Kühe sind nicht die einzigen Opfer der grausamen Milchindustrie: Auch für Ziegenmilch leiden in Deutschland und weltweit unzählige Tiere. Erfahren Sie hier alles über das Tierleid für Ziegenmilch und warum es nicht gesund ist, Ziegenmilch zu trinken.
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Leiden Tiere für Ziegenmilch?
In Deutschland werden jedes Jahr über 16.600 Kilogramm Ziegenmilch und Ziegenmilchprodukte konsumiert. [1] Tausende Ziegen werden dafür oft in der Intensivtierhaltung fast ausschließlich in großen Gruppen ihr Leben lang eingesperrt und wegen ihrer Milch ausgebeutet. Die neugierigen und schlauen Tiere werden meist unter schlimmen Bedingungen gehalten. Es gibt genau wie für Schafe nicht einmal spezielle gesetzlich geregelte Haltungsbedingungen in Deutschland. Auch Empfehlungen wie die des Kuratoriums für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft gestehen den bewegungsfreudigen Ziegen je nach Alter gerade mal 0,6 bis 1,9 Quadratmeter pro Tier zu. [2]
Neben den artwidrigen Haltungsbedingungen müssen Ziegen in deutschen Betrieben zudem grausame und oft schmerzvolle Eingriffe über sich ergehen lassen. So werden sie teilweise mit einem mehrere Hundert Grad heißen Brennstab enthornt und für die Kennzeichnung werden ihnen mit einer Zange Marken in die Ohren gestochen. Zudem dürfen männliche Lämmer laut Tierschutzgesetz bis zu einem Alter von vier Wochen ohne Betäubung kastriert werden – eine unvorstellbar schmerzhafte Prozedur. [3]
Werden Tiere für Ziegenmilch getötet?
Genau wie Kühe und auch wir Menschen produzieren Ziegen Milch für ihre Babys. Daher müssen Ziegen genau wie Kühe immer wieder aufs Neue Kinder gebären, die ihnen kurz nach der Geburt weggenommen werden. Die Ziegenlämmer werden anschließend meist in kleinen Buchten eingesperrt. Da in Deutschland nur wenig Ziegenfleisch konsumiert wird, werden männliche Lämmer teilweise direkt nach der Geburt illegal totgeschlagen, da sie für die Industrie als wertlos gelten. Andere werden hierzulande gemästet oder mit qualvollen Transporten ins Ausland verfrachtet und auch dort wenige Wochen später im Schlachthaus getötet.
Weibliche Lämmer werden meist ebenso wie ihre Mütter ausgebeutet. Lässt die Milchleistung der Ziegen nach oder werden sie aus anderen Gründen „unwirtschaftlich“, werden sie im Schlachthaus getötet und meist zu Tiernahrung verarbeitet. Über 20.000 Ziegen werden jedes Jahr in Deutschland getötet, Tendenz steigend. [4] Dabei werden die Tiere mittels Bolzenschuss oder einer Stromzange betäubt, bevor ihnen die Kehle durchgeschnitten wird. Doch Fehlbetäubungen sind an der Tagesordnung, deshalb kommt es häufig vor, dass die Tiere beim Kehlenschnitt noch bei Bewusstsein sind.
Laktose: Können Menschen Ziegenmilch trinken?
Ziegenmilch enthält genau wie Kuhmilch und jede andere Muttermilch den Milchzucker Laktose. Da Babys die Milch ihrer Mütter trinken, produzieren sie im Darm normalerweise das Enzym Laktase, mit dem Laktose problemlos verdaut werden kann. Nach der Entwöhnung von der Muttermilch nimmt die Laktase-Produktion ab und damit auch die Verträglichkeit von Milchzucker. So hat ein großer Teil der weltweiten Bevölkerung im Erwachsenenalter eine Laktoseintoleranz, die sich durch Verdauungsbeschwerden nach dem Verzehr von Milchprodukten äußert. [5, 6] Dies ist völlig natürlich, denn Muttermilch ist für Babys und Ziegenmilch ist ebenso wie Kuh-, Schafs-, Büffel- und Pferdemilch nicht für Menschen, sondern für die Tierkinder bestimmt.
Ist Ziegenmilch gesund?
Ziegenmilch hat einen relativ hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren, die das Cholesterin im Blut erhöhen können und mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht werden. [7] So wird von den meisten Schlaganfall-Spezialisten eine Ernährung mit wenig gesättigten Fettsäuren und mehr Obst, Gemüse, Omega-3-Fettsäuren und Nüssen empfohlen. Denn Studien zeigen, dass eine Ernährung mit vielen Antioxidantien, die in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten sind, das Risiko für Schlaganfälle reduziert. [8]
Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung müssen wir weder Ziegen- noch Kuhmilch oder die Milch irgendeines anderen Tieres trinken. Es ist wesentlich gesünder für uns Menschen, Nährstoffe wie Vitamine und Mineralstoffe über Pflanzen aufzunehmen als über die Muttermilch einer anderen Spezies. Beispielsweise kann unser Tagesbedarf an Kalzium problemlos mit pflanzlichen Lebensmitteln wie Grünkohl, Rucola, Brokkoli, Mandeln, Haselnüssen, Sesam-, Chia- und Leinsamen, kalziumhaltigen Mineralwässern oder mit Kalzium angereicherten Pflanzendrinks gedeckt werden.
Ist Ziegenmilch umweltfreundlich?
Nein. Ebenso wie Kühe sind auch Ziegen Wiederkäuer und scheiden bei der Verdauung das Treibhausgas Methan aus. Über einen Zeitraum von hundert Jahren hat Methan eine 28-mal stärkere Klimawirkung als CO₂, über 20 Jahre ist die Wirkung sogar 84-mal schädlicher als CO₂. [9] Da in der Tierwirtschaft auch Unmengen an Lachgas und Kohlendioxid produziert wird, ist die landwirtschaftliche Tierhaltung für rund 14,5 Prozent aller Treibhausgase verantwortlich. Das ist mehr als der gesamte weltweite Verkehr. [10] Der CO2-Fußabdruck von Ziegenmilch ist vergleichbar mit dem von Kuhmilch. [11]
Die meisten Ziegen in Deutschland werden mit Heu, Getreide und Hülsenfrüchten ernährt. Sogenanntes Kraftfutter soll ihre Milchleistung hochhalten. Dieses Futter ist mit weiteren Umweltproblemen verbunden, denn im Amazonasgebiet werden riesige Flächen Regenwald für den Futtermittelanbau gerodet. [12, 13] So werden rund 75 Prozent des weltweit angebauten Sojas als Tiernahrung verwendet. [14] Allein 2017 importierte Deutschland 5,8 Millionen Tonnen Soja. [15] Darüber hinaus verbraucht die Milchindustrie Unmengen an Wasser und Energie und produziert enorm viel Feinstaub.
Ist Ziegenmilch „besser“ als Kuhmilch?
Ziegenmilch ist keine Alternative zu Kuhmilch. Aus gesundheitlicher Sicht ist sie ebenso ungeeignet für Menschen mit Laktoseintoleranz wie Kuhmilch und enthält zudem ebenso viele gesättigte Fettsäuren. Für eine gesunde Ernährung ist Ziegenmilch nicht notwendig. Auch klimaschonender ist Ziegenmilch nicht, denn die Milchindustrie verursacht große Mengen Treibhausgase und verbraucht Futtermittel, für die der Regenwald abgeholzt wird. Aus ethischer Sicht ist Ziegenmilch ebenfalls nicht vertretbar, denn die Ziegen können in der Tierhaltung kein artgerechtes Leben führen. Ziegenmüttern wird ihr Baby nach der Geburt weggenommen und männliche Ziegenlämmer werden oft getötet, weil sie als „Nebenprodukt“ gelten.
Die beste Alternative sind daher vegane Pflanzendrinks. Diese sind gesünder, umweltschonender und tierfreundlicher als Milch von Kühen, Ziegen und anderen Tieren. Auch Käse, Quark, Joghurt, Eis und Sahne in der veganen Variante finden Sie inzwischen in jedem Supermarkt.
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Quellen
[1] Statista (08.06.2021): Pro-Kopf-Konsum von Ziegenmilch in Deutschland in den Jahren 1950 bis 2019, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/177388/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-ziegenmilch-in-deutschland-seit-1935/, (eingesehen am 22.07.2021)
[2] Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (2008): Haltungsverfahren in der Milchziegenhaltung, https://www.ktbl.de/fileadmin/user_upload/Artikel/Tierhaltung/Andere_Tiere/Milchziegen_Haltung/Milchziegenhaltung.pdf, (eingesehen am 22.07.2021)
[3] Bundesministerium für Justiz und für Verbraucherschutz (24.07.1972): Tierschutzgesetz § 5 (3) Nr. 1, https://www.gesetze-im-internet.de/tierschg/BJNR012770972.html, (eingesehen am 22.07.2021)
[4] Statistisches Bundesamt: Geschlachtete Tiere, Schlachtmenge in Deutschland nach Jahren, https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=previous&levelindex=1&step=1&titel=Ergebnis&levelid=1626938184081&acceptscookies=false#abreadcrumb, (eingesehen am 22.07.2021)
[5] Tuula H. Vesa (2000): Lactose Intolerance. In: J Am CollNutr 19(2): 165-175, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10759141/, (eingesehen am 22.07.2021)
[6] Focus Online (18.07.2012): Laktoseunverträglichkeit: Wenn Milchprodukte auf den Magen schlagen, http://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/nahrungsunvertraeglichkeit/tid-12025/laktoseunvertraeglichkeit-wenn-milchprodukte-auf-den-magen-schlagen_aid_337584.html, (eingesehen am 22.07.2021)
[7] Kopf-Bolanz, K. A.; Eugster, E. (2019): Vergleich der Nährstoffgehalte von Kuhmilch mit Schaf- und Ziegenmilch sowie pflanzenbasierten Getränken, in: Schweizer Zeitschrift für Ernährungsmedizin 3/2019, https://www.rosenfluh.ch/media/ernaehrungsmedizin/2019/03/Vergleich-der-Naehrstoffgehalte-von-Kuhmilch-mit-Schaf-und-Ziegenmilch-sowie-pflanzenbasierten-Getraenken.pdf, (eingesehen am 22.07.2021)
[8] Susanne Rautiainen, Susanna Larsson, Jarmo Virtamo, Alicja Wolk (01.12.2011): Total antioxidant capacity of diet and risk of stroke: a population-based prospective cohort of women, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/22135074/, (eingesehen am 22.07.2021)
[9] European Commission: Methane emissions, https://energy.ec.europa.eu/topics/oil-gas-and-coal/methane-emissions_en (eingesehen am 10.07.2023)
[10] Gerber, P.J./Steinfeld, H./Henderson, B./Mottet, A./Opio, C./Dijkman, J./Falcucci, A./Tempio, G. (2013): Tackling Climate Change through Livestock – A global assessment of emissions and mitigation opportunities, FAO, http://www.fao.org/3/a-i3437e.pdf, (eingesehen am 22.07.2021)
[11] DW (14.02.2012): Klimaerwärmung – die Milch macht‘s, https://www.dw.com/de/klimaerw%C3%A4rmung-die-milch-machts/a-15719421, (eingesehen am 22.07.2021)
[12] Mighty Investigations (Hrsg.) (2016): Germany’s Mystery Meat, Mighty Earth, Washington D.C., http://www.mightyearth.org/wp-content/uploads/2016/07/MightyEarth_Germany27s_Mystery_Meat-English.pdf, (eingesehen am 22.07.2021)
[13] Poore, J./Nemecek, T. (2018): Reducing food’s environmental impacts through producers and consumers, in: Science Vol. 360, Issue 6392, pp. 987-992, https://science.sciencemag.org/content/360/6392/987, (eingesehen am 22.07.2021)
[14] Albert Schweizer Stiftung (01.06.2018): Warum Sojawurst nicht dem Regenwald schadet, https://albert-schweitzer-stiftung.de/aktuell/warum-sojawurst-nicht-dem-regenwald-schadet, (eingesehen am 22.07.2021)
[15] Bundesinformationszentrum Landwirtschaft: Soja – Nahrungsmittel für Tier und Mensch, https://www.landwirtschaft.de/diskussion-und-dialog/umwelt/soja-nahrungsmittel-fuer-tier-und-mensch, (eingesehen am 22.07.2021)