Die landwirtschaftliche Tierhaltung hat schwerwiegende negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Trotzdem versucht die Industrie weiterhin, Zucht und Haltung von sogenannten Nutztieren zu rechtfertigen und als umweltfreundlich darzustellen. Zudem wird immer wieder behauptet, dass pflanzliche Produkte wie Soja oder auch verarbeitete vegane Alternativen der Umwelt schaden würden.
Wir von PETA Deutschland haben uns die gängigsten Argumente der Tierindustrie angesehen und zeigen in diesem Beitrag auf, wie klima- und umweltschädlich die Herstellung von tierischen Produkten wie Fleisch, Milch, Eiern und Co. tatsächlich ist. Erfahren Sie außerdem, warum eine tierfreie vegane Lebensweise immer umweltfreundlicher ist.
1. Wir brauchen zum Erhalt von Grünland keine Tiere
Weiden werden normalerweise bewirtschaftet, indem Rinder, Schafe, Ziegen und andere Tiere darauf grasen. Allerdings ist der Erhalt von Weideland nicht zwingend auf Tiere angewiesen, denn es gibt Alternativen – beispielsweise den veganen Ökolandbau, der die Ausbeutung von Tieren gänzlich vermeidet. Eine effektive Methode ist etwa das „Cut & Carry“-Verfahren. Dabei wird das Grünland gemäht und das Gras auf einer anderen Fläche aufgebracht, damit es zur Bodengesundheit beiträgt.
Darüber hinaus ist es möglich, das gemähte Gras zur Kompostierung oder für die Gewinnung von Humuserde zu nutzen. In Gegenden, wo Grünland nicht erhalten werden muss, können zudem Wälder aufgeforstet oder Moore renaturiert werden. Bei diesem Prozess kann die natürliche Vegetation zurückkehren, was sich positiv auf das Klima und die Biodiversität auswirkt. [1]
2. Kuhhaltung auf der Weide ist nicht klimaneutral
Eine sorgfältige Graslandbeweidung kann sich positiv auf das Klima auswirken, denn durch das Abgrasen der Tiere wächst das Gras stärker nach und kann mehr Kohlenstoff binden. Dieser positive Klimaeffekt der Weidehaltung ist jedoch sehr gering oder entfällt gänzlich. Er wiegt die großen Emissionsmengen, die Tiere verursachen, nicht auf [2], was unter anderem an den Methan-Emissionen liegt. Insgesamt sind Produkte aus Weidehaltung also nicht klimaneutral oder gar klimanegativ, sondern verursachen im Vergleich zu pflanzlichen Alternativen vielmehr einen zwei- bis dreifachen Treibhausgasausstoß. [3] [4]
Ohnehin wird nur ein sehr geringer Anteil der Tiere in der Landwirtschaft auf Weiden gehalten. 83 Prozent der Rinder in Deutschland leben vor ihrer Tötung im Schlachthof in sogenannten Laufställen oder in der (zeitweisen) Anbindehaltung, wo sie unter tierquälerischen Bedingungen leiden. [5]
Beim veganen Ökolandbau hingegen können Tiere weiterhin auf Weiden grasen und diese Flächen als Weideland erhalten, falls dies ökologisch sinnvoll ist. Im Gegensatz zur Tierwirtschaft würden sie aber weder zu diesem Zweck gezüchtet noch nach ihrer (Aus-)Nutzung getötet werden.
3. Auch ohne Gülle gibt es Dünger für die Felder
Die bei der Haltung von Tieren in der Landwirtschaft anfallenden Ausscheidungen werden meist als Dünger in Form von Gülle für die Felder genutzt – jedoch in einem Ausmaß, dass mit enormen negativen Folgen für die Umwelt einhergeht.
Das Grundwasser, unsere wichtigste Quelle zur Trinkwassergewinnung, wird durch die übermäßig hohen Güllemengen verunreinigt. [6] Da in großen Teilen der Tierindustrie massenhaft wichtige (Reserve-)Antibiotika verabreicht werden, enthält diese Gülle oft antibiotikaresistente Keime. [7] Zudem belastet sie das Klima, denn sie dünstet Lachgas aus, das über einen Zeitraum von 20 Jahren bis zu 268-mal klimaschädlicher ist als Kohlendioxid. [8] Durch das ebenfalls freigesetzte Umweltgift Ammoniak trägt sie außerdem zur Feinstaubbelastung bei, an der jedes Jahr rund 50.000 Menschen in Deutschland sterben. [9]
All diese Negativfolgen der Gülledüngung beim Anbau von Pflanzen lassen sich mit einer Düngung ohne tierische Exkremente vollständig vermeiden. Der vegane Ökolandbau etwa führt dem Boden Nährstoffe mit nachhaltigen Techniken und Methoden zu, was die biologische Vielfalt der Pflanzen erhöht. Dazu zählen beispielsweise Fruchtfolgen und der Anbau von Zwischenfrüchten.
4. Der Regenwald wird nicht für Tofu abgeholzt
Die Produktion von Tofu, Fleischalternativen und Soja steht entgegen anderslautender Behauptungen nicht in Verbindung mit der Abholzung des Regenwaldes. Vielmehr stammen die in Deutschland hergestellten Sojaprodukte für den direkten menschlichen Verzehr überwiegend aus Europa. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind rund 80 Prozent der Verluste in der Amazonas-Region auf Umwandlungen in Weideland zurückzuführen. [10]
Soja, das auf abgeholzten Regenwaldflächen angebaut wird, dient vorwiegend als Nahrung für Tiere in der Landwirtschaft, denn es ist kostengünstig in der Produktion und hat einen hohen Proteingehalt. Dies betrifft rund 75 Prozent des weltweiten Sojas. [11] Wollte man das für den deutschen Konsum von tierischen Produkten benötigte Soja hierzulande anbauen, wäre dafür die Fläche des gesamten Bundeslandes Brandenburg notwendig. Aus diesem Grund gehört Deutschland zu den weltweit größten Sojaimporteuren. [12]
5. Regionale, saisonale oder tierische Bio-Produkte sind nicht nachhaltiger als vegan
Im Allgemeinen ist es für die Ökobilanz eines Produkts von entscheidender Bedeutung, ob es sich um ein Tierprodukt oder ein pflanzliches Nahrungsmittel handelt. Aspekte wie Regionalität, Saisonalität und ökologische Herstellungsmethoden spielen zwar auch eine Rolle, doch eine umfassende Metastudie der Oxford-Universität zeigte auf: Selbst die am umweltfreundlichsten erzeugten Tierprodukte weisen eine schlechtere Umweltbilanz auf als pflanzliche Nahrungsmittel. [13]
Eine weitere Untersuchung kam zu folgendem Ergebnis: Im Vergleich zu einer omnivoren Ernährung mit 100 g Fleischverzehr pro Tag entstehen bei einer veganen Ernährungsweise 75 Prozent weniger klimaschädliche Emissionen. [14] Zudem werden zum Beispiel bei der Herstellung von Haferdrink 70 Prozent weniger Treibhausgase freigesetzt als bei der Produktion von Kuhmilch. [15] Die Erzeugung von einem Liter Kuhmilch benötigt außerdem weitaus mehr Fläche, nämlich rund 9 Quadratmeter. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Sojadrink erfordert lediglich 0,7 Quadratmeter, also fast 13-mal weniger. [16]
Nicht zuletzt zeigte eine 2020 veröffentlichte Studie auf, dass Biofleisch im Hinblick auf Klimaschäden genauso hohe Kosten verursacht wie Fleisch aus konventioneller Produktion. Die pflanzliche Alternative ist demnach am klimafreundlichsten. [17] Natürlich sollte aber bei veganen Lebensmitteln darauf geachtet werden, möglichst bio, regional und saisonal einzukaufen.
6. Vegetarische Produkte verursachen hohe Umweltschäden
Die Herstellung aller tierischen Produkte geht mit erheblichen Umweltschäden einher. Auch für die Produktion von Eiern und Milchprodukten wie Käse, Butter oder Joghurt müssen Tiere gehalten und ernährt werden. Vor allem Rinder stoßen erhebliche Mengen an Methan aus, das über einen Zeitraum von 20 Jahren eine 84-mal stärkere Klimawirkung als CO₂ entfaltet. [18] Butter gilt als klimaschädlichstes Produkt überhaupt, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass sie eine sehr hohe Milchmenge erfordert und hochkonzentriert ist. Käse und Sahne belegen in puncto Klimaschädlichkeit Platz 3. [19]
Ein weiterer Faktor für die negative Umweltbilanz von Tierprodukten ist der enorm hohe Flächenbedarf. Der Anbau von Nahrungsmitteln für landwirtschaftlich gehaltene Tiere und die Weidehaltung sogenannter Nutztiere beanspruchen rund 83 Prozent der globalen landwirtschaftlichen Flächen. [20] Hierzu werden artenreiche Ökosysteme wie der Amazonas-Regenwald zerstört. Nicht zuletzt kommt es bei der Haltung der Tiere und beim Anbau ihrer Nahrungsmittel auch zur Wasserverschmutzung durch Pestizide, Herbizide, Gülle und Medikamente wie Antibiotika.
Die Lösung: Der vegane Ökolandbau
Um die Umweltprobleme zu lösen und die Ausbeutung von Tieren zu beenden, brauchen wir einen Umstieg auf den veganen Ökolandbau. Hierbei steht vor allem der biozyklisch-vegane Anbau im Fokus, der im November 2017 von der internationalen Vereinigung der ökologischen Landbaubewegung (IFOAM) zertifiziert wurde. Der vegane Ökolandbau bietet eine nachhaltige und tierfreie Alternative zur bestehenden Kreislaufwirtschaft mit Düngemitteln aus der Tierproduktion und zu den chemischen Düngern der konventionellen Landwirtschaft.
Wenn wir zudem Feldfrüchte wie Soja oder Weizen direkt verzehren, anstatt damit zuerst Tiere zu ernähren und anschließend ihr Fleisch zu konsumieren, ließen sich die lebensmittelbedingten Emissionen um bis zu 73 Prozent reduzieren. Wenn alle Menschen weltweit keine Fleisch- und Milchprodukte mehr konsumieren würden, könnte die globale landwirtschaftliche Nutzfläche um 75 Prozent verringert werden. [21]
Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe stellen auf diese zukunftsweisende Art der Bewirtschaftung um und lassen sich nach den Richtlinien für biozyklisch-veganen Anbau zertifizieren. [22] Der Förderkreis Biozyklisch-Veganer Anbau e.V. veröffentlicht auf seiner Website eine Übersicht zu Onlineshops, über die man ein wachsendes Angebot an biozyklisch-vegan erzeugten Nahrungsmitteln beziehen kann. [23]
Möchten Sie dazu beitragen, Tiere und die Umwelt zu schützen?
Möchten Sie dazu beitragen, Tiere und die Umwelt zu schützen? Eine vegane Lebensweise ist von großer Bedeutung für Tiere und die Umwelt. Bitte entscheiden Sie sich für die rein pflanzliche Ernährung und unterstützen Sie die Förderung des veganen Öko-Landbaus. Nützliche Tipps und Informationen zum Einstieg in die vegane Lebensweise finden Sie in unserem kostenlosen Veganstart-Programm.
-
Quellen
[1] MDPI: Could We Stop Killing? – Exploring a Post-Lethal Vegan or Vegetarian Agriculture, https://www.mdpi.com/2673-4060/1/2/10/htm (eingesehen am 17.09.2020)
[2] Oxford Martin School, University of Oxford: Grazed and confused?, https://www.oxfordmartin.ox.ac.uk/publications/grazed-and-confused (eingesehen am 19.04.2023)
[3] Umweltbundesamt: Sichtbarmachung versteckter Umweltkosten der Landwirtschaft am Beispiel von Milchproduktionssystemen, https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2022-06-13_texte_129-2021_sichtbarmachung_umweltkosten.pdf (eingesehen am 14.07.2023)
[4] Statista: Ökologischer Fußabdruck von Milchprodukten, Eiern und Milchersatzprodukten in Deutschland im Jahr 2019, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1198026/umfrage/co2-fussabdruck-von-milchprodukten-eiern-und-milchalternativen-in-deutschland/ (eingesehen am 14.07.2023)
[5] Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Was wächst auf Deutschlands Feldern?, https://www.landwirtschaft.de/landwirtschaft-verstehen/wie-arbeiten-foerster-und-pflanzenbauer/was-waechst-auf-deutschlands-feldern (eingesehen am 27.03.2023)
[6] Planet Wissen (31.05.2019): Gülle – Gefahr für unser Trinkwasser?, https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/landwirtschaft/anbaumethoden/guelle-gefahr-trinkwasser-100.html (eingesehen am 27.05.2022)
[7] Süddeutsche Zeitung (18.11.2020): Wenn resistente Keime im Gülletransport mitreisen, https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/tierhaltung-guelle-antibiotika-1.5118314 (eingesehen am 27.05.2022)
[8] Science Direct: Global Warming Potential, https://www.sciencedirect.com/topics/earth-and-planetary-sciences/global-warming-potential (eingesehen am 12.07.2023)
[9] Focus Online (2019): Landwirtschaft als Hauptverursacher der Feinstaubbelastung, https://www.focus.de/gesundheit/max-planck-institut-landwirtschaft-als-hauptverursacher-der-feinstaubbelastung_id_10196447.html (eingesehen am 01.06.2022)
[10] Der Tagesspiegel (2019): Die G7 ringt um die Rettung des Regenwaldes, https://www.tagesspiegel.de/politik/die-g7-ringen-um-die-rettung-des-regenwalds-5559064.html#:~:text=Die%20Weltern%C3%A4hrungsorganisation%20FAO%20macht%20die,der%20gr%C3%B6%C3%9Fte%20Fleischexporteur%20der%20Welt (eingesehen am 31.01.2023)
[11] Brack, D. et al. (2016): Agricultural Commodity Supply Chains, https://www.chathamhouse.org/sites/default/files/publications/research/2016-01-28-agricultural-commodities-brack-glover-wellesley.pdf (eingesehen am 08.02.2022)
[12] WWF: Neue WWF-Studie zu Ernährung in planetaren Grenzen/ WWF fordert „Mind Shift“ und Nachhaltigkeitssteuer, https://www.wwf.de/2021/april/die-zukunft-liegt-auf-unserem-teller (eingesehen am 11.06.2021)
[13] Poore, J./Nemecek, T. (2018): “Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers”, In: Science Vol. 360, Issue 6392, pp. 987-992, https://www.science.org/doi/10.1126/science.aaq0216 (eingesehen am 02.06.2022)
[14] Scarborough, P., Clark, M., Cobiac, L. et al. Vegans, vegetarians, fish-eaters and meat-eaters in the UK show discrepant environmental impacts. Nat Food (2023). https://doi.org/10.1038/s43016-023-00795-w
[15] Stiftung Warentest: Hafermilch (vegan) im Test – Ergebnis überrascht selbst Experten | Verbraucher , www.hna.de/verbraucher/test-vegan-hafermilch-hafer-drink-milch-stiftung-warentest-testsieger-kassel-zr-13761175.html (eingesehen am 18.07.2023)
[16] Poore, J./Nemecek, T. (2018): “Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers”, In: Science Vol. 360, Issue 6392, pp. 987-992, https://www.science.org/doi/10.1126/science.aaq0216 (eingesehen am 02.06.2022)
[17] Informationsdienst Wissenschaft: Dramatische Preisverzerrungen bei tierischen Lebensmitteln. Welche Handlungsoptionen gibt es?, https://idw-online.de/de/news760119 (eingesehen am 11.01.2021)
[18] European Commission: Methane emissions, https://energy.ec.europa.eu/topics/oil-gas-and-coal/methane-emissions_en (eingesehen am 10.07.2023)
[19] ÖKO-TEST AG (2019): Rindfleisch nur auf Platz 2: Diese Lebensmittel sind die schlimmsten Klimakiller, https://www.oekotest.de/essen-trinken/Rindfleisch-nur-auf-Platz-2-Diese-Lebensmittel-sind-die-schlimmsten-Klimakiller-_600836_1.html (eingesehen am 20.07.2021)
[20] Gerber, P.J./Steinfeld, H./Henderson, B./Mottet, A./Opio, C./Dijkman, J./Falcucci, A./Tempio, G. (2013): Tackling Climate Change through Livestock – A global assessment of emissions and mitigation opportunities, FAO, http://www.fao.org/3/a-i3437e.pdf (eingesehen am 31.01.2023)
[21] WWF (2021): Neue WWF-Studie zu Ernährung in planetaren Grenzen/ WWF fordert „Mind Shift“ und Nachhaltigkeitssteuer, https://www.wwf.de/2021/april/die-zukunft-liegt-auf-unserem-teller (eingesehen am 31.01.2023)
[22] Biozyklisch-vegan: Biozyklisch-vegane Betriebe, https://biozyklisch-vegan.org/partner/ (eingesehen am 02.07.2020)
[23] Biozyklisch-vegan: Online-Shops, https://biozyklisch-vegan.org/online-shops/ (eingesehen am 22.06.2021)