In Deutschland ernähren sich rund 8 Millionen Menschen, 10 Prozent der Bevölkerung vegetarisch. [1] Doch was genau bedeutet das eigentlich, welche Speisen sind vegetarisch und wieso essen manche Vegetarier:innen Fisch? Hier erfahren Sie alles über die vegetarische Ernährung, ihre Unterschiede zur veganen Ernährung und welche Lebensweise die Tiere am besten schützt.
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Was bedeutet der Begriff vegetarisch?
Bei einer vegetarischen Ernährung werden keine toten Tiere, also kein Fleisch, Fischfleisch oder andere Körperteile von Tieren verzehrt. Dazu gehören beispielsweise auch Gelatine, Lab, Schmalz und echtes Karmin. Im Gegensatz zu vegan lebenden Menschen essen Vegetarier:innen aber tierische Produkte bzw. Erzeugnisse wie Milch, Eier und Honig.
Viele Vegetarier:innen entscheiden sich aus ethischen Gründen dafür, keine Tiere zu essen. Sie möchten nicht, dass Tiere für sie leiden und sterben. Andere ernähren sich fleischfrei, um ihrer Gesundheit und der Umwelt etwas Gutes zu tun. Was vielen unter Umständen nicht bewusst ist: Auch für Milch und Eier werden Tiere getötet und die Umwelt zerstört. Zudem kann der Konsum von tierischen Produkten wie Milch mit gesundheitlichen Risiken einhergehen.
Was zählt alles zu „vegetarisch“?
Vegetarisch sind alle Speisen, Gerichte und Produkte, die kein Fleisch, Fischfleisch oder andere tierische Körperteile enthalten.
Viele Produkte sind nicht vegetarisch, da sie Bestandteile toter Tiere enthalten. Dazu gehören beispielsweise viele Gummibärchen, einige Joghurtsorten und Götterspeisen, da sie Gelatine – also Knochen und Hufe – enthalten. Auch viele Säfte und Weine sind nicht vegetarisch, da sie mit Gelatine oder Fischblase geklärt werden. Zudem enthalten viele Hartkäsesorten wie Parmesan tierisches Lab, welches aus dem Magen toter Kälber gewonnen wird. Auch werden Laugenbrezeln traditionell mit Schweineschmalz gebacken und sind damit oft nicht vegetarisch. Zudem verstecken sich in vielen Süßigkeiten wie M&M‘s tote Tiere in Form von Läusen, die für die Herstellung der roten Farbe getötet, getrocknet und gekocht werden.
„Darf“ man als Vegetarier:in Fisch essen?
Manche Vegetarier:innen essen zwar kein Fleisch, aber weiterhin Fischfleisch. Diese nennt man Pescetarier. Viele von ihnen denken, sie könnten einige Nährstoffe wie Eiweiß oder Omega-3-Fettsäuren nur durch den Verzehr von Fischfleisch aufnehmen. Doch es gibt zahlreiche pflanzliche Eiweißquellen wie Hülsenfrüchte, Nüsse oder Gemüse wie Brokkoli. Auch alle anderen wichtigen Nährstoffe können problemlos durch eine pflanzliche Ernährung aufgenommen werden. Die Omega-3-Fettsäuren stammen beispielsweise nicht vom Fisch selbst, sondern von Algen, die der Fisch gegessen hat. Wir können also den Fisch in Ruhe leben lassen und die Nährstoffe aus ihren ursprünglichen Quellen beziehen.
Wer aus ethischen Gründen kein Fleisch isst, aber dennoch Fischfleisch konsumiert, handelt speziesistisch. Inzwischen wurde nicht nur längst bewiesen, dass Fische ebenso wie wir Menschen Schmerz empfinden können, [2] auch haben Fische ebenso wie Schweine, Hühner und Rinder das Recht auf ein Leben in Frieden. Die meisten Fische werden unter schlimmsten Bedingungen in der Massenzucht gehalten und schwimmen in riesigen Aquakulturen in ihren eigenen Fäkalien, werden von Fischläusen zerfressen und haben keinerlei Rückzugsmöglichkeiten. Und auch Fische, die in Seen, Flüssen oder Ozeanen leben, sind nicht dazu da, dass wir sie fangen, töten und essen. Auch sie haben es verdient, in Freiheit zu leben und nicht für unsere Ernährung getötet zu werden.
Ist ein Ei vegetarisch?
Laut Definition sind Eier keine toten Tiere und daher auch vegetarisch – aber nicht tierleidfrei. In der Eierindustrie werden Millionen Hühner getötet, sodass der Verzehr von Eiern nicht mit den ethischen Grundsätzen einer vegetarischen Ernährung vereinbart werden kann. Männliche Küken werden direkt nach dem Schlüpfen vergast, weil sie für die Eierindustrie als wertlos gelten.
Sogenannte Legehennen werden derart überzüchtet, dass sie Krankheiten und schmerzhafte Entzündungen entwickeln. Da die Hühner in allen Haltungsformen mit zu vielen Artgenossen zusammenleben, leiden sie enorm unter Stress und picken sich gegenseitig die Federn aus. Nach zwei Jahren lässt die „Legeleistung“ der Hennen nach und sie werden auf schreckliche Weise im Schlachthof getötet. Die natürliche Lebenserwartung eines Huhns liegt bei acht Jahren.
Was ist der Unterschied zwischen vegan und vegetarisch?
Während Vegetarier:innen keine toten Tiere essen, nehmen Veganer:innen gar keine tierischen Produkte zu sich. So stehen Fleisch, Fischfleisch, Milch, Eier und Honig bei einer veganen Ernährung nicht auf dem Speiseplan. Darüber hinaus achten Veganer:innen auch bei ihrer Kleidung, Kosmetik und Freizeitbeschäftigungen darauf, kein Tierleid zu verursachen bzw. zu unterstützen. Sie tragen keine Kleidung aus Leder, Wolle, Daunen, Seide oder Pelz. Sie nutzen auch keine Kosmetik, die tierische Inhaltsstoffe wie Kollagen, Gelatine oder Karmin enthält oder für die Tierversuche durchgeführt wurden. Veganer:innen besuchen auch keine Zoos oder Zirkusse, reiten nicht auf Pferden und angeln nicht.
Auf den Punkt gebracht: Vegan lebende Menschen nutzen in allen Lebensbereichen keine Tiere oder tierischen Produkte und sorgen so dafür, dass für sie keine Tiere ausgebeutet werden.
Was ist besser, vegan oder vegetarisch?
Eine ausgewogene vegane Ernährung deckt den Bedarf aller Nährstoffe, ist gesund und für alle Phasen des Lebens geeignet. [3] Die vegetarische Ernährung kann dagegen gesundheitliche Nachteile haben. So sind beispielsweise mit dem Konsum von Milch viele gesundheitliche Risiken wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, [4, 5] Akne [6] und ein erhöhtes Krebsrisiko [7, 8] verbunden. Auch Laktoseintoleranz und in Milch enthaltene krebserregende Umweltgifte, Antibiotika und andere pharmakologisch aktiven Substanzen sind häufige Probleme beim Verzehr von Milch.
Für eine gesunde Ernährung brauchen wir Menschen keine tierischen Produkte wie Milch, Eier oder Fischfleisch. Eine gut geplante vegane Ernährung versorgt unseren Körper mit allen Nährstoffen, die er benötigt. Veganer:innen nehmen außerdem weniger gesättigte Fettsäuren und kein Cholesterin zu sich, was sich positiv auf unser Herz-Kreislauf-System auswirkt. [9] Auch das Risiko für ernährungsmitbedingte Krankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und einige Krebserkrankungen ist bei einer veganen Ernährung niedriger als bei Mischköstler:innen. [3]
Warum vegan und nicht vegetarisch?
Auch wenn die vegetarische Ernährung bereits weniger Tierleid verursacht als eine Ernährung mit Fleisch, ist sie dennoch weiterhin mit Tierleid, Umweltproblemen und Gesundheitsrisiken verbunden. So werden Kühe und Hennen für Milch und Eier ihr Leben lang gequält und auf qualvolle Art getötet, männliche Küken werden vergast und männliche Kälber nach kurzer Zeit ebenfalls im Schlachthaus getötet. Auch in Tierversuchen, bei der Schur für Wolle und in Zoos werden Tiere eingesperrt, misshandelt und getötet.
Eine vegane Lebensweise ist gesund, schützt das Leben unzähliger Tiere und schont auch Klima, Umwelt und Natur. So wird der Regenwald für den Anbau von Soja abgeholzt, das als Tiernahrung gedacht ist, und die Milchwirtschaft stößt Unmengen an klimaschädigenden Treibhausgasen aus.
So gelingt die vegane Ernährung
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Quellen
[1] Proveg (11.06.2019): Vegan-Trend: Zahlen und Fakten zum Veggie-Markt, https://proveg.com/de/pflanzlicher-lebensstil/vegan-trend-zahlen-und-fakten-zum-veggie-markt/, (eingesehen am 07.09.2021)
[2] Sneddon, Lynne U. (2019): Evolution of nociception and pain: evidence from fish models. In: Philosophical Transactions of the Royal Society B. London: The Royal Society
[3] Melina, Craig & Levin (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, https://jandonline.org/article/S2212-2672(16)31192-3/fulltext, (eingesehen am 22.09.2021)
[4] Song et al. (2019): Association of Animal and Plant Protein Intake With All-Cause and Cause-Specific Mortality. JAMA Internal Medicine, https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2540540, (eingesehen am 07.09.2021)
[5] Chen et al. (2016): Dairy fat and risk of cardiovascular disease in 3 cohorts of US adults. The American Journal of Clinical Nutrition, https://academic.oup.com/ajcn/article/104/5/1209/4564387, (eingesehen am 07.09.2021)
[6] Dai, Hua, Chen, Xiong, Li (2018): The effect of milk consumption on acne: a meta‐analysis of observational studies. Journal of the European Academy of Dermatology and Venereology, https://www.clinicalnutritionjournal.com/article/S0261-5614(18)30166-3/fulltext, (eingesehen am 07.09.2021)
[7] Fraser, Gary E. et al. (2020): Dairy, soy, and risk of breast cancer: those confounded milks. International Journal of Epidemiology, https://academic.oup.com/ije/advance-article-abstract/doi/10.1093/ije/dyaa007/5743492?redirectedFrom=fulltext, (eingesehen am 07.09.2021)
[8] Shin, Millstine, Ruddy, Wallace, Fields (2019): Effect of Plant- and Animal-Based Foods on Prostate Cancer Risk. The Journal of the American Osteopathic Association, https://www.degruyter.com/document/doi/10.7556/jaoa.2019.123/html, (eingesehen am 07.09.2021)
[9] Leitzmann, Claus/Keller, Markus (2013): Vegetarische Ernährung, 3. aktualisierte Auflage, Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer