Wein und andere alkoholische Getränke wie Bier wirken auf den ersten Blick vegan. Auf den Etiketten deutet meist nichts darauf hin, dass bei der Herstellung von alkoholischen Getränken auch tierische Stoffe zum Einsatz kommen können. Die gute Nachricht: Wein ist oft vegan – aber leider nicht immer.
Hier erfahren Sie, wie Sie herausfinden können, ob ein Wein vegan ist – und warum bei der Herstellung vieler im Handel erhältlicher Weine tierische Stoffe verwendet wurden.
Die wichtigsten Infos im Überblick: Ist Wein vegan?
Da die Weinerzeugung auf der Vergärung von Trauben basiert, ist Wein theoretisch ein pflanzliches und somit veganes Produkt. Bei der Produktion von Wein sind allerdings Hilfsmittel zugelassen, die wie Hühnereiweiß, Milchprodukte oder Gelatine von Tieren stammen können.
Warum ist Wein manchmal nicht vegan?
Wein kann aus verschiedenen Gründen nicht vegan sein, hauptsächlich aufgrund der Verwendung tierischer Hilfsstoffe im Herstellungsprozess. Zu den häufigsten tierischen Hilfsstoffen gehören:
- Gelatine, die aus Schweineknochen oder Rinderhäuten gewonnen wird und zur Klärung des Weins dient, indem sie Trübstoffe bindet und entfernt.
- Eiklar (Albumin) aus Hühnereiern, das zur Klärung verwendet wird, um den Wein von Schwebstoffen zu befreien.
- Kasein, ein Milchprotein, das zur Klärung und Stabilisierung des Weins eingesetzt wird.
- Fischblase (Isinglass), ein Kollagen aus den getrockneten Schwimmblasen von Fischen, das zur Klärung und Filtration des Weins verwendet wird.
- Chitosan aus dem Außenskelett von Gliederfüßern wie Krebsen wird zur Klärung und Stabilisierung des Weins eingesetzt. Es hilft, Trübstoffe zu entfernen, mikrobielle Aktivitäten zu hemmen und die Bildung von Essigsäurebakterien zu verhindern. Alternativ wird vermehrt Chitosan aus Pilzen (Aspergillus niger) verwendet.
- Albumin ist ein Protein, das aus Eiern oder Blut stammen kann, das zur Klärung von Wein verwendet wird.
- Molkenprotein, ein Produkt der Käseherstellung, es stammt aus Kuhmilch, wird zur Klärung und Stabilisierung eingesetzt. Es hilft, Trübstoffe zu entfernen und den Wein klarer zu machen. [2, 5]
Bei Wein werden Hilfsstoffe meist zum „Schönen“ bzw. „Klären“ verwendet, also zum Herausfiltern von Trübstoffen.
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Gesetzliche Vorschriften ermöglichen ungekennzeichneten Einsatz tierischer Zutaten und Hilfsstoffe
Die europäische Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) schreibt vor, dass alkoholische Getränke mit einem Alkoholgehalt über 1,2 Volumenprozent keine Zutatenliste tragen müssen – nur Bier ist hier ausgenommen. Für Zutaten oder Behandlungsmittel hingegen, die allergische Reaktionen auslösen können (z. B. Milch oder Eier), muss ein Hinweis in Form von „enthält…“ vorhanden sein. Außerdem muss auf bestimmte Zusatzstoffgruppen wie Farbstoffe und Geliermittel hingewiesen werden. [1, 2]
Für Nahrungsmittel und damit auch für alkoholische Getränke müssen Hersteller laut Gesetz in der Zutatenliste keine Angaben zu Zusatzstoffen machen, die als zusammengesetzte Zutat in das Lebensmittel gelangen. Beispiel: Eine Gewürzmischung ist eine zusammengesetzte Zutat.
Auch sogenannte Hilfsstoffe, die nach dem Herstellungsprozess wieder aus dem Produkt entfernt werden, müssen Hersteller nicht angeben – und genau an dieser Stelle bleibt leider viel Spielraum für den „versteckten“ Einsatz tierischer Produkte. [3, 4]
Vegane Alternativen, die ähnliche Ergebnisse erzielen, sind pflanzliche Stoffe wie
- Bentonit (eine Tonerde)
- und Aktivkohle.
Darüber hinaus werden im Auftrag mancher Hersteller oder Vereine leider auch immer wieder Tierversuche für alkoholische Getränke durchgeführt.
Woran erkenne ich einen veganen Wein?
Wer gerne ein Gläschen Wein trinkt, kann das als vegan lebender Mensch meist auch tun – vor allem, wenn die folgenden Tipps beherzigt werden.
Um herauszufinden, ob ein Wein vegan ist, können Sie sich an folgenden Schritten orientieren:
- Etikett überprüfen: Achten Sie auf Hinweise wie „vegan“ oder entsprechende Siegel auf der Flasche – oder am Weinregal. Diese Kennzeichnungen sind jedoch nicht gesetzlich vorgeschrieben.
- Zutatenliste prüfen: Zusätzlich können Sie nachsehen, ob tierische Hilfsmittel wie Gelatine, Kasein, Eiweiß oder Fischblasen aufgeführt sind. Fehlen diese, ist es möglich, dass der Wein vegan ist. Hilfsmittel müssen jedoch nicht aufgeführt werden – und somit sind fehlende Hinweise kein eindeutiges Kennzeichen für einen veganen Wein.
- Hersteller kontaktieren: Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie direkt bei den Winzer:innen oder Herstellern nachfragen. Viele sind bereit, Auskunft über ihre Produktionsmethoden zu geben.
- Vegane Prüfsiegel: Achten Sie auf bekannte vegane Prüfsiegel. Diese garantieren, dass der Wein ohne tierische Produkte hergestellt wurde.
Manchmal sind nicht-vegane Weine anhand der Kennzeichnung von möglichen allergenen Stoffen zu erkennen. Immer mehr Weine – sowohl im Discounter als auch im Biomarkt – werden aber explizit als vegan gekennzeichnet. Beim Klären dieser veganen Weine kommen als Hilfsstoffe mineralische Stoffe wie Bentonit oder Proteine auf der Basis von Erbsen, Bohnen oder Kartoffeln zum Einsatz. [2, 5]
Fazit: Es gibt eine positive Entwicklung. Da immer mehr Menschen nach tierfreien Alternativen suchen, setzen viele Winzer:innen vermehrt auf pflanzliche oder mineralische Klärungsmittel wie Aktivkohle, Bentonit oder pflanzliche Proteine sowie auf eine eindeutige Kennzeichnung veganer Produkte.
Wer vollkommen sichergehen möchte, dass ein Wein vegan ist, sollte im Zweifel den Hersteller anfragen oder einen Blick in Listen wie den PETA-Einkaufsguide werfen.
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Bewusster Alkoholkonsum – für die Tiere und die eigene Gesundheit
Wer beim Konsum von Alkohol auf Nummer sicher gehen möchte, sollte nicht nur darauf achten, dass keine Tiere zu Schaden kommen. Es ist auch wichtig, die eigene Gesundheit im Auge zu behalten.
Schwangere sollten komplett auf Alkohol verzichten, damit sie kein Risiko für schwere Schädigungen des Kindes eingehen. Im Hinblick auf alle übrigen Konsument:innen werden als maximal tolerierbare Alkoholzufuhr derzeit 10 g/Tag für gesunde Frauen und 20 g/Tag für gesunde Männer angesehen. Diese 10 g Alkohol sind in einem „Getränk“ enthalten, also zum Beispiel in einem kleinen Glas Bier, Wein oder Schnaps.
Es gibt keine allgemeine Empfehlung, überhaupt alkoholische Getränke zu konsumieren. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt der Alkoholkonsum zu den zehn weltweit bedeutendsten Gesundheitsrisiken. Durch einen regelmäßigen Alkoholkonsum werden u. a. die Muskelleistung beeinträchtigt, Nerven und Organe wie Leber und Bauchspeicheldrüse geschädigt und die Entstehung psychischer Störungen und Krebskrankheiten begünstigt. [6, 7]
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Quellen
[1] Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (31.02.2019): Spirituosen ohne Zutatenliste, https://www.lebensmittelklarheit.de/fragen-antworten/spirituosen-ohne-zutatenliste (eingesehen am 17.12.2024)
[2] Institut Heidger (23.11.2015): Allergene (Albumin, Casein, Lysozym), https://www.institut-heidger.de/allergene (eingesehen am 17.12.2024)
[3] Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (16.02.2021): Technische Hilfsstoffe, https://www.lebensmittelklarheit.de/fragen-antworten/technische-hilfsstoffe (eingesehen am 17.12.2024)
[4] Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (12.07.2021): Kennzeichnung von Lebensmitteln.
[5] Verbraucherzentrale Bayern e.V. (06.06.2019: Was ist veganer Wein?, https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/was-ist-veganer-wein-37009 (eingesehen am 17.12.2024)
[6] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.: Referenzwerte – Alkohol, https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/alkohol/ (eingesehen am 17.12.2024)
[7] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (29.11.2011): Mit jedem Glas Alkohol steigt das Krebsrisiko, https://www.dge.de/presse/pm/mit-jedem-glas-alkohol-steigt-das-krebsrisiko/ (eingesehen am 17.12.2024)