Immer wieder kommt es zu unverhofften Begegnungen zwischen Wildschweinen und Menschen. Doch warum ist das so und weshalb treibt es die Waldbewohner immer näher an Städte heran? Wir erklären Ihnen die Gründe und zeigen Ihnen, wie Sie sich im Falle einer unerwarteten Begegnung richtig verhalten – und warum es keine Lösung ist, die Wildschweine zu töten.
Wie wahrscheinlich ist es, einem Wildschwein zu begegnen?
Begegnungen mit Wildschweinen in Städten oder stadtnahen Wäldern häufen sich. Die Tiere leben ursprünglich im Wald, doch durch die landesweite Bebauung verkleinert sich ihr Lebensraum immer mehr. Maismonokulturen in Siedlungsnähe und Stadt-Mülltonnen ziehen Wildschwein-Familien zusätzlich an.
Im Herbst sind Wildschweine besonders aktiv, denn sie müssen sich für die nahenden Wintermonate eine Fettschicht zulegen und sind vermehrt auf der Suche nach Nahrung. Doch obwohl die Wildtiere in der Regel ungefährlich sind, sollten bei einem Aufeinandertreffen von Mensch und Tier einige Dinge beachtet werden.
Um wie viel Uhr werden Wildschweine aktiv?
Meist sind Wildschweine in der Dämmerung und nachts auf Nahrungssuche. Aber auch tagsüber können die Tiere aktiv sein, auch wenn sie sich zu dieser Zeit eher im Unterholz verstecken.
Was soll man tun, wenn man einem Wildschwein begegnet?
Im Umgang mit jedem Wildtier gilt: Respekt ist zu jeder Zeit angebracht. So verhalten Sie sich richtig, wenn Ihnen beim Waldspaziergang oder beim Joggen ein Wildschwein über den Weg läuft.
1. Auf den Wegen bleiben
Grundsätzlich ist es ratsam, sich im Wald auf angelegten Wegen zu bewegen. Das dient der eigenen Sicherheit und schützt den natürlichen Lebensraum der tierischen Waldbewohner.
2. Genügend Abstand halten
Einige Wildschweine sind in Stadtnähe an Menschen gewöhnt und ergreifen nicht direkt die Flucht, wenn man ihnen begegnet. Halten Sie dennoch immer Abstand, wenn Sie auf ein oder mehrere Wildschweine treffen und bedrängen Sie die Tiere nicht. Das gilt besonders für eine Bache, also eine Wildschweinmutter mit ihrem Jungtier. Sie könnten sich sonst angegriffen fühlen und die Notwendigkeit zur Verteidigung sehen. Kreuzen Wildschweine den Weg, sollte ihnen immer der Vortritt gelassen werden.
3. Warnsignale beachten
Wildschweine drücken sich über Gebärden aus: Fühlen sie sich bedroht, dann schnauben sie, stellen den Schwanz auf oder klappern sogar mit den Zähnen. Beobachten Sie diese Signale, ist Vorsicht geboten und Sie sollten den Rückzug antreten.
4. Sich leise und ruhig zurückziehen
Bei genannten Warnsignalen sollten Sie sich langsam und ruhig zurückziehen. Sehen Sie von Rennen, hektischen Bewegungen oder lauten Geräuschen ab, denn damit scheuchen Sie die Tiere nur auf.
Wie überlebt man einen Wildschweinangriff?
Für den unwahrscheinlichen Fall, dass ein Wildschwein sich zum Angriff bereit macht, klatschen Sie laut in die Hände und nehmen Sie eine große, bedrohliche Haltung ein. Im Normalfall reicht das als Einschüchterungstaktik und das Wildschwein wird selbst den Rückzug antreten. Ziehen Sie sich dennoch weiterhin zurück und forcieren Sie niemals einen Kampf mit einem Wildschwein.
Was sollten Hundehalter:innen tun?
Bitte nehmen Sie Ihren Hund in Waldgebieten und gegebenenfalls in Parks an die Leine. Im Normalfall werden Wildschweine nicht ohne Grund aggressiv, es kann aber vorkommen, dass Hunde Wildschweine jagen und die Tiere so zu einer Reaktion provozieren. Dies kann für den Hund mit schweren Verletzungen enden.
So vermeiden Sie Wildschweinbesuche in Stadtgebieten
Es ist wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass wir Menschen Wildtieren, darunter auch Wildschweinen, keine andere Wahl lassen und sie sich nur aus der Not heraus in menschenbewohnte Städte vorwagen. Die Tiere deswegen zu töten, bekämpft nicht den Kern des Problems. Stattdessen sollten wir unser eigenes Verhalten anpassen.
Bitte nicht füttern!
Achten Sie bitte bei Besuchen in öffentlichen Parks und in der Nähe von Restaurants sowie Imbissbuden darauf, Essensabfälle grundsätzlich so zu entsorgen und Mülltonnen geschlossen zu halten, damit Wildschweine sie nicht erreichen können. Das Füttern von Wildtieren ist generell gesetzlich verboten und kann in Städten zu hohen Geldstrafen führen. Wildschweine ernähren sich unter anderem von Eicheln, Wurzeln, Pilzen, Schnecken und Aas und finden in der Natur genug zu essen.
Garten einzäunen
Gartenbesitzer:innen können unerwünschten Wildschweinbesuch vermeiden, indem sie nicht nur ihren Komposthaufen, sondern das gesamte Privatgelände einzäunen. Da Wildschweine von Natur aus viel Kraft und Willensstärke besitzen, empfiehlt sich ein stabiles Zaunmodell mit mindestens 1,50 Metern Höhe, das durch einen Sockel oder tiefes Eingraben gut im Boden gesichert sein sollte.
Bitte sehen Sie grundsätzlich davon ab, Abfälle wie Kompost, Obst oder altes Gemüse in Wäldern oder umliegenden Gebieten zu entsorgen, denn das lockt die Wildtiere bei ihrer Suche nach Nahrung an. Im schlimmsten Fall gewöhnen sich Wildschweine daran – was meistens schwerwiegende Folgen für die Tiere hat und darin enden kann, dass Jäger:innen sie abschießen.
Ist die Afrikanische Schweinepest für Menschen gefährlich?
Trotz der Panikmache um die Afrikanische Schweinepest sind Waldspaziergänge gefahrlos möglich. Das Virus befällt ausschließlich Haus- und Wildschweine, für Menschen ist es ungefährlich. Es kann allerdings sein, dass in von der Schweinepest betroffenen, eng begrenzten Gebieten ein Betretungsverbot oder ein Gebot zur Benutzung bestimmter Wege durch die zuständige Behörde verhängt wird.
Wenn Sie ein totes Wildschwein finden
Waldspaziergänger:innen, die ein totes Wildschwein finden, können den Fund unter Angabe der Geokoordinaten in der sogenannten „Tierfund-App“ melden, die unter www.tierfund-kataster.de heruntergeladen werden kann. Außerdem kann das örtliche Veterinäramt informiert werden. Dabei sollte der Fundort möglichst genau angegeben werden. Um das Virus nicht weiter zu verbreiten, dürfen tote Wildschweine keinesfalls berührt werden. [1]
Wildschweine sind wichtig für den Wald
Wildschweine sind sehr intelligente und soziale Tiere und für die Gesundheit des Waldes unerlässlich. Durch ihr Wühlen im Waldboden wird die obere nährstoffreiche Humusschicht mit unteren Bodenschichten vermengt, was für Keimlinge lebensnotwendig ist. Wildschweine leisten als „Gärtner des Waldes“ einen wichtigen Beitrag, weil sie zur Verjüngung des Bestands beitragen. Sie befreien außerdem den Wald von sogenannten Schädlingen, indem sie den Blatthornkäfer-Bestand regulieren.
Trotzdem werden Wildschweine in Deutschland massiv gejagt. Im Jagdjahr 2021/22 wurden unter anderem durch eine gezielte Panikmache wegen der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland mehr als 710.000 Wildschweine getötet. [2] Dabei belegen Studien, dass es ohne die Jagd weniger Wildtiere geben würde: Die Jagd zerstört Familienverbände und Sozialstrukturen – losgelöst von ihrem natürlichen Fortpflanzungsrhythmus werden die Tiere früher geschlechtsreif und vermehren sich unkontrolliert. [3]
Wie Sie Wildschweinen helfen können
Jäger:innen fügen jedes Jahr Millionen von Wildtieren immenses Leid zu. Unterschreiben Sie unsere Petition für ein Ende der Hobbyjagd in Deutschland.
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Quellen
[1] Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Fragen und Antworten zur Afrikanischen Schweinepest (ASP, https://www.bmel.de/SharedDocs/FAQs/DE/faq-ASP/FAQ-ASP_List.html;jsessionid=2D21E92D1EA199E6A598D4AEC60927F8.internet2832 (eingesehen am 13.09.2023)
[2] Deutscher Jagdverband (2023): DJV-Handbuch Jagd
[3] Servanty S., Gaillard J., Toigo C., Brandt S. & Baubet E. (2009): Pulsed resources and climate‐induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of animal ecology, 78.6, S. 1278-1290