Schimpansen in der Unterhaltungsbranche

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Lassen Sie sich nicht von dem niedlichen Charly aus der ZDF-Serie „Unser Charly“ täuschen. Seine Geschichten in der scheinbar tierfreundlichen Sendung mögen zwar Zuschauer zum Lachen bringen, aber ein Blick hinter die Kulissen zeigt, dass das Leben dieser Schimpansen alles andere als komisch ist. 

Für die Unterhaltungsindustrie werden Schimpansen ihren Müttern noch im Babyalter entrissen und auf den Menschen geprägt. Die Mütter schreien und weinen oft wochenlang und trauern ihrem Kind jahrelang hinterher. Dann zieht man den Baby-Schimpansen häufig die Eckzähne und zwingt sie zu erniedrigenden, verwirrenden und sogar beängstigenden Tricks unter Androhung von Schlägen, Elektroschocks oder Nahrungsentzug.

Auch für die ZDF-Serie wurden Schimpansen misshandelt. Bereits 2002 veröffentlichte das Fernsehmagazin „HÖRZU“ einen Artikel, in dem der Journalist von „harten Hieben auf den Kopf“ berichtet, die er am Set mitansehen musste. „Unser Charly“-Schauspielerin Brigitte Böttrich bestätigt in dem Artikel, „dass der Affe während der Dreharbeiten durch Hiebe diszipliniert wurde“. Schauspieler Ralph Schicha schildert: „Ich habe selbst gesehen, wie Keith [Anm.: Keith Bauer ist der Schimpansentrainer] dem Affen eine heftige Kopfnuss verpasst hat.“

Sehen Sie hier das von der US-Schauspielerin Anjelica Huston für PETA USA moderierte Video, wie Schimpansen für die Unterhaltungsindustrie hinter den Kulissen misshandelt werden:

Heute mag „Charly“ ja noch süß und hilfsbedürftig wirken, aber wenn er erst mal in die Pubertät kommt, wird er die mehrfache Stärke eines Menschen erreichen. Dann ist es zu schwer, „Charly“ unter Kontrolle zu halten. Deshalb werden die sogenannten Studio-Schimpansen im Alter von etwa fünf Jahren einfach ausgetauscht. Ihr restliches Leben müssen sie unter oftmals grauenvollen Bedingungen verbringen. Schimpansen können über 50 Jahre alt werden. Für die ZDF-Serie „Unser Charly“ wurden seit Beginn der Sendung im Jahr 1995 mindestens ein Dutzend verschiedener junger Schimpansen benutzt.

Vereinsamt: ZDF-Schimpanse Walter im Amarillo Wildlife Refuge / © PETA USA

Nach dem TV-Auftritt folgt die Abschiebung

PETA deckte bereits 2004 auf, dass der Schimpanse Walter aus der ZDF-Serie im Amarillo Wildlife Refuge in den USA landete, einer Pseudo-Auffangstation in Texas, mit unhygienischen Bedingungen, Käfig- und Einzelhaltung und ohne Spielmöglichkeiten. Einsamkeit ist die grausamste Strafe für diese geselligen Tiere, die in der Natur mit 10-14 Artgenossen zusammenleben. Lesen Sie auf der Internetseite von PETA USA mehr über die Affen im Amarillo Wildlife Refuge.

In der Regel sind die Schimpansen in der Unterhaltungsindustrie auf den Menschen geprägte Handaufzuchten, die sich in jungen Jahren nicht artgerecht mit anderen Schimpansen sozialisieren konnten. Daher sind sie in Zoos nicht willkommen und werden meist in Pseudo-Auffangstationen, an zwielichtige „Unterhaltungsunternehmen“ oder sogar in Versuchslabore abgeschoben. Die Unterhaltungsbranche verlangt immer wieder nach „niedlichen“ Affenbabys und hält damit den Missbrauch aufrecht.

Skrupellose Geschäftemacher sorgen stets für Nachschub

Doch wer liefert den ständigen Nachschub an Affenbabys? Die „Charlys“ werden in den USA geboren und aufgezogen, wo das Geschäft mit Schimpansen professionell betrieben wird. Charly stammt von dem in den USA ansässigen Tieraussteller „Steve Martin‘s Working Wildlife“. Bei Steve Martin leben Tiere in den meisten Gehegen in einer „Ansammlung von Schutt“, haben „keine oder wenige Einrichtungsgegenstände zur Bereicherung ihrer physischen Umgebung“ und „keine neuen oder neuartigen Gegenstände“ als Anregung, wie aus einem Behördenbericht hervorgeht. Aber auch in Deutschland gibt es skrupellose Geschäftemacher, die Tiere für Unterhaltungsshows anbieten.

Solange rücksichtslose Firmen und Fernsehshows wie „Unser Charly“ Schimpansen weiterhin mit menschlicher Kleidung versehen darstellen und sinnlose Tricks vorführen lassen, wird sich auch das Bewusstsein der Menschen nicht ändern. Solche Sendungen vermitteln den Eindruck, die Tiere seien vor allem zu unserer Unterhaltung da und dass es in Ordnung sei, die bedrohten und sensiblen Menschenaffen zum Clown zu degradieren.

Wildtiere im TV sind schlecht für den Arten- und Tierschutz

Die Darstellung von Menschenaffen in der Unterhaltungsindustrie wirkt sich zudem negativ auf die Ziele des Tier- und Artenschutzes aus. Wissenschaftler aus Chicago haben in verschiedenen Testreihen herausgefunden, dass Menschen ein weitaus geringeres Verständnis für den Schutz von bedrohten Schimpansen haben, wenn sie zuvor Abbildungen gesehen haben, auf denen Schimpansen mit Menschen zusammen oder vermenschlicht dargestellt sind. Die Menschen, die die Schimpansen in dieser Umgebung betrachtet haben, gingen anschließend überwiegend davon aus, dass die Menschenaffen in freier Natur nicht bedroht und sogar als „Haustier“ geeignet seien. Der Hauptautor der Studie von 2011, Steve Ross, sagt zusammenfassend, dass die falsche und unseriöse Darstellung dieser bedrohten Menschenaffen für die Unterhaltungsindustrie dem Schutz der Tiere in freier Wildbahn sowie dem Tierschutz entgegenwirkt.

 

Werden Sie aktiv!

Zahlreiche Unternehmen in den USA haben sich bereits selbst dazu verpflichtet, zukünftig keine Schimpansen mehr für ihre Zwecke einzusetzen. Wenn Sie Wildtiere im Fernsehen oder in der Werbung sehen, die für die Unterhaltung oder die Produktwerbung herhalten müssen, dann teilen Sie bitte den Verantwortlichen unmissverständlich Ihre Meinung dazu mit. Tipps und Anregungen zum Briefe schreiben erhalten Sie hier.

Das ZDF wird zwar keine neuen Folgen der Serie „Unser Charly“ mehr produzieren, dennoch will man bei den Programm-Verantwortlichen auch zukünftig nicht auf die Ausstrahlung der Serie verzichten. PETA hatte dem ZDF zuletzt Anfang 2012 mehrere wissenschaftliche Studien vorgelegt, die den negativen Einfluss dieser Serie auf Artenschutzbemühungen für Schimpansen belegen. Bitte schreiben Sie dem ZDF Ihre Meinung über die weitere Ausstrahlung dieser Serie:
ZDF / Redaktion „Unser Charly“ / 55100 Mainz oder per E-Mail unter [email protected]