Alkoholische Getränke wie Wein und Bier wirken auf den ersten Blick vegan. Auf den Etiketten deutet meist nichts darauf hin, dass bei der Herstellung von alkoholischen Getränken auch tierische Stoffe zum Einsatz kommen können. Das Gute ist: Viele alkoholische Getränke sind vegan – aber leider nicht alle. Herauszufinden, welche das genau sind, ist aber nicht ganz so einfach.
Wer Sicherheit darüber haben will, ob die gewünschte Marke Bier, Wein, Sekt, Whisky, Wodka usw. vegan ist, dem hilft eine Anfrage beim Hersteller oder der Blick in Listen wie den PETA-Einkaufsguide. Die gute Nachricht: Wer gerne mal ein Gläschen Wein, Bier oder einen Cocktail trinken möchte, der kann das als vegan lebender Mensch meist auch tun – vor allem, wenn die folgenden Tipps beherzigt werden.
Zutaten und Hilfsmittel – warum alkoholische Getränke manchmal nicht vegan sind
Ob Hopfen, Malz und Gerste, Trauben, Äpfel oder Kartoffeln: Die Hauptzutaten für alkoholische Getränke wie Bier, Wein, Obstler, Wodka, Whisky und Cidre sind oftmals pflanzlich. Die meisten Menschen wissen allerdings nicht viel über den Herstellungsprozess, der durch den Einsatz tierischer Produkte immer wieder für böse Überraschungen sorgt. Alkoholische Getränke können auf unterschiedliche Weise mit tierischen Stoffen in Kontakt kommen:
- Als direkte Zutaten oder Zusatzstoffe
- Oder als Hilfsstoffe, die während der Produktion vorwiegend zur Klärung eingesetzt und dann entfernt bzw. inaktiv gemacht werden (unvermeidbare Spuren sind dabei erlaubt).
Diese Hilfsstoffe sind meist der Grund, warum ein alkoholisches Getränk überraschenderweise nicht vegan ist. Darüber hinaus werden im Auftrag mancher Hersteller oder Vereine leider auch immer wieder Tierversuche für alkoholische Getränke durchgeführt.
Warum ist es schwierig, vegane alkoholhaltige Getränke zu erkennen?
Die Gesetzeslage macht es Konsument:innen fast unmöglich, selbst zu erkennen, ob bestimmte alkoholische Getränke wirklich vegan sind oder ob Hersteller bei der Produktion ihrer Erzeugnisse tierische Stoffe einsetzen. Aber warum ist das so und was können Sie tun?
Die europäische Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) schreibt vor, dass alkoholische Getränke mit einem Alkoholgehalt über 1,2 Volumenprozent keine Zutatenliste tragen müssen – nur Bier ist hier ausgenommen. Für Zutaten oder Behandlungsmittel hingegen, die allergische Reaktionen auslösen können (z. B. Milch oder Eier), muss ein Hinweis in Form von „enthält…“ vorhanden sein. Außerdem muss auf bestimmte Zusatzstoffgruppen wie Farbstoffe und Geliermittel hingewiesen werden. [1, 2]
Für Nahrungsmittel und damit auch für alkoholische Getränke müssen Hersteller laut Gesetz in der Zutatenliste keine Angaben zu Zusatzstoffen machen, die als zusammengesetzte Zutat in das Lebensmittel gelangt. Beispiel: Eine Gewürzmischung ist eine zusammengesetzte Zutat.
Auch sogenannte Hilfsstoffe, die nach dem Herstellungsprozess wieder aus dem Produkt entfernt werden, müssen Hersteller nicht angeben – und genau an dieser Stelle bleibt leider viel Spielraum für den „versteckten“ Einsatz tierischer Produkte. [3, 4]
Von Albumin bis Hausenblase – diese Stoffe machen alkoholische Getränke nicht-vegan
Es gibt verschiedene Zutaten bzw. Stoffe, die bei der Herstellung von alkoholischen Getränken eingesetzt werden. Leicht zu erkennen sind tierische Inhaltsstoffe wie Eier, Milch oder Milchprodukte wie etwa Sahne. Auch Honig ist meist am Namen erkennbar. Schon schwieriger wird es beim Farbstoff „Echtes Karmin“ (auch E120 – roter Farbstoff aus Schildläusen). Dieser fand sich früher in Campari und ist auch heute teilweise noch in Biermischgetränken enthalten.
Hilfsstoffe werden in der Alkoholherstellung meist zum „Schönen“ bzw. „Klären“ verwendet, also zum Herausfiltern von Trübstoffen. Zum Einsatz kommen u. a. Gelatine oder Hausenblase (getrocknete Schwimmblase von Fischen, aber auch Chitosan (aus dem Außenskelet von Gliederfüßern wie Krebsen), Kasein (Milcheiweiß), Albumin oder Molkenproteine. [2, 5]
Ist Bier vegan?
Die gute Nachricht zuerst: In Deutschland gebrautes Bier dürfte in der Regel vegan sein. Der Deutsche Brauer-Bund teilt auf seiner Website mit:
Mit dem deutschen Reinheitsgebot hat dies aber nur bedingt etwas zu tun: Das Reinheitsgebot selbst ist nicht rechtlich bindend, dafür gibt es das sogenannte Vorläufige Biergesetz. Dieses Gesetz lässt zu, dass in Deutschland Biere auch nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut werden dürfen. Außerdem sind als Klärmittel alle Stoffe zugelassen, die mechanisch oder absorbierend wirken. Das verbietet die Verwendung von tierischen Hilfsmitteln nicht explizit.
Doch nicht nur der Deutsche Brauer-Bund gibt an, dass deutsche Biere vegan sind, auch verschiedene Hersteller äußern sich hierzu auf ihren Websites und auf Anfrage. [7, 8, 9, 10, 11, 12, 13]
Bei ausländischen Bieren kann es allerdings anders aussehen, denn sie werden teilweise traditionell mit Hausenblase geklärt. Unternehmen wie die irische Biermarke Guinness, die 2017 komplett auf eine tierfreie Methode umstieg, zeigen jedoch, dass auch hier ein Umdenken stattfindet. [5, 13]
Sind Wein, Sekt und Co. vegan?
Der Einsatz sogenannter Verarbeitungshilfsstoffe kann ein Grund sein, wieso Wein, Champagner, Perlwein, Portwein und Sherry manchmal nicht vegan sind. Diese Hilfsstoffe kommen bei der Herstellung zum Einsatz, um Trübstoffe herauszufiltern und den Wein geschmacklich zu stabilisieren. Hilfsstoffe und Trübstoffe verbinden sich, setzen sich ab und werden gemeinsam herausgefiltert.
Die folgenden tierischen Hilfsstoffe können bei der Klärung von Wein verwendet werden, müssen von den Herstellern jedoch nicht zwingend auf dem Etikett genannt werden:
- Eiklar
- Gelatine
- Kasein (Eiweißbestandteil der Milch)
- Hausenblase (gereinigte und getrocknete Schwimmblase von Fischen wie Hausen, Stör oder Wels)
Manchmal kann man nicht-vegane Weine anhand der Kennzeichnung von möglichen allergenen Stoffen erkennen. Immer mehr Weine – sowohl im Discounter als auch im Biomarkt – werden aber explizit als vegan gekennzeichnet. Beim Klären dieser veganen Weine kommen als Hilfsstoffe mineralische Stoffe wie Bentonit oder Proteine auf der Basis von Erbsen, Bohnen oder Kartoffeln zum Einsatz. [2, 14]
Sind Spirituosen vegan?
Produktanfragen ergeben meist, dass Spirituosen vegan sind. Darüber hinaus wächst die Auswahl an Alternativen zu Produkten, die typischerweise mit Eiern, Sahne oder Honig hergestellt werden. Auch Selbermachen ist hier eine Option.
Die meisten destillierten Schnapssorten sind vegan, darunter:
- Wodka
- Rum
- Obstbrand
- Likör
- Gin
- Cognac
- Brandy
- Whisky
- Calvados
- Tequila
Ausnahmen, die meist offensichtlich tierische Produkte enthalten, gibt es natürlich auch. Die folgenden Spirituosen sind nicht vegan:
- Eierlikör
- Sahnelikör
- Einige Sorten Rum und Whisky, die mit Honig hergestellt werden
- Manche Martini-Marken
Importierter Wodka, der im Rahmen der Zuckerherstellung mit Tierknochen in Verbindung kommt, scheint eher die Ausnahme zu sein. Auch manche Whiskysorten, die in Fässern von Sherry reifen, der eventuell nicht vegan ist, sind eher selten. Manche Martini-Marken enthalten laut Herstellerangaben tierische Produkte und sind damit nicht vegan. [15]
Sind Cocktails immer vegan? Tipps für vegane Cocktails
Für alle, die sicher sein wollen, dass ihr Cocktail vegan ist, empfiehlt sich die eigene Herstellung. Ansonsten hilft auch ein genauer Blick in die Barkarte bzw. die direkte Nachfrage beim Barpersonal. Stolperfallen sind beispielsweise Cocktails wie Bloody Mary mit Zutaten wie Worcester Sauce, die nicht vegan ist, die Verwendung von nicht veganem Sirup oder nicht veganer Limonaden. [5, 15, 16]
Labels und Produktanfragen – wie erhalte ich Gewissheit, dass alkoholische Getränke vegan sind?
Mittlerweile hat sich in der Branche herumgesprochen, dass vegane Lebensmittel gefragt sind. Hersteller kennzeichnen ihre veganen Produkte daher zunehmend selbst oder mit Labeln verschiedener Organisationen – vor allem bei Wein.
Ebenfalls sicher und sinnvoll ist eine Produktanfrage. Dies signalisiert den Herstellern die wachsende Nachfrage nach veganen Produkten und den Wunsch nach einer besseren Kennzeichnung. Damit helfen Sie auch den Tieren.
Nicht nur vegan ist wichtig im Umgang mit alkoholischen Getränken
Wer beim Konsum von Alkohol auf Nummer sicher gehen möchte, der sollte nicht nur darauf achten, dass keine Tiere zu Schaden kommen. Es ist auch wichtig, die eigene Gesundheit im Auge zu behalten.
Schwangere sollten komplett auf Alkohol verzichten, damit sie kein Risiko für schwere Schädigungen des Kindes eingehen. Im Hinblick auf alle übrigen Konsument:innen werden als maximal tolerierbare Alkoholzufuhr derzeit 10 g/Tag für gesunde Frauen und 20 g/Tag für gesunde Männer angesehen. Diese 10 g Alkohol sind in einem „Getränk“ enthalten, also zum Beispiel in einem kleinen Glas Bier, Wein oder Schnaps.
Es gibt keine allgemeine Empfehlung, überhaupt alkoholische Getränke zu konsumieren. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zählt der Alkoholkonsum zu den zehn weltweit bedeutendsten Gesundheitsrisiken. Durch einen regelmäßigen Alkoholkonsum werden u. a. die Muskelleistung beeinträchtigt, Nerven und Organe wie Leber und Bauchspeicheldrüse geschädigt und die Entstehung psychischer Störungen und Krebskrankheiten begünstigt. [17, 18]
Probieren Sie jetzt die vegane Ernährung
Was sich schwierig anhört, ist vor den Supermarktregalen meist sehr einfach: Label und entsprechende Listen sowie Herstellerangaben zeigen auf einen Blick, ob ein bestimmtes alkoholisches Getränk vegan ist. Wenn es also mal ein Bierchen, ein Glas Wein oder ein Cocktail sein soll, wählen Sie einfach die klar gekennzeichnete, tierleidfreie Variante.
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Quellen
[1] Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (31.02.2019): Spirituosen ohne Zutatenliste, https://www.lebensmittelklarheit.de/fragen-antworten/spirituosen-ohne-zutatenliste (eingesehen am 20.01.2022)
[2] Institut Heidger (23.11.2015): Allergene (Albumin, Casein, Lysozym), https://www.institut-heidger.de/allergene (eingesehen am 20.01.2022)
[3] Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (16.02.2021): Technische Hilfsstoffe, https://www.lebensmittelklarheit.de/fragen-antworten/technische-hilfsstoffe (eingesehen am 20.01.2022)
[4] Bundesverband der Verbraucherzentralen und Verbraucherverbände – Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (12.07.2021): Kennzeichnung von Lebensmitteln, https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/kennzeichnung-und-inhaltsstoffe/kennzeichnung-von-lebensmitteln-5430 (eingesehen am 20.01.2022)
[5] The Vegetarian Society of the United Kingdom: Fact Sheets: Alcohol, https://www.vegsoc.org/page.aspx?pid=734 (eingesehen am 20.01.2022)
[6] Die deutschen Brauer Deutscher Brauer-Bund e.V.: Unser Reinheitsgebot – weltbekannt und in aller Munde – Fragen und Antworten, http://www.reinheitsgebot.de/startseite/reinheitsgebot/fragen-und-antworten/ (eingesehen am 20.01.2022)
[7] Neufassung des Vorläufigen Biergesetzes, eingesehen unter Bundesanzeiger Verlag GmbH: https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?start=%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl193s1399.pdf%27%5D#__bgbl__%2F%2F*%5B%40attr_id%3D%27bgbl193s1399.pdf%27%5D__1542644379349 (eingesehen am 20.11.2018)
[8] Verlag C.H.BECK oHG: B 95. Vorläufiges Biergesetz, Freytag, Erbs/Kohlhaas Strafrechtliche Nebengesetze 184. Ergänzungslieferung 2011, https://beck-online.beck.de/?vpath=bibdata/komm/ErbsKoStrafRNebG_184/BierG/cont/ErbsKoStrafRNebG.BierG%2Ehtm (eingesehen am 20.01.2022)
[9] Stiftung Warentest (16.03.2016): 500 Jahre Reinheitsgebot: Deutsches Bier – was darf rein und was ist drin?, https://www.test.de/500-Jahre-Reinheitsgebot-Deutsches-Bier-was-darf-rein-und-was-ist-drin-4991639-0/ (eingesehen am 20.01.2022)
[10] Braumagazin (2015): Das Reinheitsgebot ist tot – lang lebe das Reinheitsgebot, https://braumagazin.de/article/reinheitsgebot-ist-tot/,(eingesehen am 20.01.2022)
[11] Slow Brewing Institut – Das Brauen mit Zeit für Geschmack e.V.: Die Reinheitsgebote im rechtlichen Kontext, https://slow-brewing.com/blog_post/die-reinheitsgebote-im-rechtlichen-kontext/, (eingesehen am 20.01.2022)
[12] Bitburger Braugruppe GmbH: FAQs, https://www.bitburger.de/kontakt/faq/, (eingesehen am 20.01.2022)
[13] Süddeutsche Zeitung (05.05.2017): Guinness wird jetzt vegan, https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/bier-marketing-guinness-wird-jetzt-vegan-1.3492393, (eingesehen am 20.01.2022)
[14] Verbraucherzentrale Bayern e.V. (06.06.2019: Was ist veganer Wein?, https://www.verbraucherzentrale-bayern.de/wissen/haetten-sies-gewusst/was-ist-veganer-wein-37009, (eingesehen am 20.01.2022)
[15] Vegan Food & Living (11.01.2017): A vegan’s guide to ethical alcohol, https://www.veganfoodandliving.com/a-vegans-guide-to-ethical-alcohol/, (eingesehen am 20.01.2022)
[16] Barnivore: Martini Rosso is Not Vegan Friendly http://www.barnivore.com/products/798-martini-rosso (eingesehen am 20.01.2022)
[17] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V.: Referenzwerte – Alkohol, https://www.dge.de/wissenschaft/referenzwerte/alkohol/, (eingesehen am 20.01.2022)
[18] Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. (29.11.2011): Mit jedem Glas Alkohol steigt das Krebsrisiko, https://www.dge.de/presse/pm/mit-jedem-glas-alkohol-steigt-das-krebsrisiko/, (eingesehen am 20.01.2022)