Zoos mit Pandas: So leiden die Tiere in Gefangenschaft für vermeintlichen Artenschutz

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Der Große Panda ist vom Aussterben bedroht und gilt als das Symbol des Artenschutzes schlechthin. Zoos argumentieren oft, dass sie Tiere bedrohter Arten halten, um zu ihrem Erhalt beizutragen.

Doch für Zoos geht es bei der Panda-Zucht nicht um Artenschutz, sondern vordergründig um Profit: So zeigte 2017 beispielsweise die Panda-Geburt in Tokio, dass niedliche Panda-Babys massenhaft zahlende Besucher:innen anlocken und damit die Umsätze ankurbeln. [1] Dazu gibt es sogar einen eigenen Begriff: der Panda-Effekt. [2]

Inhalte im Überblick

Wo gibt es Pandas im Zoo?

In Europa gibt es (Stand 2024) neun Zoos, in denen Pandas ein trauriges Leben in Gefangenschaft fristen – unter anderem im Zoo Berlin und im Wiener Tiergarten Schönbrunn.

Außerhalb Chinas halten nur wenige Zoos Pandas in Gefangenschaft, da die Tiere ausschließlich gegen eine Gebühr „verliehen“ werden. Das gilt auch als Zeichen der chinesischen Freundschaft und wird als „Panda-Diplomatie“ bezeichnet. [3]

Entsprechend viel Wirbel wurde im Sommer 2017 um die Ankunft der beiden Pandas Jiao Qing und Meng Meng im Berliner Zoo gemacht. Den Bau des neuen Panda-Geheges hat sich der Zoo ganze 9 Millionen Euro kosten lassen. Hinzu kommt eine Leihgebühr für die beiden Tiere in Höhe von jährlich ca. einer Million Euro – viel Geld, das für diese beiden mittlerweile quasi prominenten Tiere ausgegeben wird.

Währenddessen müssen andere Tierarten, die für Besuchende weniger spektakulär erscheinen, ihr Dasein seit Jahren in vollkommen veralteten, kargen und beengten Anlagen fristen. Mit der Investition in Pandas als neue Publikumsattraktion bleiben also auch dringende Verbesserungen sanierungsbedürftiger Gehege der bereits bestehenden Tierhaltungen auf der Strecke.

Wie viele Pandas leben in deutschen Zoos?

Im Zoo Berlin werden die einzigen Großen Pandas Deutschlands gehalten:

  1. Meng Meng
  2. Jiao Qing

Wie alt werden Pandas im Zoo?

In der Natur werden Pandas durchschnittlich 18 bis 20, in Gefangenschaft 30 Jahre alt. [4]

Der älteste Riesenpanda der Welt wurde sogar 38 Jahre alt – es handelt sich dabei um die Bärin Jia Jia, die 1978 in der Natur geboren, 1980 in Gefangenschaft gelangte und 1999 an einen Zoo in Hongkong übergeben wurde. Sie starb im Oktober 2016 in der Zoo-Gefangenschaft.

Allerdings bedeutet ein längeres Leben in Gefangenschaft nicht zwangsläufig ein besseres Leben. Die Qualität des Lebens wird durch die Möglichkeit bestimmt, natürliche Verhaltensweisen in einem Umfeld auszuleben, das den Bedürfnissen der Tiere entspricht. In artwidriger Gefangenschaft erhöht sich also vielmehr die Leidensdauer.

Panda im Zoo
Die Lebenserwartung eines Pandas in Gefangenschaft liegt bei 30 Jahren.

Warum sind Pandas vom Aussterben bedroht?

Zwei Hauptgründe gefährden das Überleben des Großen Pandas, der als Symbol aller bedrohten Tierarten auf der Erde gilt:

  • Zum einen schrumpfen die Bambuswälder in China – die Tiere verlieren ihre natürliche Heimat und damit ihre Lebensgrundlage. Die Gründe dafür sind weitgehend menschengemacht – wie die Rodung für die Holzproduktion und für landwirtschaftlich genutzte Flächen, die Urbanisierung sowie durch die Klimakatastrophe veränderte klimatische Bedingungen.
  • Zum anderen hat der Große Panda von Natur aus große Schwierigkeiten, sich in Gefangenschaft zu vermehren. Er ist sehr wählerisch bei der Partnerwahl und weibliche Tiere haben nur eine kurze fruchtbare Periode im Jahr. Zudem können Stress und die unnatürliche Umgebung in Gefangenschaft die Fortpflanzungsbereitschaft weiter beeinträchtigen. In Gefangenschaft geborene Pandabären können meist nicht ausgewildert werden.

Panda-Zucht am Fließband – für Profite

Die Panda-Zucht ist auf Kommerz ausgerichtet, nicht auf Artenschutz. [5] In chinesischen Panda-Aufzuchtstationen wie in Chengdu können Besuchende für viel Geld ein Foto mit einem Panda auf dem Schoß machen. Durch die Zucht der Tiere werden dem zahlenden Publikum wie am Fließband ständig neue süße Panda-Babys präsentiert.

Da sich die sensiblen Tiere aufgrund ihrer Gefangenschaft aber häufig nicht auf natürlichem Weg paaren, wird die Schwangerschaft mit künstlicher Befruchtung erzwungen. Bei „erfolgreicher“ Fortpflanzung wird der Nachwuchs meist frühzeitig von der Mutter getrennt, um das weibliche Tier schneller wieder verpaaren zu können. [6] In der freien Natur bleiben Jungtiere bis zu einem Alter von zwei Jahren bei der Mutter.

Im Zoo geborene Pandas werden niemals ein Leben in Freiheit führen

Auf diese Weise wurden schon über 300 Pandas gezüchtet (Stand 2013). [7] Infolge der mangelhaften Sozialisation können Riesenpandas in Gefangenschaft oft ein unangemessenes Sexualverhalten, mütterliche Verhaltensdefizite und schwere Aggressionen zeigen. [8] Selbst Fachleute der Forschungsstation geben zu, dass die Tiere nicht mehr als eine „Karikatur“ ihrer Artgenossen darstellen und in der freien Natur nicht überlebensfähig wären. [5] Auch deshalb wird kaum eines dieser Tiere jemals in Freiheit leben: Bis 2016 wurden lediglich sieben Pandas ausgewildert – nur fünf davon überlebten. [9]

Somit werden derzeit mehrere hundert Pandas in Gefangenschaft „aufbewahrt“ – ohne ausreichende Kapazitäten und das Wissen für ihre erfolgreiche Auswilderung. Auch außerhalb Chinas ist die „Erfolgsrate“ der Zucht von Pandas überaus gering und steht in keinem Verhältnis zu dem betriebenen Aufwand. So sind im Zuchtprogramm des Smithsonian’s National Zoo in Washington, D.C. beispielsweise mehr Panda-Jungtiere gestorben, als überlebt haben. [10]

Pandababy im Gehege
Die Panda-Zucht in Zoos ist auf Kommerz ausgerichtet, nicht auf Artenschutz.

Das Verhalten von Großen Pandas in Zoos wird stark durch Temperatur und Tageslicht beeinflusst: In Zoos, die sich in Breitengraden ähnlich denen ihrer natürlichen Lebensräume befinden, zeigen die Pandas ein Verhalten, das ihrem natürlichen Rhythmus ähnelt: Sie haben täglich etwa drei Aktivitätsphasen, ähnlich wie in der Wildnis.

In Zoos, die in Breitengraden liegen, die deutlich von denen ihrer natürlichen Heimat abweichen, sind die Pandas hingegen träge. Je größer die klimatischen Unterschiede, desto stärker weichen die Pandas von ihrem normalen Verhalten ab.

Zusätzlich zu den klimatischen Bedingungen spielen auch zoospezifische Faktoren eine Rolle. So beeinflussen beispielsweise die Besucherströme und die Zeiten, zu denen sie Nahrung erhalten, das Verhalten der Tiere. Pandas sind kurz vor der gewohnten „Fütterungszeit“ aktiver, da sie sich an die regelmäßigen Zeitpunkte der Nahrungsaufnahme gewöhnt haben.

Online-Petition
Eisbären-Qual in Zoos beenden – jetzt Petition unterschreiben!
Appellieren Sie an das zuständige Landwirtschaftsministerium, die Nachzucht und den Import von Eisbären zu verbieten, um das Leiden der verhaltensgestörten Tiere mittelfristig zu beenden.
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Verhaltensstörung: Panda Meng Meng läuft rückwärts

Die unnatürlichen Bedingungen der Gefangenschaft in Zoos führen immer wieder zu Verhaltensstörungen:

Schon kurz nach ihrer Ankunft in Berlin wurde Panda-Dame Meng Meng dafür bekannt, dass sie häufig rückwärtsläuft. [13] Dieses Verhalten soll sie bereits in China gezeigt haben. Dass der Berliner Zoo ihr psychisches Leiden dreist als eine kleine „Marotte“ herunterspielt, ist blanker Hohn. [14]

Sogenannte Stereotypien oder Verhaltensstörungen sind bei Tieren in Gefangenschaft keine Seltenheit. Hierbei handelt es sich um wiederholte ziellose Handlungen, die als Anzeichen für das seelische Leiden eines Tieres gelten. Panda-Expert:innen zufolge leiden Riesenpandas in Gefangenschaft häufig an teils schweren Verhaltensstörungen, darunter:

  • „Pacing“ (Auf- und Ablaufen)
  • Drehen
  • Kopf drehen
  • Selbst beißen
  • Schaukelnde Bewegungen
  • Erbrechen [11, 12]

Die Ursachen sind vor allem in den traumatisierenden Methoden der Panda-Zucht und den mangelhaften Haltungsbedingungen in Gefangenschaft zu suchen.

Was essen Pandas im Zoo?

Pandas in Zoos werden meist mit einer Zusammenstellung aus Bambus, speziell zubereiteten Pellets, Obst, Gemüse und gelegentlich Eiweißquellen wie Fleisch oder Eiern ernährt.

  • In Zoos können die Tiere nicht selbstständig entscheiden, was sie essen – ihnen steht in Gefangenschaft nicht die Vielfalt und Qualität der Nahrung zur Verfügung wie in freier Wildbahn. Gesundheitsprobleme können die Folge sein.
  • Pandas haben in Zoos nicht die Möglichkeit, natürliche Verhaltensweisen wie die Nahrungssuche auszuleben – in der Natur verbringen sie zwölf oder mehr Stunden mit dem Verspeisen von Bambus. Da Bambus jedoch eine geringe Nährstoffdichte hat, müssen die Tiere große Mengen davon essen, um ausreichend Nährstoffe zu erhalten. Daher sind sie oft damit beschäftigt, verschiedene Bambussorten zu finden, zu essen und sich von einem Bambusbestand zum nächsten zu bewegen, um ihren Bedarf zu decken. In Zoos wird ihnen die Nahrung vorgesetzt, was zu Langeweile und stereotypem Verhalten führen kann.
  • Da Pandas in Zoos von Menschen mit Nahrung versorgt werden, werden sie von ihnen abhängig, ihre Überlebensfähigkeit in freier Wildbahn wird damit negativ beeinflusst.
pandagehege
Pandas ernähren sich vorwiegend von Bambus. Im Zoo erhalten sie zudem noch Obst, Gemüse und manchmal Fleisch und Eier.

Wo kann man Pandas in freier Wildbahn sehen?

Große Pandas leben ausschließlich in abgelegenen Bergregionen in Zentralchina, vor allem in den Provinzen Sichuan, Shaanxi und Gansu.

Das Beobachten von Pandas in freier Wildbahn ist oft schwierig, da sie in entlegenen und schwer zugänglichen Gebieten leben. Für Tourist:innen sind geführte Touren und Besuche in speziell eingerichteten Schutzgebieten die beste Möglichkeit, Große Pandas in ihrem natürlichen Lebensraum zu erleben.

Echter Artenschutz ist nur im natürlichen Lebensraum möglich

Riesenpandas sind ausschließlich in den Bambuswäldern Chinas beheimatet. Wichtiger als die absurde Zucht des chinesischen Nationalsymbols ist die Erhaltung seines natürlichen Lebensraumes. Bei wild lebenden Pandas wurde in den vergangenen Jahren ein Populationswachstum von 17 % verzeichnet. [15] Daher konnte der Bedrohungsstatus des Großen Pandas auf der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN im Jahr 2016 von „stark gefährdet“ zu „gefährdet“ herabgestuft werden. [16]

Dieser Erfolg ist jedoch auf die Maßnahmen der Regierung zurückzuführen, Wilderei und illegalen Handel zu beenden, Schutzflächen zu vergrößern und weiterer Habitatfragmentierung entgegenzuwirken. Bei einer Population von ca. 1.900 adulten Tieren in freier Wildbahn dürften die fünf bis 2016 ausgewilderten Tiere hingegen nur ein marginaler Beitrag gewesen sein. [5]

Wir von PETA Deutschland fordern deshalb, dass Artenschutz nur im natürlichen Lebensraum der Tiere stattfinden sollte, anstatt Millionen für die Haltung und Zucht kranker Tiere in Gefangenschaft zu verschwenden.

Wie Sie Pandas helfen können

  • Bitte besuchen Sie keine Zoos und Tierparks.
  • Klären Sie Freund:innen und Bekannte darüber auf, dass die Haltung von Großen Pandas und anderen Wildtieren in Zoos nichts mit Artenschutz zu tun hat.
  • Entscheiden Sie sich für tierfreundliche Alternativen zum Zoobesuch: