Schock-Videos: Stuttgarter Zoo Wilhelma macht Tiere krank

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Seit Jahren erreichen uns bei PETA Deutschland immer wieder erschreckende Meldungen von Besucher:innen der Stuttgarter Wilhelma. Wir haben uns deshalb im Juli 2024 gemeinsam mit Rapper Pikayzo sowie nochmals im Oktober 2024 ein Bild von der Situation vor Ort gemacht und sind dabei auf offensichtliches Tierleid gestoßen – darunter zahlreiche Verhaltensstörungen und weitere Missstände in dem Zoo. Wir haben daher Strafanzeige gegen die Verantwortlichen erstattet.

Erfahren Sie in diesem Beitrag, wie es den Tieren in der Wilhelma geht und warum Sie keine Zoos besuchen sollten.

Menschenschaffen leiden in der Wilhelma in Stuttgart unter krankmachender Langeweile

Ein Menschaffe liegt auf Stroh in einem Betongehege
In der Wilhelma müssen Menschenaffen auf hartem Beton schlafen.

Die traurige Menschenaffenhaltung in Stuttgart ist geradezu berüchtigt für triste und mangelhafte Betonbauten, die Fließband-Zucht und zahlreiche Todesfälle. Menschenaffen leiden so sehr in Gefangenschaft, dass sie häufig psychisch krank werden – dies äußert sich z. B. in apathischem Verhalten, Selbstverstümmelung und dem Verzehr der eigenen Exkremente (Koprophagie). [1] Auch in der Wilhelma beobachteten wir solche abnormalen Verhaltensweisen bei mehreren Tieren: Ein Gorilla kotete sich in die Hand und aß seinen Kot dann auf. Bei den Bonobos dokumentierten wir dieses Verhalten ebenfalls, sogar mehrfach. Ein Bonobo rupfte sich zudem die Haare am Oberarm aus, wo bereits eine große kahle Stelle erkennbar war. Andere Tiere wirkten regelrecht apathisch. Forschende vermuten, dass Unterforderung und Mangel an Beschäftigung bei Menschenaffen in Gefangenschaft eine große Rolle für das Auftreten solcher Verhaltensstörungen spielen.

Eine besonders emotionale Szene spielte sich an der Glasscheibe ab: Eine Bonobo-Mutter saß mit ihrem Baby dicht an der Scheibe und kuschelte es liebevoll. Direkt davor hockte eine menschliche Mutter mit ihrer Tochter in der gleichen Position, um die eingesperrten Bonobos zu beobachten. Ein Bild, das aufzeigt, wie ähnlich wir uns in unseren Emotionen sind – und doch halten Zoos weiterhin daran fest, unsere nächsten Verwandten in Gefangenschaft vorzuführen.

Verstümmelte und verzweifelt flatternde Flamingos

Ein Herde Flamingos steht auf einer Wiese. In der Mitte spreizt ein Flamingo seine beschnittenen Fluegel.
Den Flamingos im Zoo werden die Flügel beschnitten, sodass sie nicht wegfliegen können.

Die Flamingos sind im Eingangsbereich der Wilhelma auf einer kleinen, nicht übernetzten Anlage untergebracht – doch ein freier Flug bleibt ihnen verwehrt. Die beschnittenen Schwungfedern zeigen deutlich, dass die Vögel flugunfähig gemacht wurden. Die Vögel können sich damit nicht mehr in vollem Maß so bewegen, wie es ihrer Natur entspricht. Ein trauriges Video zeigt die Flamingos, die flatterten, ein paar Schritte liefen und vergeblich versuchten abzuheben – ein instinktiver Wunsch, der ihnen unmöglich gemacht wird. Darunter waren auch mehrere Jungvögel, deren Flügel offenbar ebenfalls bereits gestutzt waren. 2018 hatte es ein Jungvogel mit noch unbeschnittenen Flügeln geschafft, aus der Wilhelma auszubrechen und wurde in der Stuttgarter Innenstadt wieder eingefangen. [2]

Die Flugfähigkeit ist auch für Wasservogelarten ein wichtiges Grundbedürfnis, das ihnen von den Zoos einfach abgesprochen wird. Hinzu kommt der immer wiederkehrende Stress beim Einfangen für das Stutzen der Federn. Obwohl seitens der Bundesregierung und des Bayerischen Landtags eindeutig festgestellt wurde, dass sowohl reversible als auch dauerhafte Methoden des Flugunfähigmachens unzulässig sind, werden noch immer unzählige Vögel regelmäßig verstümmelt, um als „Attraktion“ für zahlendes Zoopublikum herzuhalten. [3]

Elefanten-Seniorinnen auf engstem Raum eingepfercht

Ein Elefant steht hinter einem Baumstamm.
Die Außenanlage für Elefanten gehört zu den kleinsten Deutschlands.

Die beiden betagten Asiatischen Elefantendamen Pama und Zella gelangten als Wildfänge in Gefangenschaft und fristen ihr Dasein bereits seit 1968 und 1972 in der Wilhelma. Die dortige Elefantenhaltung ist katastrophal: Die Außenanlage ist mit nur rund 500 Quadratmetern sehr beengt und gehört zu den kleinsten in Deutschland. Früher war es sogar noch üblich, die Elefantinnen nachts in den winzigen Innenboxen anzuketten. Daher verwundert es nicht, dass Whistleblower-Aufnahmen seit Jahren die Elefantinnen immer wieder beim sogenannten „Weben“ zeigen, eine typische Verhaltensstörung bei Elefanten in Gefangenschaft. Diese konnten wir auch bei unserem Besuch 2024 dokumentieren. Zudem wurden Zella und die mittlerweile verstorbene Molly noch bis in die 2000er-Jahre zum Reiten missbraucht. [4] Und auch dem ehemaligen baden-württembergischen Finanzminister Nils Schmid wurde noch 2015 als Geburtstagsgeschenk ein solch tierquälerischer Ritt auf Zella ermöglicht. [5]

Die Elefantenhaltung erfolgt in der Wilhelma immer noch im direkten Kontakt. Ein PETA-Video von 2009 zeigt den gewaltsamen Einsatz des Elefantenhakens zur Kontrolle der Tiere. Erst mit dem Bau der geplanten neuen Elefantenanlage soll die Haltung zumindest auf den geschützten Kontakt umgestellt werden. Hierfür sind mittlerweile bereits Gesamtkosten von rund 69 Millionen Euro veranschlagt. [6]  Allerdings wird dies den beiden Elefanten-Seniorinnen nicht zugutekommen, denn für die neue „Elefantenwelt“ ist vielmehr eine Zuchtgruppe vorgesehen, um Nachwuchs für die Zurschaustellung der Tiere zu produzieren. [7]

Gestresste Reptilien laufen gegen Glaswände ihrer Gefängnisse

Ein Reptil drueckt seinen Kopf gegen die Glasscheibe eines Terrariums
Reptilien stoßen immer wieder gegen die Glasscheiben und versuchen so zu entkommen.

Nicht nur Säugetiere wie Menschenaffen und Elefanten leiden häufig unter Verhaltensstörungen, auch Reptilien zeigen in Zoo-Gefangenschaft oft Anzeichen von Stress. Im Eingangsbereich der „Terra Australis“ fiel uns ein verhaltensauffälliger Blauzungen-Skink auf. Das Tier stieß immer wieder mit dem Kopf gegen die Glasscheibe und scharrte mit den Vorderfüßen, als ob es verzweifelt versuchen würde, zu entkommen. Eine Besucherin tippte mit dem Fuß gegen die Scheibe, direkt an der Stelle, wo das gestresste Tier saß – was einmal mehr das oft respektlose Verhalten und die mangelnde Sensibilität des Zoopublikums verdeutlicht. Im Terrarienbereich lief eine weitere Echse ebenfalls ständig an der Scheibe ihres kleinen gläsernen Gefängnisses entlang.

Reptilien wie Echsen und Schlangen verstehen oft nicht, dass die Glaswände der Terrarien eine feste Grenze darstellen, da sie in ihrer natürlichen Umgebung keine Erfahrung mit transparenten Barrieren haben. Das führt dazu, dass sie wiederholt versuchen, durch diese unsichtbaren Hindernisse zu gelangen. Häufig stoßen sie dabei mit dem Kopf oder Körper gegen die Scheiben oder versuchen, darüber hinauszuklettern. Solche stereotypen Verhaltensweisen werden als „Interaction with Transparent Boundaries“ (ITB) bezeichnet. ITB gilt laut Forschenden als Anzeichen mangelnder mentaler Stimulation und unzureichender Gehegegestaltung. [8] Das Verhalten ist nicht nur ein Zeichen für vermindertes Wohlbefinden, die Tiere können sich dabei auch an Mund, Krallen oder Kopf verletzen. [9]

Verhaltensauffälligkeiten bei Tieren in der Wilhelma Stuttgart an der Tagesordnung

Schon seit Jahren erhalten wir immer wieder Whistleblower-Meldungen aus der Wilhelma, die uns von dem Tierleid und verhaltensgestörten Tieren berichten. Beispielsweise lief 2018 ein Brillenbär ständig auf und ab und verdrehte den Kopf.

Verhaltensgestörter Brillenbär in der Wilhelma Stuttgart

💔💔💔www.PETA.de/ZooIrrtuemer

Posted by PETA Deutschland on Thursday, May 3, 2018

Solche Stereotypien bei in Gefangenschaft gehaltenen Tieren sind ein Symptom für schlechtes Wohlbefinden und weisen darauf hin, dass die Tiere psychisch leiden. Auch bei unseren Besuchen 2024 zeigten diverse Tiere auffälliges Verhalten. Ein Nasenbär lief wiederholt in seinen Höhleneingang hinein und hinaus. Ein solches Verhalten bekamen wir bereits 2015 mitgeteilt und haben dies der zuständigen Veterinärbehörde gemeldet. Auch zwei Waldhunde liefen in ihrem kleinen Gehege stereotyp auf und ab.

Unzureichende Gehege und veraltete Anlagen

Ein Panther liegt auf einer Metalplatte in einem Innengehege.
Winzige Innengehege für große Raubkatzen – so sollte kein Tier leben.

Auch die Großkatzen-Haltung erscheint mangelhaft – im „Raubtierhaus“ sind unter anderem Leoparden und Asiatische Löwen untergebracht. Die winzigen Innengehege mit Kachelfliesen-Stil und ein kleiner Außenbereich lassen wenig Raum für Bewegung oder natürliche Verhaltensweisen. Bei der Unterbringung in einer derart begrenzten und reizarmen Umgebung verwundert es nicht, dass Besucher:innen auch hier bereits besorgniserregende Stereotypien beobachtet haben, etwa bei einem Jaguar.

Pinguine stehen in einem Gehege mit Steinen
Auch das Gehege der Pinguine weist deutliche Mängel auf.

Das Gehege der Brillenpinguine ist nicht ausreichend gesichert: Die Umzäunung ist so niedrig, dass Besucher:innen ungehindert hineingreifen und die im vorderen Bereich sitzenden Tiere sogar berühren könnten. Einige Besucher:innen bedrängten die Pinguine und hielten ihnen ihre Handys regelrecht ins Gesicht. Schon 2019 meldeten wir der zuständigen Veterinärbehörde, dass laut einer Whistleblower-Meldung ein Kind einen Pinguin über den Zaun hinweg gestreichelt habe und eines der Tiere zudem einen deutlichen Federverlust aufwies. Offenbar wurde seitdem nichts unternommen, um die Tiere zu schützen.

  • Juli 2022: Nach 60 Jahren Leid endet Stuttgarter Orang-Utan-Haltung

    Affengehege Wilhelma

    Im Juli 2022 schloss sich ein trauriges Kapitel der Wilhelma: Die tierquälerische Orang-Utan-Haltung wurde nach 60 Jahren unermesslichen Tierleids beendet. Die drei verbleibenden Orang-Utans – Moni, Karo und Batak – wurden an zoologische Einrichtungen in Belgien überführt. [10] Während Orang-Utans sich in freier Wildbahn überwiegend in hohen Baumkronen im Regenwald aufhalten, lebten die Tiere in der Wilhelma die meiste Zeit ihres Lebens in regelrechten Betonbaracken. In den 60er-Jahren mussten die Tiere sogar Kunststückchen aufführen. [11] Erst 2013 wurde der Zoo saniert und die Orang-Utans erhielten eine Außenanlage. Orang-Utan-Dame Moni spürte dadurch nach 40 Jahren Gefangenschaft im Betonbunker ohne Zugang zur Außenwelt das erste Mal Gras unter ihren Füßen. [12-13]

  • Juli 2018: Mit Tod von Eisbärin Corinna endet Eisbärenhaltung

    Im Juli starb Eisbärendame Corinna im Alter von 28 Jahren. Das somit freistehende Gehege mit einer Größe von rund 800 Quadratmetern erfüllt zwar die gesetzlichen Anforderungen, ist jedoch noch immer nur ein Bruchteil des Territoriums, das die Tiere in freier Wildbahn beanspruchen – für das größte „Landraubtier“ der Welt eine Qual, die zu Verhaltensstörungen führt. Auch Corinna sorgte bereits für Aufsehen, als in einem Video zu sehen war, dass sie an Verhaltensstörungen litt. [14] Nach ihrem Tod funktionierte der Zoo das Gehege um; nun werden dort Geparden eingesperrt.

So helfen Sie Tieren in Zoos

Die vielen Beispiele zeigen: Tiere sind in Zoos weit entfernt von ihrem natürlichen Lebensraum und ihren artgemäßen Bedürfnissen. Sie fristen ein Dasein in beengten Gefängnissen, das von Langeweile, Frustration und Einschränkungen geprägt ist, was häufig zu erheblichen Verhaltensstörungen führt. Bitte besuchen Sie niemals einen Zoo. Es gibt viele tierfreundliche Alternativen zu Zoos wie Auffangstationen oder Lebenshöfe, die Tieren in Not helfen und Ihre Unterstützung benötigen.