigt dies auch die illegale Haltung der Tiere und ihren Einsatz in Versuchen. So wurden an der Universität Münster zehn Jahre lang Mäuse für Tierversuche illegal gehalten. [5]

Der Mensch ist keine 70 Kilogramm schwere Maus

Die Gene von Menschen, Mäusen und vielen anderen Säugetieren stimmen in großen Teilen überein. [6] Doch ganz gleich, wie ähnlich der Organismus von Mäusen und anderen Tieren dem des Menschen auch ist: Es ist der falsche Organismus. Denn Menschen und Tiere unterscheiden sich in Anatomie, Physiologie und Stoffwechsel in entscheidenden Bereichen. Selbst Tiere verschiedener Arten können unterschiedlich auf Chemikalien und Arzneimittel reagieren.

Es ist nicht möglich, anhand von Ergebnissen aus Tierversuchen vorherzusagen, ob ein Mensch ähnlich oder völlig anders als die eingesetzten Tiere reagieren wird. Im Gegenteil: Die Unterschiede zwischen den Arten sind oft so groß und die Wirkungen so entgegengesetzt, dass die Übertragung von Ergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen ein enormes Risiko birgt. [7]

Nackte Ratte im Kaefig
Tierversuche sind qualvolle Experimente, die meist nicht auf den Menschen übertragbar sind.

Vergleichende wissenschaftliche Studien haben beispielsweise ergeben, dass Tiere keine guten Modelle sind, wenn es um die Erforschung von Rückenmarksverletzungen beim Menschen geht. Dies wird deutlich an dem einzigen Medikament für Rückenmarksverletzungen, das derzeit verfügbar ist. Das Arzneimittel wurde an zahllosen Tieren getestet, doch aufgrund der enormen physiologischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Spezies haben die Experimente völlig unterschiedliche Ergebnisse hervorgebracht. [8]

Die US-Gesundheitsbehörde (NIH) räumt selbst ein, dass 95 Prozent aller neuen Medikamente, die sich in Tierversuchen als sicher und wirksam erweisen, in klinischen Studien mit Menschen versagen. [9] Dadurch werden bei der Entwicklung von Behandlungsmöglichkeiten wertvolle Zeit und Geld verschwendet.

Woher kommen die Tiere für Tierversuche?

Teilweise werden Tiere, die in Tierversuchen zum Einsatz kommen, aus ihren Herkunftsländern importiert – beispielsweise Makaken aus Kambodscha. [10] Meist werden nicht-menschliche Primaten und andere Tiere jedoch speziell für Tierversuche gezüchtet, auch in Deutschland. [11]

Die Zucht ist für Versuchslabore von Vorteil, weil die Tiere dabei genetisch so verändert werden können, dass sie sich vermeintlich eher als Modelle für menschliche Erkrankungen eignen. Das trifft vor allem auf Mäuse und Ratten zu, die zahlenmäßig häufiger als andere Tierarten in Tierversuchen missbraucht werden.

Besonders grausame Beispiele gibt es bei der Zucht von Mäusen zu Versuchszwecken.

Schwimmtest mit Rat<a title=Toxizitätstests schwimmen.
  • Giftigkeitstests: In Toxizitätstests soll die Auswirkung von Chemikalien auf den Menschen prognostiziert werden. Dazu werden potenziell giftige Testsubstanzen entweder auf die Haut aufgetragen oder über einen Schlauch in den Magen oder die Lungen von Tieren geleitet, meist von Mäusen oder Ratten. Tiere, die die höchste Dosis erhalten, leiden oft an Bauchschmerzen, Krämpfen, Durchfall und Lähmungserscheinungen. Es kann auch zu Blutungen aus Nase, Mund und Genitalien kommen. Ein Beispiel ist der Rodent Cancer Bioassay-Test, bei dem Mäuse oder Ratten gezwungen werden, zwei Jahre lang täglich Chemikalien zu schlucken und einzuatmen. Anschließend werden die Tiere getötet, um die Wirkung der Chemikalien auf ihren Organismus zu untersuchen.
  • Grundlagenforschung: An der Ruhr-Universität Bochum aufgenommenes Videomaterial zeigt, wie Mäuse ihre gelähmten Hinterbeine verzweifelt hinter sich herziehen. Die Aufnahmen entstanden, nachdem Experimentator:innen neugeborenen Mäusen die Kopfhaut aufgeschnitten, Substanzen in ihr Gehirn injiziert und sieben Wochen später einen Teil des Rückenmarks abgedrückt hatten, um sie zu lähmen. Am Ende des Experiments wurden die Mäuse getötet und seziert. [20] Versuche zur Grundlagenforschung, wie die hier geschilderten zur Erforschung von Querschnittslähmung, führen nicht zu Ergebnissen, die auf menschliche Patient:innen übertragbar sind – sie verschwenden nur Zeit und andere Ressourcen.

Mäuse und Ratten haben Gefühle – wie wir

Außerdem wurde im Rahmen einer Studie der Universität Texas herausgefunden, dass Mäuse Veränderungen an ihrer Erscheinung im Spiegel wahrnehmen können. Das heißt, dass die Tiere sich selbst erkennen können und damit ein Selbstbewusstsein haben. Diese Erkenntnisse stellen moralisch ohnehin umstrittene Tierversuche mit den Nagetieren noch mehr in Frage. [21, 22] Mäuse sind fühlende Lebewesen, die ein Bewusstsein und die Fähigkeit haben zu leiden.

Obwohl Ratten und Mäuse auf die gleiche Weise Schmerz empfinden und leiden wie Hunde, Katzen, Kaninchen und andere Tiere, sind die Nagetiere in vielen Regionen der Welt gesetzlich weniger geschützt.

Unabhängig davon, dass Ergebnisse aus Tierversuchen nicht zuverlässig auf den Menschen übertragbar sind, ist die Annahme, Tiere seien dazu da, Menschen einen „Nutzen“ zu bieten, grundsätzlich moralisch falsch und speziesistisch.

Tierversuchsratte
Die Denkweise, wir dürften an Tieren experimentieren und sie für unsere Zwecke ausbeuten, ist speziesistisch.

Tierfreie Methoden werden noch zu wenig genutzttierfreie Forschungs- und Testverfahrenchen Methoden gehören unter anderem Gewebezüchtungen mit menschlichen Stammzellen, Organoide oder Bioprinting [23]. Diese und andere tierfreien Forschungs- und Testverfahren können wissenschaftlichen Fortschritt und damit die Entwicklung neuer Behandlungsmethoden und Medikamente ermöglichen. Sie sollten daher verstärkt gefördert werden, damit sie weiterentwickelt und flächendeckend etabliert können – denn momentan fließt ein Großteil der Fördergelder in Tierversuche, statt in tierfreie Ansätze.

Unterstützen Sie jetzt den Ausstieg aus Tierversuchen

Tierversuche sind unzuverlässig, grausam und verschwenden Steuergelder.

Unterstützen Sie dafür jetzt PETAs Research Modernisation Deal zum Ausstieg aus Tierversuchen. Auf diese Weise fordern Sie von der Regierung den dringend notwendigen Umschwung zu moderner, nachhaltiger Wissenschaft – ohne den qualvollen Missbrauch von Tieren.