Vogelkäfige: Warum man Vögel nicht einsperren sollte

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Seit Jahrhunderten sind Menschen fasziniert von der Anmut des Anblicks fliegender Vögel und von ihrem friedlichen Gesang. Doch leider entscheiden sich noch immer viele Menschen dazu, Vögel als sogenannte Haustiere einzusperren, anstatt ihre Schönheit in ihrer natürlichen Umgebung, wo sie sich wohlfühlen, zu erkunden und zu genießen. Die Tiere werden zwangsweise zu Gefährten des Menschen.

Obwohl wir sie derart bewundern und uns an ihnen freuen, schaden wir ihnen und sperren sie in Käfige. Wer Vögeln wirklich etwas Gutes tun will, der sperrt sie nicht ein, sondern beobachtet sie in freier Natur – wo sie hingehören und artgerecht leben können.

Vögel in Käfighaltung können ihrem Grundbedürfnis Fliegen nicht nachkommen

Für Vögel gehört das Fliegen zum Leben wie für uns das Atmen. Doch genau diese Fähigkeit rauben wir den Tieren, wenn wir sie einsperren – zusammen mit all ihren anderen Bedürfnissen und Wünschen. In freier Wildbahn putzen sie sich, knabbern an Ästen und Blättern, leben oft in großen Kolonien, die ihnen Schutz bieten und wo sie sich sicher fühlen, und fliegen jeden Tag teils kilometerweit.

Einige Papageienarten legen pro Tag knapp 50 km zurück. Und Küstenseeschwalben fliegen in einem Jahr sogar fast 90.000 km. In Freiheit leben die meisten Vögel niemals alleine. Trennt man sie, rufen sie immer wieder nach ihren Artgenossen oder ihrem Partner, da sie stark unter der Trennung leiden. Viele Arten, wie beispielsweise Tauben, ziehen ihre Kinder als Paar gemeinsam groß und bleiben ein Leben lang zusammen.

Es gibt bessere Wege, die Schönheit und Faszination von Vögeln zu genießen, ohne diese in Käfigen zu halten. Diese tierfreundlichen Möglichkeiten haben Sie stattdessen:

  • „Birding“: Beobachten von Vögeln in freier Wildbahn.
  • Schaffen von vogelfreundlichen Lebensräumen in Gärten und an öffentlichen Orten durch Nahrungsangebot, Nistangebot und Wasser zum Trinken und Baden.
  • Schutz von bedrohten Arten und deren Lebensräumen in entsprechenden Projekten und Kampagnen.

Ist es Tierquälerei, Vögel in Käfigen zu halten?

Das Leben in Gefangenschaft wird für viele Vögel zur Todesstrafe. Ihnen das Fliegen zu verbieten, kommt Tiermissbrauch gleich. Denn es raubt diesen beeindruckenden Tieren ihr natürlichstes Verhalten. Oft leiden die Tiere in Gefangenschaft unter chronischem Stress, was dazu führt, dass sie sogenannte stereotype Verhaltensweisen entwickeln. Sie wackeln ständig mit dem Kopf oder beißen in die Gitterstäbe ihrer Käfige. Aufgrund der starken psychischen Belastung beginnen die Tiere zu zittern, brechen völlig zusammen, reißen sich die Federn aus oder verstümmeln sich selbst – manchmal aus Verzweiflung sogar bis zum Tod.

Zwei Wellensittiche sitzten auf einem Ast
Vögel sind meist sehr soziale Tiere, die einen Sozialpartner dringend benötigen.

Die Psychologin und Ökologin Gay Bradshaw (PhD) begründete den Forschungsbereich der speziesübergreifenden Psychologie. Ihr zufolge leiden Vögel in Gefangenschaft unter einer komplexen posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), da sie über einen langen Zeitraum hinweg immer wieder Leid erfahren. In Gefangenschaft gehaltene Papageien zeigen ähnliche Symptome wie Menschen, die unter komplexer PTBS leiden, z. B. anhaltende Traurigkeit, Suizidgedanken, explosive Wut, Isolation und Misstrauen. Viele gerettete Papageien sind schlichtweg zu traumatisiert, um später auf Lebenshöfen noch Bindungen zu Menschen oder anderen Vögeln aufbauen zu können. Es dauert lange, bis es ihnen besser geht, wobei sie sich nicht immer vollständig erholen

Welche Vögel kann man im Käfig halten?

Grundsätzlich müssen bei der Haltung von Vögeln immer die Bedürfnisse der Tiere im Vordergrund stehen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass ein Käfig oder eine Voliere niemals den Ansprüchen von Vögeln an ihr natürliches Umfeld gerecht werden kann und ein Käfig oder eine Voliere ihnen ihre Freiheit raubt.

Wenn Sie sich nach reichlicher Überlegung dazu entscheiden, beispielsweise Wellensittiche, Kanarienvögel oder Nymphensittiche aus dem Tierheim zu adoptieren, eignet sich am besten ein ganzes „Vogelzimmer“, welches an die spezifischen Bedürfnisse der Tiere angepasst ist und alle Sicherheitsvorkehrungen (keine offenen Kabel oder Fenster) erfüllt. Sollten die Tiere in einer Voliere oder einem entsprechend großräumigen Käfig gehalten werden, muss sichergestellt sein, dass die Vögel täglich über einen längeren Zeitraum frei in einem Zimmer oder der Wohnung fliegen können. In diesem sicheren Umfeld sollten sie so viel Zeit wie möglich außerhalb des Vogelkäfigs verbringen.

Wellensitiche in Käfigen
Für Zoohandlungen und Baumärkte werden die Vögel unter schlimmsten Bedingungen „produziert“.

Vogelhaltung und Vogelzucht verursachen Leid und kranke Tiere

In deutschen Haushalten leben etwa 3,7 Millionen Vögel [1]. Oftmals haben diese Tiere weder ausreichend Platz, Kontakt zu Artgenossen noch geistige Anregung. Zeigen sie natürliche Verhaltensweisen wie das Rufen nach Artgenossen, Beißen oder das Werfen von Nahrung, sind viele Menschen damit überfordert und setzen die Tiere illegal aus und überlassen sie damit dem Tod oder isolieren sie völlig.

In Gefangenschaft gezüchtete Vögel werden in Scheunen, Schuppen oder Lagerhallen aufbewahrt. Hunderte oder sogar Tausende Tiere leben dort umgeben von ungewohnten Geräuschen und anderen Tierarten – und inmitten ihrer eigenen Ausscheidungen. Bei vielen Tieren löst die Gefangenschaft Depressionen oder aggressives Verhalten aus. Einige verstümmeln sich selbst oder andere. Die Umgebung und der Stress fördern die Entstehung von Krankheiten, die die Vögel mit in die Zoohandlungen und heimischen Wohnzimmer nehmen. Die Zucht der Tiere fördert enormes Leid und raubt Tausenden Individuen ihre Freiheit.

Vögel eingepfercht im Käfig
Bitte kaufen Sie niemals einen Vogel in einer Zoohandlung, in deren „Produktionsanlagen“ Tiere Tag für Tag leiden.

So helfen Sie Vögeln in Privathaltung

Unterstützen Sie jetzt unsere Forderung nach einem Heimtierschutzgesetz. Dieses könnte die Lebensqualität unzähliger Vögel in deutschen Haushalten nachhaltig verbessen, indem beispielsweise die Gruppenhaltung sozial lebender Tiere endlich gesetzlich geregelt wird.