Die TOP 5 und die FLOP 5 der deutschen Veterinärämter in 2014

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Loewenjunges
Symbolbild

Veterinärämter sind für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes in Deutschland zuständig. PETA meldet den Behörden jeden Monat zahlreiche Fälle von Tierquälerei und kontrolliert, ob und wie die Behörden im Sinne des Tierschutzgesetzes daraufhin tätig werden.

Während wir in vielen Fällen in kooperativer Zusammenarbeit mit Amtstierärzten sehr gute Erfolge für die Tiere erzielen konnten, gibt es noch immer viel zu viele Behörden, die das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen und Richtlinien nicht umsetzen. Ein Grundproblem ist das Fehlen einer neutralen Aufsichtsbehörde, die schlecht arbeitende Amtstierärzte kontrolliert und maßregelt.

Im nachfolgenden Ranking haben wir die im Jahr 2014 aus unserer Sicht besonders positiv oder besonders negativ aufgefallenen Veterinärämter aufgeführt.

Anmerkung: Wir nennen hier die gesamte Behörde, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzte positiv oder negativ hervorstechen.

TOP 5 – die besten Veterinärämter 2014

  • 1. Veterinäramt Landkreis Cloppenburg

    Im Herzen der niedersächsischen Geflügelindustrie hat das Veterinäramt in Cloppenburg durch mehrere tierfreundliche Maßnahmen überrascht. So hat die Behörde die Ergebnisse von Undercover-Ermittlungen von PETA bei Zulieferern des Geflügelkonzerns Heidemark im Sinne des Tierschutzes bewertet. Eindeutige Stellungnahmen des Veterinäramtes Cloppenburg waren die Grundlage für die Staatsanwaltschaft Oldenburg 2014, die Strafbefehle gegen sechs Ausstaller beantragte und eine Anklageschrift gegen einen weiteren Ausstaller von Putenmastbetrieben des Konzerns Heidemark vorlegte. In einem weiteren Fall vor dem Amtsgericht Cloppenburg gegen den Putenmäster K. hat das Veterinäramt dezidiert die tierquälerische Haltung der Puten in dem Betrieb bestätigt – obgleich es hier zu einem Freispruch kam. PETA würdigt die sichtbare Weiterentwicklung des in der Vergangenheit zu Recht kritisierten Veterinäramtes Cloppenburg in einer Region mit der deutschlandweit höchsten Dichte an Intensivtierhaltungsbetrieben hin zu klaren tierschutzrechtlich relevanten Stellungnahmen über Missstände in der Tierproduktion.

  • 2. Veterinäramt der Stadt Dresden

    Im Saigon-Minimarkt in Dresden wurden lebende Krabben ohne Wasser in Kisten gelagert. Außerdem waren einige Gliedmaßen der teils gefesselten Tiere verstümmelt. Nach Anzeige von PETA wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und der Tierschutzschlachtverordnung hat das Dresdner Veterinäramt eine Kontrolle vor Ort durchgeführt und Auflagen erteilt. Der Minimarkt hat daraufhin mitgeteilt, keine lebenden Tiere mehr verkaufen zu wollen.

  • 3. Veterinäramt der Stadt Bottrop

    Nachdem ein Augenzeuge PETA über Wildgänse mit eingewachsenen Angelleinen im Bottroper Angelparadies zur Grafenmühle informierte, meldete die Tierrechtsorganisation den Fall im Juli 2014 dem Veterinäramt Bottrop und erstattete Anzeige gegen die Verantwortlichen des Angelparks. Die Vögel hatten sich in zurückgelassenen Angelschnüren verheddert und konnten sich nicht aus eigener Kraft aus den Knoten befreien. Die Behinderung war so stark, dass sich die Tiere nur noch humpelnd bewegen konnten; bei einigen Vögeln wuchsen die Schnüre mit der Zeit sogar in die Beine ein. Das Bottroper Veterinäramt führte daraufhin verstärkte Kontrollen durch und wies den Teichaufseher sowie den Teichbetreiber an, sich der Problematik anzunehmen und künftig verletzte Tiere tierärztlich versorgen zu lassen.

  • 4. Veterinäramt Landkreis Schwäbisch Hall

    Mit Unterstützung des Veterinäramtes des Landkreises Schwäbisch Hall wurden mehrere „ausgediente“ Löwen aus einem Zirkus in die niederländische Auffangstation „Stichting Leeuw“ (Stiftung Löwen) überführt. Der ehemalige Zirkusdompteur Heiko Olf hatte die Löwen einfach in Crailsheim „geparkt“. Ermittlungen von PETA ergaben, dass die Haltungsbedingungen der Tiere deutlich unter den offiziellen Mindestanforderungen lagen, woraufhin Anzeige beim Veterinäramt erstattet wurde. Nach etwa sechs Wochen vermeldete die Behörde den Umzug der Tiere in ihr neues Zuhause.

     

  • 5. Veterinäramt Landkreis Ravensburg

    Viele Menschen denken noch immer, dass Fische nicht hören können – dabei kann laute Musik sogar das Gehör von Fischen zerstören. Nachdem PETA von Tierfreunden über ein Aquarium in der Ravensburger Diskothek „Douala“ informiert wurde, erstattete die Tierrechtsorganisation Meldung beim Veterinäramt und bat auch den Betreiber, die Fische umzuquartieren. Die Amtstierärzte führten innerhalb weniger Tage eine Vor-Ort-Kontrolle durch und überzeugten den Inhaber davon, die Tiere freiwillig aus der Diskothek zu entfernen und an einem ruhigen Standort unterzubringen. Laute Musik, Basstöne, Flackerlicht und an die Scheiben klopfende Besucher sind ein großer Stressfaktor für Fische – übrigens ebenso wie zeitlebens in einem Aquarium eingesperrt zu sein.

FLOP 5 – die schlimmsten Veterinärämter 2014

  • 1. Veterinäramt Landkreis Soest

    Im Februar 2014 veröffentlichte PETA eine schockierende Recherche in einem Schweinemastbetrieb in Welver. Die Videobilder zeigten zahlreiche Ferkel mit unbehandelten Nabelbrüchen, Kastrationsvorfällen und großen Abszessen. Sterbende und schwache Schweine mit Augenverletzungen und Hautpilzbefall lagen in den Buchten, tote Ferkel mitten auf dem Gang. Ein Schweinebaby lag mit angefressenem Hinterteil inmitten der anderen Tiere. Einige Spaltenböden waren so verstopft, dass es in den Exkrementen der Tiere von Fliegenmaden wimmelte. Doch anstatt die Tierquälereien zu ahnden, legte das zuständige Veterinäramt in Soest seine schützende Hand über den Mastbetrieb und verteidigte ihn sogar in der Öffentlichkeit: Bei einem so großen Betrieb könne immer mal wieder ein Tier tot in der Ecke liegen, so Amtsveterinär Prof. Hopp in der Presse. Stattdessen kritisierte er die PETA-Ermittler öffentlich in unsachlicher Weise. In Folge einer Strafanzeige von PETA wurden die Vorwürfe durch die Staatsanwaltschaft jedoch bestätigt. Erst nach Zahlung einer deutlichen Geldbuße wurden die Ermittlungen gegen den Mäster eingestellt.

  • 2. Veterinäramt Landkreis Harburg

    Schwere Stürze und Verletzungen von Pferden sind bei Vielseitigkeitsturnieren kein Einzelfall, weil den Tieren Leistungen abverlangt werden, denen sie nicht gewachsen sind – ein klarer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz. Nach dem tödlichen Sturz des Pferdes „P’tite Bombe“ beim Vielseitigkeitsturnier in Luhmühlen im Juni 2013 erstattete PETA deshalb Anzeige beim Kreisveterinäramt Harburg. Innerhalb eines Jahres schaffte es die Behörde nicht, sich näher mit dem Fall zu beschäftigen oder auf diese Meldung zu antworten. Man erging sich nach einem Jahr in Belehrungen darüber, dass Antworten im Ordnungswidrigkeitenrecht nicht vorgesehen seien. 2014 fand in Luhmühlen erneut ein Vielseitigkeitsturnier statt, bei dem wieder ein Pferd, der Fuchswallach „Liberal“, sowie mit Benjamin Winter auch ein Reiter starben. Zudem wurden weitere Reiter verletzt. Leider hat es das Veterinäramt nach dem Tod eines Pferdes bei dem Turnier 2013 augenscheinlich nicht für nötig befunden, etwas zu unternehmen. Sogar der frühere Luhmühlener Turnierarzt Bernd Kabelka sagte nach den erneuten Todesfällen, dass die Strecke viel zu anspruchsvoll und Stürze vorprogrammiert seien.

  • 3. Veterinäramt Landkreis Bergstraße

    10 Hunde und 9 Pferde wurden Ende August 2014 im Zirkus Fischer-Starlight vom Blitz erschlagen. Was zunächst wie ein schreckliches Unglück ausschaute, entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als ein Fall für den Tierschutz. Entgegen den tierschutzrechtlichen Bestimmungen und Leitlinien hatten die Zirkus-Verantwortlichen nach PETA vorliegenden Informationen nicht in ausreichendem Maß für den vorgeschriebenen Witterungsschutz in Form von Schutzhütten für die Hunde und Unterstände für die Pferde gesorgt. Nach Anzeige von PETA äußerte ein Sprecher des Landkreises jedoch in der Presse, dass ein Bußgeld nicht vorgesehen sei, weil die Zirkusfamilie schon genug gestraft wäre. Diese Milde ist völlig Fehl am Platz, da gerade dieser Zirkus bereits mehrfach Menschen und Tiere durch Unzuverlässigkeit in Gefahr brachte.

  • 4. Veterinäramt Landkreis Mittelsachsen

    PETA vorliegende Videoaufnahmen aus dem Jahr 2014 belegen, dass Mitarbeiter einer Küken-Brüterei im thüringischen Doberschwitz Hühner mit Brutalität in den Lkw verladen haben. Die Tiere schlagen wild vor Angst mit den Flügeln, während sie kopfüber hängend in Kisten verfrachtet werden, in denen sie ihre letzte Reise zum Schlachthof antreten müssen. Amtstierärzte des Kreisveterinäramtes Mittelsachsen zeigten kein Mitgefühl mit den Tieren, denn der Behörde zufolge „lassen sich oben genanntem Video keine Anhaltspunkte für tierschutzwidrige Handlungen entnehmen“. Darüber hinaus wurde durch eine Kleine Anfrage der Grünen im Landtag von Sachsen bekannt, dass in diesem Betrieb etwa 20 % der Hühner bereits während der Aufzucht sterben. Diese unglaublich hohe Todesrate weist auf massives Tierleid hin, doch die Kontrollen des Veterinäramtes ergaben auch hier keine Beanstandungen.

  • 5. Bergisches Veterinäramt (Solingen)

    Einsatz von Psychopharmaka, zu kleine Gehege – damit machte 2014 der Zoo Wuppertal auf sich aufmerksam. Um sich Klarheit über die Vorgänge in dem Zoo zu verschaffen, beantragte ein PETA-Mitarbeiter Akteneinsicht beim zuständigen Bergischen Veterinäramt. Dies ist laut Informationsfreiheitsgesetz des Landes NRW möglich. Das Veterinäramt sagte die Akteneinsicht schriftlich für Anfang Dezember 2014 zu. Nachdem der PETA-Mitarbeiter aus Stuttgart angereist war, erklärten die Veterinäramtsmitarbeiter jedoch gleich zu Anfang des Termins, dass es gar keine Akten zu den angefragten Vorgängen gäbe. Der PETA-Mitarbeiter musste ohne neue Erkenntnisse die Heimreise antreten. Weil das Veterinäramt mit solch einer abschreckenden Maßnahme offensichtlich Bürger entmutigen will, Einsicht in tierschutzrelevante Vorgänge zu beantragen, hat der PETA-Mitarbeiter eine Dienstaufsichtsbeschwerde an die übergeordnete Behörde gestellt. Auch bezüglich der mangelhaften Tierhaltungen im Zoo Wuppertal hat sich das Veterinäramt eindeutig auf der Seite des Zoos und gegen den Tierschutz positioniert.

Was Sie tun können

Bitte melden Sie Missstände und Tierquälerei konsequent der zuständigen Veterinärbehörde in Ihrer Stadt oder Ihrem Landkreis. Fassen Sie Ihre Beobachtungen detailliert und sachlich zusammen. Fertigen Sie möglichst Bild- und Videomaterial an.

Unbedingt sollten Sie nach Ihrer Meldung beim Veterinäramt so lange nachfassen, bis der Missstand beseitigt ist (Fallbericht). Das kann ermüdend sein, ist aber für das jeweilige Tier die einzige Chance!

In dieser Übersicht finden Sie ausführliche Tipps, wie Sie vorgehen sollten, wenn Sie Zeuge von Tierquälerei werden.