Tierrechte: Sollten Tiere Rechte haben?

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Die meisten Menschen, die sich für eine vegane Ernährungs- und Lebensweise entscheiden, haben früher Fleisch gegessen, Leder getragen oder auch Zirkusse und Zoos besucht. Viele haben ihre geliebten „Haustiere“ von Züchter:innen gekauft, vielen war nicht bewusst, dass für unterschiedlichste Produkte Tiere in qualvollen Versuchen gequält werden. Einige gingen vielleicht angeln oder hatten „Reitsport“ als Hobby.

Vermutlich haben die meisten Menschen nicht hinterfragt, was ihr Handeln für die Tiere bedeutet. Doch trotz all dieser Gewohnheiten stellt sich die Frage: Ist das überhaupt richtig, Tiere zu kategorisieren und sie nach einem vermeintlichen Nutzen einzuteilen? Sollten Tiere nicht auch Rechte haben?

Inhalte im Überblick

Wie werden Tiere gesetzlich geschützt?

In Deutschland ist der Tierschutz verfassungsrechtlich im Grundgesetz festgeschrieben. Durch diese Stellung wird der ethisch begründete Schutz des Tieres auf höchster Ebene verankert und ihm ein hoher Stellenwert zuerkannt. Damit haben Tiere jedoch keinen unmittelbaren Rechtsanspruch, auf den sie sich individuell berufen könnten. Ihnen werden also keine Grundrechte zuerkannt. Ihre Interessen sollen vielmehr durch eine allgemeine Pflicht des Staates gewährleistet werden. Verpflichtet hierzu sind alle Organe des Staates.

Dieser Unterschied zwischen einem objektiven Tierschutz und einem subjektiven Anspruch der Tiere wird auch im Bürgerlichen Gesetzbuch deutlich: Danach gelten Tiere in Deutschland zwar nicht als Sachen, können aber wie Sachen behandelt werden. Menschen können sie besitzen und für ihre eigenen Zwecke benutzen und töten. Obwohl wir längst wissen, dass Tiere genau wie wir Menschen Bedürfnisse haben und leiden können, dürfen sie weiterhin für menschliche Zwecke misshandelt und getötet werden. Laut Tierschutzgesetz braucht es dafür zwar einen „vernünftigen Grund“ – das heißt, ein Nutzen für den Menschen muss den Tierschutz überwiegen. Mit Blick auf die nicht anerkannte Rechtsposition von Tieren wird ein solcher vernünftiger Grund in der Praxis ständig und mit Blick auf irrationale Gründe angenommen – sei es für die „Produktion“ von Fleisch oder für die Testung von Chemikalien an Tieren.

Haben Tiere das Recht auf Leben, Freiheit und körperliche Unversehrtheit?

Tiere verdienen es, ein Leben frei von Leid und Ausbeutung zu leben. Sie alle können auf die gleiche Weise und im gleichen Ausmaß wie Menschen leiden. Sie empfinden Schmerz, Freude, Frustration, Einsamkeit, Langeweile und Mutterliebe. Jedes Mal, wenn wir etwas tun, das Auswirkungen auf die Bedürfnisse von Tieren hat, sind wir moralisch dazu verpflichtet, die Tiere zu berücksichtigen.

Auch rechtlich sind wir zwar zum Schutz von Tieren verpflichtet. Aber in Deutschland werden Tieren keine Grundrechte zuerkannt, weswegen sie für menschliche Zwecke getötet werden, beispielsweise zur Nahrungsmittelproduktion, für Tierversuche oder aus sonstigen Gründen. Allein für die Fleischproduktion werden in Deutschland jedes Jahr rund 800 Millionen Landlebewesen getötet – die meisten von ihnen nach einem Bruchteil ihrer natürlichen Lebenserwartung. Auch hier zeigt sich der Speziesismus in unserer Gesellschaft deutlich: Während viele Menschen es entsetzlich finden, wenn jemand einen Welpen tötet, konsumieren dieselben Menschen oft das Fleisch von Tierkindern wie Lämmern oder Kälbern.

Aus dieser Bestandsaufnahme folgt eindeutig: Tieren werden ihre Rechte im jetzigen „Tierschutz“recht ungerechtfertigterweise verwehrt.

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Warum sind gerade Tierrechte wichtig?

Tierrechtler:innen wie wir von PETA Deutschland sind davon überzeugt, dass Tiere einen naturgegebenen eigenen Wert haben, der nicht von ihrem „Nutzen“ für den Menschen abhängig ist und ihnen nicht erst zuerkannt werden muss. Wir sind der Ansicht, dass jedes Lebewesen mit dem Willen zum Leben das Recht auf ein Dasein ohne Schmerz und Leid hat. Die Auffassung, dass Tiere Rechte haben sollten, ist nicht nur eine Philosophie unter vielen, sondern Ausdruck einer sozialen Bewegung, welche die speziesistischen Ansichten der Gesellschaft herausfordert.

„Wenn es um Schmerz, Liebe, Freude, Einsamkeit und Angst geht, ist eine Ratte gleich einem Schwein, einem Hund, einem Jungen. Jeder von ihnen schätzt sein Leben und kämpft dafür.“

Ingrid Newkirk, Gründerin von PETA USA

Es sind nichts weiter als Vorurteile, die uns dazu bringen, anderen die Rechte abzuerkennen, die wir für uns selbst beanspruchen. Ganz gleich, ob sie sich gegen „Rasse“, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Spezieszugehörigkeit richten: Vorurteile sind als sachlicher Grund für eine Ungleichbehandlung moralisch nicht akzeptabel. Wenn Sie keinen Hund essen würden, warum dann ein Schwein? Hunde und Schweine haben die gleiche Fähigkeit, Schmerz zu empfinden – doch unsere Vorurteile führen dazu, dass wir eines dieser Tiere als Begleiter und das andere als Abendessen ansehen.

Tierrechte in der Ernährungsindustrie

Es gibt keine „humane“ Art, Tiere zu nutzen. Schauen wir uns beispielsweise die Nahrungsmittelproduktion an: Fast alle Tiere, die für die Herstellung der Nahrung von Menschen gezüchtet werden, leben in der konventionellen Tierhaltung – weil es billiger ist. Viele von ihnen werden durch die überfüllten und dreckigen Bedingungen der landwirtschaftlichen Tierhaltung krank und sterben. Trotzdem ist es wesentlich kosteneffektiver, Fleisch, Milch und Eier auf diese Weise zu „produzieren“.

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Auch das Recht auf körperliche Unversehrtheit haben die Tiere in diesen Industrien nicht: Um sie und ihre Leistung zu „optimieren“, werden Rinder, Schweine, Hühner, Ziegen und Schafe oftmals verstümmelt. Sie werden kastriert, enthornt, ihre Ohren werden verstümmelt und Ringe werden durch ihre Nasen gestochen. Bereits die Leistungszucht führt zu gesundheitlichen Problemen wie Herzkrankheiten, Infektionen und Knochenbrüchen. All dieses Leid müssen auch Tiere in Biobetrieben ertragen.

Schweinemastbetrieb
Schweine in einer engen, sterilen Mastanlage, die unter den Bedingungen der Massentierhaltung leiden.

Diese Missstände wären nicht mehr möglich, wenn den Tieren endlich ihre Rechte auf Leben und körperliche Unversehrtheit zugestanden werden würden. Denn den rein wirtschaftlich ausgerichteten Nutzungsinteressen in der Ernährungsindustrie würden dann die Grundrechte jedes individuellen Tiers entgegengehalten werden – statt wie bisher der nur abstrakt (miss)verstandene Tierschutz.

Tierrechte in der Tierversuchsindustrie

Und was ist mit der Nutzung von „Versuchstieren“ im Labor? Die Bedingungen in Laboren bedeuten für die Tiere immer Stress und Angst, die Tests selbst sind oft extrem schmerzhaft oder tödlich. In vielen Fällen werden keine Schmerzmittel verabreicht, weil das Risiko besteht, dass sie die Versuchsdaten verfälschen.

Neben Verstößen gegen das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit gehen mit der Behandlung dieser „Versuchstiere“ auch erhebliche Verletzungen ihres Rechts auf Freiheit einher – ganz zu schweigen von einem Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Zwar sagen einige Einrichtungen, sie würden eine Art „Tierschutz-Protokoll“ befolgen – aber ein paar Spielzeuge in einem kahlen Affenkäfig sind kein Ersatz für die Interaktion mit Familie und Freunden, die er in seinem natürlichen Umfeld hätte. Genau wie in der Nahrungsmittelproduktion leiden Tiere in Laboren immer – ganz gleich, wie „human“ die Vorschriften der jeweiligen Einrichtung auch sein mögen. Zudem liefern Studien an Tieren nicht einmal wissenschaftlich verlässliche Ergebnisse für den Menschen.

Auch hiergegen könnten individuelle Grundrechte der leidenden und ihrer Freiheit (und Entfaltung) beraubten Tiere effektiv ins Feld geführt werden. In einer dann zu erfolgenden Abwägung würden die – zudem noch wissenschaftlich unbegründeten – Ausbeutungsinteressen der Tierversuchsindustrie immer zurückstehen müssen.

Kaninchen im Tierversuch mit offener Wunde
Kaninchen wie dieses leiden für die Versuche, die an Tieren durchgeführt werden.

Tierrechte in der Heimtierindustrie

Wie sieht es mit unseren tierischen Begleitern, den sogenannten Haustieren aus? Können wir Hunde und Katzen halten, ohne dass dies zu Tiermissbrauch führt? Die Bilanz spricht nicht gerade für uns: Wie viele Hunde- und Katzenzüchter:innen gibt es, die ihren gezüchteten Tieren ein friedliches, langes Leben in ihrem Heim bieten, wenn sie diese Tiere nicht verkaufen können (z. B. weil sie die „Rassestandards“ nicht erfüllen)? Und wieso werden Qualzuchten wie Bulldoggen, Möpse oder Dackel weiterhin „produziert“, die ihr Leben lang unter ihren körperlichen Merkmalen leiden?

Die meisten „Heimtiere“ stammen aus Massenzuchten oder von Hinterhofzüchter:innen, die „reinrassige“ Tiere am Fließband und so billig wie möglich „produzieren“. Egal, wie gut ihre Absichten auch sein mögen: Hunde- und Katzenzüchter:innen verschlimmern die Überpopulation von Tieren stetig weiter. Mit ihrer Zucht sorgen sie dafür, dass unzählige Tiere in Tierheimen vergebens auf ein neues Zuhause warten oder in anderen Ländern zu Tausenden getötet werden.

Insgesamt folgt daraus, dass letztlich auch die Heimtierindustrie erheblich in die zuzuerkennenden Grundrechte der betroffenen Tiere auf körperliche Unversehrtheit eingreift. Insbesondere ist jede Art von Zucht ein Eingriff in diese körperliche Unversehrtheit sowie gleichzeitig in die sexuelle Selbstbestimmung der Tiere. Erneut stehen dem lediglich wirtschaftliche Ausbeutungsinteressen der Industrie gegenüber, die individuelle Grundrechte von Tieren niemals überwiegen können.

Franzoesische Bulldogge am Beatmungsgeraet
Tierrechte werden auch in der Heimtierindustrie missachtet.

Setzen Sie sich für Tierrechte ein!

Auch in der Bekleidungs- und Unterhaltungsindustrie leiden und sterben jeden Tag Millionen Tiere. Es gibt schlichtweg keine „humane“ Möglichkeit, Tiere zu nutzen. Wo die Ziele von Menschen mit den Bedürfnissen von Tieren in Konflikt geraten, sind die Tiere die Verlierer. Die Frage nach Nutzen und Missbrauch wird sich erst dann erledigt haben, wenn wir die Bedürfnisse von Tieren berücksichtigen und uns für eine Welt engagieren, in der Tiere für ihre eigenen Zwecke leben können.

Eine solche Welt ist nur möglich, wenn Tiere endlich als Personen mit eigenen Rechten anerkannt werden. Nur so wird Tieren auch rechtlich konsequent eine Gleichrangigkeit mit Blick auf ihre Interessen und Bedürfnisse zugestanden, die eine Überwindung der speziesistischen Ausbeutungslogik ermöglicht. Es ist dringend Zeit für einen gesellschaftlichen und rechtlichen Paradigmenwechsel! Erst dann kann ihre Unterdrückung, Ausbeutung und Tötung zum menschlichen „Nutzen“ endgültig beendet werden.

Setzen Sie sich mit uns für die Rechte der Tiere ein: Werden Sie aktiv!

Unterschreiben Sie unsere Petition an die zuständige politische Stelle, um dazu beizutragen, Grundrechte für Tiere im Gesetz zu verankern.

Wer nachhaltig dazu beitragen möchte, das Leid unzähliger Tiere in den verschiedenen Industrien zu beenden, sollte sich überdies für eine vegane Lebens- und Ernährungsweise entscheiden. Unser kostenloses Veganstart-Programm versorgt Sie bei Ihrem Einstieg in eine tierfreundliche Lebensweise 30 Tage lang unverbindlich mit hilfreichen Tipps, Infos und leckeren Rezepten. Darüber hinaus bietet Ihnen der integrierte Einkaufsguide unserer Veganstart-App Hilfe bei der Suche nach veganen Produkten – übersichtlich aufgelistet erfahren Sie, welche Lebensmittel Sie in welchem Geschäft finden. Melden Sie sich ganz einfach an und machen Sie mit – per E-Mail oder per App!