Die meisten vegan lebenden Menschen haben sich aus ethischen Gründen für die rein pflanzliche Ernährungsform und Lebensweise entschieden – insbesondere, um die systematische Ausbeutung von Tieren nicht zu unterstützen. Darüber hinaus sprechen auch ökologische Gründe für eine pflanzliche Ernährung. Menschen, die sich ausgewogen vegan ernähren, profitieren aber auch gesundheitlich, denn die rein pflanzliche Ernährung kann beispielsweise das Krebsrisiko senken. [1] Das verringerte Risiko für eine Krebserkrankung lässt sich auf das Vermeiden von Fleisch, verarbeiteten Fleischprodukten wie Wurst [2, 3] und Milchprodukten [4, 5] zurückführen. Besonders positiv wirken sich der in der veganen Ernährung höhere Verzehr von Gemüse und Obst sowie eine generell ballaststoffreichere Kost auf den Körper aus. [6, 7]
Krebserkrankungen: Häufigkeit und Ursachen
Unter dem Begriff Krebs wird eine Gruppe von Erkrankungen zusammengefasst, die sich durch das Wachstum abnormaler Zellen über ihre normalen Grenzen hinaus charakterisieren und in andere Teile des Körpers streuen können. Krebserkrankungen sind multifaktoriell, also durch viele Faktoren bedingt: So spielen Alter, genetische Veranlagung, Umweltfaktoren und individuelles Verhalten wie Ernährung und Bewegung bei der Entstehung von Krebs eine Rolle. [8, 9]
Schätzungen der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), einer Einrichtung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), zufolge erkrankten 2018 weltweit 18,1 Millionen Menschen an Krebs, und 9,6 Millionen starben daran. In Deutschland wurden 2020 fast 630.000 Neuerkrankungen und über 252.000 Todesfälle verzeichnet. [10, 11]
Der Anstieg der Krebserkrankungen ist vor allem eine Folge der steigenden Lebenserwartung und des Bevölkerungswachstums. Laut der WHO könnten jedoch zwischen 30 und 50 Prozent dieser Krebserkrankungen vermieden werden. Neben dem Verzicht auf Tabakprodukte und einem geringeren Alkoholkonsum spielen dabei unter anderem regelmäßige körperliche Bewegung, ein gesundes Körpergewicht und eine gesunde Ernährung eine entscheidende Rolle. [9, 12]
Vegane Ernährung kann das Krebsrisiko senken
Verschiedene Ernährungsgesellschaften gehen davon aus, dass eine ausgewogene vegane Ernährung nicht nur den Nährstoffbedarf vollständig decken, sondern auch gesundheitliche Vorteile für die Prävention bestimmter Krankheiten bieten kann, darunter Adipositas sowie bestimmte Krebsarten. [1]
Nach der aktuellen Studienlage haben Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren, ein geringeres Krebsrisiko als Fleischesser bzw. als die Allgemeinbevölkerung. In der „Adventist Health Study-2“ war das Gesamtkrebsrisiko von Veganern im Vergleich zu Mischköstlern um 16 Prozent reduziert und damit mehr als bei allen anderen Ernährungsformen. [13] Unterschiede zeigten sich mit einer Reduktion von 34 Prozent vor allem für frauenspezifische Tumore sowie mit 35 Prozent für Prostatakrebs. In der EPIC-Oxford-Studie waren es 19 Prozent verglichen mit Mischköstlern. [13] Eine Analyse von insgesamt sieben Studien kam mit einem rund 18 Prozent niedrigeren Risiko für Vegetarier (einschließlich Veganern) für alle Krebsarten zu einem ähnlichen Ergebnis. [14] Darüber hinaus ergab eine Metaanalyse von insgesamt 96 Studien ein um 15 Prozent reduziertes Krebsrisiko für Veganer hinsichtlich aller Krebsarten. [15]
Gründe für das geringere Krebsrisiko bei veganer Ernährung
In der Wissenschaft herrscht Einigkeit darüber, dass die Ernährung einen großen Einfluss auf die Entstehung von Krebs hat. Der Einfluss scheint dabei ähnlich groß wie der des Rauchens und weitaus größer als der von Umweltschadstoffen oder Genetik. [9]
Dass das Risiko für Krebserkrankungen bei Veganern allgemein niedriger ist, scheint mehrere Ursachen zu haben: So weisen Veganer im Vergleich zu Mischköstlern oft ein geringeres Körpergewicht bzw. seltener Übergewicht auf. Übergewicht und Adipositas werden mit verschiedenen Krebsarten in Verbindung gebracht. Darüber hinaus wirkt sich der meist höhere Verzehr von gesundheitsfördernden pflanzlichen Lebensmitteln [6,7] anstelle bestimmter tierischer Lebensmittel [2, 3, 4, 5 ] positiv aus. [12]
Unsere Nahrung enthält grundsätzlich sowohl krebsfördernde als auch krebshemmende Substanzen. Diese können natürlich vorkommen oder durch Verarbeitung und Lagerung entstehen. Die Ernährungsweise eines Menschen – beispielsweise vegan oder mit reichlich Fleisch – beeinflusst, in welchen Mengen diese Substanzen aufgenommen werden. [9]
Pflanzliche Lebensmittel können das Krebsrisiko senken
Veganer meiden nicht nur bestimmte Lebensmittelgruppen, sondern integrieren bestimmte Lebensmittel verstärkt bzw. gezielter in ihre Nahrung. So essen vegan lebende Menschen durchschnittlich mehr Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen als Mischköstler. Eine ballaststoffreiche Kost, viel Gemüse und Obst sowie antioxidativ wirksame Inhaltsstoffe wie Vitamin C und E, Carotinoide und andere sekundäre Pflanzenstoffe wirken krebsvorbeugend. [6, 7, 9]
Auch das American Institute for Cancer Research (AICR) kommt zusammen mit dem World Cancer Research Fund (WCRF) in einem gemeinsamen dritten Expertenreport zu dem Schluss, dass eine Ernährung reich an Vollkorngetreide, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten empfehlenswert ist. Laut dem Report gibt es eindeutige Hinweise darauf, dass Vollkorn und ballaststoffreiche Lebensmittel das Risiko für Darmkrebs reduzieren. Zudem gibt es erste Beweise dafür, dass nicht-stärkehaltiges Gemüse, Obst sowie Lebensmittel mit Carotinoiden, Vitamin C und Isoflavone das Risiko für verschiedene Krebsarten des Verdauungstraktes, der Lunge oder der Brust reduzieren können. Bei Isoflavonen handelt es sich um bestimmte pflanzliche Inhaltsstoffe, die beispielsweise in Soja vorkommen. Ein niedriger Verzehr von Gemüse und Obst kann hingegen zu einem erhöhten Risiko einer Darm- und Magenkrebserkrankung führen. [16]
Obst und Gemüse enthalten letztendlich eine große Anzahl möglicherweise krebshemmender Substanzen wie Ballaststoffe, Carotinoide, Vitamin C und E, Selen und viele weitere gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Dabei scheint es sehr wahrscheinlich, dass das komplexe Zusammenspiel dieser Stoffe das Risiko für manche Krebserkrankungen senkt und eine schützende Wirkung während verschiedener Phasen der Krebsentstehung hat. [9, 16]
Warum tierische Produkte Krebserkrankungen begünstigen
Veganer haben offenbar nicht nur ein etwas geringeres Krebsrisiko durch den erhöhten Verzehr pflanzlicher Lebensmittel, sondern auch durch das Meiden bestimmter tierischer Produkte. Das Risiko für verschiedene Krebsarten, vor allem für Dickdarm- und Mastdarmkrebs, kann verringert werden, wenn kein rotes und kein verarbeitetes Fleisch verzehrt wird. [2]
Laut des dritten Expertenreports des WCRF und des AICR gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Konsum von rotem und verarbeitetem Fleisch und einem erhöhten Risiko für Darmkrebs. Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass rotes und verarbeitetes Fleisch unter anderem das Krebsrisiko für Lunge und Bauchspeicheldrüse erhöhen. So entstehen beim Grillen bzw. starken Erhitzen Stoffe, die als krebserregend gelten. Auch im Fleisch enthaltene Stoffe wie Hämeisen (das in Fisch und Fleisch enthaltene Eisen als Bestandteil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin) und Nitrosamine, die unter anderem Folgeprodukte des Nitritpökelsalzes aus der Fleischverarbeitung sein können, sowie der höhere Fett- und Eiweißverzehr von Mischköstlern können die Entstehung von Krebs begünstigen. [17]
Verschiedene Studien zeigen, dass der Verzehr von Milch und Milchprodukten ebenfalls einen Einfluss auf das Krebsrisiko haben kann. So konnte gezeigt werden, dass Kuhmilch das Risiko für Brustkrebs um bis zu 80 % erhöhen [4] und auch das Prostatakrebs-Risiko steigern kann. [5]
Empfehlungen für eine krebshemmende Ernährung
Zwar lassen sich mit einer ausgewogenen veganen Ernährung nicht alle Krebserkrankungen verhindern, doch das Risiko lässt sich reduzieren. Die allgemeinen (Ernährungs-)Empfehlungen zur Krebsprävention sind mit einer veganen Ernährung und Lebensweise mühelos vereinbar.
Die Empfehlungen des WCRF und des AICR zur Krebsprävention umfassen neben dem Verzicht auf Rauchen bzw. Tabak und übermäßige Strahlenbelastung auch folgende Faktoren: [18]
- Gesundes Körpergewicht
- Körperliche Aktivität
- Reichlicher Verzehr von Vollkorn, Gemüse, Obst und Hülsenfrüchten
- Eingeschränkter Verzehr von Fast Food und anderen verarbeiteten Lebensmitteln, die reich an Fett, Stärke und Zucker sind
- Begrenzter Verzehr von rotem Fleisch und stark eingeschränkter Verzehr, wenn überhaupt, von verarbeitetem Fleisch
- Eingeschränkter Konsum von zuckergesüßten Getränken
- Eingeschränkter – am besten kein – Konsum von Alkohol
- Keine Verwendung von Supplementen zur Krebsprävention (eine notwendige Supplementation wie Vitamin B12 bei veganer Ernährung ist hiermit nicht gemeint)
- Stillen
Die Entscheidung für eine vegane Lebens- und Ernährungsweise lohnt sich also nicht nur für die Tiere, sondern auch für die eigene Gesundheit. Eine ausgewogene vegane Ernährung beugt nicht nur ernährungsmitbedingten Krebserkrankungen vor, sondern senkt auch das Risiko für verschiedene andere Erkrankungen, wie Diabetes oder Herzerkrankungen. [12]
Was Sie tun können
- Entscheiden Sie sich für eine pflanzliche Ernährungsweise ohne Tierleid.
- Informieren Sie sich über eine ausgewogene und gesunde vegane Lebensweise, um von den Vorteilen einer veganen Ernährung zu profitieren
- Das 30-tägige Veganstart-Programm unterstützt Sie beim mühelosen Umstieg auf die vegane Ernährung – kostenlos und unverbindlich.
-
Quellen:
[1] Melina, Craig & Levin (2016): Position of the Academy of Nutrition and Dietetics: Vegetarian Diets. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics, https://jandonline.org/article/S2212-2672(16)31192-3/fulltext, (eingesehen am 25.01.2021)
[2] Knuppel, Papier, Appleby, et al. (2020): Meat intake and cancer risk: prospective analyses in UK biobank. International Journal of Epidemiology, https://academic.oup.com/ije/article/49/5/1540/5894731, (eingesehen am 25.01.2021)
[3] Farvid, Stern, Norat, et al. (2018): Consumption of red and processed meat and breast cancer incidence: a systematic review and meta-analysis of prospective studies. International Journal of Cancer, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1002/ijc.31848, (eingesehen am 25.01.2021)
[4] Fraser, Jaceldo-Siegl, Orlich, Mashchak, Sirirat & Knutsen (2020): Dairy, soy, and risk of breast cancer: those confounded milks. International Journal of Epidemiology, https://academic.oup.com/ije/advance-article-abstract/doi/10.1093/ije/dyaa007/5743492?redirectedFrom=fulltext, (eingesehen am 25.01.2021)
[5] Shin, Millstine, Ruddy, Wallace & Fields (2019): Effect of Plant- and Animal-Based Foods on Prostate Cancer Risk. The Journal of the American Osteopathic Association, https://jaoa.org/article.aspx?articleid=2753613, (eingesehen am 07.01.2021)
[6] Farvid, Spence , Holmes & Barnett (2020): Fiber consumption and breast cancer incidence: A systematic review and meta-analysis of prospective studies. American Cancer Society Journals, https://acsjournals.onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cncr.32816, (eingesehen am 25.01.21)
[7] Ocvirk, Wilson, Appolonia, Thomas & O’Keefe (2019): Fiber, Fat, and Colorectal Cancer: New Insight into Modifiable Dietary Risk Factors. Current Gastroenterology Reports, https://link.springer.com/article/10.1007/s11894-019-0725-2, (eingesehen am 21.01.2021)
[8] Weltgesundheitsorganisation: Cancer, https://www.who.int/cancer/en/, (eingesehen am 05.01.2021)
[9] Leitzmann, Claus/Keller, Markus (2013): Vegetarische Ernährung (3. aktualisierte Auflage). Stuttgart: Verlag Eugen Ulmer
[10] Bray et al. (2018): Global cancer statistics 2018: GLOBOCAN estimates of incidence and mortality worldwide for 36 cancers in 185 countries. Cancer Journal for Clinicians, https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.3322/caac.21492, (eingesehen am 05.01.2021)
[11] International Agency for Research on Cancer (2020): The Global Cancer Observatory, Factsheet – Germany, https://gco.iarc.fr/today/data/factsheets/populations/276-germany-fact-sheets.pdf, (eingesehen am 05.01.2021)
[12] Weltgesundheitsorganisation: Cancer prevention, https://www.who.int/cancer/prevention/en/, (eingesehen am 05.01.2021)
[13] Segovia-Siapco & Sabaté (2019): Health and sustainability outcomes of vegetarian dietary patterns: a revisit of the EPIC-Oxford and the Adventist Health Study-2 cohorts. European Journal of Clinical Nutrition, https://www.nature.com/articles/s41430-018-0310-z (eingesehen am 21.01.2021)
[14] Huang T, Yang B, Zheng J, Li G, Wahlqvist M, L, Li D: Cardiovascular Disease Mortality and Cancer Incidence in Vegetarians: A Meta-Analysis and Systematic Review. Ann Nutr Metab 2012;60:233-240. doi: 10.1159/000337301, https://www.karger.com/Article/FullText/337301, (eingesehen am 05.01.2021)
[15] Dinu, Monica et al. (2017): Vegetarian, vegan diets and multiple health outcomes: A systematic review with meta-analysis of observational studies, Critical Reviews in Food Science and Nutrition,https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/10408398.2016.1138447?journalCode=bfsn20, (eingesehen am 21.01.2021)
[16] World Cancer Research Fund/American Institute for Cancer Research (2018): Continuous Update Project Expert Report 2018. Wholegrain, vegetables and fruit and the risk of cancer, https://www.wcrf.org/dietandcancer/exposures/wholegrains-veg-fruit (eingesehen am 05.01.2021)
[17] World Cancer Research Fund/American Institute for Cancer Research (2018): Continuous Update Project Expert Report 2018. Meat, fish and dairy products and the risk of cancer, https://www.wcrf.org/dietandcancer/exposures/meat-fish-dairy, (eingesehen am 05.01.2021)
[18] World Cancer Research Fund/American Institute for Cancer Research (2018): Continuous Update Project Expert Report 2018. Recommendations and public health and policy implications, https://www.wcrf.org/dietandcancer/recommendations-about, (eingesehen am 05.01.2021)