Treibhausgase aus der Tierhaltung | Klimafaktor Landwirtschaft

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Treibhausgase und der damit verbundene Treibhauseffekt gelten als Hauptursache für die menschengemachte globale Erwärmung. Dies stellt eine große Bedrohung für Mensch, Tier und Umwelt dar. Von allen Bereichen ist die Tierwirtschaft in besonders hohem Maße für die Emission klimaschädlicher Gase verantwortlich. Insgesamt sind ihr bis zu 20 Prozent der weltweiten Treibhausgase zuzuschreiben – und damit mehr als dem gesamten Verkehrssektor. [1] Um welche Gase handelt es sich dabei? Und wie können wir Treibhausgasemissionen durch unseren Konsum reduzieren?

Inhalte im Überblick

Welche Treibhausgase verursacht die Landwirtschaft?

Insgesamt gibt es sechs Treibhausgase. Die landwirtschaftliche Tierhaltung emittiert darunter im wesentlichen Kohlendioxid (CO₂), Methan und Lachgas. [2]

Wo entsteht CO₂ in der Landwirtschaft?

Kohlendioxid (CO₂) hat seinen Ursprung zu einem großen Teil in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. So erzeugen die fünf größten Fleisch- und Milchkonzerne mehr CO₂-Äquivalente als multinationale Ölkonzerne. [3] Dies liegt unter anderem daran, dass die Tierwirtschaft – und damit verbunden unser Konsum von tierischen Produkten – eine der Hauptursachen für die Abholzung des Regenwaldes darstellt. Einerseits treibt sie die Abholzung voran, um neue Weideflächen für sogenannte Nutztiere zu schaffen, andererseits für den Anbau von Soja, das als Nahrung für Tiere in der landwirtschaftlichen Tierhaltung genutzt wird. Die Welternährungsorganisation FAO macht die Umwandlung des Regenwaldes in Weideland für 80 Prozent der Verluste der Amazonasregion verantwortlich. [4]

Allein der Amazonas-Regenwald ist für etwa 20 Prozent des weltweiten Sauerstoffs verantwortlich. [5] Pflanzen und Bäume binden CO₂ nicht nur, sondern können dieses auch in den für uns lebensnotwendigen Sauerstoff (O₂) umwandeln. Je mehr Regenwald jedoch für Weideflächen und Nahrung für sogenannte Nutztiere abgeholzt wird, desto weniger CO₂ kann abgebaut und O₂ produziert werden. Zusätzlich wird durch die Abholzung das in den Bäumen gespeicherte Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt, was den Klimawandel massiv anheizt.

Insgesamt 70-75 Prozent des weltweit angebauten Sojas dienen als Tiernahrung in der Tierwirtschaft und der Aquakultur – auch in Deutschland. [6] Denn der Appetit nach tierischen Produkten ist hierzulande so groß, dass die in Deutschland angebauten Ressourcen nicht ausreichen und wir Nahrung für sogenannte Nutztiere aus dem Ausland beziehen müssen. Um den deutschen „Fleischhunger“ zu stillen und die hierzu erforderlichen Tiere ausschließlich mit regional angebauten Feldfrüchten zu ernähren, müsste die Fläche des gesamten Bundeslandes Brandenburg mit Soja bepflanzt werden. Aus diesem Grund gehört Deutschland zu den weltweit größten Sojaimporteuren. [7]

Ein gerodetes Waldstueck, auf dem Haufen von geschnittenen Baumstaemmen liegen.
Wenn Bäume gefällt werden, geben sie ihr gespeichertes Kohlendioxid an die Atmosphäre ab.

Methan in der Landwirtschaft: Welche Tiere stoßen Methan aus?

Auch die Klimawirkung anderer Gase darf nicht unterschätzt werden, darunter etwa Methan. Aufgrund ihrer chemischen Struktur sind die Moleküle dieses Gases für das Treibhausgaspotenzial entscheidend, denn sie hindern die Wärmestrahlung effektiv daran, ins All zu entweichen und werfen sie teilweise in Richtung Erde zurück. Aus diesem Grund ist der mittelfristige Treibhauseffekt, der von einer Tonne atmosphärischem Methan ausgeht, um ein Vielfaches stärker als der einer Tonne CO₂. Über einen Zeitraum von hundert Jahren hat Methan eine 28-mal stärkere Klimawirkung als CO₂, über 20 Jahre ist die Wirkung sogar 84-mal schädlicher als CO₂. [8]

2022 war die Landwirtschaft in Deutschland für fast 77 Prozent der Methan-Emissionen verantwortlich. [9] Da bereits kleine Mengen Methan zu einem relativ großen Treibhauseffekt führen, ist es dringend erforderlich, den Ausstoß dieses äußerst potenten Treibhausgases zu reduzieren.

Mehrere Kuehe stehen im Stall und essen von einem Heuhaufen.
Die Tierhaltung ist der größte Emittent des Treibhausgases Methan in Deutschland.

Das Spurengas Methan entsteht unter anderem durch den Verdauungsprozess von Wiederkäuern wie Rindern und Schafen sowie bei der Lagerung von Düngemitteln wie Gülle. Die Tiere bilden bei der Verdauung ihrer Nahrung Methan im Magen und scheiden dieses aus. Auch bei Wirtschaftsdüngern stammt der Hauptteil des ausgestoßenen Methans von Rinder- und Schweine-Exkrementen. [9] Einer 2020 veröffentlichten Studie zufolge verursachen Rinder und andere Wiederkäuer fast so viele Methan-Emissionen wie die fossile Industrie. [10]

Laut einer weiteren Studie aus dem Jahr 2023 könnte unser jetziger Konsum die Erde bis zum Jahr 2100 um bis zu 1 Grad Celsius erwärmen. Das 1,5-Grad-Ziel würde damit allein durch die derzeitigen Essgewohnheiten bereits überschritten werden. Hauptverantwortliche Erzeugnisse hierfür sind aufgrund ihrer erheblichen Methan-Emissionen Rindfleisch und Milchprodukte. Die Forschenden haben berechnet, dass der Konsum von Milchprodukten und Fleisch im Jahr 2030 und bis 2100 für mehr als die Hälfte der Erderwärmung verantwortlich ist. [11]

Wie entsteht Lachgas in der Landwirtschaft?

Noch klimawirksamer als Methan ist Lachgas, nicht zuletzt aufgrund seiner langen Lebensdauer. Lachgas ist über einen Zeitraum von 20 Jahren bis zu 268-mal so klimaschädlich wie CO₂ und über 100 Jahre bis zu knapp 300-mal. [12] Auch dieses Treibhausgas gerät unter anderem durch die Tierwirtschaft in die Atmosphäre, etwa durch die Lagerung stickstoffhaltiger Düngemittel wie Gülle und ihre Austragung auf den Feldern. [2]

2022 entstanden 77,5 Prozent der Lachgas-Emissionen in Deutschland durch die Landwirtschaft. [9] Wiederkäuer, die stickstoffreiche Weiden oder Feldfrüchte abgrasen, verwerten mit 5-30 Prozent nur einen Bruchteil des aufgenommenen Stickstoffs – die restlichen 70-95 Prozent werden über Kot und Urin ausgeschieden.

Ein Traktor mit Anhaenger faehrt auf einem Acker und verteilt Guelle.
Bei der Gülledüngung kommt es zur Freisetzung klimarelevanter Gase wie Lachgas.

Die Stickstoffmenge in tierischen Ausscheidungen, die in Form von Gülle auf den Feldern ausgetragen werden, übersteigt den Nährstoffbedarf der Böden. Das führt zur Umwandlung von Ammonium zu Nitrit und anschließend zu Nitrat (Nitrifikation). Der im Nitrat gebundene Stickstoff wird anschließend zu molekularem Stickstoff (Denitrifikation) umgewandelt und trägt somit zur Produktion und Freisetzung von Lachgas in die Atmosphäre bei. [13]

Wie viel Treibhausgase verursacht die landwirtschaftliche Tierhaltung?

Der Tierwirtschaft werden bis zu 20 Prozent der weltweiten Treibhausgase zugeschrieben – dies ist mehr als dem gesamten Verkehrssektor. [1] Im Vergleich zur Herstellung pflanzlicher Lebensmittel ist die Erzeugung tierischer Produkte wie Fleisch, Eier und Milch klimaschädlicher und benötigt ein Vielfaches an Energie und Fläche.

Die Produktion von 100 g Eiweiß von Rindfleisch aus Weidehaltung etwa verursacht 36-mal mehr CO2-Äquivalente als die Produktion von 100 g Eiweiß aus Erbsen. Während für ein Kilo Rindfleisch 28 kg Treibhausgase verursacht werden, erzeugt ein Kilo Obst und Gemüse weniger als 1 kg der klimaschädlichen Gase. [14, 15] Butter gilt übrigens als klimaschädlichstes Nahrungsmittel überhaupt – Rindfleisch belegt den zweiten und Käse und Sahne den dritten Platz. [16]

Vergleich Erbse und Fleisch Ressourcenverbrauch

Eine Studie kam sogar zu folgendem Schluss: Selbst das tierische Produkt mit dem geringsten Anteil an Treibhausgasemissionen innerhalb seiner weit gefassten Kategorie (z. B. Hühnerfleisch) verursacht höhere externe Kosten als das pflanzliche Produkt mit dem höchsten Anteil an Treibhausgasemissionen innerhalb seiner weit gefassten Kategorie (etwa pflanzliche Alternativen zu Hühnerfleisch). [17]

Wie lassen sich Treibhausgase in der Tierhaltung reduzieren?

Es gibt heute Alternativen zu Dünger aus tierischen Exkrementen. So haben sich Techniken wie die Wechselfeldwirtschaft, das Mulchen oder das Düngen mit pflanzlichen Gärresten im veganen Ökolandbau als hochwirksam erwiesen. Eine Tierhaltung ist hierbei nicht nötig. Insofern verweisen diverse Forschende immer wieder auf das Einsparpotenzial und die Dringlichkeit der veganen Ernährung.

  • Der IPCC-Teilbericht aus dem Jahr 2021 warnte davor, dass die Emissionen sofort und auf breiter Front reduziert werden müssen, um einen „Code Red für die Menschheit“ zu verhindern. Er unterstreicht das Verhängnis der Methan-Emissionen und führt die Bedeutung der veganen Ernährung in Bezug auf die Klimakrise wie folgt aus: „Im Vergleich zu einer ‚durchschnittlichen emissionsintensiven westlichen Ernährung‘ könnte eine pflanzliche Ernährung die Emissionen um bis zu 50 Prozent verringern.“ [18]
  • Auch der 6. IPCC-Sachstandsbericht verdeutlicht die enorme Rolle der veganen Ernährung mit dem Hinweis, dass die Umstellung auf eine pflanzliche Ernährung das größte Veränderungspotenzial hat. [19]
  • Eine 2020 veröffentlichte Studie kam zu dem Schluss, dass wir uns nur durch ein weltweites pflanzliches Ernährungssystem innerhalb eines Temperaturanstiegs von 1,5 Grad Celsius halten könnten. [20]  
  • Eine Studie von 2023 zeigte auf, dass die die vegane als klimafreundlichste Ernährung gilt. Die klimaschädlichste Ernährung hingegen ist die ketogene Diät, bei der eine erhebliche Menge an tierischen Produkten konsumiert wird. Sie weist einen etwa viermal größeren CO₂-Fußabdruck auf als die vegane Ernährungsweise. Eine vegetarische Ernährung verursacht der Studie zufolge im Vergleich zur veganen Ernährung etwa den doppelten CO₂-Fußabdruck. [21]
  • Eine weitere Studie ergab: Der Ausstieg aus der Fleisch- und Milchproduktion kombiniert mit der Einführung einer rein pflanzlichem Ernährungsweise über die nächsten 15 Jahre könnte den Anstieg der Treibhausgasemissionen 30-50 Jahre lang stabilisieren. Zudem würden die CO2-Emissionen um 68 Prozent sinken, wenn die ganze Welt vegan leben würde. [22]
  • Eine Oxford-Studie kam zu dem Schluss, dass der Wandel hin zu einer veganen Ernährung die beste Möglichkeit ist, um die Auswirkungen auf das Klima am effektivsten zu bekämpfen. [17]
Grafik. Uebersicht zu klimafreundlicher Ernaehrung

Dr. Marco Springmann, Co-Autor des wissenschaftlich fundierten Speiseplans „Planetary Health Diet“, betonte in einem Interview:

„Wenn sich alle Leute auf der Welt von heute auf morgen auf eine vegane Ernährungsweise umstellen würden, dann haben wir ausgerechnet, dass sich die ernährungsbedingten Treibhausgasemissionen ungefähr um 3/4 reduzieren würden […] wir haben ausgerechnet, dass ohne wirklich recht stringente Änderung in der Ernährungsweise wir praktisch keine Chance haben, den Klimawandel vernünftig einzudämmen […] eine Änderung hin zu komplett pflanzenbasierter Ernährung ist nicht nur gut, um das Emissionsreduktionsziel zu erreichen, die ist auch gut für die Gesundheit.“

Dr. Marco Springmann, Co-Autor „Planetary Health Diet“ [23]

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